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Foto: Harald Klieber

Präzisionswerkzeuge

Mimatic verlängert Werkzeug-Standzeit per App

Um die Standzeit von ‚Angetriebenen Werkzeugen‘ zu maximieren, bietet mimatic viele Analysemöglichkeiten über die eltimon-App. Namhafte Automobilzulieferer und auch Siemens konnten bereits für Pilotanwendungen überzeugt werden. Aber wie genau funktioniert das in der Praxis?

von Harald Klieber

Klingt kompliziert: electronic life tool integrated monitoring. Eltimon ist und funktioniert aber ganz einfach. Die vom Kemptner Werkzeugspezialisten mimatic mit Partnern entwickelte Elektronik bringt viele Vorteile, um von Angetriebenen Werkzeugen (AGW) automatisch die Betriebsdaten Temperatur, Drehzahl und Laufzeit zu erfassen. „Für die Praxis heißt das: Alle kundenspezifischen Lösungen für Drehmaschinen und Bearbeitungszentren erhalten automatisch durch eltimon die Vorteile erhöhter Prozesssicherheit bis zur optimierten Instandhaltung.“ Innovations- und Marketingmanager Karl-Heinz Schoppe rechnet damit, dass rund 50% der mimatic-Produktion an life tools künftig mit dem eltimon ausgestattet sind.

„Die Vorteile sind groß. Zerspaner erhalten so viel Wissen über den Gebrauch ihrer Werkzeuge und können so bessere und sicherere Entscheidungen für künftige Einsätze und in Bezug auf Wartungsintervalle fällen“, erklärt Karl-Heinz Schoppe.

Globale Werkzeugverwaltung und Industrie 4.0

Mehr Sicherheit würden beispielsweise Warnungen bei versehentlicher Überlastung bringen, die dokumentiert beziehungsweise direkt in die Fertigungsleitstelle oder an ein autorisiertes Handy geleitet werden können. Zudem könnten die Daten natürlich für Industrie 4.0 im Rahmen der vernetzten Fabrik genutzt werden. „Mit eltimon haben wir aber auch schon global gedacht: Denn unsere eltimon-Cloud ermöglicht eine Werkzeugverwaltung an allen Standorten weltweit.“ Dafür, so Karl-Heinz Schoppe, seien die Kosten aber sehr gering. Vieles bietet mimatic mittlerweile kostenlos an: wie die eltimon-App zum Auslesen der Daten, die kostenlos im Google Play Store downloadbar ist; oder die eltimon-Hardware, die zumindest bei kundenspezifischen Sonderlösungen kostenfrei mitgeliefert wird. Die Nutzung der eltimon-Cloud ist für drei Monate kostenfrei. „Ab dem vierten Monat fallen geringe jährliche Nutzungsgebühren an. Die Kosten sind nach Nutzungsintensität gestaffelt und werden individuell verhandelt.“ Am besten, betont Karl-Heinz Schoppe, sieht man sich die eltimon-App samt Demos einfach mal an.

Warnhinweise in Rot, Daten für Standzeitausnutzung

Die eltimon-App startet mit dem Daten-Cockpit. Das life tool Cockpit erscheint als erstes nach dem Auslesen der Daten. Die Ampelfarben signalisieren den Zustand und den Bereich, der gegebenenfalls grüne, gelbe bis rote Aufmerksamkeit erfordert. Durch Anklicken oder mit Touch bekommt der Anwender weitere Informationen wie eben Temperatur, Drehzahl oder Laufzeit des Werkzeugs. Im Untermenü Drehzahl finden sich detaillierte Informationen zu Drehzahlen und die in bestimmten Drehzahlbereichen angefallenen Betriebsstunden. Bei Überschreitungen von Höchstgrenzen, wie im Bild rechts dargestellt, sind beispielsweise 299 h über der Nenndrehzahl gefahren worden. Deswegen signalisiert das System die Warnhinweise in Rot. Weitere Untermenüs zeigen die absolvierten Lastzyklen an, mit denen wiederum die Anzahl gebohrter Löcher angezeigt werden können.

Vorausschauende Instandhaltung

Und auch für die Instandhaltung hat sich mimatic einiges einfallen lassen: „Wir errechnen den empfohlenen Zeitpunkt der Wartung aus drei verschiedenen Kriterien: angefallene Betriebsstunden; bisherige Zahl der angefallenen Lastzyklen und verstrichene Gesamtzeit seit Auslieferung.“ So erhält der Zerspaner nach Erfahrung von Karl-Heinz Schoppe alle wichtigen Informationen und Basisdaten, um die Wartung pünktlich und vor allem nach optimal ausgenutzter Standzeit einzuplanen, durchzuführen oder zumindest rechtzeitig in Auftrag zu geben. Und falls schon Wartungen oder Reparaturen durchgeführt wurden, liegen Informationen dazu hinter dem Button ‚Serviceleistungen‘.

Welche Teile, wie Dichtungen, Lager, Zahnräder oder Antriebswellen und -spindeln etwa bei einem Service 1 ausgetauscht wurden, kann durch Klicken auf ‚Ausgetauschte Teile‘ eingesehen werden. Informationen zu Betriebsdaten vor einem Service erhält man durch mit dem Button ‚Vor Service‘. „Sie können jederzeit so ziemlich alles über das Werkzeug erfahren“, betont Karl-Heinz Schoppe. Angezeigt wird etwa, wieviele Betriebsstunden vor dem Service 2 angefallen sind. „Das System zeigt sogar, dass während der 444 h genau 321 h in dem Temperaturbereich unter 85°C und nur 23 h unterhalb der Nenndrehzahl gefahren wurden.“

Details zu Betriebszeit und Temperatur in der Cloud

Nicht nur damit lassen sich die Einsätze der AGW deutlich optimieren, verspricht Karl-Heinz Schoppe. Noch weitere Detailinformationen zu den Temperaturen und in den Temperaturbereichen angefallene Betriebsstunden sind verfügbar. Damit lassen sich aussagefähige Trends und Analysen in der eltimon-Cloud ermitteln und ablesen.

Als Beispiel führt Karl-Heinz Schoppe ein Werkzeug an, das seit Anfang 2017 bei einem Kunden im Einsatz ist: Damit lässt sich die Entwicklung der Betriebsstunden mit wenigen Datensätzen zuverlässig darstellen. Im schwarzen Feld eines Datenpunktes können die Kerninformationen abgelesen werden. Die Anzahl der Datenpunkte bestimmt der Nutzer beliebig. Bei Linearität der Grafik kann von einem seriennahen Prozess ausgegangen werden. Auch die Entwicklung der Lastzyklen (etwa Anzahl gebohrter Löcher) lässt sich mit wenigen Datensätzen darstellen. Aus der Anzahl der Betriebsstunden und den Lastzyklen ergibt sich die durchschnittliche Prozesszeit von 12 Sekunden. Oder es lässt sich in einem weiteren Menü ablesen, dass etwa die Betriebszeiten ausschließlich im Temperaturbereich zwischen 20 und 50 °C angefallen sind. „Die eltimon-App liefert viele Auswertemöglichkeiten, was letztlich auch die Kosten und Produktivität deutlich verbessert“, resümiert Karl-Heinz Schoppe.