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Andreas Haimer, Geschäftsführer und Präsident der Haimer Group: „Wir wollen in diesem Jahr zweistellig wachsen und sind zuversichtlich, das auch zu erreichen.“
Foto: Haimer
Andreas Haimer, Geschäftsführer und Präsident der Haimer Group: „Wir wollen in diesem Jahr zweistellig wachsen und sind zuversichtlich, das auch zu erreichen.“

Thema der Woche 37/2023

Gesamtkonzept für den Tool Room

Haimer ist weiter auf Wachstumskurs. Geschäftsführer Andreas Haimer erwartet bei Werkzeugvoreinstellgeräten eine Verdoppelung des Geschäfts in den nächsten drei Jahren.

Zur EMO verspricht Andreas Haimer, Geschäftsführer und Präsident der Haimer Group, ein wahres Feuerwerk an neuen Produkten und Lösungen. In Hannover will man ein schlüssiges Gesamtkonzept im Hinblick auf Digitalisierung und Automatisierung des Tool-Room-Managements vorstellen. Für die Kunden werde so der Stellenwert des Werkzeug-Voreinstellraums wird stark an Bedeutung gewinnen.

Herr Haimer, Ihr Produktspektrum umfasst Spanntechnik, Werkzeuge, aber auch Maschinen. Wie würden Sie Ihr Unternehmen charakterisieren? Was macht Haimer aus?

Haimer: Wir sind ein System- und Lösungsanbieter im Bereich der Werkzeug- und Spanntechnik. Wir haben sowohl eine hoch automatisierte Serienproduktion von Hartmetall-Werkzeugen und Werkzeugaufnahmen als auch einen großen eigenen Maschinenbau. Somit haben wir eine hohe Expertise von der Klein- bis zur Großteilefertigung und dazu noch die komplette Montage der Wucht-, Voreinstell-, Schrumpf- und Messgeräte. Unser Werk mit den Standorten Igenhausen und Motzenhofen bei Augsburg ist mit über 200 CNC-Maschinen das größte Produktionswerk für rotierende Werkzeugaufnahmen mit einer Kapazität von 4.000 Aufnahmen am Tag. Haimer ist schon immer der Praktiker gewesen und praxisnahe Produkte rund um das Thema Tool-Room-Management haben uns im Markt stark gemacht.

Wo und wie nutzen Sie dieses Wissen aus der eigenen Fertigung?

Haimer: Dieses Know-how nutzen wir in der Produktentwicklung. Wir zerspanen tausende Tonnen Stahl pro Jahr und verwenden diese Erfahrung zum Beispiel, um unsere Fräswerkzeuge für den Markt zu optimieren. Gleiches gilt für unsere Gerätetechnik und Softwareprodukte, die wir zuerst im eigenen Werk implementieren und auf Herz und Nieren prüfen. So haben wir in kürzester Zeit die Tool Management Software Win-Tool eingeführt, diese mit zusätzlichen Funktionen erweitert und standardisiert. In unserem Anwendungszentrum mit vier Werkzeugmaschinen bieten wir unseren Kunden Prozessoptimierung und produktbezogene Lösungsberatung an. Gleichzeitig validieren wir damit unsere neuen Produkte und unterstützen die eigene Forschung, Entwicklung und Fertigung.

In welchem Maße ist Haimer Systemlieferant und in welcher Größenordnung Komponentenlieferant?

Haimer: Im Bereich der Gerätetechnik sind wir ein ganzheitlicher Systemanbieter und beraten unsere Kunden individuell für ihren Prozess. Das gilt für Werkzeugvoreinstellen, Wuchten und Schrumpfen gleichermaßen. 50 % unseres Geschäfts entfällt auf die Geräte, rund 40 Prozent auf Werkzeugaufnahmen und knapp 10 % auf Werkzeuge, wobei es auch bei den Vollhartmetallfräsern mehrheitlich um prozessbezogene Beratung geht.

Wo wir gerade bei den Zahlen sind: Wie lief das vergangene Geschäftsjahr und wie stehen die Zeichen für 2023?

Haimer: Wir sind im Jahr 2022 um 20 % gewachsen und haben einen neuen Umsatzrekord erzielt. Allerdings war das vergangene Jahr auch herausfordernd − insbesondere die Kostenstruktur am Standort Deutschland und die überbordende Bürokratie. Das erste Halbjahr 2023 ist mit über 10 % Wachstum ebenfalls gut gelaufen.

Welches Ziel haben Sie für das Gesamtjahr?

Haimer: Wir wollen zweistellig wachsen und sind zuversichtlich, das auch zu erreichen.

Wie ist Haimer in den weltweiten Märkten aufgestellt?

Haimer: Unsere stärksten Regionen sind Europa und Nordamerika. In den Vereinigten Staaten wird das Geschäft getrieben von Aerospace sowie Defense und wir gehen davon aus, dass Haimer USA weiter stark wachsen wird. Aber auch Europa ist nach wie vor ein erklärter Wachstumsmarkt, in dem wir unsere Vertriebsstrukturen ausbauen – erst zum 1. April haben wir die Haimer Niederlande gegründet.

Mit welchen Produkten wollen Sie das angestrebte Wachstum erzielen und wo sehen Sie das größte Potenzial?

Haimer: Wir haben bereits einen sehr hohen Marktanteil bei rotierenden Werkzeugaufnahmen. Hier wachsen wir mit dem Markt. Noch ein Riesenpotenzial bieten uns die Werkzeugvoreinstellgeräte, wo der Trend zur Vernetzung mit der Maschine geht. Als Haimer Microset sind wir maschinenherstellerunabhängig und können alle Schnittstellen zu jeder Steuerung und Software anbieten. Künftig werden wir unsere Gerätetechnik mit der Tool-Management-Software Win-Tool komplementieren und damit digital einen ganzheitlichen Prozess rund um das Thema Tool-Management abbilden. Hier erwarten wir eine Verdoppelung des Geschäfts in den nächsten drei Jahren. Das gleiche Ziel verfolgen wir auch bei den Werkzeugen. Denn der Weltmarkt für Vollhartmetallfräser ist genauso groß wie der für rotierende Werkzeugaufnahmen, doch bei den Aufnahmen sind wir zehnmal größer.

Der Wettbewerb bei Fräswerkzeugen ist groß. Welche Vorteile bietet Haimer?

Haimer: Mit unseren Werkzeugen kann der Kunde wirtschaftlicher und produktiver fräsen. Wer absolute Qualität braucht, ist bei uns genau richtig. Dazu kommen unsere patentierten Systeme wie die Auszugssicherung Safe-Lock, die beispielsweise beim Trochoidalfräsen Produktivitätsvorteile bringt, oder die Schnittstelle Duo-Lock für Fräsköpfe. Denn gerade vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit sind Modularfräser ein Riesenthema und in Verbindung mit Duo-Lock lassen sich damit richtig Späne machen − so wie mit einem Vollhartmetallwerkzeug.

Welches Potenzial sehen Sie beim Thema Auswuchten?

Haimer: In zehn Jahren steht das Auswuchten da, wo das Voreinstellen heute ist. Erfreulich ist zudem, dass wir beim Auswuchten jetzt mehr Wettbewerb haben. In den vergangenen 20 Jahren waren wir die einzigen, die Kunden darauf hingewiesen haben, wie wichtig das Auswuchten ist. Mehr und mehr Kunden setzen auf das Auswuchten, gerade wenn es um automatisierte Anlagen geht, die 24/7 laufen sollen.

Nochmal zurück zu den Werkzeugvoreinstellgeräten. Reichen dort für das angestrebte Wachstum die Kapazitäten in Bielefeld aus?

Haimer: Wir haben bei Haimer Microset in Bielefeld noch genügend Montagekapazität. Falls dennoch Erweiterungen notwendig sind, werden wir diese schaffen. Außerdem wollen wir uns in der gesamten Gruppe in den nächsten fünf Jahren verdoppeln und werden dafür am Hauptsitz in Igenhausen die Kapazitäten vergrößern. Hier haben wir noch 40.000 m2 Erweiterungsfläche, die derzeit planiert wird. Damit sind die Voraussetzungen für weiteres Wachstum vorhanden. In den nächsten fünf Jahren planen wir auch noch in 100 neue Werkzeugmaschinen zu investieren.

Werfen wir einen Blick auf die EMO. Was können die Besucher von Haimer erwarten?

Haimer: Wir werden ein schlüssiges Gesamtkonzept im Hinblick auf Digitalisierung und Automatisierung des Tool-Room-Managements vorstellen. Dazu gehören einfach zu implementierende Produkte und Softwarelösungen, die der Kunde plug-and-play einsetzen und mit denen er seine Fertigung wirtschaftlicher machen kann. Wir werden den Kunden an die Hand nehmen und ihm Schritt für Schritt in die Digitalisierung seiner Fertigung führen und für einen durchgängigen Prozess sorgen. Der Stellenwert des Werkzeug-Voreinstellraums wird für viele Kunden so stark an Bedeutung gewinnen.

Und welche Neuheiten wird es in Hannover am Haimer-Stand zu sehen geben?

Haimer: Auf der EMO werden wir ein wahres Feuerwerk an neuen Produkten und Lösungen zeigen. Dies beginnt mit unserem neu überarbeiten Automation Cube One mit der Sinumerik One von Siemens, erstreckt sich über die neuen Software-und Tool-Managementsysteme Win-Tool samt Ausgabesysteme Tool-Base mit vollintegrierter Vernetzung zu den Haimer-Geräten und endet bei einer Vielzahl an neuen Werkzeug- und bahnbrechenden Aufnahmesystemen.