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„Wir steuern auf eine schwere Rezession zu. Die Politik muss jetzt handeln“: Während des Presseforums auf der AMB erklärten neben ECTA-Präsident und Vorstandmitglied des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge Markus Horn (v.r.) auch der Fachverbandsvorsitzende Stefan Zecha und Geschäftsführer Markus Heseding (VDMA Mess- und Prüftechnik sowie Präzisionswerkzeuge) die teilweise bereits dramatische Lage für die deutschen und global agierenden Werkzeughersteller.
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„Wir steuern auf eine schwere Rezession zu. Die Politik muss jetzt handeln“: Schon während der AMB erklärten ECTA-Präsident Markus Horn (v.r.), Stefan Zecha und Markus Heseding die teils dramatische Lage für Werkzeughersteller.

THEMA DER WOCHE 01/2023

Reicht Nachhaltigkeit zur Krisenbewältigung?

Werkzeugindustrie im Krisenmodus. Reichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovationskraft zur Wende? ECTA-Präsident Markus Horn setzt auf maximales Networking.

Herr Horn, auch die Werkzeug-Welt ist im Krisenmodus. Welche Auswirkungen der verschiedenen Krisen – beispielsweise des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Handelsbeschränkungen – sind für Sie als ECTA-Präsident, Mitglied des Vorstandes beim VDMA Präzisionswerkzeuge und natürlich vor allem für die Branchen schon deutlich spürbar und absehbar?

Markus Horn: Die Lage in der europäischen Präzisionswerkzeugbranche ist derzeit verhältnismäßig gut, aber die Aussichten bergen viele Unsicherheiten. Zwar gab es mit der AMB dieses Jahr endlich wieder die Möglichkeit, relativ normal mit den Kunden aus Deutschland und dem Ausland zusammenzutreffen, aber die verschiedenen sich teilweise überlagernden Krisen seit 2019 beeinflussen auch die Hersteller von Präzisionswerkzeugen.

Sind die Lieferengpässe das größte Problem?

Markus Horn: Zum Glück lösen sich zunehmend die Staus in den Häfen auf und die Frachtkosten sinken wieder. Einer der Hauptgründe ist allerdings die aktuelle Schwächephase der Weltwirtschaft, wodurch beispielsweise die Nachfrage nach Waren aus China deutlich zurückgegangen ist. Anderseits hilft eine Entspannung der Lieferketten überall dort, wo bislang Lieferengpässe die Produktion in den Unternehmen ausbremsen. Die Werkzeugbranche ist im Vergleich zu anderen Branchen in der Metallindustrie nicht direkt von der Lieferkettenproblematik und der Materialknappheit betroffen. Generell ist die Versorgung mit den notwendigen Rohstoffen auf dem globalen Markt gegeben. Die Branche spürt die Krise jedoch indirekt über ihre Kunden. Der allgemeine Maschinenbau in Europa verzeichnet beispielsweise noch einen sehr hohen Auftragsvorrat, der deutlich über den Zahlen von 2018 liegt. Aufgrund der Lieferkettenproblematik können unsere Kunden häufig nicht termingerecht liefern. Stehen dann die Bänder aufgrund des fehlenden Materials still, werden Aufträge storniert oder auf Eis gelegt.

Welchen Einfluss hat der Ukrainekrieg?

Markus Horn: Auch die Auswirkungen des Ukrainekriegs belasten die Werkzeughersteller in Europa, wenngleich unterschiedlich stark.  Sprunghaft steigende Gas- und Strompreise sowie eine zunehmend unplanbare Versorgung lassen weite Teile der Industrie um die Existenz fürchten. Manche Unternehmen haben bereits das Problem, dass ihnen nach dem Auslaufen ihres bisherigen Stromvertrags überhaupt kein neuer Vertrag mehr angeboten wird. Dann sind sie auf den risikoreichen Spotmarkt mit seinen extremen Preissprüngen angewiesen, weil es für Unternehmen keine Grundversorgung gibt. Gerade für kleinere und mittelgroße Firmen ist das eine unerträgliche Belastung. Ich wünsche mir deshalb, dass die Regierungen Maßnahmen ergreifen, die nicht nur die Privatverbraucher, sondern auch die Industrieunternehmen im Blick haben. 

Haben sich die Verbindungen nach China schon normalisiert?

Markus Horn: Nach wie vor sind Reisen nach China wegen der dortigen Null-Covid-Strategie nur mit fast unüberwindbaren Hindernissen möglich und vor Ort drohen einem monatelange Lockdowns, Quarantäne, etc. Der Konflikt zwischen den USA und China bereitet uns erhebliche Sorge. Wir können nicht davon ausgehen, dass dieser Streit eine vorübergehende Erscheinung ist, sondern dass es eine Verschiebung der globalen Ordnung mit erheblichen Auswirkungen auf das Handelssystem darstellt. Mit der Verschärfung dieses Konflikts geht eine Schwächung des regelbasierten Welthandelssystems und insbesondere der Rolle der Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO) einher.

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Markus Horn schilderte aber auch das ein oder andere positive Signale: „Die Luftfahrtindustrie hat die Produktion von Flugzeugen und folglich auch die Werkzeugnachfrage wieder deutlich gesteigert.“
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Markus Horn schilderte aber auch das ein oder andere positive Signale: „Die Luftfahrtindustrie hat die Produktion von Flugzeugen und folglich auch die Werkzeugnachfrage wieder deutlich gesteigert.“

Also doch nur drei Krisenherde?

Markus Horn: Nicht ganz. Hinzu kommen der sich weiter verschärfende Fachkräftemangel, Bürokratiemonster, Inflation, der Wandel in der Automobilindustrie, America first, ein regulatorischer Tsunami im Bereich der Produktpolitik und so weiter. Jedenfalls gibt es aktuell ausreichend Herausforderungen und wir Unternehmer tun alles, um liquide und lieferfähig zu bleiben und die zahlreichen Arbeitsplätze in der Branche zu erhalten.

Am 2.7. ging die Jahreskonferenz des Europäischen Werkzeugverbandes ECTA in der Schweiz zu Ende. Gab es dort neue Erkenntnisse, was die Politik demnächst von der Industrie verlangt?

Markus Horn: Natürlich haben wir die großartige Möglichkeit zum persönlichen Gedankenaustausch in der Schweiz auch dazu genutzt, uns darüber zu unterhalten, welche Anforderungen die Politik an unsere Branche stellt. Im Zuge der Nachhaltigkeitsdiskussion in Europa und der damit einhergehenden von der Politik geforderten Abschaffung des Verbrennungsmotors sind wir uns alle einig, dass es nicht die Aufgabe der Politik sein kann, Technikverbote auszusprechen. Wir sind für eine klare Aufgabenteilung: Die Politik muss den Rahmen festlegen und die Ziele – that’s it. Um die technischen Lösungen und deren Kosten-/Nutzen-Verhältnis kümmern sich dann die Ingenieure und Unternehmer. Daher werben wir an dieser Stelle erneut für eine ergebnisorientierte und technologieoffene Politik.

Die Zerspanungsbranche muss sich als intensiv mit der Nachhaltigkeit beschäftigten?

Markus Horn: Ohne Frage. Die Nachhaltigkeitsbestrebungen im Rahmen des EU Green Deals und des Kreislaufwirtschaftspakets bescheren uns darüber hinaus aber auch den erwähnten regulatorische Tsunami im Bereich der Produktpolitik. Die Veröffentlichung des ersten umfassenden Pakets zur nachhaltigen Produktpolitik der EU-Kommission im April ist der erste Schritt dazu, dass zukünftig nur noch sichere, zirkuläre und nachhaltige Produkt auf dem EU-Binnenmarkt zugelassen werden sollen. Zentrales Element für den Maschinen- und Anlagenbau ist dabei die geplante Überarbeitung und Öffnung der Ökodesign-Richtlinie und die Etablierung eines Digitalen Produktpasses. Damit kommen einige Hausaufgaben auf uns Industrie-Unternehmen in Europa zu.

Und im Gegenzug: Welche dringenden Wünsche gibt es an die Politik?

Markus Horn: Wir haben eine dringliche Forderung an die Politik: Es ist nämlich schon lange überfällig, dass die überbordende Bürokratisierung – und da sind wir hier in Deutschland ein trauriges Musterbeispiel – abgebaut wird. Die Unternehmen wären nicht nur international wesentlich wettbewerbsfähiger und resilienter, wenn sie nicht so viel Geld an nicht wertschöpfender Stelle ausgeben müssten, sondern darüber hinaus auch viel besser in der Lage beim Übergang zur Klimaneutralität und bei der Digitalisierung eine weltweite Führungsposition einzunehmen.

Gibt es schon Lösungsansätze: Was sollte man den ECTA-Mitgliedern und ihren Kunden empfehlen?

Markus Horn: Neben der Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen sollten sich viele Unternehmen noch intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Wir gehen davon aus, dass die Forderungen nach Nachhaltigkeit aus drei Richtungen kommen: Haupttreiber sind Kunden und Verbraucher, Geldgeber und Politik. Deren Forderungen werden aller Voraussicht nach weiter zunehmen und schärfer werden. Noch haben besonders nachhaltige Firmen ein attraktives Alleinstellungsmerkmal. In ein paar Jahren wird das nachhaltige Wirtschaften jedoch etablierter Standard sein. Und dann haben Unternehmen, die nicht nachhaltig sind, einen gravierenden Wettbewerbsnachteil. Deshalb halten wir es für geboten, die Unternehmen so schnell wie möglich auf Nachhaltigkeit zu trimmen und mit nachhaltigen Lösungen weltweit die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Kunden zu fördern.

In Anbetracht der globalen Probleme werden Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Ressourcen- aber auch Absatzsicherheit immer wichtiger. Erwarten Sie eine Rückbesinnung auf die heimischen Märkte, sowohl als Produktionsstandort wie auch als Absatzmarkt, sowohl für Konsumgüter wie auch für Investitionsgüter?

Markus Horn: Besonders wichtig in turbulenten Zeiten wie diesen sind resiliente Lieferketten, die nicht zu sehr von ein paar wenigen Lieferanten und Ländern abhängig sind. Das können Verträge mit regionalen Lieferanten sein, müssen es aber nicht. Zumal ein regionaler Anbieter selbst auch auf Lieferungen – teilweise aus dem Ausland – angewiesen sein kann. Einige (aber nicht alle) Lieferketten stehen auf dem Prüfstand und es wird Anpassungen geben. Eine Rückbesinnung findet beispielsweise teilweise aufgrund der sehr schwierigen Liefersituation aus China statt. Dies ist jedoch teuer, sodass Unternehmen bemüht sind ihre Kosten durch Produktionsverlagerungen innerhalb von Europa wieder in den Griff zu bekommen. Diese Balance gilt es in Zukunft zu finden.

Der EU-Binnenmarkt ist damit quasi als große Regionalisierungslösung schon sehr hilfreich?

Markus Horn: Der Trend zu neuen Markteintrittsbarrieren wie den America-first-Gesetzen in den USA oder Local-Content-Vorschriften in China tun exportlastigen Unternehmen wie den Präzisionswerkzeug-Herstellern besonders weh. Zum Glück haben wir den nach wie vor sehr attraktiven Europäischen Binnenmarkt. Allerdings können die heimischen Märkte nur so lange ein sicherer Hafen sein, wie sie sich positiv entwickeln. Gerade das aber macht uns insbesondere beim Standort Deutschland Sorgen. Neben den überhöhten Bürokratie-, Energie- und Steuerbelastungen bewirken die politischen Weichenstellungen ein Abwandern der Autoproduktion und anderer Industrien und zwingt damit die Lieferanten dazu mitzugehen, um ihre Kunden nicht zu verlieren. Wir steuern in Deutschland gerade auf eine Rezession zu. Hinzu kommt die teilweise erstaunlich unternehmensfeindliche Stimmung in manchen politischen Parteien.

Im Extremfall könnte ja die Regionalisierung sehr hilfreich sein. Passen Regionalisierung und Industrie eigentlich zusammen? Oder funktioniert Industrie nur global?

Markus Horn: Die Regionalisierung funktioniert nicht in allen Fällen. Einige Wertschöpfungsprozesse können wir nicht regional realisieren, da zum einen die Rohstoffe nicht komplett zur Verfügung stehen und die Industrie zum anderen von politischen Verordnungen und Auflagen der EU ausgebremst wird. Viele Unternehmen erkennen jedoch, dass ein ressourcenschonender Umgang notwendig ist. Das heißt, dass Dinge, die nicht unbedingt aus Fernost kommen müssen, auch lokal bezogen werden können. Dies hat preislich enge Grenzen. Industrie funktioniert in den meisten Fällen nur noch global. Explodierende Energiepreise in Europa machen es unwirtschaftlich bis unmöglich, hier energieintensive Produktionsprozesse durchzuführen. Diese Prozesse werden dann verlagert. Deutschland ist ein Exportland mit vielen Hidden Champions, die zwar teilweise nur kleine Bauteile liefern, von denen jedoch der ganze globale Markt abhängig ist. Übrigens sind unsere Technologien mit ihrer hohen Qualität und Effizienz in der Welt auch bei der Lösung der Klimaziele sehr gefragt.

Welche Kundenbranchen und Absatzländer könnten als Zugpferd dienen?

Markus Horn: Die drei größten Märkte sind Europa selbst, die USA und natürlich auch China. China ist hierbei der am größten wachsende Markt mit dem meisten Potenzial. Europa ist ein Hochtechnologie-Standort. Ein zukünftiges Zugpferd könnten Technologien sein, die sich mit der Dekarbonisierung befassen. Hier liefern wir bereits zukunftweisende Technologien, die sich mit diesem Thema befassen. Denn die große Herausforderung unserer Zeit heißt Nachhaltigkeit. Um nachhaltig zu werden, benötigen nicht nur wir neue Technologien. Viele Länder haben einen steigenden Bedarf an derartiger Technik in allen produzierenden Industrien.

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Für eine große Problematik hatte Markus Horn eine einfache Lösung: „Wir setzen derzeit massiv auf Strom, obwohl es voraussichtlich gar nicht möglich sein wird, diesen in ausreichender Menge vorzuhalten. Und dies unabhängig davon, in welche Richtung sich die Mobilität entwickelt. Jedenfalls sind bei der Dekarbonisierung pfiffige technische Lösungen gefragt. Und dafür sind wir auf der ganzen Welt bekannt.“
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Für eine große Problematik hatte Markus Horn eine einfache Lösung: „Jedenfalls sind bei der Dekarbonisierung pfiffige technische Lösungen gefragt. Und dafür sind wir auf der ganzen Welt bekannt.“

Ist deutliches positives Umsatzwachstum durch Umwelttechnologien schon absehbar und auch möglich? Wie hoch schätzt die ECTA das Marktvolumen neuer Technologien ein?

Markus Horn: Das Umsatzwachstum durch Umwelttechnologien passiert schon heute. Den vorgesehenen Zubau von Wärmepumpen und Windkraftanlagen ist nur durch ein Produktionswachstum mittels Präzisionswerkzeugen möglich. Das Marktvolumen lässt sich noch nicht konkret quantifizieren, weil hier noch weitere Technologien entwickelt werden, die noch nicht am breiten Markt angekommen sind. Es wurden beispielsweise spezielle Turbinen entwickelt, die CO2 verdichten. Die Carbon-Capture-Anlagen sind jedoch noch äußerst selten im Einsatz, obwohl das daraus entstehende Produkt auch für E-Fuels gebraucht werden könnte. Derzeit sind E-Fuels in Deutschland noch nicht die erste Wahl, da strategisch auf die E-Mobilität gesetzt wird. Das heißt, wir setzen hier auf Strom, obwohl es voraussichtlich gar nicht möglich sein wird, diesen in ausreichender Menge vorzuhalten. Und dies unabhängig davon, in welche Richtung sich die Mobilität entwickelt. Jedenfalls sind bei der Dekarbonisierung pfiffige technische Lösungen gefragt. Und dafür sind wir auf der ganzen Welt bekannt.

Das heißt, der Umsatzrückgang der Metallzerspanung in alten Branchen wird kompensiert durch neue Branchen?

Markus Horn: Ich würde nicht von alten und neuen Branchen sprechen. Lieber vom Wandel, der uns schon immer angespornt hat. In jeder Stufe der industriellen Revolution wurde gesagt: Das vernichtet Arbeitsplätze und Umsatz. Entgegen der Aussage haben wir im Nachhinein festgestellt, dass genau durch diese neuen Technologien und dem Fortschritt mehr Arbeitsplätze und Umsatzpotenziale entstanden sind sowie eine positive Entwicklung einher ging. Das heißt, auch jetzt sind wir wieder in einem technologischen Wandel. Manche Themen fallen weg und neue kommen auf. Hier gilt das Sprichwort: Der Schnelle frisst den Langsamen. Man muss sich hochadaptiv auf die neuen Branchen einlassen und gleichzeitig auch seine eigenen Lieferketten anpassen.

Was sind momentan die Top-Wachstumsbranchen und -märkte für europäische Werkzeuge?

Markus Horn: Nach wie vor ist die Automotive-Branche einer der Top-Märkte für europäische Werkzeuge und Spannmittel. In den Fabriken der Automobilindustrie auf dem amerikanische Kontinent - von der USA über Mexiko bis nach Brasilien - liefen im ersten Halbjahr 2022 wieder mehr Fahrzeuge vom Band und bescherten unseren Werkzeugexporten deutlich überdurchschnittliche Lieferzuwächse. In der Kundenbranche Maschinenbau setzt sich die bereits im letzten Jahr gesehene Entwicklung fort. Die Maschinenhersteller haben gut gefüllte Auftragsbücher und benötigen Werkzeuge für die Fertigung von Maschinenteilen, auch wenn die Endmontage und Auslieferung wegen fehlender Elektronikkomponenten stockt.

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Markus Horn machte vor allem Mut: „In jeder Stufe der industriellen Revolution wurde gesagt: Das vernichtet Arbeitsplätze und Umsatz. Entgegen der Aussage haben wir im Nachhinein festgestellt, dass genau durch diese neuen Technologien und dem Fortschritt mehr Arbeitsplätze und Umsatzpotenziale entstanden sind. Packen wir es also an.“
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Markus Horn machte vor allem Mut: „In jeder Stufe der industriellen Revolution wurde gesagt: Das vernichtet Arbeitsplätze und Umsatz. Im Nachhinein haben wir aber festgestellt, dass durch neue Technologien mehr Arbeitsplätze und Umsatzpotenziale entstanden sind. Packen wir es also an.“

Gibt es schon positive Signale aus der Luftfahrt?

Markus Horn: Die Luftfahrtindustrie hat die Produktion von Flugzeugen und folglich auch die Werkzeugnachfrage wieder deutlich gesteigert, kommt aber nach zwei Jahren der Corona-Pandemie noch nicht wieder auf das vorherige Niveau. Auch die Nachfrage aus der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ist als direkte Folge des Ukrainekrieges gestiegen. Ein großes Potenzial für die Zukunft sehe ich auch für schwer zu zerspanende Werkstoffe, wie beispielsweise bleifreies Messing. Denn die EU-Verordnungen sorgen dafür, dass solche ‚gesünderen‘ Materialien in naher Zukunft in der zerspanenden Industrie vermehrt zum Einsatz kommen.

Und eigentlich müssten doch neue Impulse aus der  Energiewirtschaft kommen?

Markus Horn: Das Loslösen des Westens von Russland insbesondere im Energiesektor und die dadurch ausgelösten Preissprünge treiben die Nachfrage aus dem entsprechenden Anlagenbau zur Gasgewinnung. Ob Rohrleitungen für das Fracking, Verdichter für LNG oder Ventile für die weitere Verteilung – Erdgas fließt durch mit Präzisionswerkzeugen bearbeitete Komponenten. Aber auch Windkraftgeneratoren und Anlagen rund um die nun verstärkt in den Fokus rückende Wasserstoffwirtschaft treiben den Werkzeugbedarf an.