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Steuerungen + Software

Wie Uttec an den Nebenzeiten dreht

Zusammen mit Uttec aus Winnenden konnte Lupal in Waiblingen eine Taktzeitreduzierung von nahezu 10 % erreichen, auch durch die Reduzierung von Nebenzeiten.

Wegen dem Kostendruck und der Ressourceneffizienz in Fertigungsbetrieben ist es zunehmend wichtig, Prozesse kontinuierlich zu analysieren und zu optimieren und beispielsweise Nebenzeiten zu reduzieren. Meist stehen bei solchen Betrachtungen die technischen Nebenkosten im Vordergrund. Zur Reduzierung dieser Nebenzeiten bieten sich die unterschiedlichsten Möglichkeiten an. Das beginnt zunächst bei optimalen Werkstück-Spannmitteln, der Be- und Entladung des Werkstücks und reicht vom hauptzeitparallelen Rüsten bis hin zur Automatisierung - die sich allerdings je nach Komplexität der Werkzeugmaschine sehr kostenintensiv gestaltet, wenn man beispielsweise wie bei Lupal überwiegend mit mehrspindligen Bearbeitungszentren fertigt.

Nebenzeiten über die NC-Steuerung reduzieren

Eine weitere Möglichkeit, die Nebenzeiten zu reduzieren, ist aber auch eine Optimierung über die NC-Steuerung. Das Unternehmen Uttec begann deshalb, bei Lupal Haupt- und Nebenzeiten des Fertigungsprozesses an einem 4-spindligen Bearbeitungszentrum BA W04-42 von SW mit der Siemens Solution Line zu analysieren mit dem Ergebnis, dass durch eine Optimierung allein bei den Nebenzeiten eine Taktzeitreduzierung von 7 % möglich ist. Gefertigt werden auf diesem Bearbeitungszentrum im Drei-Schichtbetrieb Aluminiumbauteile in großen Serien. Fertigungsprozesse sind dabei Fräsen (Schruppen und Schlichten), Bohren und Gewindeschneiden.

Angebot der Maschinenhersteller ist zu teuer

Nun bieten speziell bei derart großen Losgrößen Maschinenhersteller auch eine vereinbarte Ausbringung des Fertigungssystems an, was sich für Michael Lichtenberg, Geschäftsführer von Lupal, aber zu kostenintensiv gestaltet: „Für ein Unternehmen in unserer Größe rechnet sich der Einkauf von Taktzeiten nicht, denn zu solch einer Optimierung gehören ja auch entsprechende Vorrichtungen und die Werkzeugauslegung. Die Vorrichtungen aber bauen wir selbst und wir legen auch die Prozesse aus. Es mag sein, dass wir da nicht die großen Spezialisten sind, aber bislang sind wir damit gut gefahren.“ Bislang, denn die Potenzialanalyse durch Uttec ergab, dass durch Optimierungsverfahren eine Taktzeitreduzierung von 7 % möglich ist.

Überflüssige Bewegungen und Wartezeiten eliminieren

So wurde das Verfahren und die Positionierung der Werkzeuge aus dem Werkzeugwechsler optimiert. Zudem passte Uttec in einzelnen Bearbeitungssequenzen verschiedene Funktionen, unter anderem durch den Einsatz der CAM-Software Edgecam, an. Zusätzlich wurde das NC-Programm optimiert. Im Anschluss wurden die Änderungen über Simulationsprogramme getestet und vor Ort wurde eine Feinjustierung durchgeführt. Für Uwe Schröter, Geschäftsführer von Uttec, bieten solche Maßnahmen enormes Potenzial und stellen für den Anwender keinerlei Risiko dar: „Die Maschinenhersteller liefern die Maschinen, wie die Kunden das wünschen. Diese Maschinen verfügen aber über weit höhere Leistungsreserven, über die man Verfahrwege, Geschwindigkeiten, etc. verändern kann. Das geht nicht zu Lasten der Langlebigkeit oder Herstellergarantie, denn wir verändern im Gegensatz keine Antriebsparameter, sondern verwenden das Standard-NC-Programm, das von den Maschinen- und Steuerungsherstellern freigeben ist. Deshalb wäre es für uns auch möglich, die Hauptzeiten zu optimieren.“

NCU war bereits vorhanden

Im konkreten Fall bei Lupal hatte man allerdings festgestellt, dass im SW-Bearbeitungszentrum eine NCU (Numerical Control Unit) vorhanden ist. Das ist die höchste Ausbaustufe, die Siemens in der Solution Line anbietet. Eine weitere Optimierung über die NCU war so nicht möglich. Im Gegensatz dazu war in der Maschine bereits eine Werkzeugüberwachung integriert. Die konnte allerdings ebenfalls optimiert werden. Unabhängig davon bietet Uttec auch Werkzeugüberwachungen für Maschinen an, die Kräfte an der Spindel messen. In einer weiteren Ausbaustufe zählen dazu Schwingungssensoren mit Temperaturmessungen an der Spindel. Damit lässt sich außerdem der Schwingungsverlauf über die gesamte Laufzeit aufzeichnen. Parallel dazu beinhaltet das System eine 3D-Kollisionsüberwachung.

Bei Losgrößen bis 800.000 Stück/Jahr zählen Sekunden

Nun machen überflüssige Bewegungen und Wartezeiten der Werkzeugmaschine einen wesentlichen Teil des Fertigungsprozesses aus. Die scheint Uttec erfolgreich eliminiert zu haben. Für Michael Lichtenberg reicht dieses Angebot allerdings noch nicht ganz aus: „Wir haben an diesem Bearbeitungszentrum den Prozess selbst eingefahren. Werkzeugwechsel, Positionierung usw., das lief bei uns bislang alles nacheinander ab. Jetzt nach der Optimierung durch Uttec geschieht das parallel und absolut problemlos. Deshalb würden wir es begrüßen, wenn Uttec alles komplett, also von der Maschine über die Werkzeuge, die gesamte Auslegung inklusive der Taktzeitdefinierung, anbieten würde, denn damit rechnet sich solch eine Optimierung auch für Unternehmen in unserer Größe.“ Verständlich, denn bei Losgrößen bis 800.000 Stück pro Jahr und Bauteilen, die das ganze Jahr gefertigt werden, zählen Bruchteile von Sekunden.

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Versprochen hatte Uttec eine Taktzeitreduzierung von 7 %. Durch eine Optimierung der Verfahrwege und die Positionierung der Werkzeuge aus dem Werkzeugwechsler, des NC-Programms sowie dem Einsatz der CAM-Software Edgecam wurden daraus nahezu 10 %.

Interessantes am Rande

UT-CM-PRO ist ein System von Uttec für die Überwachung der Spindel (Lifetime) sowie eine Kollisionskontrolle von Werkzeugmaschinen (Analyse, Wartung, Überlastung). Der digitale dreiachsige Piezo-Sensor ist zur Überwachung der Schwingungen und Temperaturen der Spindel mit Alarmmeldungen und Protokollierung über verschiedene Schwellenwerte ausgerüstet.

Lupal im Blickpunkt

Das Unternehmen wurde 2006 gegründet und hat sich auf die mehrseitige spanende Bearbeitung von vorwiegend Messing und Aluminium spezialisiert. Das Leistungsspektrum umfasst Kokillen-, Sand- und Druckgussteile vorwiegend aus Aluminium und Zink sowie Magnesiumgussteile und Pressteile aus Messing. Die Kernkompetenz sehen die Verantwortlichen in der mehrseitigen spanenden Bearbeitung von komplexen Werkstücken, denn mit ein, zwei oder vier Spindeln auf 4- oder 5-achsigen Maschinen ist man in der Lage, komplexe Teile mit hoher Präzision in einer Aufspannung zu fertigen.

cd

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