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Innenschleifen eines Werkstücks mit problematischer Materialkombination.
Foto: Kellenberger
Innenschleifen eines Werkstücks mit problematischer Materialkombination.

Präzisionswerkzeuge

Die Kunst des hochpräzisen Schleifens

Die Schleifexperten von GRT-Tech vertrauen auf eine Kellenberger 100. Die Entscheidung für diese Universalmaschine begründet Firmenchef Randy Gevers. 

Zu einer Unternehmensgründung gehört immer auch eine gewisse Risikobereitschaft. „Das ist wie beim Motorradrennen. Wenn du nichts riskieren willst, vergibst du unter Umständen deine Chance auf einen Sieg,“ sagt Randy Gevers, Firmenchef der GRT-Tech zu diesem Thema. Dass man außerdem eine Menge Durchhaltevermögen, technischen Verstand und Leidenschaft braucht, versteht sich für ihn von selbst.

Der passionierte Schleifer Randy Gevers weiß, wovon er spricht: Vor der Gründung seiner Firma GRT-Tech war er über Jahre erfolgreich im Motorradrennsport. Doch seine Erfolgsgeschichte beginnt nicht mit ihm, sondern mit seinem Vater Antoon Gevers, der seinen Sohn nicht nur mit der Leidenschaft für Motoren und Technik ansteckte, sondern auch für die Metallbearbeitung und hier insbesondere für das Schleifen begeisterte. Denn Antoon Gevers ist so etwas wie ein Schleifmaschinenflüsterer. Er holte wie kein anderer aus jeder Maschine das letzte µ heraus und verhalf den Unternehmen, in denen er in seinem 50 Jahre währenden Arbeitsleben tätig war, zum Erfolg in diesem Bereich. Die Entwicklung von Formen für CD-Pressen im Jahre 1980 festigte Antoon Gevers Ruf in der Schleifwelt endgültig.

Nach Jahren der gemeinsamen beruflichen Arbeit als Schleifer in einem Unternehmen wagten die beiden Gevers 2016 ­– mit der Frührente des Vaters ­– den Sprung in die Selbstständigkeit. Die erste Maschine, die Randy Gevers beschaffte, war eine konventionelle Schleifmaschine, weitere folgten in kurzem Abstand. Die ersten Kunden kamen passenderweise aus der KTM-Welt, denn durch die Rennen hatten die beiden Gevers ein großes Netzwerk aufgebaut. Auch die früheren Arbeitgeber kamen schon bald mit Aufträgen in Lohnfertigung.

„Ein Unternehmen sollte sich nicht in Abhängigkeiten begeben“

Heute vertrauen Kunden aus der Luft- und Raumfahrt, der Medizintechnik, dem Werkzeug- und Formenbau und der Verpackungsindustrie den Gevers ebenso wie die Marine, der Luxusjachtenbau und viele mehr. Zu den anspruchsvollen Kunden, die die Arbeit der GRT-Tech schätzen, gehören auch Zulieferer für die Halbleiterindustrie. „Wir könnten theoretisch allein davon leben,“ sagt Randy Gevers. „Aber ein Unternehmen sollte sich nicht in Abhängigkeiten begeben. Und es ist letztendlich auch die Vielfalt der Teile, die den Reiz der Arbeit ausmacht.“  Das Materialspektrum bei GRT-Tech reicht von Stahl, verschiedenen Edelstählen, Messing und Kupfer bis zu Keramik und Kunststoff. Gefertigt werden in der Regel Kleinserien bis ca. 50 Stück, aber auch Einzelteile und Prototypen. Antoon Gevers fertigt oft Sonderteile für Motorräder und Oldtimer, die ihm von Kunden aufgrund seiner Erfahrung anvertraut werden. Die Erkenntnis, dass man für die Bearbeitung von komplexen Werkstücken z.B. für den Werkzeug- und Formenbau oder die Medizintechnik mit einer konventionellen Schleifmaschine schnell an Grenzen stößt, kam für Randy Gevers nach sehr kurzer Zeit. Und so folgte dem Umzug an den heutigen Standort im Jahre 2018 der Kauf einer leistungsstarken gebrauchten Kellenberger-CNC-Universal-Rundschleifmaschine Kel-Varia. „Wir hatten von Beginn an sehr viele Anfragen für die Schleifbearbeitung komplexer Werkstücke,“ so Randy. „Aber wir konnten nur rund 10 Prozent davon annehmen. So konnte und wollte ich nicht weitermachen.“ Die Entscheidung zugunsten einer Kellenberger-Schleifmaschine fiel nicht schwer. Diese Maschinen kannten und schätzten Antoon und Randy Gevers noch aus der Zeit beim ehemaligen Arbeitgeber.  Die Kel-Varia ist ein Vorgängermodell der heutigen Premium-Baureihe Kellenberger 1000 und steht wie diese für höchste Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Ihre hohe statische und dynamische Steifigkeit und Stabilität sind ausschlaggebende Faktoren für die hohe Präzision und große Produktivität. Hydrostatische Führungen in allen Hauptachsen sorgen für höchste Formgenauigkeiten bei Schleifaufgaben mit interpolierenden Achsen. Die B-Achse hat einen Direktantrieb. Der Revolver-Schleifkopf schwenkt damit etwa drei Mal schneller und positioniert mit einer Genauigkeit von weniger als einer Winkelsekunde. Besonders dann, wenn die Bearbeitung das Einschwenken verschiedener Schleifscheiben erfordert, senkt dies die Nebenzeiten und steigert damit die Produktivität.

Z-Führung für große Profilgenauigkeit

Recht schnell fand aufgrund der guten Erfahrungen eine weitere Kellenberger-Schleifmaschine den Weg nach Heeswijk-Dinther, eine Universal-Innen- und Außenrundschleifmaschine Kellenberger 100. Beratend tätig war René van der Peet von der Vertriebsgesellschaft BMT Bridgeport Machine Tools, die seit Jahren in den Niederlanden die Marken Kellenberger, Hardinge und Bridgeport ­– alle Teil des US-amerikanischen Hardinge-Konzerns ­­– vertritt. Seine Erfahrung war für Randy Gevers bei der Maschinenauswahl von großem Nutzen.

Die Kellenberger 100 ist mit Spitzenweiten 1.000/600 mm und Spitzenhöhe 200 mm verfügbar und für Werkstückgewichte bis 150 kg konzipiert. Die hohe Antriebsleistung der Schleifscheibe sorgt für erhöhte Produktivität, die neu entwickelte Z-Führung für große Profilgenauigkeit. Die C-Achse mit Direktantrieb bringt eine höhere Genauigkeit beim Unrundschleifen. Zu den technischen Highlights der Maschine zählen ein innovativer Kompaktschleifkopf (10 Schleifkopfvarianten, 11,5 kW Antriebsleistung, 500 mm Scheibe, bis 63 m/s, HF-Spindeln für Innenschleifen inkl. Diagonal- und Tandem-Anordnung), ein kollisionsfreier Universalkopf mit drei Werkzeug- und einer Messposition sowie eine neue Messtaster-Anordnung ohne Schwenkmechanismus für erhöhte Messgenauigkeit.

Randy Gevers wählte die größere Baulänge 1.000 mm, um bei der Teilegröße flexibler zu sein sowie eine Schleifkopfvariante mit zwei Außenschleifspindeln, einer Innenschleifspindel und einem taktilen Messkopf. Die Schnellfrequenz-Spindel mit Drehzahlbereich 6.000 bis 40.000 min-1 hat eine interne Kühlmittelzufuhr. Die Maschine ist mit der CNC-Steuerung Fanuc 31i ausgestattet, die passende Software kommt von Kellenberger. „Mich fasziniert die große verlässliche Genauigkeit der Maschine. Dazu kommt on top meine jahrelange Erfahrung, die für den Kunden letztendlich den Unterschied macht,“ sagt Randy Gevers und fügt lachend hinzu: „Die Beratung, wie ein Werkstück am besten gefertigt werden kann, kann eine Maschine ja nicht übernehmen.“

Beim Schleifen geht es um die richtige Balance

Herausfordernde Werkstücke gehören zum täglichen Geschäft wie z.B. aktuell die Bearbeitung eines Bauteils mit einer Materialkombination aus Kupfer und Gusseisen. Die geforderte Rauheit beträgt < 0,15 µm. „Wir könnten auch 0,05 µm erreichen, das ist in diesem Einsatzfall aber nicht nötig“, erläutert Randy Gevers. Aber: „Gusseisen ist ein sehr poröses, sprödes Material, der Schleifstein setzt sich sehr schnell zu und muss kontinuierlich abgerichtet werden, aber wiederum nicht zu oft. Es geht hier wesentlich um die richtige Balance. Je mehr Erfahrung und Fingerspitzengefühl ein Schleifer hat desto präziser wird ein solches Werkstück am Ende. Das im Übrigen aufgrund der Materialkombination und der vorgelagerten Bearbeitungen wie Drehen, Fräsen und Erodieren sehr teuer ist. Die Schleifbearbeitung muss also auf Anhieb sitzen.“  Randy Gevers fasst zusammen: „Je komplexer das Werkstück, je höher die Anforderungen an die Präzision, umso größer ist für mich die Motivation, das Werkstück zur Perfektion zu bringen“. Er liebt eben die Herausforderung. Nur nicht mehr an der Rennstrecke, sondern an seinen Maschinen. ak