Angesichts der rasanten Entwicklung in der Elektromobilität steht die Industrie weiterhin vor großen produktionstechnischen Herausforderungen. Gemäß dem Nachhaltigkeits-Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA) soll bis 2030 mit etwa 245 Mio. Elektroautos ein Anteil von 30 % weltweit erreicht werden. Das Angebot an Modellen nimmt kontinuierlich stark zu, 18 der 20 größten OEM, wie die BMW- und GM-Gruppe, haben sich verpflichtet, das Angebot und den Verkauf von Elektroautos zu erweitern.
45 % der gesamten Zahnradproduktion ist für Fahrzeuggetriebe bestimmt. Der Vormarsch der Elektrofahrzeuge verändert die Anforderungen an die Getriebeindustrie. Höhere Motordrehzahlen von bis zu 20.000 min-1 bedeuten, dass ein höheres Übersetzungsverhältnis für mehr Effizienz erforderlich ist. Bei einem Planetengetriebe, auch bekannt als Planetenradsatz, sind die Sonnen- und Planetenräder als Außenräder in einem Zahnkranz montiert. Die Außenzahnräder werden durch Wälzfräsen und anschließendes Schleifen hergestellt.
Zahnräder für Elektroautos haben engere Toleranzanforderungen
Das Innenzahnrad wird traditionell durch stoßen oder räumen hergestellt. Das Wälzstoßen ist jedoch langsam, während das Räumen auf schwerfällige Werkzeuge angewiesen ist. Ein weiterer Trend, der durch die kompaktere Bauweise des neuen Getriebes in Elektrofahrzeugen ausgelöst wurde, sind mehrere Zahnräder auf einer Welle, die sehr nahe beieinander liegen. Aufgrund der Störkonturen können die kleineren Zahnräder auf der Welle nicht durch Wälzfräsen hergestellt werden.
Auch die Geräuschemissionen von Elektrofahrzeugen stellen eine Herausforderung dar. Zahnräder für Elektroautos müssen noch höheren Toleranzanforderungen genügen, die für Innenverzahnungen von DIN 10 auf DIN 6 erhöht wurden. Die Verzahnungshersteller sehen im Hartschälen ein revolutionäres Verfahren, um die Millionen von Zahnrädern herzustellen, die für die neuen Elektrofahrzeuge benötigt werden.
Komplettlösung zum Schleifen von Wälzschälwerkzeugen
Das Wälzschälen, oder auch Skiving, ist das effizienteste Verfahren zum Herstellen von Zahnrädern für Elektrofahrzeuge. Beim Schälen handelt es sich um einen kontinuierlichen Materialabtrag bei dem die Wälz- und die Fräsbewegung kombiniert werden. Während der Fräser als Ritzel in das Zahnrad eingreift, bewegt er sich gleichzeitig in der axialen Richtung des Zahnrads. Es ist ebenso effizient wie das Wälzfräsen und generell fünf bis zehnmal schneller als das Wälzstoßen. Beim Schälen entstehen kürzere Späne und geschälte Zahnräder weisen eine höhere Qualität mit geringerer Oberflächenrauigkeit auf. Für das Hartschälen nach der Wärmebehandlung werden leistungsstarke Vollhartmetall-Wälzschälwerkzeuge benötigt.
Als Reaktion auf die Marktnachfrage bietet Anca eine Komplettlösung für die Herstellung von Wälzschälwerkzeugen aus Hartmetall und HSS und das Nachschleifen. Die Schleifmaschine GCX Linear bietet eine In-Prozess-Messung, um den Herstellungsprozess erheblich zu verbessern. Diese erfolgt mit analogem Messtaster und sorgt für einen präzisen, geschlossenen Fertigungsprozess. Mit der GCX werden enge Toleranzen erreicht, sodass genaue Zahnräder hergestellt werden können, die den Herausforderungen einer langen Lebensdauer und geringen Geräuschemissionen gerecht werden.
In-Prozess-Messung verbessert das Schleifergebnis
Bei der Herstellung von Skiving-Werkzeugen sind verschiedene Herausforderungen zu bewältigen.
Die Fähigkeit der GCX Linear, das Zahnradprofil anhand der korrekten mathematischen Form auszuwerten, ist ein bedeutender Fortschritt für die Industrie. Zusammen mit der direkten Kompensation ist das Schleifen von Skiving-Werkzeugen daher eine effiziente und praxisgerechte Closed-Loop-Lösung.
Joachim Jäckl/rk