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Foto: Rüdiger Kroh

Thema der Woche 9/19

Deutsche Werkzeugmaschinenbranche hält Rekordniveau

Gestützt vom bestehenden Auftragsvolumen erwartet der VDW 2019 für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie einen weiteren Produktionszuwachs von 2 % auf 17,4 Mrd. Euro.

Die gute Auftragslage des vergangenen Jahres soll der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie 2019 ein Produktionsplus von 2 % bescheren. Diese Prognose verkündete der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) auf seiner Jahrespressekonferenz. „Die Branche kann gelassen auf 2019 blicken“, urteilte der VDW-Vorsitzende Dr. Heinz-Jürgen Prokop. „Die Auftragsbücher sind nach wie vor voll und das bestehende Auftragsvolumen wird erst phasenversetzt im laufenden Jahr realisiert, was zu einem neuerlichen Produktionszuwachs von 2 % führt.“

Weltweite Kennzahlen liegen im Plus

Diese Erwartung stütze sich auf soliden Fundamentaldaten. Laut dem britischen Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics sollen das weltweite Bruttoinlandsprodukt 2019 um 2,7 %, die Industrieproduktion um 2,9 % und die Investitionen der neun wichtigsten Abnehmerbranchen um 3,1 % zulegen. Für Deutschland fielen die Vergleichswerte teils niedriger aus: plus 1,4 % beim Bruttoinlandsprodukt, plus 0,4 % bei der Industrieproduktion, allerdings plus 4 % bei den Investitionen der wichtigsten Abnehmerbranchen und plus 3 % beim Werkzeugmaschinenverbrauch. „Insbesondere die beiden letzten Kennzahlen, die ordentlich zulegen, sind relevant für die Branchenentwicklung“, betonte der VDW-Vorsitzende.

Bestellungen gehen zurück

Allerdings merkte Prokop auch an, dass die Wachstumsdynamik stark abnehmen wird. Nach sechs Jahren mit immer neuen Höhenflügen in der Produktion sei dies aber zu erwarten gewesen. So würden die Bestellungen nach einem Zuwachs von 1 % 2018 in diesem Jahr leicht ins Minus drehen. Dabei verliere vor allem das Inland nach starkem Wachstum mit einem Rückgang von 3 %. Die Auslandsbestellungen hingegen sollen 2019 ihr Niveau halten. Klarer Wachstumstreiber bleibe Amerika. „Für das laufende Jahr ist ein weiterer US-getriebener Zuwachs um 4 % avisiert“, so Prokop. Asien bleibe ebenfalls positiv, Europa hingegen würde nach drei Jahren kraftvoller Nachfrageausweitung 2019 mit 2 % leicht im Minus liegen.

2018 war ein erneutes Rekordjahr

Im vergangenen Jahr hat die deutsche Werkzeugmaschinenbranche laut VDW mit einem Plus von 7 % auf 17,1 Mrd. Euro abermals einen Produktionsrekord aufgestellt. „Treiber waren vor allem der Inlandsabsatz und die Umformtechnik“, informierte Prokop. In Deutschland habe sich der Investitionsstau Ende 2017 aufgelöst und 2018 konnten die Hersteller Maschinen im Wert von 5 Mrd. Euro hierzulande absetzen. Das entspricht einem Zuwachs von 17 %. Hinzu kamen Dienstleistungen im Wert von 1,5 Mrd. Euro. Die Umformtechnik trug ihren Teil zum guten Ergebnis bei. Sie machte 26 % der Werkzeugmaschinenproduktion aus und war 2018 um 9 % nach oben geklettert. Mit fast 9 Mrd. Euro und plus 14 % befand sich auch der deutsche Werkzeugmaschinenverbrauch auf Rekordniveau.

Weiterhin Export-Weltmeister

Rund 70 % der deutschen Werkzeugmaschinenproduktion wurden nach Verbandsangaben im Ausland verkauft. 2018 sind die Exporte um 3 % gestiegen. Den höchsten Wachstumsbeitrag lieferte Südostasien mit plus 39 % von Januar bis November, jedoch ausgehend von einem noch niedrigen Volumen. An der Spitze stand Vietnam mit einem dreistelligen Zuwachs. Den höchsten Rückgang verzeichnete Mittelamerika, sprich Mexiko, mit minus 15 %. Der größte Markt Europa, der etwa die Hälfte der deutschen Exporte aufnahm, entwickelte sich mit plus 3 % solide. Wachstumstreiber war Osteuropa mit plus 8 %, während Westeuropa stagnierte.

China bleibt der wichtigste Markt

Die Betrachtung einzelner Märkte zeigt, dass China trotz wirtschaftlicher Beruhigung mit großem Abstand der wichtigste Markt für die deutschen Hersteller bleibt, so der VDW. Mit einem Zuwachs von 5 % in den ersten elf Monaten 2018 nimmt das Land 22 % der deutschen Ausfuhren ab, gefolgt von den USA mit rund 13 % und einem Zuwachs von 7 %. Auf Rang 3 lag Italien mit einem Anteil von 6 % durch ein kräftiges Exportplus von 21 %. Erwartungsgemäß gingen die Exporte nach Großbritannien um satte 15 % zurück. Das Vereinigte Königreich nimmt damit nur noch 2,5 % der deutschen Lieferungen ab. „Wir gehen jedoch davon aus, dass Großbritannien auch künftig deutsche Werkzeugmaschinen kaufen muss, wenn die Industrie wettbewerbsfähig bleiben will“, urteilte Prokop.

Im internationalen Vergleich sind die deutschen Hersteller gut aufgestellt und rangieren beim Export auf Platz 1, in der Produktion auf Platz 2 und sind jeweils Dritter bei Verbrauch und Import. Größter Markt, größter Importeur und größter Produzent ist China. Dauerwettbewerber Japan folgt in der Produktion und beim Export jeweils dicht auf den deutschen Fersen.

Neue Chancen durch künstliche Intelligenz

Für das produzierende Gewerbe ergibt sich laut einer Studie in den kommenden vier Jahren ein durch künstliche Intelligenz induziertes Wachstum von knapp 32 Mrd. Euro.
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