Foto: Rüdiger Kroh

Bearbeitungszentren

Fokus auf Automatisierung und Digitalisierung

Über 20 Maschinen unter Span präsentierte Hermle den rund 1.700 Besucher beim Open House. Der Schwerpunkt lag auf automatisierten Lösungen und Digitalisierung.

Der Wandel ist mehr als offensichtlich: Die Hermle AG sieht sich nicht mehr nur als Werkzeugmaschinenhersteller, sondern auch als Automationsspezialist. „Automatisierung und Digitalisierung haben für Hermle an Bedeutung gewonnen und auf diesem Thema lag in den vergangenen drei Jahren unser Hauptaugenmerk“, betonte Franz-Xaver Bernhard, Vorstand Vertrieb, Forschung und Entwicklung der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG auf der Pressekonferenz anlässlich der Hausausstellung 2022. Fehlendes Fachpersonal bei den Kunden und der Wunsch den Stundensatz der Anlage zu reduzieren, seien die treibenden Faktoren für Automatisierung. „Mit Palettenwechslern, Handling- und Robotersystemen können wir passende Lösungen für die 24/7-Produktion aus einer Hand liefern“, so Bernhard.

Zunehmende Bedeutung von Automatisierung und Digitalisierung

Seit 2013 hat Hermle über 500 Robotersysteme ausgeliefert. Die jüngste Entwicklung ist das Robotersystem RS 1 für das automatische Paletten- und Werkstückhandling. Es überzeugt laut Herstellerangaben mit maximaler Flexibilität und Produktivität. Das Regalspeicherkonzept sorge für eine hohe autonome Laufzeit, Greifer- und Vorrichtungswechsel laufen automatisch ab und der Rüstplatz ermögliche ein hauptzeitparalleles Rüsten von Paletten und Werkstückträgern. Zudem ist das Robotersystem sehr variabel und kann mit einer Maschine verwendet werden oder zwei Maschinen verketten. Ein späteres Nachrüsten von ein auf zwei Bearbeitungszentren sei ebenso möglich wie das Erweitern um ein drittes Regalmodul, eine Waschanlage, eine Messmaschine oder ein fahrerloses Transportsystem (FTS).

Foto: Hermle Robotersystem RS 1 mit 3 Regalspeichermodulen an zwei Hermle-Bearbeitungszentren C 22 U. 

Mit einer Aufstellfläche von nur 12 m2 bietet das Robotersystem RS 1 immer freien Zugang zu den Arbeitsräumen der Maschinen, ganz gleich, ob ein oder zwei Bearbeitungszentren angedockt sind, heißt es weiter. Das Gesamtkonzept des RS 1 funktioniert mit verschiedenen Hermle-Bearbeitungszentren, ob C 12, C 22, C 250, C 32, C 400 oder C 42. Dabei können zwei gleiche oder zwei unterschiedliche Maschinen miteinander verkettet werden. Die NC-gesteuerten Langhubspanner und Greifer erlauben einen automatischen Werkstückwechsel. NC-Greifer und automatisch verstellbare Spannmittel passen sich − durch den sehr großen Greif- und Spannbereich − den Werkstückrohlingen an, sodass manuelle Eingriffe nahezu eliminiert werden, so das Unternehmen. Drei individuell wählbare Regalspeichermodule sorgen für die Teilebereitstellung. Egal ob Paletten mit bis zu 398 mm x 398 mm oder Universalmatrizen in fünf Varianten für kubische oder zylindrische Werkstückrohlinge, in den Regalspeichern findet es genauso seinen Platz wie die verschiedenen Greifer oder Spannmittel.

Investition in Erweiterung der Fertigungskapazitäten

Die Geschäfte der Hermle AG haben sich im Jahr 2021 besser entwickelt als erwartet. „Vor allem das starke zweite Halbjahr kam auch für uns überraschend“, konstatierte Bernhard. So stieg der Auftragseingang konzernweit um 81,1 % auf 439,1 Mio. EUR gegenüber 242,5 Mio. EUR im Vorjahr. Dabei erhöhten sich die neuen Bestellungen aus dem Inland um 65,2 % auf 163,8 Mio. EUR (Vorjahr 99,1 Mio. EUR) und aus dem Ausland um 92,0 % auf 275,3 Mio. EUR (143,4 Mio. EUR). Der Konzernumsatz legte im abgelaufenen Geschäftsjahr um 26,6 % auf 376 Mio. EUR (296,9 Mio. EUR). Der Inlandsumsatz nahm um 24,1 % auf 139,2 Mio. EUR zu (112,2 Mio. EUR), im Ausland wuchs das Geschäftsvolumen um 28,2 % auf 236,8 Mio. EUR (184,7 Mio. EUR). Daraus ergibt sich eine Exportquote von 63 % (Vorjahr 62,2 %).

Am Hermle-Standort in Zimmern ob Rottweil wurde mit dem Umzug der Blechfertigung im Jahr 2020 ein zweiter wichtiger Fertigungsbereich neben der Mineralgussfertigung implementiert. Die zusätzliche Produktionsfläche von 6.800 m2 bietet die Voraussetzungen für das Herstellen der gesamten Verkleidung und für weitere aus Blech gefertigte Komponenten der Bearbeitungszentren. „In den nächsten fünf Jahren sollen rund 60 Mio. Euro am Hauptsitz in Gosheim und in Zimmern in die Erweiterung der Fertigungskapazitäten investiert werden“, gab Benedikt Hermle, Vorstand Produktion, Service und Materialwirtschaft, einen Ausblick.

Foto: Hermle Draufsicht in das Robotersystem RS 1 adaptiert an zwei Hermle-Bearbeitungszentren C 22 U. Bis zu drei Speichermodule sorgen für eine lange autonome Laufzeit und beherbergen Paletten, Universalmatrizen und Greifer.