Foto: Rüdiger Kroh

THEMA DER WOCHE 33/2022

Digitale Lernplattform für die Metallausbildung

Mit der digitalen Lernplattform Education 4.0 wollen Weiler und Kunzmann junge Menschen für die Ausbildung an Dreh- und Fräsmaschinen begeistern.

Das Thema Digitalisierung wurde bei der Hausausstellung der Partnerunternehmen Weiler und Kunzmann mit Leben gefüllt. Rund 500 Besucher konnten sich auf der Veranstaltung unter dem Motto „Der digitale Vorsprung in Ausbildung und Industrie“ über die neue Lernplattform Education 4.0 informieren. Mit dem digitalen Lernkonzept soll die Metallausbildung moderner und attraktiver gemacht werden. Dazu gehören speziell konfigurierte Dreh- und Fräsmaschinen sowie ihre digitalen Zwillinge. Michael Eisler, geschäftsführender Gesellschafter der Weiler Werkzeugmaschinen GmbH, hob die Bedeutung hervor: „Mit unserer Lernplattform Education 4.0 bringen wir die Metallausbildung ins digitale Zeitalter. Sie ist ein Lösungsansatz im Kampf gegen den Facharbeitermangel. Damit bieten wir jungen Menschen, die zwar internetaffin sind, aber keinen unmittelbaren Technikbezug haben, einen attraktiven und spielerischen Einstieg in die Metallbranche.“

Digitale Lernplattform bietet interaktive Fachinhalte

Education 4.0 folgt dem Trend zur Gamification und nimmt Anleihen bei Onlinespielen und Animationssoftware. Auf dieser Basis wurden zielgruppengerechte und interaktive Fachinhalte für eine individualisierte Ausbildung an Drehmaschinen und Fräsmaschinen entwickelt. „Die Auszubildenden können die Inhalte an der physischen Maschine erlernen oder an ihrem digitalen Zwilling, den wir ebenfalls zur Verfügung stellen“, erklärte Eisler. Die Inhalte stehen online auf einer Lernplattform bereit − von dort können Ausbilder, Lehrer und Auszubildende jederzeit und überall auf sie zugreifen. Über sie können die Beteiligten außerdem miteinander kommunizieren. Als Partner arbeiten Weiler und Kunzmann mit der Lernplattform „MLS − Mobile Learning in Smart Factories“ der Nachwuchsstiftung Maschinenbau von VDMA und VDW zusammen, wo alle Inhalte gehostet werden.

Personalisierte Zugänge für die Auszubildenden

Angeboten werden Lerneinheiten zu den Maschinengrundlagen, den Sicherheitsfeatures, der Maschinenbedienung, den Funktionen, dem Zubehör, den unterschiedlichen Spannmitteln und zur Pflege der Maschine. Auch die Vernetzung und Überwachung von Maschinen wird bei Education 4.0 mit Hilfe des Condition Monitoring von Weiler und des Kunzmann State Viewers abgebildet. Die Themen sind so aufbereitet, dass sich die Auszubildenden interaktiv mit ihnen beschäftigen. Zum Einsatz kommen animierte Tutorials, 3D-Visualisierungen, Maschinenunterweisungen, Videos sowie Übungen und Aufgaben. Kunden, die die Lernplattform nutzen, können auch selbst entwickelte Themen wie Aufgaben, Tutorials oder Videos exklusiv für ihren Nutzerkreis ergänzen.

Und wie sieht die praktische Umsetzung aus? Dazu der geschäftsführende Gesellschafter Alexander Eisler: „Es sind Lizenzmodelle mit unterschiedlichen Paketen geplant und es wird personalisierte Zugänge für die Auszubildenden geben. Die Basis für die Education-4.0-Maschinen bilden bei Weiler die VC-plus-Modelle, die dann einen Internetzugang haben werden.“ Dabei handelt es sich um die Ausbildungsdrehmaschinen Primus, Praktikant und Condor. Zudem gibt es die Kunzmann-Fräsmaschinen WF 410 MC und WF 610 MC in einer speziell konfigurierten Version Education 4.0, die dann alle durch ihre grüne Farbe zu erkennen sind.

Dynamikzuwachs durch Linear-Rollenführungen

Auch zwei Maschinen feierten auf dem Open House Premiere. Die Fräsmaschine WF 610 CNC beschreibt Kunzmann als flexiblen und dynamischen Allrounder. Laut Angaben erreichen die X- und die Y-Achse im Eilgang mit 30 m/min die dreifache Geschwindigkeit des Vorgängers und auch die Z-Achse ist mit 15 m/min zweieinhalb Mal so schnell. Verantwortlich für den großen Dynamikzuwachs ist der Einsatz von Linear-Rollenführungen in allen Achsen. Sie ersetzen die beim Vorgängermodell verwendeten Flachführungen. Die Linearachsen werden dadurch nicht nur schneller, sondern auch wartungsfreundlicher, heißt es weiter. Dabei ist von Vorteil, dass die geschliffenen Kugelgewindetriebe direkt mit den Achsmotoren verbunden sind. Bei Bedarf kann die 3-Achs-Einheit mit Linearwegmesssystemen ergänzt werden.

Die neu konstruierte, robuste und FEM-optimierte Gusskonstruktion des Aufbaus soll zur hohen Präzision der Maschine beitragen und sorgt für Laufruhe. Standardmäßig wird sie mit einem starren Winkeltisch ausgeliefert, der optional durch einen Kipp-Schwenktisch ersetzt werden kann. Das Magazin des neuen Werkzeugwechslers hält 20 Plätze für Werkzeuge SK 40 bereit, die sich im Wechsler hauptzeitparallel austauschen lassen. Die WF 610 CNC hat einen Arbeitsbereich von 610 mm x 400 mm x 450 mm und richtet sich vor allem an Lohnfertiger, die kleine bis mittlere Losgrößen produzieren. Daneben spricht Kunzmann Zerspaner mit häufig wechselnden Werkstücken an, beispielsweise aus dem Werkzeug-, Vorrichtungs- und Prototypenbau, sowie Ausbildungsbetriebe.

Servokonventionelle Drehmaschine mit vorprogrammierten Zyklen

Mit der kompakten servokonventionellen Präzisions-Drehmaschine C35HD stellte Weiler die Nachfolgerin der C30 vor. Sie hat einem Umlaufdurchmesser über Bett von 360 mm und ist damit die kleinste Drehmaschine aus der servokonventionellen C-Baureihe. Diese bietet neben der manuellen Bedienung einer konventionellen Maschine eine Reihe von vorprogrammierten Einfachzyklen. Damit lassen sich den Angaben zufolge beispielsweise Kegel, Radien und Gewinde rasch und wirtschaftlich drehen. Einfache Programmiermöglichkeiten sorgen im Vergleich zu rein manuellen Maschinen für eine höhere Produktivität bei geringen Mehrkosten, ohne dass CNC-Kenntnisse benötigt werden. Die Bedienung orientiert sich an der von konventionellen Drehmaschinen. Wie diese verfügt sie über Handräder, die mit dem Bedienschlitten verbunden sind.

Die C35HD bietet Spitzenweiten bis 800 mm und eine Spitzenhöhe von 180 mm. Die Hauptspindel mit 9 kW Leistung befindet sich in einem thermosymmetrisch aufgebauten Spindelkasten und soll zusammen mit den Präzisionsspindellagern für einen ruhigen Lauf über den gesamten Drehzahlbereich bis 4.500 min-1 sorgen. Drehzahl und Vorschub können stufenlos eingestellt werden. Ausgestattet ist die servokonventionelle Drehmaschine mit der neuen Weiler-C4-Steuerungssoftware auf Basis des Siemens-CNC Sinumerik One. Bedient wird sie wird über einen 15 Zoll großen Touchscreen auf einem drehbaren Bedienpult.

Foto: Rüdiger Kroh Michael Eisler, geschäftsführender Gesellschafter der Weiler Werkzeugmaschinen GmbH: „Mit unserer Lernplattform Education 4.0 bringen wir die Metallausbildung ins digitale Zeitalter.“ 
Foto: Rüdiger Kroh Spielerisch lernen an der Education 4.0-Version der Weiler-Drehmaschine: Andrea Grauf zeigt die Möglichkeiten. 
Foto: Rüdiger Kroh Die Geschäftsführung von Weiler und Kunzmann (v.li.): Dr. Florian Kirchmann, Geschäftsführer Technik bei Kunzmann, Klaus-Peter Bischof, CFO bei Kunzmann, und die beiden geschäftsführenden Gesellschafter von Weiler, Michael Eisler und Alexander C. Eisler. 
Foto: Rüdiger Kroh Die Fräsmaschine WF 610 CNC erreicht in der X- und Y-Achse im Eilgang mit 30 m/min die dreifache Geschwindigkeit des Vorgängers. 
Foto: Rüdiger Kroh Gut besucht war das Open House von Weiler und Kunzmann in Emskirchen nahe Nürnberg.