Direkt zum Inhalt
NCF-Check 4. Januar 2023

So sind die Branchenerwartungen für das Jahr 2023

Bietet das kommende Jahr mehr Risiken oder doch Chancen: In ihren Prognosen blicken die Experten von VDW, VDMA und WBA voraus und geben Tipps für das Jahr 2023.

Artikel Autor
NCF-Check zu den Erwartungen für 2023 im Werkzeugbau, bei Präzisionswerkzeugen und Werkzeugmaschinen (v.li.): Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos (WBA), Markus Heseding (VDMA) und Dr. Wilfried Schäfer (VDW) geben ihre Einschätzungen ab. 
NCF-Check zu den Erwartungen für 2023 im Werkzeugbau, bei Präzisionswerkzeugen und Werkzeugmaschinen (v.li.): Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos (WBA), Markus Heseding (VDMA) und Dr. Wilfried Schäfer (VDW) geben ihre Einschätzungen ab. 

Der Blick in die Glaskugel ist immer wieder spannend. Wir haben im NCF-Check nachgefragt, mit welchen Erwartungen für ihre Branche der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), der VDMA-Fachverband Präzisionswerkzeuge sowie Mess- und Prüftechnik und die Aachener Werkzeugbau Akademie (WBA) in das kommende Jahr gehen. 

Das große Plus ist der hohe Auftragsbestand der Branche

Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken). 
Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken). 

Die gesamte Industrie steht auch im kommenden Jahr noch vor großen Herausforderungen. Energiekrise und hohe Inflation, anhaltender Krieg in der Ukraine oder weiterhin angespannte Lieferketten sind häufig genannte Stichworte. Jedoch gibt es auch Faktoren auf der Habenseite: Staatliche Ausgabenprogramme, um die Transformation hin zu erneuerbarer Energie zu beschleunigen, hohe Auftragsbestände und ein weitgehend stabiler Arbeitsmarkt. Verschiedene Abnehmerbranchen wollen investieren, so die Elektronikindustrie in die Chipfertigung, die Automobilindustrie in den Ausbau der Elektromobilität, die Flugzeugindustrie, die Medizintechnik und der Militärsektor. Insgesamt ist für 2023 eine deutliche Nachfrageabkühlung vor allem in Deutschland und Europa zu erwarten. Asien und Amerika, die von der Energiekrise wenig betroffen sind, sollten eher stützen. Das große Plus ist der hohe Auftragsbestand in der Branche. Bei einer langsam sichtbaren Entspannung der Lieferketten ist eine positive Umsatzentwicklung für 2023 abgesichert. Prognosen sind natürlich sehr unsicher, aber wir hoffen, dass die zu erwartende Rezession nicht zu tief ausfällt und in der zweiten Jahreshälfte eine Stabilisierung der weltweiten Konjunktur eintritt.

Starke Marktimpulse, aber stärkere Kostenexplosion

Anzeige
Markus Heseding, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge sowie Mess- und Prüftechnik.
Markus Heseding, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge sowie Mess- und Prüftechnik.

Wir blicken nach vorne und setzen auf ein gutes Jahr 2023. Die Auftragslage der Hersteller von Zerspanungs-, Spannzeugen sowie Mess- und Prüftechnik ist nach wie vor gut. Auch haben viele unserer Kunden, wie der Maschinenbau, pralle Auftragsbücher, deren Abarbeitung bis weit ins nächste Jahr reicht. Daher sehen wir tatsächlich viele positive Impulse und Chancen. Dramatisch ist allerdings schon heute die Kostenseite. Die deutschen Hersteller sind mit drastisch gestiegenen Materialpreisen und vor allem der Energiekosten-Explosion konfrontiert. Der Anstieg der Erzeugerpreise lag zuletzt bei 46 % gegenüber dem Vorjahr und dazu kommt nun noch die Tarifrunde der Metallindustrie. Zudem steht für Deutschland nach wie vor die Sorge vor einer tieferen Rezession im Raum. Diese gilt es durch die Abwendung einer Gasmangellage unbedingt zu vermeiden. Sorgen bereitet uns auch der Fachkräftemangel. Rund 70 % unserer Unternehmen klagen bereits heute über Engpässe und in diesem Jahr blieben 10 % der Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Kluft zwischen Nachfrage und Angebot vergrößert sich also weiter. Gerade für unsere vielen mittelständischen Firmen im ländlichen Raum steigt dadurch der Druck beim Thema Nachwuchs.

„Digitalisierung ist jetzt wichtiger denn je“

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos, CEO der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie. 
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos, CEO der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie. 

Der deutsche Werkzeug- und Formenbau ist nach wie vor eine Säule für die technische Umsetzbarkeit von Innovationen in Deutschland. Entscheidend für die Effizienz der deutschen Werkzeug- und Formenbauer ist aber ohne Zweifel die Digitalisierung. Deshalb haben wir in der WBA mit der Werkzeugbau-Community eine eigene IIoT-Plattform entwickelt und installiert, die den einfachen Umgang und die großen Möglichkeiten des Systems demonstriert: Sämtliche Auftrags- und Prozessdaten aller Maschinen sind dort per Knopfdruck einsehbar; Standzeiten von Werkzeugen und Spannmitteln durch die Digitalisierung test- und einsehbar; und die Nutzer können sich sogar per Knopfdruck einen CO2-Footprint vom gesamten Unternehmen, den Prozessen und gefertigten Bauteilen anzeigen lassen und archivieren. Das digitale Potenzial der IIoT-Plattform ist riesig. Es geht um mehr als nur papierfreie Fertigung – es geht um die prozesssichere 24/7-Fertigung. Die ist machbar – mit konsequenter Digitalisierung. Denn letztlich lassen sich so auch die Bearbeitungs- und Nebenzeiten senken, oft um bis zu 40 %. Das sollte Anreiz genug für Unternehmen sein, die eigenen Maschinen zu digitalisieren und eine IIoT-Plattform einzuführen. 

Passend zu diesem Artikel

Für das 5-Achs-Bearbeitungszentrum F 6000 stehen dem Anwender verschiedene Schwenkkopf-Einheiten zur Auswahl. 
Thema der Woche 47/2023
Die DNA auf neue Branchen übertragen

Mit seinem Rundum-Angebot will Heller neue Branchen erschließen und gleichzeitig die Transformation vorantreiben. Wichtiger Bestandteil ist dabei das neue 5-Achs-Bearbeitungszentrum F 6000.