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Viele beschäftigen sich mit der Künstlichen Intelligenz. Jürgen Widmann (v.li.), Hermann Diebold,  Julian Odeh und Prof. Wolfgang Boos erklären , was schon machbar ist – und welche Vorteile der Einsatz von KI bereits hat.
Foto: Collage NCFertigung
Viele beschäftigen sich mit der Künstlichen Intelligenz. Jürgen Widmann (v.li.), Hermann Diebold,  Julian Odeh und Prof. Wolfgang Boos erklären , was schon machbar ist – und welche Vorteile der Einsatz von KI bereits hat.

Thema der Woche 25/2023

Welche Effekte bringt heute schon KI im Werkzeugbau?

Wo lässt sich KI heute schon im Werkzeugbau einsetzen? Vier Experten erklären auch im Podcast, was machbar ist – und welche Förderprojekte nutzbar sind.

Die Vorteile von der Künstlichen Intelligenz stellt Jürgen Widmann, CEO der EVO Informationssysteme, vor. Demnach erkennt KI Anomalien oder sagt auch Fertigungszeiten voraus.

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Jürgen Widmann: „Durch kontinuierliches Monitoring können KI-Systeme Abweichungen von normalen Betriebszuständen erkennen und frühzeitig auf potenzielle Probleme hinweisen.“
Foto: EVO
Jürgen Widmann: „Durch kontinuierliches Monitoring können KI-Systeme Abweichungen von normalen Betriebszuständen erkennen und frühzeitig auf potenzielle Probleme hinweisen.“

Im Detail erklärt Jürgen Widmann: „Künstliche Intelligenz bietet in der Zerspanungstechnik ein enormes Potenzial, um Produktionsprozesse zu optimieren, Kosten zu senken und die Qualität der hergestellten Bauteile zu verbessern. Durch die Analyse großer Datenmengen können KI-Algorithmen Muster und Zusammenhänge erkennen, die für Menschen schwer zu identifizieren wären. Insbesondere in der automatisierten, autonomen Fertigung und der Industrie 4.0 können KI-basierte Systeme eine wichtige Rolle spielen. Ein Beispiel dafür sind KI-Algorithmen, die Bearbeitungsprozesse verbessern und damit die Prozesssicherheit gewährleisten. Auch die Vorhersage von Fertigungszeiten oder die Vermeidung von Produktionsausfällen durch das frühzeitige Erkennen von Anomalien ist ein Bereich, in dem KI eingesetzt werden kann. Durch kontinuierliches Monitoring können KI-Systeme Abweichungen von normalen Betriebszuständen erkennen und frühzeitig auf potenzielle Probleme hinweisen. So können Ausfallzeiten minimiert und Wartungsarbeiten und Werkzeugwechsel besser geplant werden.“ Mehr Infos über die Digitalisierungsexperten und die Digitale Fabrik hier auf der Website von EVO.

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Hermann Diebold, Geschäftsführer der Diebold GmbH, vor der neuen Wuchtmaschine UB30, das auf 0,3 gmm genau wuchtet: „Das Ziel unserer KI-Strategie ist es aber, unser Portfolio der digitalen Werkzeugverwaltung um dieses Produkt zu erweitern.“
Foto: Harald Klieber
Hermann Diebold, Geschäftsführer der Diebold GmbH, vor der neuen Wuchtmaschine UB30, das auf 0,3 gmm genau wuchtet: „Das Ziel unserer KI-Strategie ist es aber, unser Portfolio der digitalen Werkzeugverwaltung um dieses Produkt zu erweitern.“

Hermann Diebold:  KI hat gewaltige Einspar-Potenziale für Zerspaner

Hermann Diebold erklärt: „Wir haben uns in Sachen KI mit dem Startup NovoAI von der Uni Hannover vertraglich zusammengeschlossen. Die Uni hat Sensoren entwickelt, die wir ganz aktuell in 25 unserer Maschinen eingebaut haben. Die multifunktionalen Sensoren nehmen Maschinendaten auf und zeigen uns ob die Maschine läuft, ob sie gerade ein Teil bearbeitet, wie lange die Stückzeit ist und ob die Maschine wartet oder im Rüsten ist. Hier ist KI im Hintergrund im Einsatz, um zu lernen, wie die Sensordaten zu interpretieren sind. Die ermittelten Daten übernehmen wir in die Fertigungssteuerung und die Nachkalkulation und wir ermitteln die Anlagenverfügbarkeit OEE. Wir als Pilotanwender geben dem Startup die Expertise des Anwenders und öffnen ihnen den Zugang zu den potenziellen Kunden in unserer Branche. Das Ziel ist es, unser Portfolio der digitalen Werkzeugverwaltung um dieses Produkt zu erweitern. Hier liegt ein gewaltiges Einsparpotenzial für jeden Zerspaner und das Feld liegt weitgehend brach. Ein spannendes Thema und wirklich zukunftsgerecht.“ Wie Zerspaner und vor allem Werkzeug- und Formenbauer derzeit schon viel Zeit mit den richtigen Spannsystemen einsparen können, erklärt Hermann Diebold in der Printausgabe NCFertigung 6 und auch auf der Website der Diebold GmbH.

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Julian Odeh, Team Manager Consulting International, der Tebis Consulting in Göppingen: „Ich kann nur jedem Unternehmen empfehlen, sich jetzt mit KI intensiv zu beschäftigen, sinnvolle Einsatzmöglichkeiten zu fixieren und die daraus entstehenden Wettbewerbsvorteile für sich zu nutzen.“
Foto: Tebis Consulting
Julian Odeh, Team Manager Consulting International, der Tebis Consulting in Göppingen: „Ich kann nur jedem Unternehmen empfehlen, sich jetzt mit KI intensiv zu beschäftigen, sinnvolle Einsatzmöglichkeiten zu fixieren und die daraus entstehenden Wettbewerbsvorteile für sich zu nutzen.“

Julian Odeh: Mit KI lässt sich schon einiges erreichen

Der Team Manager von Tebis Consulting erklärt: „In meinem ausführlichen Fachbeitrag zeige ich die Möglichkeiten auf, dass KI im Werkzeugbau der Zukunft nicht nur eine Option darstellt, sondern ein klares Muss in vielen Bereichen sein wird. Über kurz oder lang wird der Einsatz von KI zu Kosten- und Zeitersparnissen führen sowie zu einer Steigerung der Qualität bei der Ersterstellung von Werkzeugen und damit zu einer Reduzierung von Schleifen. Die Gründe, warum sich jeder im Werkzeugbau mit der Thematik auseinandersetzen sollte, liegen dabei auf der Hand: Vorherrschender Preis- und Zeitdruck sowie ein stetig steigender Fachkräftemangel erfordern es, jede Möglichkeit der Prozessverbesserung für sich nutzbar zu machen. Denn nur so stellen Sie die künftige Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens sicher. Meine Empfehlung lautet daher: Machen Sie sich bald näher mit dem Thema KI vertraut. Verfolgen Sie das staatlich initiierte Förderprogramm KoPa 35c Modul a2 mit dem Titel ‚Digitalisierung der Fahrzeughersteller und Zulieferindustrie‘ und das Projekt ‚Tooling‘. Ich kann nur jedem Unternehmen empfehlen, sich jetzt mit KI intensiv zu beschäftigen, sinnvolle Einsatzmöglichkeiten zu fixieren und die daraus entstehenden Wettbewerbsvorteile für sich zu nutzen.“ (Red.: Noch mehr Hintergrundinfos in dem ausführlichen Fachbeitrag von Julian Odeh – der im letzten Absatz fünf weitere Links für vertiefende Informationen über KI und die Fördermöglichkeiten zusammenfasst.)

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Prof. Dr.Ing. Wolfgang Boos, CEO, WBA Aachener Werkzeugbau Akademie: „Die Potenziale von KI erstrecken sich über viele Anwendungsbereiche, wie dem Erkennen von Mustern.“
Foto: Harald Klieber
Prof. Dr.Ing. Wolfgang Boos, CEO, WBA Aachener Werkzeugbau Akademie: „Die Potenziale von KI erstrecken sich über viele Anwendungsbereiche, wie dem Erkennen von Mustern.“

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos: Verarbeitung der KI-Algorithmen wird ein zentraler Baustein

Prof. Wolfgang Boos erklärt: „Die künstliche Intelligenz ist durch die Generative Predictive Transformer (GPT)-Technologie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die Potenziale von KI erstrecken sich über viele Anwendungsbereiche, wie dem Erkennen von Mustern. Mögliche Anwendungen für den Werkzeug- und Formenbau finden sich bspw. im Kontext der Steigerung von Nachhaltigkeit. Insbesondere die Kreislaufwirtschaft scheitert aktuell an einer mangelnden Informationsverfügbarkeit. Die Komplexität und Menge der aufzunehmenden Daten steigt entlang des Lebenszyklus kontinuierlich an. Die Verarbeitung durch KI-Algorithmen wird zukünftig ein zentraler Baustein zur Schaffung von Transparenz und damit zur Gestaltung der Nachhaltigkeit werden. Auch im Kontext des Fachkräftemangels können GPT-Modelle bspw. für das Wissensmanagement eingesetzt werden. Digital abliegende Informationen können durch Chat-Bots zugänglich gemacht werden, um den Mitarbeitenden kontextspezifisch und adressatengerecht Wissen bereitzustellen. Kontextbezogene Informationen werden so auf Basis von in Echtzeit erfassten Daten als Input verwendet. Im Werkzeug- und Formenbau lassen sich aufkommende Fragestellungen präziser und effizienter lösen.“ Mehr zu KI und den digitalen Lösungen vom WBA hier auf der Website der Werkzeugbau-Akademie. Unser Tipp: Gleich in den Podcast „KI im Werkzeugbau“ zum NCF-Check reinhören!