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Bearbeitungszentren

Grenzenlose Ideen

Schon 1971 entwickelte Kitamura sein erstes vollautomatisches vertikales BAZ T-12 mit automatischem Werkzeugwechsler. NCFertigung sprach mit CEO Dr. Akihiro Kitamura über die Unternehmensphilosophie und die daraus entstandenen Maschinen.

von Gerhard Maier

Dr. Kitamura, Ihr Unternehmen ist seit über 80 Jahren erfolgreich im Werkzeugmaschinenbau. Können Sie uns kurz die Philosophie, die hinter Ihrem Erfolg steht, beschreiben?

Wir sind mit Leib und Seele Hersteller von Bearbeitungszentren und konzentrieren uns dabei voll und ganz auf Fräszentren. Das unterscheidet uns von anderen Herstellern, speziell von anderen japanischen Herstellern, die unterschiedliche Bearbeitungstechnologien mit ihren Maschinen bedienen. Das Ergebnis dieser Spezialisierung ist ein besseres Verständnis für die Anforderungen und Wünsche unserer Kunden. Als Pionier in der Fräsbearbeitung besitzen wir eine hohe Zahl von Patenten für diese Technologie.

Das passt natürlich zum Firmenmotto „Limitless Creativity“. Was genau hat es damit auf sich und von wie vielen Patenten sprechen wir in etwa?

Budgets sind oft limitiert und auch andere Ressourcen begrenzt. Aber Ideen sind grenzenlos. Mit unserer Unternehmenskultur widmen wir unser ganzes Denken den Bearbeitungszentren. Nur darauf legen wir unseren Fokus. Neue Ideen, Verbesserungen, unterschiedliche Prozesse – wir sind in der Lage, unsere Ideen in die Praxis umzusetzen. Das bringt uns im Wettbewerb voran und hat mittlerweile zu über 300 Patenten geführt.

… und zu verschiedenen Maschinentypen – ob horizontale, vertikale oder 5-Achs-Bearbeitungszentren. Können Sie uns ein Highlight nennen, das Ihrer Denkfabrik entsprang?

Ein schönes Beispiel gibt es da aus dem Jahr 1971. Mein Vater Dr. Koichiro Kitamura, damaliger Firmenchef, war bei einem Unternehmen in Takaoka, Toyama zu Gast, das Gussteile herstellt. Diese Stadt, in der übrigens auch unser Headquarter liegt, produziert über 90% aller Buddha-Statuen weltweit. Als er eine Senjyu-Kannon-Buddha-Statue sah, eine Buddha-Figur mit vielen Händen, um mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen zu können, kam ihm die Idee für einen neuen automatischen Werkzeugwechsler, heute als Werkzeugrevolver bekannt. Das war die Grundlage für die Entwicklung unserer ersten vertikalen Bearbeitungszentren T-12 im gleichen Jahr, mit einem ultraschnellen automatischen Werkzeugwechsler mit zwölf Stationen.

Und wie hat sich Ihr Maschinenkonzept seither weiterentwickelt?

In den 1980er Jahren entwickelten wir vollautomatische vertikale und horizontale Bearbeitungszentren. Der Schwerpunkt lag dabei auf Geschwindigkeit mit einem hohen Qualitätsstandard. Die Entwicklung der H300 Supercell 1985 machte uns zum Marktführer der automatisierten Bearbeitung mit fünf Achsen. In den 1990er Jahren entwickelten wir vor allem die Steifigkeit unserer Maschinen weiter und zudem unsere Hochgeschwindigkeits-Spindeltechnologie.

Kommen wir ins Jahr 2017. Was zeichnet die heutigen Maschinen von Kitamura besonders aus?

Wir befinden uns mittlerweile in der vierten Maschinengeneration. Seit 2008 legen wir großen Wert darauf, dass unsere komplexen und hochgenauen Bearbeitungszentren leicht und ohne besondere Fähigkeiten bedient werden können. Dazu haben wir 2008 unsere eigene Steuerung Arumatik-Mi erstmalig in der Mytrunnion-3 vorgestellt. 2011 kam sie dann auch im Mycenter-3XG zum Einsatz und seit 2012 ist die Steuerung in alle unsere Produktlinien integriert. Diese unterstützt die Bediener bei allen Arbeitsschritten. Sie hat einen intuitiv bedienbaren Touchscreen und unterschiedlichste Hilfefunktionen bis hin zu Videos, die hinterlegt sind oder die direkte Möglichkeit, von der Maschine aus den Support zu kontaktieren.

Sie selbst waren in den 1980er Jahren Entwicklungschef bei Kitamura. Kann man sagen, dass bei Kitamura sehr viel Wert auf Forschung und Entwicklung gelegt wird und dass das auch auf Ihre Handschrift zurückgeht?

Ja, mit Sicherheit. Für uns ist das ein sehr wichtiges Thema. In der Werkzeugmaschinenbranche herrscht ein harter Wettbewerb. Da werden oftmals auch Produkte anderer Wettbewerber kopiert, um schnell Gewinne zu erwirtschaften. Die Entwicklung unserer eigenen Technologien hat geholfen, uns an der Spitze des Werkzeugmaschinenbaus zu halten.

Warum denken Sie, ist der Bereich Forschung und Entwicklung so wichtig für die Werkzeugmaschinenbranche?

Nur wer seine Kunden absolut zufrieden stellen kann, hat eine gute Reputation als Maschinen-Hersteller. Forschung und Entwicklung haben dabei einen entscheidenden Anteil, die sich wandelnden Kundenbedürfnisse in unseren Produkt-Mix einfließen zu lassen. Nur so können wir uns auf dem Markt langfristig behaupten.

Wo sehen Sie in der zukünftigen Entwicklung Ihrer Werkzeugmaschinen die größten Potenziale?

Nicht immer ist das, was die Hersteller denken, auch das gleiche, was die Maschinen-Anwender denken. Entscheidend wird bei der Weiterentwicklung sein, dass wir darauf hören, was unsere Kunden brauchen und wünschen. Daran müssen auch die Weiterentwicklungen ausgerichtet sein.

Unterschiedliche Märkte, unterschiedliche Kundenbedürfnisse: Welche Rolle spielt für Sie der europäische und im Speziellen der deutsche Markt?

Eine sehr große. Vor allem der deutsche Markt ist uns sehr wichtig. Gerade hier in diesem Hochpräzisions-Markt können wir zusammen mit unseren Kunden die Anforderungen an unsere Maschinen analysieren und neue fortschrittliche Technologien entwickeln. Schon 1974 haben wir in Kooperation mit der Donau Maschinen GmbH unsere ersten Bearbeitungszentren unter dem Markennamen Donau-Kitamura nach Deutschland exportiert.

Sie erwähnen gerade, dass Deutschland ein sehr anspruchsvoller Markt ist. Was prädestiniert die Kitamura-Maschinen für solch einen Markt?

Da kommen natürlich viele Faktoren zusammen. Hochwertiger Meehanite-Guss, kombiniert mit induktiv gehärteten Gleitschienen und unser einzigartiges Box-Way-System sorgen auch bei schwer zersparen Materialien für ideale Steifigkeit der Maschine.

Die idealen Dämpfungseigenschaften und Schwingungsabsorption führen zu optimaler Oberflächenqualität und extrem hoher Genauigkeit von ± 2 µm. Zudem verfügen unsere Maschinen mit 60 m/min über eine sehr hohe Vorschubgeschwindigkeit, was unseren Kunden ermöglicht, ihre Zykluszeiten zu reduzieren.

Und wie ist es um den Service in Europa bestellt?

Unsere Maschinen sind sehr langlebig und laufen teilweise über 20 Jahre. Daher verfügen wir über einen hohen Ersatzteilbestand für ältere wie auch neue Modelle hier in Düsseldorf. Zudem bauen wir gerade unser Service- und Händlernetz für den europäischen Markt aus. Diese werden intensiv von uns geschult, um so den Kunden den optimalen Support bieten zu können.

Das klingt alles sehr interessant. Umso neugieriger bin ich jetzt natürlich, was die Besucher auf der EMO von Kitamura zu sehen bekommen.

Mit Mycenter-HX250iG zeigen wir das weltschnellste horizontale Bearbeitungszentrum mit Option zur 5-Achs-Bearbeitung und 10fach Palettenwechsler. Mit der HX500iG stellen wir auch ein vertikales Hochleistungsbearbeitungszentrum mit hoher Genauigkeit aus. Die Mytrunnion-4G, die wir zeigen, ist ein vertikales-5-Achs-Bearbeitungszentrum mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis. Natürlich können sich die Besucher auf unserem Messestand dann auch von der leichten Bedienbarkeit und den vielen Support-Funktionen unserer Arumatik-Steuerung überzeugen.

Das Interview wurde in Englisch geführt.