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Foto: Harald Klieber

Welt der Späne

10x schneller in Titan fräsen

Ingersoll Werkzeuge präsentierte während den 3. InDays, wie sich PE, Stahl, Inconel und Titan besser fräsen lassen. Auf einer G550 fand der Titantest statt.

NCFertigung berichtete in Ausgabe 8-2019 ausführlich über die 3. InDays des Werkzeugherstellers Ingersoll Werkzeuge. Am Standort Haiger zeigte Ingersoll, wie sich PE, Titan und Inconel auf Index, Hermle und Heller fräsen lassen. Geschäftsführer Armin Engelhardt erklärte dabei die künftige 3-Wochen-Extreme-Strategie und einige Highlights, die auf der AMB zu sehen waren. Besonders im Fokus auf den InDays stand die Leistungsfähigkeit der VHM-Fräser, die Ingersoll an einem Titan-Strukturbauteil für die Luft- und Raumfahrt unter Beweis stellte. Plattform dafür war die Grob G550, das Material Ti6Al4V, das CAM-System kam von Tebis. Maßgeblich ausführende Werkzeuge waren zwei Chip-Surfer von Ingersoll, bei denen nur der Kopf gewechselt werden muss: Der Linsenfräser, so erklärte Ingersoll-Anwendungstechniker Jörg Goldbach, ist dabei für das Abzeilen der Bodenflächen zuständig, kann aber auch 3D-Formen und ist rund 10 x schneller als ein Kugelfräser. Gleiches in puncto Geschwindigkeit gilt nach Erfahrung von Jörg Goldbach für den Kreissegmentfräser, mit dem sämtliche Schultern und Flanken geschlichtet wurden. „Diese Fräser sind sehr wirtschaftlich, nicht nur, weil sie viel schneller als Kugelfräser sind, sondern weil sie mit unserem Wechselkopfsystem viel Rohstoffe und Zeit sparen. Denn die Wechselköpfe lassen sich ruck zuck und sehr präzise austauschen.“

Neuheiten: EvotecMax sowie zwei Planfräser

Zudem stellte Armin Engelhardt beispielsweise die neue Spanteiler-Geometrie EvotecMax vor, einen neuen 45°-Planfräser mit WSP-Schnellspannsystem oder den OctoPlus-Planfräser mit patentiertem Einstellelement, der speziell in Automobil-Anwendungen platzsparend für preiswerte Einstellbarkeit sorgen wird, verspricht Armin Engelhardt. Demnach sei der 45°-Planfräser prädestiniert zum Breitschlichtfräsen, zum Egalisieren oder zum Schruppen wegen seiner vielen Schneiden, die je nach Bedarf mit positiver oder negativer Wendeschneidplatten-Geometrie in einem Plattensitz einsetzbar seien. Dagegen würde der neue Spanteiler EvotecMax nur kleine Späne produzieren, für viel geringere Umformkräfte in der Scherebene sorgen, rund 30% Kräfteersparnis und damit viel ruhigeres Zerspanverhalten bringen. „Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie die Sicken auf den Wendeschneidplatten“, deutet Armin Engelhardt auf eines der entscheidenden Details an der EvotecMax-Geometrie hin.

Hochpositive, scharfe und polierte Schneidengeometrien

Zusätzlich seien rundum gleiche Schutzkanten gesintert, die weniger Zerspanungsleistung forderten und somit auch auf schwächeren Maschinen einsetzbar seien. „Wer ausreichend Leistung an der Spindel zur Verfügung hat, kann aber auch maximale Schnitttiefen mit dem EvotecMax erreichen“, betont Armin Engelhart. Weitere Neuheiten wurden auf der AMB vorgestellt, wie der Wendeschneidplattenhalter mit 4-schneidiger Breitschlichtschneide für Egalisierfrässysteme der Standardserie EF2J oder auf Anfrage für die Serien VF2V und SF2E. Erstmals vorgestellt wurden die Chip-Surfer mit PKD-Schneiden speziell zur CFK- und GFK-Bearbeitung; die Chip-Surfer 45D mit innerer Kühlmittelzufuhr für die Aluminiumbearbeitung, die durch hochpositive, scharfe und polierte Schneidengeometrien ab Durchmesser 8 mm und Eckradien von 0,5 mm glänzen; das neue MMS-Cooling-System für Werkzeuge zur Vorbearbeitung von Ventilschiebergehäusen, mit dem Ingersoll viel höhere Standzeiten von über 120.000 Teilen oder 850 m pro Zahn verspricht.

Dreispindlig Kubelwellen bohren – komplette Turbinenschaufel

Als weitere Highlights auf den InDays führte Armin Engelhardt mehrere Applikationen an: die Kurbelwellen-Bearbeitung (42CrMo4) auf einer modifizierten Heller-MCC15, die gleichzeitig in drei Kurbelwellen jeweils acht Ölkanäle mit Durchmesser 5 mm bei gut 5.000 Umdrehungen bohrte. Highlight war dabei die Automatisierung der dreispindligen MCC15, die wechselweise gleichzeitig drei Kurbelwellen spannen, positionieren, bohren und senken kann. Gewinden und fräsen geht natürlich auch für Werkstücke mit 700 mm Länge bei 200 mm Flugkreis-Durchmesser. Sehr flexibel präsentierte dagegen Index das 5-Achs-Bearbeitungszentrum R200, auf der eine Turbinenschaufel (X8CrNiS18-9) von der Stange nacheinander in 14 Schritten und zwei Spindeln erst vorgefräst und –gedreht wurden, bevor nach dem Abstechen, Drehen und Fräsen noch gewalzt, entgratet und graviert wurde. Für diese Komplettbearbeitung stellte Ingersoll natürlich die ganzen Werkzeugsatz bereit.

PKD durch AlCu4MgPb

Echten Mehrwert zum Mitnehmen produzierte unterdessen Hermle auf einer C400HS flex in Form eines Torx-Schlüsselhalters aus AlCu4MgPb, der praktisch an jeder Blechumhausung einer Werkzeugmaschine per Magnet haftet. Nicht nur in der C400HS sorgte die Kameratechnik von Uyar aus dem westfälischen Halle für klaren Einblick in den Bearbeitungsraum, die Spanntechnik stellte die Walter Bautz GmbH (Bickenbach). Insgesamt 13 Werkzeuge brachten den Schlüsselhalter in Form: Highlights von Ingersoll waren die PKD-Werkzeuge zum Schlichten (D. 20 mm, drei Schneiden, 18.000 min-1, ap 45 mm), Bohrzirkularfräsen (D. 12 mm, drei Schneiden, 17.500 min-1, vf 5.400 mm/min, ae 12 mm) und Fräsen (D. 12 mm, bei 2-9 mm ap und 2-6 mm ae).