Foto: Grob-Werke

Werkzeugmaschinen

Maschinenkonzept sorgt für hohe Oberflächenqualität

Bei Werkzeugbau Hofmann sorgen Universal-Bearbeitungszentren von Grob mit ihrem Maschinenkonzept für die hohe Oberflächenqualität bei Fräsen tiefer Kammern.

Mit dem Maschinenkonzept der Universal-Bearbeitungszentren von Grob konnte die vor über sechs Jahrzehnten gegründete Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH eine hohe Oberflächenqualität bei Fräsen tiefer Kammern erreichen. Das Unternehmen ist stets auf der Suche nach Innovationen und besten Lösungen für ihre Kunden. Und das mit großem Erfolg. Als es aber vor etwa fünf Jahren darum ging, die Fertigung des Kernstücks eines 3D-Druckers zur Industrialisierung weiter zu entwickeln, war zunächst guter Rat teuer. Bereits seit Jahren wurden bei Hofmann jährlich etwa fünf bis zehn 3D-Drucker quasi in Handarbeit gebaut. Das Kernstück dieser Drucker ist die sogenannte Baukammer, also der Raum, in dem der 3D-Druck stattfindet.

In dieser etwa 700 mm tiefen Kammer fährt ein Stempel auf und ab, vergleichbar mit einem Kolben im Zylinder eines Verbrennungsmotors. Dies alles muss sehr genau erfolgen und insbesondere die Oberfläche darf keine Absätze oder Unebenheiten besitzen. So wurden in der Vergangenheit exakt diese Unebenheiten in den Kammern mit sehr viel Aufwand herausgefräst und mit noch mehr Aufwand händisch nachgearbeitet.

Mit automatisierten Abläufen zu höheren Stückzahlen

Doch irgendwann war man sich bei Hofmann im Klaren, dass durch den wachsenden Markt des 3D-Drucks auch die Druckerherstellung industrialisiert werden muss und somit auch die Anforderungen an die Fertigung wachsen würden – also automatisierte Abläufe, um höhere Stückzahlen zu generieren. Das Ganze sollte natürlich wirtschaftlich und idealerweise, aufgrund der größeren Stückzahlen, auch günstiger und – besonders wichtig – bei gleicher Qualität erfolgen.

Foto: Grob-Werke Hofmann-Mitarbeiter beim Begutachten des Werkstücks: Die Baukammern werden mit hoher Oberflächengüte und Genauigkeit gefertigt. 

Mit dem Basiswissen für die Herstellung dieser Kammern, wie Preis, Dauer und Aufwand beim Finishing, hat man sich bei Hofmann auf den Weg gemacht, eine passende Maschine für die Fertigung der tiefen Baukammern zu finden. Dabei wurden unterschiedliche Szenarien durch­gespielt. So haben die Hofmann-Techniker nicht ausgeschlossen, diese Kammern eventuell ganz anders herzustellen: Nicht zu fräsen, sondern zu ziehen oder zu pressen, was schon allein deswegen zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, weil sie sich dann auf eine Geometrie hätten festlegen müssen, die nicht mehr so einfach änderbar wäre.

90 % des Materials werden zerspant

Aufgrund des hohen Spanvolumens, das beim Fräsen aus dem Vollen der riesigen Baukammern entstand – etwa 90 % des Materials werden zerspant – hat man sich bei Hofmann nur für Horizontal-Bearbeitungszentren interessiert. „Die Überlegungen gingen sogar so weit, eine Sondermaschine bauen zu lassen“, erklärt Markus Gräf, Leiter der Hofmann-Prozessentwicklung, „da wir zu diesem Zeitpunkt der Meinung waren, dass es keine Maschine auf dem Markt gibt, die unseren hohen Anforderungen gerecht werden könnte.“ Eine Idee, die dann aber wieder verworfen wurde, weil dadurch die Flexibilität verloren gegangen wäre. Schon bei der geringsten Änderung der Kammer hätte eine neue Sondermaschine angeschafft werden müssen. „So haben wir uns entgegen unserer Auffassung, dass die Anforderung für den Universalmaschinenbereich eigentlich eine Nummer zu speziell war, entschlossen, genau in diesem Marktsegment weiter zu suchen“, beschreibt Gräf die weitere Vorgehensweise.

Foto: Grob-Werke Das Team vor den Grob-Maschinen: Albert Schäftner, Grob-Werke, Markus Gräf und Stefan Hofmann, Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH und Marcus Kolb, HTB Vertriebs GmbH (v.li.). 

Aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit, als die Baukammern mit einer Werk­zeugmaschine mit Flachführungen, die im Führungsbereich eine sehr hohe Stabilität haben, produziert wurden, sollte die neue Maschine wiederum die gleichen baulichen Voraussetzungen erfüllen. „Schnell stellten wir allerdings fest“, so Gräf, „dass es zumindest auf dem europäischen Markt keine Maschine mit Flachführungen mehr gab. Die einzige Möglichkeit wäre die Neuanschaffung der alten Maschine gewesen, also eine Maschine mit einer zwanzig Jahre alten Technik, zu einem utopischen Preis und das mit dem bekannt hohen Nacharbeitsaufwand.“ So war guter Rat teuer, zumal zu diesem Zeitpunkt bei Hofmann die Meinung vorherrschte, dass die Rollenführung der Flachführung unterlegen sei.

Das Maschinenkonzept überzeugte

So testete man bei Hofmann, trotz aller anfänglichen Vorurteile, eine 5-Achs-Uni­versalmaschine G550 von Grob mit der Option für überlanges Werkzeug. Sie arbeitet mit besseren Rollenführungen als Maschinen vergleichbarer Wettbewerber. Da bei Grob die Z-Achse nicht aus der Führung herausfährt, spielt es keine Rolle, in welcher Achsposition sich die Spindel gerade befindet. Der Abstand von Spindelnase zu Führung bleibt konstant. Der Spindelstock wird mit je drei Führungsschuhen pro Führungsschiene geführt, was ein Durchbiegen des Spindelstockes verhindert und eine konstante Stabilität über den kompletten Verfahrbereich in Richtung der Werkzeugachse gewährleistet. Diese Eigenschaft, gepaart mit der Grob-eigenen Spindeltechnologie, hat zur Folge, dass die hergestellten Oberflächen eine sehr hohe Güte erreichen. Ein für die Bearbeitung bei Hofmann wichtiger Aspekt, weil die Stabilität in den Führungen hohe Priorität hat, da zum einen sehr tief in die Taschen gefahren wird und zum anderen eine hohe Oberflächenqualität erzeugt werden muss.

Hohe Oberflächenqualität ohne Nacharbeit

Bei den Tests überzeugte die G550 in erster Linie mit ihrem schlüssigen Maschinenkonzept. Durch die horizontale Spindel und die Möglichkeit, das Werkzeug komplett aus dem Arbeitsraum zurückziehen zu können, gibt es keinerlei Kollisionsbereiche beim Schwenken des Bauteils. Gerade bei tiefen Bauteilen hat die horizontale Spindel einen bedeutenden Vor­teil: Die Späne fallen einfach vom Tisch und die Wärme der Späne hat keinen Einfluss auf die Genauigkeit durch Wärmeeintrag in den Tisch sowie das Messsystem. Positiv ist auch, dass die Werkzeugstandzeit sich verlängert, da sich keine Spänenester im Bauteil bilden, die vom Werkzeug nochmals „gefräst“ werden müssen. Das Ergebnis sind makellose Oberflächen, die keiner manuellen Nacharbeit bedürfen. Weiter tragen ein sehr eigensteifes Maschinenbett und breite, groß dimensionierte Linearführungen zu einem hochwertigen und leistungsstarken Maschinenkonzept bei.

Doch es blieb zunächst eine Gradwanderung, die G550 und ihre Parameter auf den Bedarf bei Hofmann einzustellen. Bis zu sechs Mitarbeiter von Grob waren vor Ort, um die doch sehr speziellen Anforderungen in die Realität umzusetzen. Um noch mehr Stabilität bei der Bearbeitung der Baukammern zu erzielen, wurde die G550 bereits mit einer leistungsstarken Motorspindel HSK-A100 ausgestattet, mit der allerdings die geforderte Oberflächenqualität zunächst nicht erfüllt werden konnte. Diese Spindel wies leider genau in dem verwendeten Drehzahlbereich eine markante Eigenfrequenz auf, die keine zufriedenstellenden Ergebnisse brachte. Erst nachdem eine neue Grob-Motorspindel mit HSK-A100 und 340 Nm Drehmoment installiert wurde, konnten die Oberflächen in der erhofften Qualität hergestellt werden. „Wir waren sehr froh über diese Neuentwicklung“, erinnert sich Gräf noch heute gern, „da damit unsere Sorge unberechtigt war, dass die zunächst nicht zufriedenstellende Oberflächenqualität an den Lagern oder Führungen gelegen haben könnte, die wir schon durch Flachführungen ersetzen wollten.“

Foto: Grob-Werke Die eigens von Grob entwickelte Spindel mit HSK-A100 und 340 Nm ist durch ihren speziellen Aufbau sehr robust und für universelle Einsatzzwecke geeignet.

Inzwischen sind sechs Grob-Maschinen im Einsatz

Als schließlich die Genauigkeit bei einer bestimmten Größe dargestellt werden konnte, forderte der Markt noch größere Kammern - mit der Folge, dass noch größer und tiefer gefräst werden musste. Daher bestellte Hofmann, zwei Jahre nach der Erstinstallation einer G550 und der Lieferung von zwei weiteren G550, mit der G750 eine entsprechend größere Maschine mit noch längeren Werkzeugen. Jetzt konnten natürlich die Erfahrungen der G550 gut umgesetzt und die noch größeren Kammern mit neu angepassten Parametern produziert werden. Heute sind bei Hofmann drei G550 und drei G750 für die Produktion der Baukammern im Einsatz.

rk

Foto: Grob-Werke 3D-Layout mit zwei Grob-Universalbearbeitungszentren G750 und einer Länge von 21 m. Die Gesamtlänge der Anlage mit drei G550 und drei G750 beträgt 60 m.