Foto: NCFertigung

Präzisionswerkzeuge

Welchen Nutzwert haben Zyklen?

Auch komplexe Zerspanungsprozesse lassen sich ohne Zyklen effektiv steuern –  deren Nutzwert erklären die vier Experten Reime, Horn, Ceratizit und Open Mind.

Der Spanntechnikhersteller Allmatic zeigt den Nutzwert im Thema der Woche: Auch relativ komplexe Werkzeugprozesse lassen sich ohne Zyklen effektiv steuern – sogar beim Fräsen eines 20x1,5-mm-Trapezgewindes.

Die Nutzwerte der Zyklen und der Satzprogrammierung

Was generell für die Zyklen oder die Satzprogrammierung spricht, erklären die Experten der Werkzeughersteller Reime-Noris, Paul Horn, Ceratizit und von Open Mind. Martin Bieber, Geschäftsführer Reime Noris GmbH betont: „Satzprogrammierung erlaubt volle Kontrolle und Anpassungen. Es ist beim Gewindebohren und Gewindeformen üblich mit den in den jeweiligen Steuerungen vorhandenen Zyklen zu arbeiten. Beim Gewindefräsen werden in der Regel auch die bereits integrierten Zyklen verwendet. Allerdings wird auch noch relativ oft die Satzprogrammierung verwendet, da hierdurch die volle Kontrolle möglich ist und auch eventuelle Anpassungen umgesetzt werden können. Bei diesen Optimierungen unterstützen wir den Anwender mit konkreten Hilfestellungen und Daten z.B. bei Ein- und Ausfahrbewegung des Gewindefräsers im Bauteil oder bei der speziellen Variation des Zahnvorschubs während des Gewindefräsvorgangs. So werden Fräsverhalten, Qualität des Gewindes und Standzeiten signifikant verbessert. Grundsätzlich sprechen wir keine Empfehlung zur Nutzung von Zyklen aus. Aktuelle Zyklen sind schon sehr ausgereift und praxisnah. Nur bei abzusehenden anwendungstechnischen Vorteilen empfehlen wir nach Analyse der Falldaten eine bestimmte Vorgehensweise zur Optimierung.“ 

Foto: Horn Markus Kannwischer erklärt: „Zyklen vereinfachen das Handling der Sonderwerkzeuge.“

„Viele Anwendungen können selbst programmiert werden“

Markus Kannwischer, Geschäftsleiter Technik, der Paul Horn GmbH in Tübingen erklärt: „Zyklen vereinfachen das Handling der Sonderwerkzeuge. Wo Zyklen vorhanden sind, sollten diese auch genutzt werden. Das spart Zeit. Die Programmierung ohne Zyklen erfordert ein tiefes Verständnis des Prozesses. Viele unterschiedliche Anwendungen können selbst programmiert werden. Im Prinzip alles, wo lineare oder rotatorische Bewegungen angewendet werden: Beispiele hierfür sind das Gewindewirbeln, das Zirkularfräsen von Gewinden, das Wälzschälen oder auch das Polygondrehen. Es gibt aber auch Anwendungen, bei denen sich höhere Mathematik hinter den Werkzeug- und Werkstückbewegungen versteckt. Da geht mit Selbst-Programmieren so gut wie nichts mehr. Ein Beispiel ist das Kegelradverzahnen auf Index-Maschinen. Oder Gear-Mill von DMG. Grundsätzlich vereinfachen Sonder- bzw. Kombiwerkzeuge die Bearbeitung erheblich, weil mehrere Bearbeitungsschritte in einer Bewegung ausgeführt werden. Einfacher sind aber vordefinierte Zyklen – die gegenüber Programmcodes aus dem Schnittdatenrechner – die Parameter abfragen und schon die Logik im Hintergrund abdecken.“ 

Foto: Ceratizit Patrick Zobl: „Gute Einsparpotenziale ermöglicht unser High Dynamic Turning beim Bearbeiten von Stahl, rostfreiem Stahl und Aluminium, wenn mit hohem Drehanteil gefertigt wird.“

„Die Free-Turn-Werkzeuge können perfekt angepasst werden“

Patrick Zobl, Projektleiter im Bereich Cutting Tools, Ceratizit Deutschland, berichtet: „High Dynamic Turning nimmt weiter Fahrt auf. Genau genommen ist HDT kein Zyklus, sondern ein Verfahren, eine Methode. In unserer Online-TV-Show It’s Tool Time haben wir mit unseren Partnern DMG Mori und Open Mind demonstriert, dass sich HDT weiterentwickelt hat. Gute Einsparpotenziale ermöglicht HDT beim Bearbeiten von Stahl, rostfreiem Stahl und Aluminium, wenn mit hohem Drehanteil gefertigt wird. Die Free-Turn-Werkzeuge können an die Rahmenbedingungen perfekt angepasst werden und bieten dann die meisten Vorteile. Bei kurzer, stabiler Aufspannung kann mit flachem Anstellwinkel sehr schnell und mit hohen Vorschüben zerspant werden. Bei langen, schlanken Bauteilen ist die Bearbeitung mit exakt 90° möglich, um die radiale Abdrängung vom Bauteil nahezu auszuschalten. Damit der Einsatz von Free-Turn-Werkzeugen erleichtert wird, sind weiterhin die Maschinen- und Steuerungshersteller gefordert. Gelungene Lösungen gibt es: DMG Mori hat einen eigenen Technologiezyklus entwickelt, der auch ‚Free-Turn‘ heißt. Als perfekte Umsetzung sehen wir auch die Heidenhain-CNC-Pilot-640-Steuerung.“ Welches Potenzial das HDT und die Freeturn-Werkzeuge haben, demonstrierte Ceratizit in deren erster TV-Show

Foto: Open Mind Damir Petkovic: „Enorme Prozesszeiteinsparungen lassen sich schon durch die richtige CAM-Lösung erzielen.“

„Entscheidend ist die enge Zusammenarbeit der Simulation mit den Werkzeugmaschinen“

Damir Petkovic, Manager Product Management Open Mind Technologies AG in Wessling: „Es kommt sehr drauf an, wie CAD/CAM-Funktionen in einem System optimal verwendet werden. Bei Open Mind fokussieren wir uns auf die Optimierung der Programmierung und Bearbeitung. Eine immer größere Rolle spielt die Automatisierung, um die CAM-Programmierung effizienter zu gestalten und Prozesse zu automatisieren. Mit dem Hypermill Automation Center können Nutzer ihre einfachen sowie komplexen Fertigungsprozesse standardisieren und schnell automatisieren. Im Hypermill Automation Center hat der Programmierer Zugriff auf alle verfügbaren Hypermill-Technologien und -Strategien. Wenn es um beschleunigte und störungsfreie Fertigungsprozesse geht, ist die NC-Code-basierte Simulationslösung Hypermill Virtual Machining zu nennen. Entscheidend ist die enge Zusammenarbeit der Simulation mit den Werkzeugmaschinen, daher bietet diese Technologie eine einmalige Durchgängigkeit von CAD/CAM bis zum automatisch optimierten NC-Code. Dies sorgt für ein Höchstmaß an Produktivität und Sicherheit.“