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Foto: BAM
Rund 40 Maschinen stehen in der Fertigung von BAM. Mit der spanenden Fertigung kann nahezu jede geometrische Bauteilform herstellt werden.

Werkzeugmaschinen

Online zum Bauteil – Digitalisierung in der Fertigung

BAM hat sich zu einem Vorreiter der Digitalisierung in der Fertigung entwickelt. Ein neues Geschäftsmodell reduziert deutlich die Kosten.

Hinter der Online-Plattform mipart.com steckt der Fertigungs- und Maschinenbauspezialist BAM GmbH aus dem oberpfälzischen Weiden, der sich mit seinem neuen Geschäftsmodell dank Cloud und künstlicher Intelligenz (KI) zu einem Vorreiter der Digitalisierung in der Fertigung aufgeschwungen hat. In seinem Hightech-Maschinenpark setzt das Unternehmen auf Automatisierung und intelligente Materialflusskonzepte. „Die Digitalisierung ist der Schlüssel zu unserem Erfolg“, sagt BAM-Geschäftsführer Marco Bauer.  Auf der Plattform tummeln sich Kunden aus unterschiedlichen Branchen wie Medizintechnik, Maschinenbau, Chemie, Elektronikindustrie oder Sensorik. Und selbst ambitionierte Privatbastler sind hier unterwegs, um sich online Bauteile mit nur wenigen Mausklicks zu bestellen.

Verschiedene Fertigungsverfahren im Portfolio

Im ersten Schritt laden die Kunden die CAD-Datei des gewünschten Bauteils im Online-Konfigurator hoch. Alle Server des Unternehmens befinden sich in europäischen Rechenzentren und sind damit auch DSGVO-konform. Im zweiten Schritt lässt sich das Bauteil weiter individualisieren und hinsichtlich des Einsatzzwecks optimieren. BAM bietet dabei verschiedene Fertigungsverfahren, Materialien, Toleranzklassen und Oberflächenbehandlungen. Der Preis für das Bauteil passt sich während des gesamten Prozesses permanent in Echtzeit an. Zum Schluss können die Nutzer sofort online bestellen und auf Wunsch sogar eine Express-Fertigung auswählen. „Wir bieten unseren Kunden einen komplett KI-basierten, automatisierten Wertschöpfungsprozess für die Bestellung individueller Bauteile – und das bereits ab Losgröße 1“, erklärt Bauer. Kern der Softwarelösung ist eine automatisierte Geometrieanalyse in Kombination mit einem Machine-Learning-Algorithmus sowie Erfahrungswerten aus zehn Jahren Fertigung. Die Software analysiert innerhalb weniger Sekunden jedes Bauteil. „Pro Monat wickeln wir rund 3.500 Anfragen automatisch ab. Tendenz steigend“, sagt Bauer. Mit jedem Bauteil lernt die künstliche Intelligenz dazu und optimiert fortlaufend den Algorithmus.

40 Maschinen namhafter Hersteller

Der Digitalisierungskurs zahlt sich aus: Bei seiner Gründung 2011 zählte das Unternehmen acht Angestellte, heute sind fast 200 Mitarbeiter beschäftigt. Rund 40 Maschinen namhafter Hersteller stehen für zerspanende und additive Fertigung, EDM-Verfahren sowie Blech- und Schweißbearbeitung zur Verfügung. An den Maschinen nutzt BAM etwa Robotiksysteme als Grundlage für die automatisierte Fertigung. Mittels der spanenden Fertigung kann das Unternehmen im subtraktiven Verfahren nahezu jede geometrische Bauteilform effizient herstellen. Für sehr komplexe Formen und harte Materialien, bei denen zerspanende Verfahren an ihre Grenzen stoßen, nutzt BAM seine Draht- und Senkerodieranlagen. Einen immer größeren Stellenwert nehmen zudem die verschiedenen 3D-Druck-Verfahren ein, die beispielsweise im Prototypenbau durch Schnelligkeit und Effizienz überzeugen.

Cloudanwendungen erhöhen Flexibilität

Mithilfe digitaler Tools kann sich BAM gegenüber Wettbewerbern deutlich abheben. Das Unternehmen reagiert sehr schnell auf Kundenwünsche. Zudem ist der Fertigungsspezialist dank Cloudanwendungen, einer breitbandigen Infrastruktur und vernetzten Systemen deutlich flexibler als zuvor – ein Vorteil, der sich sowohl bei Services für Kunden als auch für die eigenen Mitarbeiter bemerkbar macht. Auch als in Deutschland die ersten Kontaktbeschränkungen ausgerufen wurden, musste Bauer nicht lange nachdenken und schickte zahlreiche Mitarbeiter seines Unternehmens innerhalb von nur zwei Stunden ins Homeoffice. Die Voraussetzungen dafür wurden schon vor der Pandemie geschaffen. Dank einer Telefonanlage aus der Cloud konnten alle Mitarbeiter auch zu Hause reibungslos weiterarbeiten. „Die Digitalisierung hat uns bereits vor der Pandemie, während Corona und auch beim jetzigen Neustart sehr geholfen.“ Cloud PBX, eine Telefonanlage der Telekom, basiert auf IP-Technologie und passt sich automatisch dem jeweiligen Kommunikationsbedarf an. Mit dem Komplettpaket aus Anschluss, Telefontarif, Internet, Cloud-Telefonanlage und mobilen Nebenstellen nutzt BAM sämtliche Kommunikationsaktivitäten in einer Lösung.

Optimierte Prozesse

Hinter der Online-Plattform mipart stehen Rechenleistung und Dienste aus der Microsoft Azure Cloud, die ebenfalls von der Telekom implementiert wurde und seitdem auch betrieben wird. Dank der flexiblen Cloud-Infrastruktur lassen sich die Ressourcen jederzeit schnell an die individuellen Anforderungen anpassen. Der Zugriff auf Daten und Anwendungen ist für die Mitarbeiter zudem von überall möglich und stellte das Unternehmen auch während des Lockdowns vor keinerlei Probleme. Die neue Fertigungslösung macht sich indes auch finanziell positiv bemerkbar. BAM spart jährlich Personalkosten in Höhe von rund 150.000 EUR. Ehemals aufwändige Prozesse zur Angebotserstellung ließen sich stark optimieren, die Arbeitszeit für ein Angebot ist von acht bis zwölf Stunden auf ein bis zwei Stunden gesunken.

Hoher Grad an Digitalisierung

Andere Unternehmen setzt die Krise dagegen stark unter Druck. „Die Corona-Pandemie trifft viele kleine Unternehmen besonders hart“, sagt Thomas Spreitzer, bei der Telekom für den Vertrieb KMU und Marketing Geschäftskunden verantwortlich. „Betriebe, die bereits einen hohen Grad an Digitalisierung erreicht haben, zeigen sich jedoch widerstandsfähiger. Der Einsatz eines neuen Geschäftsmodells, wie es BAM vormacht, ist nur mit einem hohen Digitalisierungsgrad möglich.“ Aus der digitalen Kompetenz von BAM hat sich mittlerweile ein eigenes Unternehmen entwickelt. Die Up2parts GmbH konnte schon wenige Monate nach Unternehmensgründung mit Up2parts Calculation ein verkaufsfähiges Produkt auf den Markt bringen. „Damit bringen wir die Digitalisierung in die klassische Fertigungsindustrie und läuten für kleine und mittelständische Fertigungsunternehmen das digitale Zeitalter ein“, sagt Bauer.

ak

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Foto: BAM
Digitalisierung in der Fertigung: Auf der Online-Plattform mipart.com lassen sich Bauteile mit nur wenigen Mausklicks bestellen.