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Thema der Woche 3/2024 17. Januar 2024

Welche Trends und Technologien bringt 2024?

Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeuge, Werkzeug- und Formenbau. Die Experten von VDW, VDMA und WBA erklären exklusiv im NCF-Check die wichtigsten Themen und Trends für 2024.

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„Konjunkturprognosen sind derzeit sehr schwierig.“ Für NCFertigung wagten aber die Experten von VDW, VDMA und WBA den Blick in die Glaskugel: v.li. Dr. Markus Heering, Prof. Wolfgang Boos und Stefan Zecha.
„Konjunkturprognosen sind derzeit sehr schwierig.“ Für NCFertigung wagten aber die Experten von VDW, VDMA und WBA den Blick in die Glaskugel: v.li. Dr. Markus Heering, Prof. Wolfgang Boos und Stefan Zecha.

Die Vorzeichen könnten tatsächlich besser sein. Vor allem die Werkzeugbranche meldet massiv rückläufige Auftragseingänge. Wie sich vor allem die Kriege, globale Handelsbeschränkungen und auch die Klimastrategie der Bundesregierung speziell auf die Konjunktur der deutschen Werkzeugmaschinenbauer auswirkt, fasste Dr. Markus Heering zusammen.

Dr. Markus Heering: „Innerhalb der Triade wird Asien im kommenden Jahr Amerika und Europa als Impulsgeber ablösen, die beide gleichermaßen von hohen Zinsen und Inflation belastet werden.“
Dr. Markus Heering: „Innerhalb der Triade wird Asien im kommenden Jahr Amerika und Europa als Impulsgeber ablösen, die beide gleichermaßen von hohen Zinsen und Inflation belastet werden.“

Dr. Markus Heering: „Positive Impulse frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024“

Demnach erwartet der neue Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024 positive Impulse: „Unsere Branche benötigt einen langen Atem, um die aktuelle Durststrecke zu überwinden. Hilfreich ist noch der hohe Auftragsbestand, der aktuell etwa elf Monate beträgt. Jedoch fehlt es an neuen Bestellungen. Impulse, von denen unsere Branche profitieren kann, sind 2024 voraussichtlich frühestens in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten. Wachstumssektoren wie Elektromobilität, Windkraft, Aerospace und Rüstung unterstützen die Branche. Hingegen läuft das Standardmaschinengeschäft schwächer. Innerhalb der Triade wird Asien im kommenden Jahr Amerika und Europa als Impulsgeber ablösen, die beide gleichermaßen von hohen Zinsen und Inflation belastet werden. Dennoch läuft der US-Markt für unsere Branche im Moment gut. Er hat China aktuell in den Bestellungen sogar überholt. In Europa drücken hohe Energiepreise und der Abbau von Lagerbeständen zusammen mit Unsicherheiten in Bezug auf Bürokratie und Fachkräfte auf die Investitionsbereitschaft. Die größten Risiken resultieren aus der volatilen geopolitischen Lage, die jederzeit kippen kann. Dennoch gilt es im Sinne des De-Risking bei den Absatzmärkten weiter zu diversifizieren und vermehrt Chancen, beispielsweise in Süd-Ost-Asien und Indien zu nutzen.“ Mehr Konjunkturinfos hält der VDW auf der Website bereit.

Prof. Wolfgang Boos: „ Spätestens 2026 müssen Unternehmen und Produkte den CO2-Werkzeugpass vorweisen. Wie diese Analyse mit überschaubaren Mitteln realisierbar ist, erklären wir in der WBA in unserem Demonstrationswerkzeugbau.“
Prof. Wolfgang Boos: „ Spätestens 2026 müssen Unternehmen und Produkte den CO2-Werkzeugpass vorweisen. Wie diese Analyse mit überschaubaren Mitteln realisierbar ist, erklären wir in der WBA in unserem Demonstrationswerkzeugbau.“
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Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos: „Automation und CO2-Footprint werden 2024 beherrschen“

Große Aufgaben, aber eben auch neue Chancen für mehr Absatz, gegen den Klimawandel und den Fachkräftemangel sieht der Geschäftsführender Gesellschafter der Werkzeugbau Akademie in Aachen, Dr. Wolfgang Boos, eben auch durch die Besetzung neuer Trends, Themen und Technologien. Demnach werden vor allem auch die Automation und der CO2-Footprint das Jahr 2024 beherrschen: „Die deutschen Werkzeug- und Formenbauer kämpfen massiv mit Auftragsrückgängen in der Automobilindustrie, vor allem durch chinesische Importe, nach wie vor mit ungebremstem Bürokratismus und immer noch mit vergleichsweise viel zu hohen Energiekosten. Hier muss die Politik umgehend Gegenmaßnahmen ergreifen, zumal die nächste große Aufgabe für die KMUs bereits 2026 gesetzlich verpflichtend auf die Branche zukommt: Spätestens 2026 müssen Unternehmen und Produkte den CO2-Werkzeugpass vorweisen, der prinzipiell einer kompletten Unternehmens-, Energie-, Wertschöpfungs- und Lieferstrukturanalyse bedarf, um letztlich solche Größen wie direkte und indirekte Emissionen pro Eigenkosten, Mitarbeiter oder auch Produktionsstunde vorweisen zu können. Wie diese Analyse mit überschaubaren Mitteln realisierbar ist, erklären wir in der WBA in unserem Demonstrationswerkzeugbau – wo wir übrigens auch einige neue Automations-Ansätze für den Shopfloor zeigen und weiterentwickeln mit Partnern. Beispiel: die hochproduktive Fertigungszelle von Hermle für Bauteilgewichte bis 450 kg oder den Verbund der Additiv-Maschine von Addup mit den Drahterodier- und Bearbeitungszentren von Makino, die künftig mit einem FTS komplett vollautomatisch interagieren werden – das ist die Vision.“ Mehr Infos zu den neuen Technologien, Trends und auch dem gesetzlich verpflichtenden CO2-Werkzeugpass liefert die WBA auf der Website.

Stefan Zecha: „Neue Freihandelsabkommen etwa mit den Mercosur-Staaten sind dringend nötig. Ihr Abschluss darf nicht mit überzogenen umwelt- und sozialpolitischen Vorgaben und Zielen torpediert werden.“
Stefan Zecha: „Neue Freihandelsabkommen etwa mit den Mercosur-Staaten sind dringend nötig. Ihr Abschluss darf nicht mit überzogenen umwelt- und sozialpolitischen Vorgaben und Zielen torpediert werden.“

Stefan Zecha: „Wir brauchen dringend ein investitionsfreundliches Umfeld“

Wie wichtig indes auch Themen wie die Forschungsförderung und der Abschluss neuer Freihandelsabkommen für die Konjunktur der deutschen Werkzeugbranche sind, unterstreicht der Vorsitzende des Fachverband Präzisionswerkzeuge im VDMA, Stefan Zecha, in seinem Statement: „Massiv rückläufige Auftragseingänge sind ein deutliches Zeichen. Die Zerspanung kämpft mit starken Belastungen: der hartnäckigen Inflation, vor allem aber mit viel zu viel Bürokratie, hohen Steuerlasten und Energiekosten sowie dem Fachkräftemangel. Was also tun? Die Investitionsbedingungen, Aus- und Weiterbildung müssen dringend und schnell besser werden. Denn ohne Investitionen gibt es keine Innovationen. Zur Steigerung der Attraktivität gehört auch eine steuerliche Forschungsförderung ohne Deckel, der Ausbau der Produktionsforschung sowie die Weiterentwicklung der Industriellen Gemeinschaftsforschung IGF. Gerade die mittelständische Industrie benötigt offene Märkte und den Abbau von Handelshemmnissen. Neue Freihandelsabkommen etwa mit den Mercosur-Staaten sind dringend nötig. Ihr Abschluss darf nicht mit überzogenen umwelt- und sozialpolitischen Vorgaben und Zielen torpediert werden. Etwa kommt das EU-Indien-Freihandelsabkommen, das Ende 2023 abgeschlossen sein sollte, nicht schnell genug voran. Aktuell liegen die Zölle im Durchschnitt bei 7,5 % und gehören damit zu den höchsten der Welt. Viel zu hoch ist auch die Unternehmenssteuerbelastung. Deutschland braucht jetzt mehr denn je ein wettbewerbsfähiges und investitionsfreundliches Steuersystem.“ Mehr Infos und Statistiken hält der VDMA hier auf seiner Website bereit.

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