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Foto: Harald Klieber

Industrie 4.0

Die ultimativen Antworten auf Industrie 4.0?

LMT treibt die Digitalisierung voran und stellt ein additiv optimiertes Rollsystem und automatisch verstellbare Bohrstangen vor.

von Harald Klieber Positive Zeichen. Nach Angaben von LMT-Tools-Geschäftsführer Daniel Ehmans stehen die Zeichen weiter auf Wachstum: „Das zurückliegende Geschäftsjahr war ein sehr erfolgreiches Jahr. Der Konzern hat ein weiteres Allzeit-Hoch in der Unternehmensgeschichte erreicht und LMT Tools hat dazu sehr positiv beigetragen.“ So konnte LMT das Wachstum erneut bestätigen, das auch schon 2017 erzielt wurde. „Das laufende Geschäftsjahr und 2018 laufen ähnlich gut. LMT Tools ist Spitzenreiter im Wachstum.“

Weitere Investition in China

China, so Daniel Ehmans, sei dabei momentan der wichtigste Absatzmarkt mit dem größten Potenzial. Deshalb investiert LMT weiter in China. Erst kürzlich hatte LMT deren neue Niederlassung in Nanjing auf einer Fläche von gut 50.000 m2 in Betrieb genommen. So kann LMT nicht nur die Produktionskapazität seiner Tablettenpressen auf gut 200 Maschinen pro Jahr verdoppeln. „Wir werden mit dem neuen Standort vor allem die Serviceinfrastruktur für LMT Tools China deutlich erweitern und modernisieren.“ Daniel Ehmans begründet die Investition mit dem weltweit größten Einzelmarkt, der jährlich rund 4,4 Mrd. Dollar nur mit Zerspanungswerkzeugen umsetzt. „Unser Ziel ist, dass wir in zwei Jahren in China mehr Umsatz machen mit Präzisionswerkzeugen als in Deutschland.“ Trotzdem, so Daniel Ehmans, soll LMT Tools aber nachhaltig und profitabel wachsen, was in dem 5-Jahres-Produktentwicklungsplan festgeschrieben sei. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die auf der AMB vorgestellten Neuheiten: die additiv erzeugten Rollsysteme und die weltweit erste elektronisch verstellbare Bohrstange. „Diese Produkte liegen voll im Trend. Es sind die ultimativen Antworten von LMT Tools auf Industrie 4.0 und die Additive Fertigung“, unterstreicht Daniel Ehmans die Bedeutung der Innovationen.

Bohrstange mit vollautomatisch verstellbaren Aktoren

Auslöser für die Entwicklung solcher intelligenten Werkzeugsysteme ist nach Angaben von Deutschland-Vertriebsleiter Maik Kämpchen die massiv voranschreitende Digitalisierung der Produktion, die nach solchen Werkzeugen verlangt, die mit Maschinen, Messsystemen und je nach Bedarf auch mit der Anlagensteuerung kommunizieren. Nur so könnte ein Gesamtsystem entstehen, das Produktionsplaner zentral steuern und überwachen können. „Je nach Anwendungsbereich ermöglichen solche intelligenten Werkzeuge, wie etwa unsere neuen ‚smarten Bohrstangen‘, nicht nur eine Prozessüberwachung, sondern aktiv auch eine Prozessoptimierung, beispielsweise mit der automatischen Schneiden-

kompensation.“

Schneidenverschleiß kompensieren

Diese elektronisch einstellbaren Bohrstangen kommen beispielsweise bei der Fertigbearbeitung von Lagerbohrungen im Motor zum Einsatz, berichtet Maik Kämpchen. „Die Laufruhe des Motors hängt davon ab. Deshalb können unsere neuen Reihenbohrstangen den unvermeidlichen Schneidenverschleiß während des Finish-Prozesses mit aussteuerbaren Schneiden kompensieren und so selbst minimalste Maßabweichungen verhindern. Unsere Aktoren regeln die Verschleiß-Kompensation an jeder einzelnen Schneide mikrometergenau und unabhängig von der Nachbarschneide vollautomatisch“, erklärt Maik Kämpchen. So erfolgt eine vollautomatische Kompensation, die nicht nur eine dauerhaft hohe Bauteilqualität garantiert, sondern darüber hinaus Maschinenstillstandzeiten und die ‚Cost per Unit‘ reduziert. Erste Serientests zeigen nach Angaben von Maik Kämpchen, dass die benötigte Zeit zum Nachstellen der Schneiden um 70% sinkt. Die Einstellung der Schneiden kann auch per Fernbedienung oder Laptop erfolgen: Der notwendige Verstellwert wird einfach per Hand eingeben, anschließend starten die Aktoren den Nachstellprozess.

Neuer Tangential-Rollkopf hält länger

Ein völlig neues Konzept stellte LMT auf der AMB auch mit den neuen Tangential-Rollköpfen vor. „Wir nutzen die Vorteile unserer Evoline-Axial-Rollköpfe nun erstmalig auch beim Tangentialrollen.“ Bei diesem Verfahren, erklärt Maik Kämpchen, besitzt das Werkzeug zwei Rollen, die seitlich gegen das Werkstück gefahren werden. Während der Bewegung in tangentialer Richtung zum Werkstück entsteht das Gewinde. Auch extreme Kurzgewinde sowie Gewinde hinter einem Bund oder zwischen zwei Spitzen sind so möglich, versichert LMT. Grundsätzlich punktet der neue Evoline Tangential-Rollkopf beim Handling. So lässt er sich ohne Werkzeug ein- und ausbauen. Außerdem weist er Beschriftungshinweise an den Komponenten auf, die den korrekten Zusammenbau und die Ersatzteilidentifikation erleichtern. Produktionstechnisches Highlight, so Maik Kämpchen, sind die additiv erzeugten Rollkopfscharniere. „Damit konnten wir die Bruchfestigkeit des Werkzeugs deutlich steigern und außerdem verstellbare Kühl- und Spüldüsen in die Scharniere integrieren. So kann nun ein optimierter Volumenstrom den Rollprozess unterstützen.“

Sensor hilft bei der Werkzeuganalyse

Ähnlich interessant ist eine Technologie, die LMT Fette im Rollkopfscharnier vorsieht. Dort befindet sich ein Sensor, der mit einem Dehnmessstreifen verbunden ist und so regelmäßig Kraftmessungen durchführen kann. Per App und Bluetooth-Anbindung können LMT-Anwendungstechniker die gewonnen Daten überprüfen und zusammen mit Anwendern den Einsatz des Werkzeugs analysieren und optimieren. Zudem beinhaltet der Sensor die DNA des Werkzeugs wie Fertigungsdatum, Seriennummer, Typ, Ausführung und Wartungsintervalle. Insgesamt heißt das: Mit dem neuen Evoline Tangential-Rollkopf öffnet LMT Fette die Tür zu einer weitgehenden Vernetzung des Werkzeugs mit der Smart Factory. Die Evolution der Rollsysteme schreitet entscheidend voran.

cd