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Viel Potenzial steckt nach Einschätzung der Experten Stephan Encke, Martin Boeni und Jonas Gillmann in den Mikromaschinen, die mit deutlich geringerem Stromverbrauch und viel digitalem Mehrwert punkten.
Foto: Chiron, NCFertigung, Datron
Viel Potenzial steckt nach Einschätzung der Experten Stephan Encke, Martin Boeni und Jonas Gillmann in den Mikromaschinen, die mit deutlich geringerem Stromverbrauch und viel digitalem Mehrwert punkten.

Thema der Woche 11/2024

Lohnt sich schon der Einsatz von Mikromaschinen?

Auf der EMO wurden einige Mikromaschinen vorgestellt. Welche Vorteile sie gegenüber herkömmlichen Konzepten bringen, erklären Chiron, Datron und Enoveas.

Ende 2024 will die Chiron Group schon rund 250 Mikromaschinen im Einsatz haben. Der Schweizer Hersteller Enoveas sieht als Highlight der Mikromaschinen vor allem den Stromverbrauch. Herkömmliche Werkzeugmaschinen toppen das mit dem 10- bis 15-Fachen. Und Datron wird im April auf deren Tech Days die ultrakompakte Datron neo vorstellen – mit deutlich verbesserten Performance-Details, sagt Jonas Gillmann.

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Martin Boeni: „Abgerundet wird unser Mikromaschinen-Konzept mit einem Rohteilemagazin, das bis zu 600 Teile speichert. Dazu kommt dann noch eine Handybedienung, ein Transportgewicht von nur 600 kg.“
Foto: Harald Klieber
Martin Boeni: „Abgerundet wird unser Mikromaschinen-Konzept mit einem Rohteilemagazin, das bis zu 600 Teile speichert. Dazu kommt dann noch eine Handybedienung, ein Transportgewicht von nur 600 kg.“

Martin Boeni: „Silex braucht wenig Strom – bringt richtig Leistung“

Martin Boeni, Geschäftsführer der Enoveas SA in Bôle will mit einem Investor bis Ende 2025 rund 100 Silex-Maschinen in der Schweiz produziert haben: „Es ist ein einmaliges, bahnbrechendes Maschinenkonzept, das wir auf der letzten EMO vorgestellt haben. Unsere Mikromaschine Silex hat einen Arbeitsbereich von 50x50x50 mm – aus unserer Sicht ideal zur Bearbeitung schwierigster Metallbauteile für die Uhrenindustrie und die Medizinbranche – weil eben auch Edelstähle, verarbeitet werden können. Silex ist definitiv kein Spielzeug. Diese HSC-Maschine kann mit 2,5 g beschleunigen, hat 20 bis 60 Werkzeuge im Magazin und eine Hochfrequenzspindel, die bei 60.000 bis 80.000 Umdrehungen bis zu 70 mm verfahren kann. Highlights unserer neuesten Maschinengeneration sind die Schwenkspindel und der absolut geringe Stromverbrauch, der unter 1 kW/h liegt. Herkömmliche Maschinen brauchen das 10- bis 15-Fache. Abgerundet wird das Konzept mit einem Rohteilemagazin, das bis zu 300 bis 600 Teile speichert. Dazu kommt dann noch eine Handybedienung, ein Transportgewicht von nur 600 kg – und die Möglichkeit, die Maschine mit Bioöl zu fahren. Blaser-Produkte haben sich in unseren Tests bewährt.“

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Stephan Encke: „Mikromaschinen, wie die Micro5, sind eine folgerichtige und notwendige Weiterentwicklung. Die Mikromaschine hat deutliche Vorteile bei Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Werkstückqualität und Wirtschaftlichkeit.“
Stephan Encke: „Mikromaschinen, wie die Micro5, sind eine folgerichtige und notwendige Weiterentwicklung. Die Mikromaschine hat deutliche Vorteile bei Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Werkstückqualität und Wirtschaftlichkeit.“

Stephan Encke: „Mikromaschinen werden ihre Marktstellung ausbauen“

Stephan Encke, Vertriebsingenieur Aerospace, Medical und Precision Technology, Chiron Group SE, sieht gute Chancen für die Mikromaschinen: „Dentaltechnik, Endoskopie-Instrumente, Fluidikteile oder Kommunikationstechnologie − viele Komponenten werden kleiner, die Anforderungen an Präzision und Qualität steigen und im Fokus stehen wirtschaftliche und nachhaltige Produktion. Warum sollte man Bauteile von wenigen Zentimetern auf Maschinen fertigen, die dafür an Stellfläche, Masse und Energiebedarf total überdimensioniert sind? Mikromaschinen, wie die Micro5, sind eine folgerichtige und notwendige Weiterentwicklung. Die Mikromaschine ist diesen kleinen und feinen Produkten angepasst und hat deutliche Vorteile bei Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Werkstückqualität und Wirtschaftlichkeit. Mikrowerkzeugmaschinen werden überall dort ihren Platz finden, wo kleine präzise Komponenten gefertigt werden. Seit 2020 im Produktprogramm der Chiron Group, liefen bei den ersten Anwendern acht Micro5. Ende 2024 werden es gut 250 Maschinen sein. Mikrotechnologie ist kein kurzfristiger Trend und Mikromaschinen werden mit wachsender Produktreife ihre Marktstellung sichern und ausbauen.“

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Jonas Gillmann: „Die ultrakompakte Datron neo zeichnet sich durch eine hohe mechanische Grundgenauigkeit aus.“
Foto: DATRON AG
Jonas Gillmann: „Die ultrakompakte Datron neo zeichnet sich durch eine hohe mechanische Grundgenauigkeit aus.“

Jonas Gillmann: Datron hat Maschinen und Zubehör auf die Mikrobearbeitung abgestimmt

Jonas Gillmann, Bereichsleiter F&E und Produktmanagement, erklärt: „Für uns ist die Mikrobearbeitung bisher ein Nischenmarkt. Dennoch sind wir mit unseren Datron-Maschinen und dafür perfekt angepasstem Zubehör sehr erfolgreich. Insbesondere die ultrakompakte Datron neo – sie wird im April auf dem Datron Tech Day mit verbesserten Performance-Details vorgestellt – trifft an dieser Stelle genau den Nerv. Sie zeichnet sich durch eine hohe mechanische Grundgenauigkeit aus. Bei der Bearbeitung wird mithilfe der On-Board-Messtechnik das Rohmaterial eingemessen beziehungsweise das gefräste Werkstück präzise vermessen, ohne dass der Fräser aus der Spindel ausgewechselt werden muss. Unsere inhouse entwickelte Next-Steuerung ist so weit optimiert, dass selbst kleinste Abweichungen sichtbar gemacht und korrigiert werden können. Wir sehen uns zudem dank des präzisen Rundlaufes und der geringen Unwucht unserer Werkzeuge sehr gut aufgestellt. Wir entwickeln und schleifen sie selbst und können diese daher auf die individuellen Anforderungen auch im Mikrobereich abstimmen.“