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Welt der Späne 12. September 2023

Eine neue Ära der Präzisionsbearbeitung

„Im Gesamtprozess steckt noch viel Potenzial.“ Wie viel, erklärt Röders-Geschäftsführer Jürgen Röders hier und auf der EMO anhand seiner neuen Maschinen-Baureihe RPT.

Jürgen Röders in der Werkzeugmaschinen-Montage in Soltau: „Präzisionsteile von A bis Z montagefertig von der Maschine nehmen – können nicht viele. Wir werden genau das aber auf der EMO demonstrieren.“
Jürgen Röders in der Werkzeugmaschinen-Montage in Soltau: „Präzisionsteile von A bis Z montagefertig von der Maschine nehmen – können nicht viele. Wir werden genau das aber auf der EMO demonstrieren.“

Wie sieht die Werkzeugmaschine der Zukunft aus? „Wenn Sie Präzision erzeugen wollen, brauchen Sie geometriestabile Maschinen: mit umfassender Temperierung in allen Achsen, Gestell, Kabine und Spindeln, mit 32-kHz-Steuerung und vor allem integrierte Messsysteme – das verkürzt den Gesamtprozess wesentlich“, skizziert Jürgen Röders die Rahmenbedingungen seiner neuen Maschinenbaureihe RPT – aber eigentlich das Erfolgsrezept seiner Maschinenbaufirma.

Herr Röders, auf der EMO werden Sie mit einer neuen Maschine, die auf das µm genau fräst, schleift und vermisst, eine neue Ära der Präzisionsbearbeitung vorstellen. Sind damit der hochpräzisen Komplettbearbeitung Tür und Tor geöffnet?

Kann man so sagen. Der Mehrwert liegt vor allem in dem Nicht-Umspannen. Präzisionsteile von A bis Z montagefertig von der Maschine nehmen – können nicht Viele. Wir werden aber demonstrieren, dass sowas auch innerhalb einer Toleranz von unter 5 µm machbar ist, einschließlich Messprotokoll – und das ist dann tatsächlich eine Revolution.

Revolution? Okay. Und das Argument, mit dem ausgelagerten Messprozess und den gewonnenen Spindelkapazitäten lassen Sie nicht gelten?

Gelten schon. Aber es geht um Präzisionsteile, die auch unter Kostendruck stehen. Entscheidend für eine drastische Kostensenkung ist, dass Arbeitsgänge eingespart werden, um die Durchlaufzeiten zu senken. Wenn Sie Fräsen, Schleifen und Messen in einer Maschine verlässlich kombinieren können, dann ist das ein entscheidender Vorteil. Deshalb sind die paar Minuten für den Messzyklus am Ende des Bearbeitungsprozesses auf der Maschine das kleinere Problem – zumal Sie mit unserem Konzept auch noch on top fix und fertig das Messprotokoll im gewünschten digitalen Format erzeugen und archivieren können. Die Maschinen sind so konzipiert, dass es eine Eigenkontrolle gibt, d.h. sie prüfen und kalibrieren selber ihre Messgenauigkeit, ähnlich wie das bei Koordinatenmessmaschinen im Rahmen der ISO einmal im Jahr gemacht werden sollte, nur dass die Eigenkontrolle der Maschine schnell und damit viel öfter durchgeführt werden kann.

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Jürgen Röders vor der ultrahochgenauen Zeiss-Xenos: „Innerhalb einer Toleranz von unter 5 µm fertigen ist machbar – einschließlich Messprotokoll. Das beweisen wir jeden Tag mit dem richtigen Equipment in unserer Werkzeugmaschinen-Montagehalle in Soltau – und jetzt auf der EMO.“
Jürgen Röders vor der ultrahochgenauen Zeiss-Xenos: „Innerhalb einer Toleranz von unter 5 µm fertigen ist machbar – einschließlich Messprotokoll. Das beweisen wir jeden Tag mit dem richtigen Equipment in unserer Werkzeugmaschinen-Montagehalle in Soltau – und jetzt auf der EMO.“

Das klingt schon sehr idealisiert. Wo sehen Sie für dieses Konzept die Präzisions-Schallmauer?

Es gibt nicht viele Maschinenhersteller, die wirklich unter 1 µm fertigen und vor allem prüfen können. Entsprechend sind einfach die Ergebnisse: Mit unseren Bearbeitungszentren lassen sich per Koordinatenschleifen auf das µm genau Geometrien oder sogar spiegelnde Oberflächen erzeugen. Genauere Teile können Sie derzeit auf einer Werkzeugmaschine nicht produzieren.

Reichen für diese Oberflächen die richtige Werkzeugauswahl und die genau gefertigten Maschinenbauteile?

Das ist ein Element von vielen. Das A und O sind natürlich die Steuerung und die Spindel – und in der Entwicklung von hochpräzisen Maschinen würden wir bestimmt ohne Beachtung der einzelnen Aggregate und des Schwingungsverhaltens der einzelnen Komponenten keine Optimierungen erzielen können.

Welche Rolle wird künftig noch Ihre Domäne, die HSC-Bearbeitung, spielen? Und welchen Einfluss wird 5G haben?

Da sind wir doch mittendrin: Ich habe 1991 alles richtig gemacht und bin trotz vieler ‚Unkenrufe‘ aus der Branche und von Wettbewerbern mit der ersten High-Speed-Cutting-Maschine auf der Hannover Messe auf den Markt gekommen. Es hat sich gelohnt. Wir verkaufen heute nach wie vor viele HSC-Maschinen, in Summe über 150 pro Jahr. Und heute laufen auf fast allen neueren Maschinen viele HSC-Prozesse. Ganz zuvorderst ist wohl das Hochvorschubfräsen zu nennen.

Und 5G?

5G ist ein reiner Funkstandard, der für unsere Maschinen von untergeordneter Bedeutung ist. Entscheidend bei Werkzeugmaschinen ist die CNC-Taktung. Nur mit 32 kHz erreichen Sie maximale Genauigkeit und mehr Leistung gegenüber den mit meist 16 kHz getakteten Maschinen – und generieren so deutliche Vorteile.

Auf der EMO werden wir also die neue Werkzeugmaschinen-Generation von Röders sehen: zum Fräsen, Bohren, Koordinatenschleifen und Messen. Das konnten Ihre Maschinen aber schon vorher mit dem integrierten Messzyklus von m&h. Was ist das Besondere an den neuen Maschinen?

Auf der EMO werden wir erstmals unsere neue Precitemp-Technologie live vorstellen. Damit ist die Werkzeugmaschine auch bei nicht konstanten Umgebungstemperaturen am Aufstellort hochpräzise. Eingebunden ist das Konzept in eine neue Baureihe, die RPT – Röders Precision Technologies. Die bietet höchste Präzision, noch bessere Oberflächen und mehr Dynamik. Darüber hinaus zeigen wir hochpräzise Teilefertigung durch Fräsen und Schleifen, automatisiert mit Direktspannung der Teile im Zentrumsspanner, also ohne Paletten. Trotzdem können Sie in derselben Anlage auch Werkstücke auf Paletten automatisch bearbeiten. Unsere platzeffizienten Handlingsgeräte sind durch entsprechende Greiferwechsel sehr flexibel.

Röders stellt auf der EMO die hochgenaue Werkzeugmaschinenbaureihe RPT vor. Erster Beweis für die Temperaturstabilität der Röders-Precision-Techologies-Baureihe ist die Messkurve der Abweichung während eines 70-stündigen Testlaufs in Soltau.
Röders stellt auf der EMO die hochgenaue Werkzeugmaschinenbaureihe RPT vor. Erster Beweis für die Temperaturstabilität der Röders-Precision-Techologies-Baureihe ist die Messkurve der Abweichung während eines 70-stündigen Testlaufs in Soltau.

Was ist das Geheimnis der neuen RPT-Baureihe? Was haben Sie mechanisch weiterentwickelt?

Die RPT-Maschinen haben ein weiterentwickeltes Führungskonzept, das bezüglich des Laufverhaltens mit hydrostatischen Führungen vergleichbar ist. Damit können Sie noch bessere Oberflächen herstellen.  Und wie gut das alles funktioniert – sehen Sie auf der EMO nur bei Röders in Halle 12-D48. Mehr zu präzisen Werkzeugmaschinen erklärt Röders auf seiner Website.

Und wussten Sie schon: Mit den Werkzeugmaschinen von Röders lassen sich auch hochglänzende Oberflächen erzeugen. Zusammen mit dem Kooperationspartner Aura hat Prokurist Dr. Oliver Gossel vor kurzem in NCFertigung erklärt, wie dieser Hochglanz sogar ohne Werkzeugschneide erzeugbar ist. 

Eine stabile, hochdynamische Werkzeugmaschine ist Pflicht. Nur so lassen sich mit den PKD-Kugeln und dem Reib- und Schleifprozess glänzende Oberflächen produzieren.
Hochglanz ohne Schneide erzeugen
Beeindruckend: Hochglänzende Stahl- und Edelstahloberflächen mit nachweisbaren Güten von Ra 10 nm und besser erzielen. Wie das funktioniert, erklären Röders und Aura.

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