Foto: Gühring

Präzisionswerkzeuge

Stechen verdoppelt - Präzisionsventil fixiert

Gühring hat ein fast komplettes Werkzeugprogramm. Seit 2016 produziert Gühring auch sein eigenes Stechprogramm. Warum es so einmalig ist, erklärt Werksleiterin Sabine Weber.

von Harald Klieber

Mit einem gut 100-seitigen Produktkatalog war Gühring zur AMB 2016 in das Thema Stechwerkzeuge gestartet. Gelistet waren dort die drei Systeme 104, 106 und 305 samt Klemmhaltern, Schneideinsätzen, Wendeplatten und Zubehör. „Das war beachtlich. Wir sind quasi aus dem Stand mit gut 4.000 Standard-Artikeln gestartet, die wir alle selbst entwickelt, detailliert konstruiert und letztlich auch zu 100% Gühring-intern fertigen“, erinnert sich Werksleiterin Sabine Weber auch an ihre konstruktive Startphase bei Gühring. „Mittlerweile sind wir ein Team von mehr als 50 Mitarbeitern in Produktion und Konstruktion, einschließlich eigener Entwicklung. Zur EMO werden wir, Stand heute, einen Katalog mit rund 7.000 Artikeln vorlegen.“

Auf rund 200 Seiten wird der neue Stechwerkzeug-Katalog vor allem Programmergänzungen enthalten, Erweiterungen der drei Systeme 104, 106, 305, beispielsweise Zollabmessungen, modulare Halter mit Capto- und HSK-Schnittstelle oder auch mehrere Halter besonders für Langdreher. „Vieles davon bieten wir bereits als Sonderwerkzeug an. Logische Konsequenz ist, die wichtigsten Varianten ins Standardprogramm zu übernehmen. Dazu kommt noch intensive Programmpflege, die sich aber am CAD mittels Variantenkonstruktion gut beherrschen lässt.“ Ziel sei es, so Sabine Weber, wie mit den rotierenden Werkzeugen, so auch mit den stehenden Werkzeugen attraktiver Komplettanbieter zu werden.

Einmalige Klemmhalter – verstellbare Kühlung mit Präzisionsventil

Die echten technischen Highlights des Gühring-Stechprogramms befinden sich nach Einschätzung von Sabine Weber aber schon im aktuellen Katalog: „Wenn Sie als Hersteller neu in einen Markt eintreten, müssen Sie natürlich etwas Besonderes, etwas Einmaliges anbieten können. Das ist uns ganz gut gelungen – vor allem mit unserem patentierten 305er Klemmhalter.“ Einmalig am Markt sei an den geraden Vierkantschäften zum Ein- und Abstechen besonders die auf Wunsch verstellbare Innenkühlung. Damit lassen sich die Wendeschneidplatten nach Bedarf von oben und unten mit dem nötigen Kühlschmierstoff versorgen.

„Es ist so einfach wie effektiv: Der Zerspaner kann durch Drehen an einem Präzisionsventil den Emulsionsstrom ganz nach Bedarf einstellen. Dies geschieht übrigens mit dem gleichen Torxplusschlüssel wie für die Klemmschraube der Wendeschneidplatte, eine kleine aber feine Lösung in puncto Benutzerfreundlichkeit. So lässt sich der Kühlschmierstoff entweder nur von unten auf die Freifläche, nur von oben auf die Spanfläche oder als dritte Möglichkeit beiden Kühlmittelbohrungen zuführen.“

Ideal seien die Halter mit dem Kühlmittelventil nach Erfahrung von Sabine Weber vor allem für klassische Drehteilhersteller mit wechselnden Aufträgen. Prozesse könnten so sehr schnell durch Anpassen der Kühlmittelzufuhr optimiert werden. Steigende Nachfrage für diese verstellbaren Klemmhalter registriert Gühring auch im Ausland, in England, den USA, Frankreich, Dänemark und Schweden.

Clevere Positionierung der Schneideinsätze

Ein weiteres Technik-Highlight findet sich beim System 104/106 beim Einsetzen und Positionieren der Schneideinsätze in die Gühring-Klemmhalter: „Mit unserer super durchdachten Ausführung der Anschlagfläche kann der Anwender den Schneideinsatz schnell und präzise positionieren. Mehr noch – und das ist einmalig am Markt – beide möglichen Schneidenlagen, also Schneide nach oben oder nach unten, erfolgen innerhalb einer Längentoleranz von ± 0,02 mm.“ Für diese 100%ige Orientierung und zugleich hohe Präzision sorgt ein kleiner Stift, der in jedem Halter als Anschlag dient. „Auch erwähnenswert sind die beiden Halterausführungen, die zum einen die Klemmschrauben oben angeordnet haben, und zum anderen mit seitlich angeordneten Klemmschrauben, falls zum Beispiel eine enge Revolverbestückung den Zugang zu den oben positionierten Schrauben nicht ermöglicht“, erklärt Sabine Weber den praktischen Nutzen der Rundschaft-Halter für Schneideinstätze.

Weitere Systeme schon in der Schublade

Als technologisches Highlight im neuen 200-Seiten-Katalog, der zur EMO erscheint, werden nach Einschätzung von Sabine Weber die Wendeschneidplatten mit gesinterter Spanformergeometrie sein. „Die Schneidengeometrie unserer neuen Wendeschneidplatten für das System 305 werden komplett lasergesintert. Für die Schneidengeometrie der Platten eröffnen sich aber damit große Möglichkeiten“, betont Sabine Weber. Ganz neue Spanleitstufen-Geometrien könnten so erzeugt werden. Weitere Ergänzungen werden zur AMB 2018 kommen. Wir haben bereits einige neue Systeme in der Schublade, die wir nur ausarbeiten müssen.“

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