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Foto: VDW

Unternehmen

Warum Werkzeugmaschinen-hersteller in Mexiko präsent sind

VDW und 17 deutsche Werkzeugmaschinenhersteller reisen nach Querétaro und Monterrey und begeisterten mexikanische Produktionsexperten für deutsche Technik.

17 deutsche Werkzeugmaschinenhersteller knüpften und pflegten starke Kontakte nach Mexiko. In der ersten Dezemberwoche lud der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenhersteller) zu zwei Technologiesymposien nach Querétaro und Monterrey ein. Auf mexikanischer Seite war das Interesse groß. Rund 300 hochqualifizierte Kunden nahmen an den Veranstaltungen teil und machten diese zu einem vollen Erfolg.

Seit 2010 hatte sich die Nachfrage aus Mexiko nach deutschen Werkzeugmaschinen auf rd. 372 Mio. Euro im vergangenen Jahr vervierfacht. Damit etablierte sich Deutschland nach den USA und Japan auf Platz 3 der wichtigsten Lieferanten für mexikanische Produktionsbetriebe.

Deutschland ist wichtiger Partner der mexikanischen Wirtschaft

Neben Vorträgen, B2B-Meetings und zwei Fabrikbesuchen stand für die deutschen Unternehmen vor allem auch das Kennenlernen von Abläufen der in Mexiko traditionell starken Automobil- und Luftfahrtindustrie im Vorder-grund. „Die mexikanische Wirtschaft konzentriert sich heute auf den nächsten Schritt der Automatisierung, Digitalisierung und Industrie 4.0“, sagte Johannes Hauser, Geschäftsführer der AHK Mexiko (Camexa) und Kooperationspartner des VDW, in Querétaro. „Deutsche Technologie ist für diese Entwicklung unverzichtbar und genießt einen ausgezeichneten Ruf. Kein Wunder, dass Mexiko heute zum wichtigsten Markt für deutsche Werkzeugmaschinen in Lateinamerika und Deutschland wiederum zum wichtigsten Handelspartner Mexikos in der Europäischen Union geworden ist“, erklärte Hauser weiter. Eine Entwicklung, die Klaus-Peter Kuhnmünch intensiv verfolgt hat. Als Organisator der Symposien war Kuhnmünch sowohl 2019 für den VDW vor Ort, als auch bei den Vorgängerveranstaltungen 2009 und 2014 in Mexico City, Monterrey und León: „Bei Beschaffungsentscheidungen in Lateinamerika ist neben verlässlicher Qualität starke Präsenz am Markt von besonderer Bedeutung. Ich halte es deshalb nicht für einen Zufall, dass 15 der 17 teilnehmenden Unternehmen uns zum wiederholten Mal nach Mexiko begleitet haben und vier von ihnen mittlerweile über Niederlassungen in Mexiko verfügen.“

Prominenz der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie vertreten

In Mexiko dabei waren Vertreter von Alzmetall Werkzeugmaschinenfabrik, Chiron-Werke, die Emag-Gruppe, Gehring Technologies, Gleason Corporation, Gebr. Heller Maschinenfabrik, Grob-Werke, Heidenhain, Maschinenfabrik Berthold Hermle, Index-Werke, Open Mind Technologies, Profiroll Technolo-gies, Schwäbische Werkzeugmaschinen, SHW Werkzeugmaschinen, Siemens, Alfred H. Schütte und Trumpf.

Politische Rahmenbedingungen sorgen für besondere Note

Eine besondere Note erhielt die Veranstaltung in Mexiko aufgrund der anhaltenden politischen Streitigkeiten mit den USA, die ein Fragezeichen hinter die Fortentwicklung der Industrialisierung und somit hinter die Nachfrage nach deutschen Werkzeugmaschinen gesetzt hatte. „Die Nichtratifizierung des neuen nordamerikanischen Freihandelsabkommens USMCA durch die USA ist für das Investitionsklima sicher nicht förderlich“, beschrieb Hauser die aktuelle Situation. Gleichwohl sei festzuhalten, dass „das bestehende Nafta-Abkommen bis auf weiteres in alter Form gilt.“

Flagge zeigen in Umbruchzeiten

Nach einer langen Phase des Wachstums legte die mexikanische Wirtschaft zuletzt eine Verschnaufpause ein und wird 2019 voraussichtlich nicht wachsen. Bei den Bruttoanlageinvestitionen wird im laufenden Jahr ein Rückgang um 4,5 Prozent erwartet, die Exporte deutscher Werkzeugmaschinenhersteller sanken in den ersten drei Quartalen 2019 gegenüber dem Vorjahreswert um 31 Prozent. „Die Entwicklung ist aktuell kritisch“, kommentierte Hans-Joachim Koschig, Leiter Vertrieb Americas bei den Index-Werken, die ernüchternden Zahlen. „Mexiko ist ein von der Automobilindustrie getriebener Markt. Wir spüren im Augenblick Verunsicherung und Investitionszurückhaltung.“

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Die Vorträge der deutschen Werkzeugmaschinenhersteller deckten eine große Bandbreite ab. Die Veranstaltungen stießen bei den mexikanischen Produktionsexperten auf reges Interesse.

Prognosen für 2020 sind ein Hoffnungsschimmer

Einen Hoffnungsschimmer bieten die Prognosen für 2020, die eine leichte Erholung in Aussicht stellen. Die innenpolitische Situation hat sich nach der Regierungsneubildung im Sommer 2018 beruhigt, Stabilität wieder Einzug gehalten – eine wichtige Voraussetzung für Industrieunternehmen, die ihre zukünftige Produktion planen. Kuhnmünch: „Gerade in Phasen des Umbruchs ist es wichtig, Flagge zu zeigen. Erfahrungsgemäß werden jetzt Investitions-entscheidungen auf den Weg gebracht. Der Zeitpunkt für die VDW-Symposien war damit sicher eine Herausforderung, aber goldrichtig.“ So scheint trotz der aktuellen Delle die grundsätzlich positive Entwicklung für Werkzeugmaschinen intakt: Lag das Marktvolumen 2014 noch stabil bei 1,5 Mrd. Euro, erreichte es seit 2015 stets einen Wert von rd. 2 Mrd. Euro. Tobias Hügler, Gebietsver-kaufsleiter bei SHW Werkzeugmaschinen, hoffte vor diesem Hintergrund auf eine baldige Fortsetzung der Erfolgsgeschichte: „Wir sind seit über 20 Jahren mit einem stetig wachsenden Geschäft in Mexiko aktiv. Der Markt hat für uns einen hohen Stellenwert.“

Inhaltliche Schwerpunkte mit großer Bandbreite

Die Vorträge der deutschen Hersteller deckten eine große Bandbreite der Werkzeugmaschinentechnik ab. Sie reichte von klassischen Themen wie Produktivität, Qualität oder Nachhaltigkeit bis hin zur Smart Factory. Gehring Technologies stellte im Autoland Mexiko etwa die Emissionsreduktion von Verbrennungsmotoren und innovative Elektromobilität in den Mittelpunkt: „Unser Angebot im Bereich Formhontechnologie umfasst einfach nachrüstbare Lösungen zur Emissionsreduktion. Dazu haben wir als Neuheit unsere Turnkey-Lösungen für die Elektromobilität im Bereich der Statorproduktion präsentiert“, erläuterte Martin Winterstein, Managing Director bei Gehring, das Angebot für die mexikanische Automobilindustrie. „Zusätzliche Applikationen wie das Honen von Flugzeug-Landebeinen oder Hydraulikzylindern rundeten unsere Palette ab.“ Stark vertreten waren auch Hersteller von Bearbeitungs-zentren wie Alzmetall, Hermle oder Index. „Das Thema 5-Achs Simultanbear-beitung fällt in Mexiko auf fruchtbaren Boden. Vor allem in der Luftfahrtindust-rie ist man sehr an den neuesten Bearbeitungstechnologien interessiert“, erklärte hierzu Roland Ilg, Vorsitzender der Geschäftsführung von Alzmetall.

Großes Interesse der Mexikaner an deutschen Angeboten

Das Fazit bei den deutschen Werkzeugmaschinenhersstellern fiel ausgesprochen positiv aus. „Für uns waren die beiden Veranstaltungen in Querétaro und Monterrey sehr erfolgreich“, zog etwa Peter Steimer, Regional Sales Manager West-coast/Mexico bei Hermle USA Bilanz. „Wir konnten neue Kunden in der Aerospace-Industrie identifizieren, zu denen wir bislang keinen Zugang hatten, und sehr gute Kontakte knüpfen.“ Jürgen Gögelein, Area Sales Manager bei Chiron, ergänzte: „Die VDW-Symposien in Mexiko haben unsere Erwartungen übertroffen. Die hochqualifizierten Teilnehmer konnten Neuheiten für die Bearbeitung großer Bauteile in der Automobilindustrie, Luftfahrt und Medizintechnik erleben, in vielen Einzelgesprächen wurde unsere modulare Software zur Steuerung von Fertigungsprozessen nachgefragt“. Die nächsten VDW-Technologiesymposien werden im April 2020 in Malaysia und im Dezember 2020 in Indien stattfinden.