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Foto: Rüdiger Kroh

Thema der Woche 9/19

Neue Chancen durch künstliche Intelligenz

Für das produzierende Gewerbe ergibt sich laut einer Studie in den kommenden vier Jahren ein durch künstliche Intelligenz induziertes Wachstum von knapp 32 Mrd. Euro.

Auf seiner Jahrespressekonferenz in Frankfurt informierte der VDW auch über den aktuellen Stand bei der standardisierten Schnittstelle umati (universal machine tool interface), mit der die Werkzeugmaschinenindustrie die Initiative ergriffen hat, um die Vernetzung in der Produktion voranzutreiben. Sie erlaubt den Datenaustausch von Maschinen aller Fabrikate mit übergeordneten IT-Systemen, um sie analysieren und auswerten zu können. Die offenen Schnittstellen und einheitlichen Spezifikationen, über die Maschinen beliebig in bestehende Infrastrukturen eingefügt werden können, verkürzen die Entwicklungszeit, beschleunigen die Inbetriebnahme, machen die Kunden unabhängig und erlauben dem Anbieter, neue Geschäftsmodelle auf der Basis von Datenanalysen zu entwickeln.

Internationales Interesse an umati ist groß

„Nach der Gründung einer Joint Working Group im Rahmen der OPC Foundation nimmt das Projekt weiter Fahrt auf“, erklärte Dr. Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des VDW. „Inzwischen haben sich alle wichtigen Steuerungshersteller weltweit umati angeschlossen.“ Angestrebt ist die Erarbeitung einer so genannten OPC UA Companion Specification unter Beteiligung aller interessierten Hersteller, Anwender und Zulieferanten. Dazu wurden Gespräche mit den Vertretern der internationalen Werkzeugmaschinenverbände geführt. „Sie sind sehr interessiert und wollen sich beteiligen“, teilte Prokop mit. „Eine breite internationale Zustimmung ist umso wichtiger, damit internationale Abnehmer Maschinen mit den gleichen Standards kaufen können und kein Land mit eigenen Standards den Marktzugang erschweren kann.“ Der nächste Meilenstein ist für die EMO Hannover 2019 geplant, auf der eine deutlich größere Demoinstallation als auf der AMB mit internationaler Beteiligung gezeigt werden soll. „Denn wir wollen nicht nur ein Stück Papier erzeigen“, betonte VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer. „Und das internationales Interesse ist groß.“

Mit künstlicher Intelligenz Werkzeugmaschinen optimieren

Neue Chancen für die Produktionstechnik tun sich laut VDW durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) auf. Dort versteckt sich hohes Wertschöpfungspotenzial, wie die Paice-Studie im vergangenen Jahr ermittelt hat. Paice ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und die Abkürzung für Platforms, Additive Manufacturing, Imaging, Communication und Engineering. Sie prognostiziert für das produzierende Gewerbe ein KI-induziertes zusätzliches Wachstum von knapp 32 Mrd. Euro in den kommenden vier Jahren. Das entspricht in etwa einem Drittel des Gesamtwachstums in diesem Bereich.

„Zwar gibt es in der Werkzeugmaschinenindustrie noch keinen flächendeckenden Einsatz von KI, jedoch erste Einzelanwendungen“, sagte Prokop. Beispielsweise werde am selbstlernenden Laser gearbeitet und Wissenschaftler forschen unter anderem im Bereich der Maschinenoptimierung. „Erst kürzlich konnte in Aachen mittels KI das Wissen über lang etablierte Zerspanmodelle erweitert werden. Sinnvoll wäre der Einsatz von KI auch in der Produktionsplanung und -steuerung sowie in der Robotik.“

Technologieneutral alle Ansätze zur Mobilität weiter entwickeln

Der Herausforderung Elektromobilität ist der Verband bereits 2018 mit einer tiefgehenden Untersuchung zur voraussichtlichen Verbreitung begegnet. Danach soll der Anteil rein elektrogetriebener Personenkraftfahrzeuge in verschiedenen Weltregionen bis 2030 im Schnitt etwa bei einem Fünftel und der Anteil hybridbetriebener Fahrzeuge bei fast 60 Prozent der Neuzulassungen liegen. „Diese Studie wird derzeit aktualisiert und die damalige Prognose überprüft“, informierte der VDW-Vorsitzende. „Um dennoch die von der EU vorgegebene Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2030 zu erreichen, fordert die Werkzeugmaschinenindustrie von den Beteiligten, technologieneutral alle innovativen Ansätze zur Einsparung von CO2 weiter zu entwickeln und das gesamte Portfolio an möglichen Lösungen im Blick zu behalten. Dazu gehören neben der Optimierung des Verbrennungsmotors, der noch viel Potenzial bietet, insbesondere Hybridantriebe, synthetische Kraftstoffe und Power-to-X-Technologien.“

Schützenhilfe bekommt die Branche aus der Wissenschaft. In zehn Kernthesen heben Wissenschaftler aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, die in der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Kraftfahrzeug- und Motortechnik e.V. (WKM) zusammengeschlossen sind, das Potenzial synthetischer Kraftstoffe für die Reduktion von CO2-Emissionen hervor – und zwar für Bestands- ebenso wie für Neufahrzeuge. Für Schiffe oder Flugzeuge halten die Wissenschaftler synthetische Kraftstoffe gar für alternativlos.