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Thema der Woche 7/2024 12. Februar 2024

Die besten Absatzmärkte 2024 für Präzisionswerkzeuge

Präzisionswerkzeuge, Spanntechnik, Werkzeugbau spielen eine Schlüsselrolle beim Umbau zur klimaneutralen Produktion. Wo beste Absatzchancen bestehen, erklärt der VDMA.

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Prinzipiell laufen die Geschäfte der deutschen Präzisionswerkzeug-Hersteller gut, fasste der Vorsitzende des VDMA-Fachverbands Stefan Zecha während der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt zusammen. Demnach erwarten die Hersteller von Präzisionswerkzeugen sogar wieder eine Marktbelebung im zweiten Halbjahr 2024, nachdem im vergangenen Jahr ein Umsatz mit knapp 10 Mrd. Euro ein deutliches Plus ergab. Seit 2020 stieg damit der Produktionswert der Präzisionswerkzeuge von 8,4 auf 9,7 Mrd. Euro stetig an, konnte aber das Allzeithoch von 11,2 Mrd. Euro in 2018 bei weitem nicht erreichen, aber pendelt sich zwischen den damaligen Rekordjahren 2015 und 2016 mit 9,6 und 9,9 Mrd. Euro ein.

Umsatzplus um 3% auf 9,7 Mrd. Euro

„Nominal stieg der Umsatz der Präzisionswerkzeug-Hersteller 2023 gegenüber 2022 (9,4 Mrd. Euro) um 3% auf 9,7 Mrd. Euro“, berichtete Stefan Zecha auf der Jahres-Pressekonferenz in Frankfurt. „Das Plus wäre eine positive Nachricht, wenn Inflation, Kostensteigerungen, Steuerlast und steigende Bürokratieaufwände den Gewinn nicht auffressen würden. Denn zu den bereits bestehenden wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Transformation und den Strukturwandel in den wichtigen Abnehmerbranchen kommen immer neue Krisen und nachteilige Rahmenbedingungen, die für viele Unternehmen mittlerweile existenzbedrohende Ausmaße angenommen haben“, ergänzte Stefan Zecha.

Stefan Zecha: „Der Inlandsmarkt für Präzisionswerkzeuge setzte mit plus 4% trotz des schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfelds positive Akzente.“
Stefan Zecha: „Der Inlandsmarkt für Präzisionswerkzeuge setzte mit plus 4% trotz des schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfelds positive Akzente.“

Positive Akzente im Inland – und im Export

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Der Inlandsmarkt für Werkzeuge setzte mit plus 4% trotz des schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfelds positive Akzente. Insbesondere die wieder funktionierenden Lieferketten und die dadurch stark gestiegene Inlandsproduktion der deutschen Autoindustrie sowie die hohe Produktionsauslastung und Auslieferungen im Maschinenbau machten sich hier bemerkbar, betonte Stefan Zecha. Der Export legte 2023 insgesamt um 2% zu. Allerdings – wie schon im vergangenen Jahr - mit deutlich unterschiedlicher Entwicklung in den einzelnen Branchen und Zielländern. Einheitlich und hartnäckig hielt sich für alle die Schwäche im Chinageschäft.

Die gute Entwicklung erklärt der VDMA vor allem mit dem Exportwachstum in der USA , Schweiz und Frankreich.
Die gute Entwicklung erklärt der VDMA vor allem mit dem Exportwachstum in der USA , Schweiz und Frankreich.

Wirtschaftsindikatoren signalisieren gebremste Belebung – Chinaexport: -16%

Aktuell weltweit rückläufige Wirtschaftsindikatoren in den Einkaufsmanagerindizes und Investitionserwartungen führen dazu, dass die Branche mit einer Belebung des Marktes erst ab der zweiten Jahreshälfte 2024 rechnet. Die gute Entwicklung erklärt der VDMA vor allem mit dem Exportwachstum in die USA auf 343,1 Mio. Euro (+6,7%), Schweiz (235,7 Mio., +7%), Frankreich (197,7 Mio., +5,6%), Polen (148,6 Mio., +3,1%) und Tschechien mit +5,5% auf 124,4 Mio. Euro. Den größten Export-Rückgang verzeichnete der VDMA nach China mit -16% auf 177,3 Mio. Euro, deutlich vor Italien (223,4 Mio., -2,9%) und den Niederlanden (343 Mio., -1,1%), das knapp hinter den USA als zweitgrößter Exportmarkt für deutsche Zerspanungswerkzeuge deutlich vor der drittplatzierten Schweiz liegt.

Spannwerkzeuge nur in China und Österreich rückläufig

Indes hatte die Spanntechnik nach Angaben des Vorsitzenden der Fachabteilung Spannzeuge, Philipp Ehrhardt, ein relativ erfolgreiches Jahr 2023 hinter sich. Im Inland erreichte die Branche durch den Schub im Erstausrüstergeschäft ein Umsatzplus in der Größenordnung von 10%. Die in diesem Jahr exportierten Spannzeuge sorgten ebenfalls für Zuwächse. Insgesamt konnten die Auslandslieferungen um 4% gesteigert werden. Insbesondere auf dem amerikanischen Markt konnte die Spanntechnik wieder erfolgreiche Geschäfte verbuchen.

Gute Märkte: Auch in Mittel- und Südamerika konnten die Spannzeugehersteller 2023 wie schon im Jahr zuvor Exportzuwächse verbuchen. Das Geschäft mit Mexiko zog um 14% an, die Lieferungen nach Brasilien um immerhin 3%.
Gute Märkte: Auch in Mittel- und Südamerika konnten die Spannzeugehersteller 2023 wie schon im Jahr zuvor Exportzuwächse verbuchen. Das Geschäft mit Mexiko zog um 14% an, die Lieferungen nach Brasilien um immerhin 3%.

Spanntechnik stark in USA, Mexiko, Brasilien

In die USA konnten die Exporte nach den sehr starken Zuwächsen des Vorjahrs noch einmal um 5% gesteigert werden. Damit behaupteten die Vereinigten Staaten ihre Stellung als größter Einzelmarkt für die deutsche Spanntechnik. Auch in Mittel- und Südamerika konnten die Spannzeugehersteller 2023 wie schon im Jahr zuvor Exportzuwächse verbuchen. Das Geschäft mit Mexiko zog um 14% an, die Lieferungen nach Brasilien um immerhin 3%. Der chinesische Markt enttäuschte dagegen weiterhin. Die nach wie vor schwache Investitionstätigkeit im Reich der Mitte ließ die Exporte von Spanntechnik nach China von Januar bis November nochmal um 5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum sinken.

Flugzeugbau in Frankreich, Maschinenprojekte in Italien

Die Exporte in die europäischen Partnerländer konnten überwiegend leicht gesteigert werden. Im Schnitt der EU-27 Länder lagen die Lieferungen 4% im Plus. Etwas stärker stiegen die Exporte nach Italien, was sich wie, im deutschen Markt zum Teil durch die Fertigstellung und Auslieferung im Zusammenhang mit Werkzeugmaschinenprojekten erklärt. In Frankreich setzte unter anderem der Flugzeugbau positive Akzente und ließ die Lieferungen um 10% steigen, berichtet Philipp Ehrhardt.

Werkzeugbauexporte legen zu: in der Schweiz, Tschechien, Mexiko, Polen

„Der deutsche Werkzeugbau sieht etwas Licht am Ende des Tunnels. Und wir hoffen, dass es nicht die Lichter des nächsten entgegenkommenden Zuges sind.“ Immerhin, so Marco Schülken, Vorsitzender des VDMA Werkzeugbaus, konnte in den ersten 9 Monaten des Jahres 2023 die Produktion von Formen, Stanzwerkzeugen und Vorrichtungen eine spürbare Steigerung vermelden. Getrieben wurde dieser Zuwachs aus dem Inlandsmarkt. Hier konnte auch eine entsprechende Umsatzsteigerung verzeichnet werden. Das Auslandsgeschäft, so Marco Schülken, zeigte sich dagegen für die deutschen Werkzeugbauer in der Statistik ohne Impulse. Insgesamt blieben die Lieferungen von Stanzwerkzeugen, Formen und Vorrichtungen ins Ausland von Januar bis November rund 1% unter dem niedrigen Vergleichswert aus dem Zeitraum 2022. Dies ist unter anderem einem Basiseffekt im wichtigen USA-Geschäft geschuldet, erklärt Marco Schülken.

Nicht gut lief es für den Absatz von deutschen Werkzeugbau-Produkten im Vereinigten Königreich. Der Export ging um 37% zurück. Stark legte dagegen die Schweiz zu, die Lieferungen stiegen um 15%.
Nicht gut lief es für den Absatz von deutschen Werkzeugbau-Produkten im Vereinigten Königreich. Der Export ging um 37% zurück. Stark legte dagegen die Schweiz zu, die Lieferungen stiegen um 15%.

USA erfreulich

Großprojekte im Frühjahr 2022 hatten in den USA für ein Rekordjahr gesorgt und diesem steht nun im bisher erfassten Jahresverlauf ein Rückgang von 11% gegenüber. Betrachtet man den Trend ohne diesen Effekt, blieb die Nachfrage aus dem größten Exportmarkt aber intakt und zog zum Jahresende auch wieder erfreulich an, berichtet Marco Schülken. Die Nachfrage der europäischen Märkte blieb 2023 schwach. Die Exporte in die EU27-Partnerländer konnten hierbei insgesamt zumindest stabil auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums gehalten werden. Die einzelnen Länder entwickelten sich dabei allerdings zum Teil deutlich unterschiedlich. Die Lieferungen nach Tschechien konnten nach einem schwachen Vorjahr wieder kräftig gesteigert werden, während Österreich mit einem Rückgang um ein Drittel ein deutliches Minus verzeichnete.

Starke Impulse aus der Schweiz – schwaches England

Die Lieferungen in die Nicht-EU-Länder Europas gingen dagegen insgesamt deutlich zurück. So zum Beispiel die Exporte in das Vereinigte Königreich um 37 Prozent. Stark legte dagegen die Schweiz zu, die Lieferungen stiegen um 15 Prozent. Die Eidgenossen behaupteten damit den Rang als drittwichtigster Exportmarkt knapp vor Tschechien. Das nach wie vor als zweitgrößter Markt wichtige Chinageschäft ging 2023 abermals zurück. Immerhin, so Marco Schülken, werden die Minusraten kleiner und die Lieferungen in das Reich der Mitte lagen nur noch um 3% unter dem Vorjahresvergleichswert.

VDMA fordert weniger Bürokratie, offene Märkte, bezahlbare Energie

Unterm Strich prognostiziert der VDMA den Produktionswert für Präzisionswerkzeuge aber nur auf das gleiche Niveau wie 2023 mit 9,7 Mrd. Euro. Warum der Fachverband so zurückhaltend in die Zukunft prognostiziert, erklärt Stefan Zecha: „Was die Unternehmen dringend brauchen, sind bessere Rahmenbedingungen: Schneller Bürokratieabbau, offene Märkte, neue Freihandelsabkommen, der Abbau von Handelshemmnissen, bezahlbare Energie, ein investitionsfreundliches Steuersystem mit niedrigeren Unternehmenssteuern und besseren Abschreibungsbedingungen!“

Wichtige Impulse 2024: AMB in Stuttgart und WCTC in Osaka

Von der wichtigsten europäischen Messe in diesem Jahr, der AMB in Stuttgart vom 10. bis 14. September 2024, erwarten die ausstellenden Branchen Zerspanwerkzeuge und Spanntechnik nachhaltige Konjunkturimpulse, denn innovative Produktionstechnologie wird immer gebraucht – insbesondere jetzt, weil Präzisionswerkzeuge beim Umbau zur klimaneutralen Produktion eine Schlüsselrolle spielen.

Dreitägiges Technologieforum auf der AMB

Der VDMA Präzisionswerkzeuge steht auf der AMB mit einem Infostand mitten unter den Werkzeug-Herstellern. Dort veranstaltet er wieder das dreitägige Technologieforum mit zahlreichen Vorträgen zu den neuesten Trends, auf dem die VDMA Mitglieder die Ergebnisse ihrer Entwicklungen und konkrete technische Anwendungsbeispiele zeigen. Das Themenspektrum umfasst die Zerspanung und Spanntechnik, die Mess- und Prüftechnik, Digitalisierung, Startups und Forschungsprojekte.

Highlight vom 21.bis 24. Mai in Japan

Als weiteren echten Lichtblick in 2024 bezeichnete unterdessen der neue Vorsitzende der Fachabteilung Wendeschneidplatten, Markus Horn, die geplante WCTC-Weltkonferenz der Hersteller von Zerspanungswerkzeugen und Spannzeugen. Auf Einladung des japanischen Verbandes Japan Cutting & Wear-resistant Tool Association (JTA) würde die World Cutting Tool Conference WCTC 2024 vom 21. bis 24. Mai 2024 in Osaka stattfinden.

Neuer ECTA-Präsident – neue Fachabteilung Wendeschneidplatten

Dieses Veranstaltungsformat, betont Markus Horn, bietet für die Hersteller von Zerspanungswerkzeugen und Spanntechnik ein internationales Forum und eine Netzwerkplattform im 3-Jahres-Rhythmus. „Auch in diesem Jahr werden auf der WCTC die strategischen Herausforderungen der Branche diskutiert und die globale Vernetzung und Zusammenarbeit in der Branche gestärkt. Ich freue mich schon sehr darauf!“, betont Markus Horn, der das Amt des ECTA-Präsidenten (European Cutting Tools Association) nach drei Jahren turnusgemäß an den Italiener Federico Costa von der Firma Febametal S.p.A., Turin, abgegeben hat und nun neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Tübinger Werkzeugherstellers Horn auch als Vorsitzender der neuen Fachabteilung Wendeschneidplatten im VDMA-Präzisionswerkzeuge agiert. Weitere Infos über den Fachverband VDMA-Präzisionswerkezeuge hier auf der Website.

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