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Spanntechnik 21. April 2021

Dank Robotermodul produktiver fräsen

Mit dem kombinierten Robotermodul R-C2 zum Greifen und Spannen automatisiert der Lohnfertiger Stanztech seine Bearbeitung und kann produktiver fräsen.

Der Roboter nimmt mit dem Zentrischspanner im Robotermodul ein Rohteil aus dem Tablar-Nest.
Der Roboter nimmt mit dem Zentrischspanner im Robotermodul ein Rohteil aus dem Tablar-Nest.

Das Robotermodul R-C2 von Gressel nutzt der Zerspanungsdienstleister Stanztech, um Bauteile produktiver zu fräsen. Mit der Leistungsbeschreibung „Lohnfertigung für den Werkzeug- und Vorrichtungsbau, Sondermaschinenbau und Automatisierungstechnik sowie von Serienteilen“ wäre der Geschäftszweck des mittelständischen Unternehmens Stanztech GmbH aus Höchst im österreichischen Vorarlberg eigentlich bereits umfassend dargestellt. Jedoch steckt hinter dem über 24 Fachkräfte zählenden Betrieb in der Praxis tastsächlich mehr als ein weiterer Lohnfertiger.

Die im Jahr 1997 von Peter Humpeler im Zuge einer Betriebsübernahme gegründete Firma hat sich zügig vom reinen Lohnfertiger zum gefragten Zulieferer von rotativen und kubischen Präzisionsteilen sowie zum Hersteller von Komplettwerkzeugen entwickelt. Zu den Kunden zählen heute europaweit Automotive-Zulieferer, Maschinen- und Sondermaschinenbauer, Medizintechnikhersteller, Produktionsbetriebe und eben auch Werkzeug- und Vorrichtungsbauer.

Einstieg in die automatisierte Teilefertigung

Mit dem Zusatz „Fertigungskompetenz“ im Firmennamen wird zudem klargestellt, dass es nicht mit der präzisen Dreh- und Fräsbearbeitung getan ist, sondern dass mit der konsequenten Ergänzung um Maschinen für das Rund-, Innen-, Flach- und Koordinatenschleifen, das Senk- und Drahterodieren, das Sägen, die Poliertechnik und nicht zuletzt die Messtechnik im eigenen Haus ein Portfolio vorhanden ist, das sämtliche für einen Komplettfertiger relevanten Technologien abdeckt. Zertifiziert nach EN ISO 9001:2015 bildet Stanztech aktuell auch fünf junge Menschen zu Zerspanungstechnikern aus, womit der Kompetenz- und Knowhow-Nachschub in Eigenregie gesichert ist.

Basierend auf der schon lange Zeit praktizierten 4-Achs-Bearbeitung, wurde im Jahr 2015 der Einstieg in die 5-Achs-Simultanbearbeitung vollzogen, um den Kunden seither Fertigungstechnik „State oft the art“ bieten zu können. Dazu führt der Sohn des Gründers und heute einer der drei Geschäftsführer, Wayne Humpeler, aus: „Einerseits haben wir permanent in neue Technologien und Maschinen sowie in das Fachpersonal investiert. Andererseits liegt unser Augenmerk sehr stark auf Transparenz, bezogen auf Toleranzvorgaben und Datenübersichtlichkeit, weshalb wir am liebsten auf der Grundlage von Zeichnungen im pdf-Format, Step-, DXF-Files und 3D-Modellen mit Farbcodes arbeiten. Das mag zwar nach Old School klingen, geht aber im täglichen praktischen Betrieb weit darüber hinaus, in dem wir termingerecht und messbar präzise Qualitätsteile liefern. Um wirtschaftlicher arbeiten zu können und damit auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben, sind wir vor kurzem in die hoch automatisierte Teilefertigung eingestiegen und haben dafür in ein neues 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum sowie ein Werkstückspeichersystem mit Roboterbeschickung investiert.“

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Wayne Humpeler von Stanztech (re.) und Andreas Brunhofer, Produktspezialist Automation bei der Gressel AG, vor dem Bearbeitungszentrum. 
Wayne Humpeler von Stanztech (re.) und Andreas Brunhofer, Produktspezialist Automation bei der Gressel AG, vor dem Bearbeitungszentrum. 

Robotermodul kombiniert greifen und spannen

Im Zuge der Evaluation für das neue Fertigungssystem favorisierten Humpeler und seine verantwortlichen Mitarbeiter zunächst eine Automatisierungslösung auf Basis eines Rundspeichers, traten aber anlässlich einer Fachmesse in Kontakt mit dem Schweizer Spezialisten für Werkstückspanntechnik und Produktionsautomatisierung, der Gressel AG aus Aadorf. Dort bekamen sie das neue Robotermodul R-C2 zu Gesicht, das als kombiniertes, an einen Industrieroboter anzudockendes System die Funktionen Greifen und Spannen in sich vereint. Die Idee, die dahintersteckt, nämlich nicht mehr für jedes im Magazin befindliche Werkstück einen eigenen Zentrischspanner beschaffen zu müssen, sondern im Werkstückmagazin auf Tablaren lediglich vorpositionierte Werkstücke mit dem kombinierten Greif- und Spannmodul per Roboter automatisch zu handhaben, überzeugte auf Anhieb.

Folgerichtig fiel die Wahl auf die kombinierte Greif- und Spanntechnik R-C2 und zudem auf das Roboter-Werkstückspeichersystem Xcelerate vom Gressel-Kooperationspartner Cellro aus den Niederlanden. Hilfreich waren natürlich auch die zuvor mit Gressel-Werkstückspanntechnik gemachten sehr guten Erfahrungen. Denn unter anderem ist das zuerst beschaffte 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum mit dem Nullpunktspannsystem Gredoc (auf Konsole), zwei Zentrischspannern C2 125 L160 und einer Gredoc-6-fach Platte sowie zwei Spannstöcken Grepos 125 ausgerüstet.

Der Arbeitsraum des 5-Achs-Bearbeitungszentrums mit dem Nullpunktspannsystem Vero-S-NSE-A3 auf Konsole zur Aufnahme der Zentrischspanner C2-R.
Der Arbeitsraum des 5-Achs-Bearbeitungszentrums mit dem Nullpunktspannsystem Vero-S-NSE-A3 auf Konsole zur Aufnahme der Zentrischspanner C2-R.

Durch automatisches Bestücken produktiver fräsen

Andreas Brunhofer, Produktspezialist Automation bei der Gressel AG und zuständig für Stanztech, sagt zum Einstieg des Kunden in die Automatisierung: „Um die Einzel- und Serienfertigung deutlich effizienter zu gestalten, wagte Stanztech den großen Schritt und entschied sich für die Systemlösung, bestehend aus 5-Achs-Bearbeitungszentrum, Roboter mit Werkstückspeicher und kombinierter Greif- und Spanntechnik zum Werkstückhandling. Dafür statteten wir die Maschine mit zwei Nullpunktspannsystemen auf Konsole zur Aufnahme von Zentrischspannern C2 80 L-130-R und C2 125 L-160-R sowie den Fanuc-Roboter mit einer Adapterplatte und dem Robotermodul R-C2 aus. Je nach Größe und Bearbeitungsstrategie des Werkstücks kommen dann die verschiedenen im oberen Teil des Werkstückspeichers abgelegten Zentrischspanner C2 zum Einsatz.“

Der mit dem Robotermodul versehene Sechsachser holt sich zunächst den benötigten Zentrischspanner, verfährt damit auf das Werkstück-Tablar zum Abholen des Rohteils, von dort wiederum zum Ausrichten des Rohteils in eine Zentrierstation, um dann das im Zentrischspanner präzise positionierte Werkstück als Einheit in den Arbeitsraum der Maschine zu befördern und auf dem Nullpunktspannsystem abzusetzen. Nach der Bearbeitung holt der Roboter die Einheit, setzt das fertige Werkstück auf dem Tablar des Werkstückspeichers ab und holt sich das nächste Rohteil. Das alles erfolgt bis auf die Entnahme der fertigen oder teilbearbeiteten Bauteile und die Neubestückung mit Rohteilen ohne jegliches manuelles Zutun.

Für die Zukunft sehr gut gerüstet

Wayne Humpeler und seine Mitarbeiter sind sehr angetan von dieser praktikablen Komplettlösung, mit der sie die Einzel- und Serienteilfertigung bei Stanztech in eine neue Dimension überführt sehen. Abschließend meint der Geschäftsführer: „Das war und ist eine runde Sache, angefangen von der sehr guten Beratung über die problemlose Installation bis hin zur reibungslosen Inbetriebnahme mit Schulung. Wir sehen uns aktuell und für Zukunft sehr gut gerüstet und verfügen jetzt über die Kapazitäten, die unsere Kunden von uns einfordern. Unser gut ausgebildetes Personal sieht das Automatisierungsprojekt als Benchmark für weitere Automatisierungsschritte an, die zugunsten unseres Dienstleistungsversprechens unweigerlich folgen werden.“ Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass Stanztech zurzeit in einen neuen, deutlich vergrößerten Standort investiert, womit dem weiteren aber pragmatisch-sorgsam bestimmten Wachstum ein adäquates Umfeld gegeben werden soll.

rk

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