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Informierten über die Situation der Werkzeugmaschinenbranche: VDW-Vorsitzender Franz-Xaver Bernhard (li.) und VDW-Geschäftsführer Dr. Markus Heering. 
Foto: Rüdiger Kroh
Informierten über die Situation der Werkzeugmaschinenbranche: VDW-Vorsitzender Franz-Xaver Bernhard (li.) und VDW-Geschäftsführer Dr. Markus Heering. 

Thema der Woche 5/2024

Gedämpfte Aussichten für die Werkzeugmaschinenindustrie

Der VDW erwartet für 2024 einen leichten Rückgang der Werkzeugmaschinenproduktion um knapp 3 %. Bürokratie und Fachkräftemangel belasten das Geschäft zusätzlich. 

Das laufende Jahr hält viele Herausforderungen für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie bereit und die wirtschaftlichen Prognosen sind von großen Untersicherheiten geprägt – so die Einschätzung des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) auf seiner Jahrespressekonferenz. „Aufgrund der gedämpften Aussichten erwarten wir für 2024 einen leichten Rückgang der Werkzeugmaschinenproduktion um knapp 3 % auf nominal 14,8 Mrd. Euro“, sagte der Verbandsvorsitzende Franz-Xaver Bernhard. Der Voraussage der britischen Wirtschaftsforscher von Oxford Economics zufolge, sollen sich weltweit die Wachstumsraten für Bruttoinlandsprodukt und Investitionen im Vergleich zum Vorjahr nochmals abschwächen. „Hoffnungen, dass sich das Blatt in der zweiten Jahreshälfte wenden könnte, bleiben vage. Erst 2025 dürfte sich die Nachfragesituation wieder deutlich verbessern und damit auch die Produktion auf den Wachstumspfad zurückkehren“, so Bernhard weiter. Derzeit gebe es eine gespaltene Entwicklung: Wachstumssektoren wie Elektromobilität, Windkraft, Medizintechnik, Aerospace und Rüstung stützten vor allem das Projektgeschäft, während das Standardmaschinengeschäft schwächer laufe.

Produktionswachstum um knapp 8 % im Jahr 2023

Das abgelaufene Jahr hat die Branche mit einem guten Ergebnis beendet. Die Produktion stieg geschätzt nominal um knapp 8 % auf 15,2 Mrd. Euro. Real ist das aufgrund der im Jahresmittel nach wie vor hohen Inflation ein Plus von 2 %. Der Export ist um 9 % gewachsen. Die Exportquote erreichte knapp 70 %. Forciert wurden die Ausfuhren laut VDW durch ein zweistelliges Wachstum in Amerika. Asien und Europa hingegen konnten nur einstellig zulegen. Insbesondere die USA entwickelten sich sehr dynamisch und rückten als zweitgrößter Markt dem schwächelnden Spitzenreiter China näher. Die USA liegt mit einem Anteil von 15,5 % der deutschen Werkzeugmaschinenexporte nur noch knapp hinter China mit 17,7 %. Deutliche Zuwachsraten bei den Aufträgen verzeichnete nach Verbandsangaben Hoffnungsträger Indien. Auch Japan und Südkorea steuerten zweistellige Plusraten bei. Der Inlandsabsatz konnte mit 5 % nicht ganz so stark zunehmen.

Deutschland bleibt Exportweltmeister

Im internationalen Wettbewerb hat sich die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gut behauptet und bleibt vor China und Japan Exportweltmeister. In der Produktion liegt man hinter China auf Platz zwei, gefolgt von Japan. Als Markt musste Deutschland laut VDW seinen weltweit dritten Platz knapp an Italien abgeben.

Hat der hohe Auftragsbestand der Branche 2023 noch sehr geholfen, zeigten sich bereits seit Beginn des vergangenen Jahres deutliche Bremsspuren im Auftragseingang. „Daher ist nicht mehr viel im Rucksack“, konstatierte Bernhard. Insgesamt sind die Bestellungen 2023 nominal um 10 % gesunken. Die Inlandsnachfrage ging mit einem Minus von 14 % fast doppelt so stark zurück wie die Auslandsnachfrage.

Bürokratie und Fachkräftemangel bleiben die größten Hürden

Neben der Konjunkturentwicklung bereitet die Regulierungswut der deutschen Regierung und der EU-Administration der Industrie große Sorgen. „In unseren regelmäßigen Umfragen betrachten die Mitglieder Bürokratie und Fachkräftemangel als die größten Herausforderungen im laufenden Jahr“, sagte der VDW-Vorsitzende. Als Beispiele für Bürokratiemonster nannte er das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union. „Sie belasten das Geschäft zusätzlich und fordern kleine und mittelständische Unternehmen in ohnehin schwierigen Zeiten überproportional heraus. Dazu verfehlen sie ihre Ziele bei viel zu hohen Kosten“, so sein Urteil. Beide Gesetze schreiben umfangreiche Dokumentations- und Berichtspflichten über die Einhaltung fairer Arbeitsverhältnisse und bestehender Umweltschutzauflagen in der Lieferkette vor. Die dort geforderten Standards durchzusetzen liegt nach Auffassung des Verbands aber nicht in der Macht der Unternehmen, sondern sei Aufgabe der Politik.

Das lange Warten auf Ausfuhrgenehmigungen

Ein weiteres Ärgernis sind laut Bernhard die langen Wartezeiten auf Ausfuhrgenehmigungen im Rahmen der Dual-Use-Exporte. Anträge, die vom zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA zügig bearbeitet würden, bleiben dann im politischen Prozess in Berlin stecken. „Die zuständigen Ausschüsse, die nach Prüfung Einzelfallgenehmigungen erteilen, tagen nur etwa alle drei Wochen, und erfahrungsgemäß wird jeder Antrag bis zu dreimal behandelt“, schilderte der Verbandsvorsitzende. Bis dahin erhalten die Antragsteller keinerlei Zwischenbescheid und können ihre Kunden also nicht verlässlich informieren. Es besteht die Gefahr, dass Kunden wieder abspringen, wenn der Werkzeugmaschinenhersteller oft erst sechs bis acht Monate oder noch länger nach der Bestellung die Freigabe erhält und mit dem Bau der Maschinen beginnen kann. Sein Vorschlag lautete daher: „Es geht nicht darum, die Verfahren infrage zu stellen, sondern die Durchlaufzeiten zu verkürzen, denn tatsächlich werden kaum Anträge abgelehnt.“

Insgesamt wünscht sich der VDW von der Politik bessere Rahmenbedingungen. „Nur so kann die hiesige Industrie wettbewerbsfähig bleiben“, meinte Bernhard. Und VDW-Geschäftsführer Dr. Markus Heering ergänzte: „Die Politik darf nur die Leitplanken vorgeben, aber nicht wie in einer Planwirtschaft den Unternehmen Vorgaben machen.“

 

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Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW: „ Erst 2025 dürfte sich die Nachfragesituation wieder deutlich verbessern und damit auch die Produktion auf den Wachstumspfad zurückkehren.“ 
Foto: Rüdiger Kroh
Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW: „ Erst 2025 dürfte sich die Nachfragesituation wieder deutlich verbessern und damit auch die Produktion auf den Wachstumspfad zurückkehren.“