Foto: Kennametal

Drehwerkzeuge

Auspacken, einsetzen, ausdrehen

Kennametal hat eine Bohrstange entwickelt, die Vibrationen bei der Innenbearbeitung reduziert. Das System ist ohne Kalibrierung sofort einsatzbereit.

Ausdrehen wird einfacher, verspricht Kennametal. Ganz gleich zu welchem Lohnfertiger Sie gehen, die Chancen stehen gut, dass Sie es hören werden: das für das Ausdrehen typische hohe Sirren - ein Geräusch, das so durcchdringend ist, dass Ohrstöpsel Pflicht sind. Welche unangenehmen Lärmpegel beim Ausdrehen entstehen, ist bekannt, seit der Erfinder der Drehmaschine, Henry Maudslay, erstmals ein Stück Stahl einspannte, um es auszudrehen. Seither hat sich das Problem noch verschärft, da die verwendeten Werkstoffe immer härter und zäher und die Bearbeitungsverfahren dadurch zunehmend anspruchsvoller wurden.

Kennametall sagt dem Rattern den Kampf an

Kennametal hat dem Rattern den Kampf angesagt und ein Werkzeug entwickelt, das alle Bediener überzeugen wird, so der Hersteller. Das neue Ausdrehsystem verfügt über die effektivste Dämpfung, die Kennametal je entwickelt hat. Zudem steht eine große Auswahl an Scheidköpfen und Schaftgrößen zur Verfügung. Das neue vibrationsfreie Ausdrehsystem von Kennametal kann mit einigen technologischen Verbesserungen aufwarten, die einen einfachen Plug-and-Play-Betrieb ermöglichen.

So geht schwingungsfreies Ausdrehen 

Jemand, der sich mit dem Ausdrehen und den damit verbundenen Herausforderungen bestens auskennt, ist Sam Eichelberger, Produktingenieur für Drehen. Er hat mit einigen Mitarbeitern den neuen, integrierten Dämpfungsmechanismus entwickelt. "Das eigentlich Besondere an der neuen Bohrstange ist, dass sie nach dem Plug-and-Play-Prinzip eingesetzt werden kann", erklärt Eichelberger. "Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit mehr, die Bohrstange vor der Bearbeitung zu kalibrieren oder umständlich einzustellen. Alles, was man tun muss, ist, sie auszupacken und in den Spannblock einzusetzen. Und schon kann man mit Innenbearbeitung beginnen."

Standzeit erhöhen, Oberfläche verbessern

Doch natürlich geht es nicht in erster Linie darum, den Maschinenbedienern zu einem ruhigen Arbeitsplatz zu verhelfen. Wenn es gar nicht erst zu Vibrationen und damit zum Rattern kommt, verlängert sich die Standzeit des Werkzeugs und die Oberflächengüte des zu bearbeitenden Werkstücks steigt. Und wenn die Werkzeuge länger halten, können sie auch stärker beansprucht werden. Und das wiederum heißt: Mit einem Mal werden Vorschubraten, Schnittgeschwindigkeiten und Schnitttiefen möglich, die viele Fachleute früher für unerreichbar gehalten haben. Eichelberger weiß, wovon er spricht. Er nennt eine ganze Reihe von Merkmalen, die die neue schwingungsfreie Bohrstange zum einfachsten und produktivsten Ausdrehsystem aller Zeiten machen. Als Beispiel sei hier nur die verzahnte Schnittstelle an der Stirnseite der Bohrstange genannt, durch den die unterschiedlichsten Schneidköpfe mühelos und sicher eingesetzt werden können.

Schneidköpfe selbst wurden verbessert

Hinzu kommt, dass auch an den Schneidköpfen selbst einige Verbesserungen vorgenommen wurden: Sie sind nun kürzer und leichter, was zu einer Erhöhung der Stabilität und damit auch zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit des gesamten Systems beiträgt. Zudem verfügen die Bohrstangen über eine innere Kühlmittelzufuhr, so dass das Kühlmittel mit hohem Druck genau dorthin geleitet wird, wo es benötigt wird. Auch eine effiziente Spanabfuhr wird so ermöglicht. Die wichtigste Neuerung ist jedoch die integrierte Dämpfung. Eichelberger dazu: «Die Bohrstangen sind sowohl vibrations- als auch wartungsfrei. Im Inneren befindet sich eine Dämpfmasse und während der Bearbeitung schwingt diese Dämpfmasse mit einer vorgegebenen Frequenz, nimmt dadurch die Eigenschwingungen der Bohrstange auf und unterbindet damit die Entstehung von Vibrationen im gesamten System. Es gibt keine Verschleißteile, um die man sich kümmern muss, und man muss auch keinerlei Einstellungen vornehmen. Wie gesagt: Man muss die Bohrstange nur einsetzen und dann läuft die Sache.»

Einfache Ausrichtung des Schneidkopfes

Die Ausrichtung des Schneidkopfes ist denkbar einfach: Man muss die Bohrstange nur so lange drehen, bis der Winkelsucher 0° anzeigt. Anschließend muss man nur noch die Schrauben am Spannblock festziehen.

Leistungsfähiges System bis 10xD

Das vibrationsfreie Ausdrehsystem erweist sich bei Drehanwendungen mit einer Auskragung von bis zu 10xD als äußerst leistungsfähig, erklärt Eichelberger. Damit kann mit den neuen Bohrstangen viel tiefer ausgedreht werden als mit Bohrstangen aus Vollhartmetall oder Schwermetall. Interne sowie bei den Kunden durchgeführte Tests haben ergeben, dass mit den neuen Bohrstangen hervorragende und in den meisten Fällen sogar bessere Oberflächengüten als mit vergleichbaren Systemen des Wettbewerbs erreicht werden. Gleichzeitig überzeugt das neuen Ausdrehsystem durch deutlich bessere Schnittwerte.

Passende Revolveradapter und Reduzierhülse

Natürlich können auch die neuen Bohrstangen nur dann volle Leistung erbringen, wenn sie richtig in die Maschine eingespannt werden. Um jederzeit eine korrekte Einspannung der Bohrstange gewährleisten zu können, hat Kennametal eigens zu den unterschiedlichen Maschinentypen passende Revolveradapter sowie eine Reduzierhülse zur Erhöhung der Steifigkeit entwickelt. "Denn das ist ja genau das, was wir mit unserem neuen Produkt erreichen wollen", erklärt John Gable, zuständiger Produktmanager bei Kennametal. "Die größtmögliche Stabilität und das effektivste Dämpfungssystem, das auf dem Markt verfügbar ist." Jeder, der schon einmal versucht hat, eine Bohrstange genau zu zentrieren, wird es zu schätzen wissen, dass die Ausrichtung bei dieser Bohrstange so einfach ist. "Die Stirnseite der Schneidküpfe sind mit einer Referenzfläche ausgestattet", führt Eichelberger aus. "Man muss die Bohrstange also nur drehen, bis der Winkelsucher null anzeigt, und dann nur noch die Spannschrauben festziehen." Das vibrationsfreie Ausdrehsystem von Kennametal bietet eine Reihe von verschiedenen Schneidköpfen.

Schneidköpfe auf ältere Systeme adaptierbar

In Anbetracht der höheren Kosten eines solchen Bohrsystems ist auch positiv hervorzuheben, dass die Schneidköpfe im Schadensfall ausgewechselt werden können, bevor es zu Schäden an der Bohrstange selbst kommt. Sollte bei einem Kunden noch ein älteres Ausdrehsystem von Kennametal zum Einsatz kommen, so muss dieses nicht ausgetauscht werden, da die neuen Schneidköpfe mittels Adapter auch zu allen älteren Systemen passen. "Es wird ein Durchmesserbereich von 25 bis 100 mm abgedeckt", führt Gable aus. "Außerdem bieten wir zahlreiche auswechselbare Schneidköpfe an. Von aufschraubbaren Wendeplatten mit positiven Spanwinkel zur Schlichtbearbeitung, bis zu geklemmten Wendeplatten mit negativen Spanwinkel für die Schruppbearbeitung. Die Ausdrehsysteme wurden speziell für anspruchsvolle Anwendungen entwickelt, und das genau kann es auch."

cd

Foto: Kennametal
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