Foto: NCFertigung

optische Messgeräte

Viele Technologietrends auf der 34. Control

Tiefer als Automatisierung und Nachhaltigkeit: Viele Technologietrends zeigten Alicona, Marposs, Renishaw, Wenzel, Keyence, Feinmess – und Zeiss 7,5 Mrd. Umsatz.

Über 600 Aussteller machten auf der 34. Control die Technologietrends in der Messtechnik sichtbar. In sechs Hallen gab es viele Neuheiten und einige Weltpremieren. Die P.E.Schall GmbH feiert dieses Jahr  60-jähriges Jubiläum und Geschäftsführerin Bettina Schall unterstrich bei der Eröffnung am 3. Mai die Bedeutung der Messtechnik, gerade in Zeiten der Digitalisierung und Vernetzung – sowie die Bedeutung der Control, die weltweit eine der interessantesten und wichtigsten Messtechnik-Fachmessen ist.

Wenzel Group: Echte Technologietrends und über 12.000 Maschinen

Gerade in Zeiten der digitalen Transformation sieht indes Dr. Heike Wenzel, Geschäftsführende Gesellschafterin der Wenzel Group, die Messtechnik nicht nur als wichtig und interessant, sondern im Zentrum positioniert. Gegründet 1968, hat Wenzel heute über 500 Mitarbeiter und hat bis dato 17 Standorte weltweit aufgebaut und über 12.000 Maschinen verkauft. Deren Nutzungsdauer liegt nach Angaben von Heike Wenzel über 20 Jahre. „Wir bei Wenzel verbinden innovative Entwicklung mit unseren traditionellen Erfahrungen.“ Investiert werden rund 11% in F&E. Heike Wenzel sieht ihre Maschinen als sehr nachhaltig an, eher würde die langlebige Hardware eben regelmäßig auf kurzlebige Software treffen.

Foto: Harald Klieber Automatisierung der Messabläufe: „Bei Wenzel heißt das WM-Generator. Der Generator zur Erstellung automatischer Messprogramme. Der WM-Generator ist schon sehr weit vorangeschritten“, betont Dr. Heike Wenzel.

Die fünf wichtigsten Messtechnik-Trends

Die fünf wichtigen Trends und Entwicklungen in punkto Messtechnik seien der erheblich zunehmende Automatisierungsgrad, die Priorisierung der Zeit im Messablauf, die Vergleichbarkeit der Messergebnisse, die Rückkopplung und der Closed Loop sowie die Fokussierung der Anwender. „Software anwenderfreundlich gestalten ist wichtig“, sagt Heike Wenzel. „Messräume werden zwar nicht ganz verschwinden, aber die Messmaschinen werden weiter Richtung Bearbeitungsmaschinen in den Shopfloor wandern – und dort sehr genaue Messergebnisse erzielen – das ist eine der großen Herausforderungen“, betont Heike Wenzel. Genauso, wie die schnelle optische Messung, die riesige Datenmengen erzeugt und große Rechnerkapazitäten verlangt.

Riesige Punktewolken mit vielen Vorteilen

Das ‚von einfachen Punktelisten zu riesigen Punktewolken‘ hätte aber auch viele Vorteile: Analysen, Simulation, Statistik bis zur Rückkopplung in F&E und sogar Prognosen. Nicht ohne Grund heißt der Messtechniker künftig bei Wenzel Measurement Scientist. Trotzdem wird natürlich an der Automatisierung der Messabläufe gearbeitet. „Bei Wenzel heißt das WM-Generator, ein Generator zur Erstellung automatischer Messprogramme, der damit von der Konstruktion direkt zum Prüfplan führt. Und der WM-Generator ist schon sehr weit vorangeschritten“, betont Heike Wenzel. Mehr Details über die Software hier.

Foto: Harald Klieber Die neue Software-Plattform wird nach Angaben von Marposs Anwender dabei unterstützen, eine umfassende Qualität von der Datenerfassung bis hin zum Qualitätsprozessmanagement zu erreichen.
Foto: Harald Klieber Viele Endgeräte können problemlos in die neue Software-Plattform eingebunden und dann zentral eingesehen und ausgewertet werden. Ziel ist, das Potenzial zur Gewinnung tieferer Einblicke in den Produktionsprozess zu erschließen.

Marposs: Premiere der digitalen Plattform Maindo

Voll auf Digitalisierung setzt indes auch der italienische Messtechnikspezialist Marposs. Im Mittelpunkt auf der Control stand die Premiere der neuen digitalen Plattform Maindo. Die Plattform wird Anwender dabei unterstützen, eine umfassende Qualität von der Datenerfassung bis hin zum Qualitätsprozessmanagement zu erreichen, indem Maindo die Geräte verschiedener Lösungsanbieter zur Datenerfassung integriert und das Potenzial zur Gewinnung tieferer Einblicke in den Produktionsprozess erschließt, versichert Marposs. Viele Endgeräte präsentierte der italienische Hersteller auf der Control und zeigte damit, wie leicht sich die Messgeräte mit der Datenplattform verbinden lassen. Mit der globalen Identifikation kann auf Wunsch jedes Gerät verbunden werden. Damit, so Marposs, stehen wertvolle Daten für eine Verbesserung von Systemen und Dienstleistungen zur Verfügung.

Foto: Harald Klieber Nils Blondin (li.) und Reiner Kindermann präsentierten auf der Control erstmals den größten tragbaren Kleinlängermesser KLM 120, aber auch sechs neue Modelle digitaler Messschrauben – inklusive Anlüfthebel.

Feinmess: digitale Messschrauben, transportabler Kleinlängenmesser

Exakt sieben Premieren feierte indes die Feinmess Suhl GmbH mit ihrem größten Kleinlängenmesser und sechs neuen Modellen ihrer digitalen Messschrauben – inklusive einer Ausführung mit Anlüfthebel, der nach Angaben von Geschäftsführer Nils Blondin besonders zur schnellen seriellen Messung dient. Sowohl der transportable Kleinlängenmesser wie auch die neuen digitalen Messschrauben sind mit ihren digitalen Displays ideal auf den Praxiseinsatz vorbereitet. Die hochpräzisen Messschrauben 0800 sind besonders für die Prüfung in rauer Fertigungsumgebung von rotationssymmetrischen Teilen, Frästeilen oder geschliffenen Prüflingen ausgelegt. Den neu designten Kleinlängenmesser KLM 120 hat Feinmess durch zusätzliche Messsysteme in der Y- und Z-Achse zu einem vollwertigen Universal-Längenmesser weiterentwickelt.

Foto: Harald Klieber Christian Janko präsentierte die brandneue Infinitefokus G6: Das 5-achsige Messgerät sei völlig neu aufgebaut. Highlight sei nicht nur der schwenk- und drehbare Tisch aus dem Spezialstahl…
Foto: Harald Klieber Der schwenk- und drehbare Tisch ist nach Angaben von Bruker Alicona besonders stabil und temperaturunempfindlich…
Foto: Harald Klieber Zudem ist auch die große Z-Achse mit nicht nur hochpräzisen, sondern auch einem sehr schnellen Antrieb ausgestattet, der die Z-Achse der G6 gegenüber dem sehr erfolgreichen Vorgängermodell G5 bis zu zehn Mal schneller positionieren kann.

Bohrungsoberflächen aufs µm scannen und vielfarbig aufbereiten

Weiteres Highlight war natürlich die brandneue Alicona Infinitefokus G6. Geschäftsführer Christian Janko betonte anhand der bereits am ersten Tag verkauften zwei Exponate die Einmaligkeit und Integration der neuesten Alicona-Technologie. Mit dem Vertical Focus Probing könnten demnach Löcher und vertikale Flanken optisch messbar gemacht werden und somit ganz neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Gescannt auf das µm genau und vielfarbig aufbereitet wird so erstmals die Qualität von Bohrungsoberflächen und Wandungen erkannt. Wichtig dabei seien aber auch die hochpräzisen Antriebe. Die 5-achsige G6 sei völlig neu aufgebaut. Highlight sei nicht nur der schwenk- und drehbare Tisch aus dem Spezialstahl, der besonders stabil und temperaturunempfindlich ist, sondern auch die Z-Achse, die gegenüber dem sehr erfolgreichen Vorgängermodell G5 bis zu zehn Mal schneller positionieren kann. In Summe, so Christian Janko lassen sich mit der G6 Messungen viel schneller durchführen. Zudem sei die Messplanung intuitiver und das Spektrum der messbaren Bauteile viel breiter.

Foto: Harald Klieber Nach Angaben von Vorstandsmitglied Dr. Jochen Peter (2.v.r.) steuert die Zeiss-Gruppe im September auf das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte hin.
Foto: Harald Klieber Laut Dr. Marc Wawerla (r.) ist ganze Messtechnik-Branche im Umbruch: „Unseren Erkenntnissen zufolge, wird sich das jährliche Marktwachstum der einzelnen Märkte dramatisch verändern.“
Foto: Harald Klieber Jochen Peter: „Wir fühlen uns mit 176 Jahren natürlich dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet und tun viel dafür.“ Zeiss will selbst bis 2025 CO2-neutral sein.
Foto: Harald Klieber Zeiss hat nicht nur mit der hauseigenen Software Quality Suite ein umfassendes Software-Ökosystem definiert, erklärt Marc Wawerla, sondern bietet eben auch vom Entwurf bis zum fertigen Produkt die passende Messtechnik und Beratung an.

Zeiss-Gruppe: Im 176 Jahr wieder fast 20 % Wachstum geplant

Aber was macht Zeiss? Nach Angaben von Vorstandsmitglied Dr. Jochen Peter steuert die Zeiss-Gruppe im September auf das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte hin. Im zurückliegenden Geschäftsjahr wurde bereits mit über 35.300 Mitarbeitern an 100 Standorten und über 50 Ländern ein Gruppenumsatz von 7,5 Mrd. EUR registriert, der somit nach 6,4 und 6,3 Mrd. EUR seit 2018 eine Steigerung von fast 20 % brachte. Das Management führt das auf viele Dinge zurück. Beachtlich sind vor allem die 500 neuen Patent-Erstanmeldungen und 13 % F&E-Investitionen, die sich in Euro auf fast 1 Mrd. summieren.

Löwenanteil Halbleiter und digitale Innovationen

Jochen Peter sieht den Löwenanteil vor allem in der Halbleitertechnologie investiert. Außerdem würde die Bedeutung der digitalen Innovationen weiter steigen. Mittlerweile sei Zeiss in jedem wichtigen Markt auf der Erde vertreten. „Wichtig ist dabei, und das versprechen wir unseren Kunden, dass unsere Lösungen nicht nur in Stuttgart, sondern ganz genauso perfekt in Vietnam funktionieren.“ Beim Thema Nachhaltigkeit weist Jochen Peter vor allem auf die 176-jährige Geschichte hin: „Wir fühlen uns mit 176 Jahren natürlich dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet und tun viel dafür.“ Demnach will Zeiss bis 2025 CO2-neutral sein. Zeiss sei auf einem guten Weg: dieses Jahr soll bereits an allen internationalen Hauptstandorten ausschließlich mit Grünstrom gearbeitet werden, berichtet Jochen Peter.

E-Mobilität wird jährlich 37 % zulegen

Prinzipiell würde die Nachhaltigkeit derzeit die ganze Industrie antreiben. Die Messtechnik spielt dabei eine große Rolle, betont Dr. Marc Wawerla. Die ganze Messtechnik-Branche sei im Umbruch, so der CEO von Zeiss Industrial Quality Solutions. Das würde vieles beschleunigen. „Unseren Erkenntnissen zufolge, wird sich das jährliche Marktwachstum der einzelnen Märkte dramatisch verändern: Die Umsätze mit dem Verbrenner werden bis 2026 jährlich um rund 18 % zurückgehen. Dagegen wird die E-Mobilität um 37 % zulegen.“

Prozesslösungen von der Batterie bis zum Tray

Profitieren, so Marc Wawerla, würden auch andere Branchen. Zeiss erwartet eine Zunahme der Inline-Messungen um rund 5 %, bei Aerospace um 4 %, schon wegen der Weltraumbegeisterung und den immer mehr verlangten CO2-neutralen Flugzeugantrieben. Ähnliche Zuwächse sieht Zeiss für die Elektronik, in der Medizin und für grüne Stromerzeugung. Zeiss hat dafür nicht nur mit der hauseigenen Software Quality Suite ein umfassendes Software-Ökosystem definiert, erklärt Marc Wawerla, sondern bietet eben auch vom Entwurf bis zum fertigen Produkt die passende Messtechnik und Beratung an: etwa mit den E-Mobility Solutions, die vom Fügeprozess der Batterie bis zur Komplettinspektion des Batterie-Trays den ganzen Prozess abdecken.

Foto: Harald Klieber Das neue Absolut-Wegmesssystem Fortis hat Renishaw auf Basis eines Absolutmaßbandes aus Stahl ausgelegt. Renishaw hat dafür natürlich einen sehr temperaturunempfindlichen Spezialstahl ausgewählt.
Foto: Harald Klieber Das neue geschlossene System ist nach Angaben von Renishaw prädestiniert für den Einsatz in Werkzeugmaschinen.
Foto: Harald Klieber Gute Nachrichten auch vom Equator: Dessen Daten von der fertigungsnahen Werkstückprüfung können nun von vielen Prozesssoftwaren 22 namhafter Hersteller integriert werden: von Hexagon, Wenzel und Zeiss bis Innovmetric, Polyworks und Verisurf.

Neues Wegmesssystem mit Edelstahlmaßstab

Renishaw präsentierte zwei Neuheiten: das neue absolute Wegmesssystem Fortis in geschlossener Bauweise und das Prüfgerät Equator, der seit kurzem über Messsoftware von gängigen Softwareherstellern betrieben werden kann. Das Konstruktionsprinzip von Fortis beruht auf der industrieerprobten, absoluten Messsystemtechnologie des bekannten Resolute-Systems, erklärt Renishaw. Das Lesekopfgehäuse ist mit einer gekapselten optischen Einheit über ein ‘Schwert’ verbunden, das durch Dichtlippen führt und über die Länge des Messsystems verfährt. Der Lesekopf und die Optik bewegt sich ohne mechanischen Kontakt über das im Gehäuseinneren angebrachte absolute Edelstahlmaßband des Messsystems, durch eine höhere Robustheit gegenüber Glasmaßstäben besticht. Zudem kann das gesamte System bei Bedarf durch geschultes Personal geöffnet und regelmäßig gereinigt werden.

Einfach installiert und 70 % weniger Sperrluftkosten

Während der Installation werden – anders als bei bisher bekannten Verfahren – keine Diagnosegeräte benötigt. Die patentierte Einstell-LED und sorgfältig abgestimmtes Installationszubehör sorgen laut Renishaw für eine intuitive, von Anfang an fehlerfreie Installation. Die optische Einheit des Lesekopfes (die im Gehäuse läuft) ist zusätzlich nach IP67 gekapselt, um eine Verunreinigung durch Flüssigkeiten, Späne und andere Fremdkörper zu verhindern. Durch die verbesserte die DuraSeal-Abdichtung des Fortis-Messsystemgehäuses wird Leckluft aus dem Sperrluftsystem verringert, was niedrigere Betriebskosten und eine längere Systemlebensdauer zur Folge hat.

Equator ist jetzt kompatibel

Gute Nachrichten gibt es eben auch vom Equator: Das Prüfgerät Equator kann nun auch direkt mit der Messsoftware namhafter Hersteller betrieben werden: von Hexagon, Wenzel und Zeiss bis Innovmetric, Polyworks und Verisurf. Das bedeutet, der Anwender kann künftig den Equator mit der existierenden Messsoftware betreiben und ihn für die flexible Werkstückprüfung in seine Produktion nahtlos einfügen.  

Foto: Harald Klieber Tolle Farbspiele: Der Messtisch des 360°-3D-Scanners hat einen Durchmesser von gut 500 mm. In Z können Teile problemlos bis 200 mm Höhe gemessen werden. 
Foto: Harald Klieber Gut gemacht ist auch die Software, die Soll- und Istwert-Abstände deutlich anzeigt. Vergleichsmessungen sind damit sehr schnell möglich.
Foto: Harald Klieber Um die Farben der Bauteile realistisch erfassen zu können, arbeitet Keyence übrigens mit dem gesamten Spektrum…
Foto: Harald Klieber Grün ist auch schön anzusehen…
Foto: Harald Klieber Und Rot wirkt beeindruckend anders.

3D-Koordinatenmessgerät für schnellen 360°-3D-Scan

Keyence hat unterdessen die nächste Generation seiner optischen 3D-Koordinatenmessgeräte vorgestellt. Mit der Modellreihe VL ist jetzt der 360°-3D-Scan mit rückführbarer Genauigkeit einfach, schnell und komplett machbar. Mehrere Teile können gleichzeitig auf den Tisch gestellt werden. Keyence verspricht 4x höhere Auflösung im Vergleich zu Vorgängermodellen und rund 16 Mio. Messpunkte beim vollständigen 360°-3D-Scan. Ebenso wurde der Messbereich mit Smart Stage um Faktor 2,7 vergrößert. Die garantierte Messgenauigkeit, also Wiederholgenauigkeit, gibt Keyence mit 2 µm an. Der Tisch kann rund 500 mm lange und 200 mm hohe Teile aufnehmen.