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Foto: NCFertigung

Kühlschmierstoff

Universell - die Königsdisziplin

Ein KSS, universell einsetzbar, unkompliziert in der Anwendung. Was einfach klingt, ist komplex in der Konzeption. Rhenus hat seinen TS 440 entwickelt.

Von Gerhard Maier

Als Hersteller von Kühlschmierstoffen hat man es nicht immer leicht. Die Konzeption und Entwicklung eines neuen Kühlschmierstoffes kann sich lange hinziehen. Da ist vor allem ein gutes Gespür erforderlich, was denn der Markt braucht und auch annimmt.

Umwelt- und gesundheitsbewusst

Mit dem rhenus FU 800 ist Rhenus Lub 2015 solch ein Wurf gelungen. Ein Kühlschmierstoff, der nachhaltig Umwelt und Gesundheit schützt. Ein Kühlschmierstoff, der keinen erhöhten pH-Wert und keine hohen Puffereigenschaften braucht, die Reaktionen oder andere Reizungen auslösen können. Das alles bei hoher Stabilität und geringem Verbrauch.

Meinhard Kiehl, Direktor Marketing, Produktmanagement bei Rhenus Lub, erinnert sich: „Natürlich brauchen wir verschiedene Ausrichtungen bei unseren Produkten. Dabei kristallisieren sich immer wieder bestimmte Anforderungen heraus. Daraus ist damals der rhenus FU 800 entstanden. Wir haben gemerkt, dass es Unternehmen gibt, die genau so etwas möchten – Produkte, die auf die Zukunft ausgelegt sind und Gesundheitsaspekte berücksichtigen. Das sind oft Unternehmen, die natürlich nach außen auch so wahrgenommen werden wollen und sich mit Werten wie Umwelt-und Gesundheitsschutz identifizieren. Der Erfolg mit dem Produkt gab uns letztendlich Recht.“

Vielseitig einsetzbar und äußerst strapazierfähig

Einer weiteren Markttendenz folgend, hat Rhenus Lub nun seinen neuen KSS, den rhenus TS 440, entwickelt. Damit versprechen die Spezialisten aus Mönchengladbach ein äußerst strapazierfähiges und vielseitig einsetzbares Produkt, das in dieser Kombination am Markt einzigartig sei. „Natürlich gibt es nach wie vor den Wunsch nach speziellen Kühlschmierstoffen, die optimal auf bestimmte Anwendungen zugeschnitten sind. Aber wir spüren tatsächlich einen Trend, dass die Anwender ein Produkt wünschen, das flexibel einsetzbar ist, einfach im Handling und so die meisten Anwendungen abdeckt“, erklärt Meinhard Kiehl. Ein nachvollziehbarer Wunsch, bedenkt man, welch Aufwand hinter dem Handling unterschiedlich eingesetzter Kühlschmierstoffe für verschiedene Anwendungen steckt. Das verlangt vom Anwender den Umgang mit einer Fülle von Sicherheitsvorschriften, eine komplizierte Lagerhaltung und oftmals auch aufwändige Pflegemaßnahmen.

„Gerade kleinere und mittlere Unternehmen, die sehr flexibel in der Fertigung sein müssen, kleinere und mittlere Losgrößen mit unterschiedlichen Materialien und unterschiedlichen Bearbeitungsprozessen fertigen, versuchen natürlich, einen zu großen Aufwand beim Umgang mit dem KSS es zu vermeiden. Das sind Strömungen, die wir in den letzten Monaten im Markt aufgenommen, analysiert und ausgewertet haben. Für uns ist wichtig, dass sich unsere Produkte am Markt orientieren. Der rhenus TS 440, als nur ein Vertreter von einer ganzen Familie, ist auf diese Strömung unsere aktuelle Antwort“, fährt Meinhard Kiehl fort.

Flexible Unternehmen - flexibler KSS

Die stetig wachsende Digitalisierung in der Fertigungswelt ermöglicht es den Unternehmen zudem flexibler aufgestellt zu sein, ohne große Stillstandzeiten. Da darf natürlich der Kühlschmierstoff nicht die Achillesferse des Gesamtprozesses sein. Also braucht es einen KSS, der bei unterschiedlichen Materialien genauso wie bei unterschiedlichen Fertigungsprozessen ohne große Einbußen zuverlässig funktioniert. Und genau da sei der rhenus TS 440 die ideale Lösung. Und dies, ohne große Abstriche bei der Performance oder in Sachen Gesundheits- und Umweltschutz machen zu müssen. „Mit dem rhenus TS 440 haben wir es geschafft, entscheidende Leistungsfaktoren in nur einem Produkt zu bündeln“, zeigt sich Meinhard Kiehl sehr zufrieden. Eines der wichtigsten Kriterien sei trotz der flexiblen Einsetzbarkeit die Langzeitstabilität des KSS.

So gut wie Bor-haltige Produkte

Dr. Hans-Jürgen Schlindwein, Leiter F & E, Qualitätskontrolle Kühlschmierstoffe bei Rhenus Lub, verweist dabei auf die guten Ergebnisse, die im Labor erzielt wurden: Natürlich hängt die tatsächliche Stabilität im Einsatz immer von den Rahmenbedingungen in der Fertigung ab, die Labortests haben uns allerdings überzeugt. Wir sind uns sicher, dass der rhenus TS 440 so gut hinsichtlich der Langzeitstabilität funktioniert, wie Bor-haltige Produkte.“ Allein die Stabilität solch eines Produktes, das ein bis zwei Jahre im Einsatz bleiben kann, schafft große Flexibilität im Bereich der Wartung und Instandhaltung.

Wechselintervalle können so problemlos in die turnusmäßigen Instandhaltungsrhythmen integriert werden und verursachen keine ungewollten Stillstandzeiten. Einsetzbar ist der wassermischbare rhenus TS 440 laut Rhenus Lub neben Dreh-, Bohr-, Fräs-und Gewinde-Operationen zudem auch bei Schleif-Anwendungen – und das bei allen Anwendungen in gleichbleibend hoher Qualität.

Auch das Materialspektrum kann sich sehen lassen. Neben Guss und Stahl sei der rhenus TS 440 beispielsweise auch bei Edelstahl, Aluminium, Buntmetall oder sogar Kunststoff einsetzbar. Schneller Schaumzerfall und ausgezeichnete Spülverhalten sorgen dabei laut Rhenus Lub für stabile Prozesse. Zudem würden sich mit den rhenus TS 440 keine Rückstände bilden, wodurch Bearbeitungsmaschinen sauber bleiben und kostspielige Reinigungen effektiv reduziert werden können.

Ein KSS, der Fehler verzeiht

„Neben dem umfangreichen Anwendungsspektrum bieten wir unseren Kunden mit dem rhenus TS 440 ein Produkt, von dem wir überzeugt sind, dass es unseren Kunden genau das gibt, wonach sie suchen. Aus unserer Erfahrung heraus wollen die Kunden nicht immer hören, wie kompliziert Kühlschmierstoffe sind oder was es alles zu messen gilt. Unsere Kunden wollen einen Kühlschmierstoff, der so robust ist, dass er auch mal einen Fehler im Handling oder beispielsweise einen Fremdeintrag verzeiht. Der Anwender will sich ganz einfach auf sein Kerngeschäft konzentrieren und sich auf sein Produkt verlassen. Und wir sind sehr froh, dass unser Labor das mit dem TS 440 so hinbekommen hat“, berichtet Meinhard Kiehl, der natürlich weiß, dass er seiner Entwicklungsabteilung mit diesem Anforderungsprofil eine komplexe Aufgabe gestellt hat.

Denn wer Universalität und Flexibilität eines Kühlschmierstoffs als Synonym für ein Standardprodukt verwendet, der irrt. Ein KSS, der einfach in der Anwendung und Handhabung ist, entpuppt sich in der Entwicklung schnell als komplexe Angelegenheit.

Die Kunst, den geeigneten Mittelweg zu finden

„So einen Kühlschmierstoff zu konzipieren, ist eine Herausforderung für das Labor. Da steckt sehr viel Know-how darin. Die Kunst ist es, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie kann ich den KSS so konzipieren, dass ich beispielsweise mit geringer Konzentration schleifen kann und in höheren Konzentrationen auch gute Leistungen bei der Zerspanung von Aluminium oder auch Titanlegierungen erziele. Genau darin steckt auch das Problem, denn manche Anforderungen sind dabei etwas gegenläufig“, erklärt Dr. Hans-Jürgen Schlindwein. So dürfe etwa bei Aluminiumlegierungen der pH-Wert nicht zu hoch sein, also müsse die Stabilität auf anderem Wege eingestellt werden.

Um eben genau diesen Mittelweg zu finden, braucht man viel Know-how und wohl auch Ausdauer. Etwa 100 Testreihen waren bei der Entwicklung des rhenus TS 440 im Einsatz, um letztlich die passende Rezeptur zu finden, um dem Zerspaner ein flexibles Produkt zur sorgenfreien Produktion anbieten zu können.

Keine Abstriche machen

Diese verschiedenartigen Anforderungen unter einen Hut zu bringen und dabei keine Abstriche bei der Performance machen zu müssen – das kann man getrost als die Königsdisziplin innerhalb der KSS-Entwicklung bezeichnen. Wie man letztlich zum rhenus TS 440 kam, erklärt Dr. Hans-Jürgen Schlindwein: „Als KSS-Hersteller sind wir natürlich aufgrund der sich stetig wandelnden rechtlichen Normen gezwungen, uns mit neuen Inhaltsstoffen in unseren Produkten zu beschäftigen. Beim rhenus TS 440 führte das dazu, dass wir auch unsere grundsätzlichen Herangehensweisen verändert haben. So konnten wir letztlich ein neuartiges Konservierungskonzept entwickeln, das völlig auf sekundäre Amine, Formaldehyddepots, Bor oder die DCHA-Stoffe verzichtet, trotzdem aber extrem widerstandsfähig gegenüber Bakterien, Pilzen und Hefen ist.“

So sei ein sehr stabiles Produkt entstanden, das bezüglich Humanverträglichkeit und Umweltschutz ganz den Weg des schon 2015 konzipierten rhenus FU 800 weitergeht und in Sachen Nachsatzkonzentration und Stellmittelverbrauch sehr gut abschneide.

Den Nerv der Zeit getroffen?

Dass man mit diesem Produkt den Nerv der Zeit genau trifft, davon ist Meinhard Kiehl überzeugt: „Mit dem rhenus TS 440 können wir unseren Beitrag dazu leisten, dass unsere Kunden sich in einem immer komplexer werdenden Fertigungsumfeld und der für sie daraus geforderten Flexibilität um ihr Kerngeschäft kümmern können und der KSS das tut, wozu er da ist – er läuft einfach.“