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Minimalmengenschmierung

Maßgeschneiderte Prozesse – mit MMS oder KSS

Blaser Swisslube hat seine Expertise bei der Minimalmengenschmierung (MMS) ausgebaut. Ein Widerspruch? NCFertigung sprach mit Marc Blaser.

Blaser Swisslube ist in der zerspanenden Industrie international als Hersteller für Kühlschmierstoffe bekannt - und immer mehr auch für Minimalmengenschmierung. Warum das tatsächlich kein Widerspruch ist, erklärt Marc Blaser im Interview mit unserem KSS-Redakteur Gerhard Maier.

Herr Blaser, ich komme gleich zum Punkt. Unterwandert die Erweiterung der MMS-Kompetenz nicht Ihr Kerngeschäft?

Ich verstehe, dass dies zuerst einmal so wirken mag. Aber bei genauer Betrachtung stellt sich das anders dar. Wir sind bestrebt, unseren Kunden das gesamte Spektrum an Schmierstofflösungen anzubieten. Wenn Sie sich z.B. ansehen, wie viel Konzentrat Sie bei MMS benötigen und dies mit dem wassermischbaren Kühlschmierstoffkonzentrat vergleichen, werden Sie kaum einen Unterschied feststellen.

Wie muss ich das genau verstehen?

Aus meiner Sicht ist heute die Bezeichnung Minimalmenge falsch. Beim Einsatz eines wassermischbaren KSS für eine durchschnittliche Fräsbearbeitung verdunstet in erster Linie Wasser. Schlussendlich ist der Konzentratverbrauch nicht höher als bei einem MMS-Produkt.

Bei allen Vorteilen, die beim Einsatz von MMS gerne propagiert werden, beläuft sich der Anteil des MMS-Einsatzes im Markt nach meinem Kenntnisstand immer noch bei unter 15 %. Was macht dann dieses kleine Spektrum für Sie so interessant?

Sie haben recht. Das dürfte ungefähr hinkommen. Vornehmlich kommt MMS in der Automobilindustrie zum Einsatz. Wir haben uns – und das geht so aus unserer Unternehmenshistorie hervor – zum Ziel gesetzt, unseren Kunden immer die optimale Schmierlösung anbieten zu können. Sei dies KSS oder eben auch der Einsatz von MMS.

Die Firma Blaser Swisslube ist ja bekannt für ihre umfangreiche Expertise. Inwiefern kommt Ihnen diese dabei zugute?

Wir haben über zwei Jahre MMS-Forschungsarbeit in unserem Technologiecenter in Hasle-Rüegsau betrieben. Hier können wir Zerspanungsversuche auf höchstem Niveau durchführen und ungewünschte Einflüsse – etwa auf Material oder Werkzeug – eliminieren. Dadurch erreichen wir intern die einzigartige Kombination von Produkt- und Prozess-Know-how und sind in der Lage, ein komplettes Prozess-Engineering zu machen. Und gerade, weil der Einsatz von MMS sehr komplex ist, braucht es dafür Spezialisten.

Video: Blaser Swisslube.

Bei der MMS arbeitet Blaser mit Grob zusammen

Sie setzen für Ihre Tests im MMS-Bereich eine Maschine von Grob ein. Wie wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit dem Maschinenhersteller?

Das ist für uns enorm wichtig. Grob hat sich da als idealer Partner für uns heraus kristallisiert mit dem wir sehr eng zusammenarbeiten. Die Maschine gibt uns die Möglichkeit, Kundenprozesse bei uns im Hause zu fahren und ein komplettes Engineering aufzusetzen. Der Kunde muss hierbei keine Umstellung in seiner Produktion vornehmen und kann weiter hochproduktiv fertigen. Für Unternehmen, die sich für das Thema MMS interessieren aber keine Kapazitäten haben, ein großer Vorteil. Die Unternehmen kommen auf uns zu und wir können sie, angefangen beim Engineering, in ihren Überlegungen bezüglich MMS unterstützen. Denn die ganzheitliche Prozess-Beratung ist unsere große Stärke.

Sehen Sie das als Schlüsselelement für den MMS-Einsatz?

Mit Sicherheit. Denn wenn man sich ohne Expertise an das Thema MMS heranwagt, verbraucht man schnell viele Ressourcen. Und hier wollen wir unseren Kunden behilflich sein. Es kann auch sein, dass für die gestellte Fertigungsaufgabe ein herkömmlicher KSS-Ansatz die Ideallösung ist. Bildlich gesprochen, erweitern wir mit dem MMS-Angebot unsere Kollektion, um den Kunden den idealen Maßanzug anbieten zu können.

Und wie entscheidend ist das eingesetzte MMS-System?

Dem MMS-System kommt eine große Bedeutung zu. Wir haben die unterschiedlichsten Systeme gründlich getestet. Für uns ist wichtig, dass der Kunde auch das passende System hat, mit dem er – abhängig von seinem Maschinenpark – einen Mehrwert erzielen kann. Denn nicht jedes System passt zu jeder Anwendung respektive Maschine.

Das macht die Sache noch einmal komplexer. Wie bekommt man so etwas in den Griff?

Alles beginnt mit dem Zuhören. Wir müssen genau verstehen, was unser Kunde will und welche Mittel – beispielsweise die eingesetzten Maschinen – er dafür einsetzen möchte oder kann. Will er einen Prozess verändern und umrüsten oder einen neuen Prozess implementieren und dafür vielleicht den Maschinenpark erweitern? Wir müssen so viele Parameter wie möglich kennen und verstehen. Denn unterschiedliche Ausgangslagen verlangen jeweils auch eine entsprechend individuelle Beratung von uns. Hinzu kommt, dass es für die richtige Interpretation der gesammelten Daten viel Erfahrung braucht.

Und wie geht es nach den Tests im eigenen Haus weiter?

Wenn alles spezifiziert ist, gehen unsere Experten zum Kunden. Dort wird analysiert, was sich unter individuellen Gegebenheiten anders als im Test darstellt und evaluiert, wie man darauf antworten kann, resp. welche Anpassungen nötig sind.

Zum Schluss noch einmal zur Technologie. Wo sehen Sie denn – Stand heute – die idealen Einsatzfelder für MMS?

Wenn Sie einen MMS-Prozess wirtschaftlich einsetzen wollen, müssen Sie den Prozess dafür optimieren. Maschine, Werkzeug, Aufspannung, das eingesetzte MMS-Produkt oder Schnittparameter, müssen aufeinander abgestimmt sein. Gerade wenn Sie große Serien produzieren, kann der Einsatz von MMS sehr sinnvoll sein. Benötigen sie aber eine gewisse Flexibilität, dann ist es eher schwierig. Nach unseren Erfahrungen lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen mehr Prozesse mit MMS durchführen als man im Allgemeinen denkt.

Weil der Optimierungsprozess sehr aufwendig ist?

Ja, genau. Viele unserer Kunden haben keine Engineering-Abteilung. Um jedoch MMS-Prozesse optimal einzusetzen, müssen Sie einen großen Erstaufwand betreiben. Dies lohnt sich meist nur, wenn Sie große Serien fertigen. Andererseits kann man sagen, dass wenn man einmal einen stabilen MMS-Prozess hat, läuft dieser fast wie ein Uhrwerk.