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Zuversichtliche Führungsriege bei Grob (v. li.): CFO Wolfram Weber, CSO Christian Müller, Aufsichtsratsvorsitzender Christian Grob, CEO German Wankmiller und Florian Grob. 
Foto: Rüdiger Kroh
Zuversichtliche Führungsriege bei Grob (v. li.): CFO Wolfram Weber, CSO Christian Müller, Aufsichtsratsvorsitzender Christian Grob, CEO German Wankmiller und Florian Grob. 

Bearbeitungszentren

Zerspanung und Anlagen für E-Mobilität unter einem Hut

Die Grob-Gruppe setzt weiter auf die Zerspanung, hat sich aber auch als Komplettanbieter für Anlagen zur Fertigung des elektrischen Antriebsstrangs in der E-Mobilität etabliert.

Die Automobilindustrie weiter im Fokus hat die Grob-Gruppe – auch wenn sich der Schwerpunkt vom Verbrennungs- zum Elektromotor verändert hat. „Wir verfügen bei Grob über Großserien-Know-how, deshalb ist die Automobilindustrie eine gute Branche für uns“, urteilte Wolfram Weber, CFO der Grob-Werke auf der Pressekonferenz während der Hausmesse. Und mit Blick auf die nächste Generation der Elektrofahrzeuge sagte German Wankmiller, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Es ist für Grob ein logischer Schritt, konsequent seine Ausrichtung entlang der Entwicklungen und Anforderungen der Automobilindustrie anzupassen.“ Das Unternehmen aus Mindelheim hat in Sachen Transformation seine Hausaufgaben gemacht, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Grob betonte, und sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft.

Komplettanbieter für den elektrischen Antriebsstrang

Was dies konkret bedeutet, erläuterte der CEO: „Wir haben drei wesentliche strategische Eckpfeiler. Das ist erstens der Ausbau der bestehenden E-Antriebs- und Batterieaktivitäten, zweitens die Erschließung der Batteriezellen-Märkte und neuer Vertriebsregionen für die E-Mobilität sowie drittens die Konsolidierung der Zerspanungs- und After-Sales-Aktivitäten.“ Im Bereich des elektrischen Antriebstranges umfasst das Produktportfolio inzwischen die Stator-Montage in jeglichen Varianten inklusive Imprägnieren, die Rotor-Montage mit Permanentmagnet-Technik und gewickelter Rotortechnik sowie die Komplettmontage des E-Motors und der gesamten E-Achse. Damit ist Grob laut eigener Aussage als Komplettanbieter für Anlagen zur Fertigung des elektrischen Antriebsstrangs in der Elektromobilität innerhalb kürzester Zeit zum Weltmarktführer aufgestiegen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dafür sind die innovativen Lösungen wie die Hairpin-Technologie, eine Wickeltechnik für Statoren. Auf dem Open House zeigte Grob zum ersten Mal eine Hairpin-Biegemaschine, die sich durch ihr besonderes Biegekonzept sowie eine hohe Variantenvielfalt auszeichnet. Sie ist den Angaben zufolge in der Lage, die Pin-zu-Pin-Zeit im Vergleich zur Vorgängermaschine zu halbieren, und zwar auf bis zu 1 s.

Zur Herstellung von Batteriespeichersystemen umfasst das Angebot Großanlagen für Batteriepacksysteme, die vorgefertigte Batteriemodule in das Fahrzeugunterteil montieren, Batteriemodulanlagen, die eine große Anzahl von Einzelzellen zu Modulen montieren sowie Großanlagen zur Batteriezellenproduktion. „Mit unserer Ende letzten Jahres geschlossenen Kooperation mit Dürr und Manz möchten wir insbesondere in Europa unsere Marktstellung ausbauen“, erklärte Grob-CSO Christian Müller. „Ziel ist es, uns als europäischer Komplettanbieter für Batterieproduktionsanlagen zu etablieren und damit der Automobilindustrie sowie deren Zulieferern eine innovative Alternative zum Angebot aus Asien zu bieten.“

Steigerung bei Automationslösungen

Neben der Elektromobilität soll die Zerspanung die dritte Säule bleiben. „Die Zerspanung ist weiter unser Rückgrat und wir wollen auch dort wachsen“, so Christian Grob. Dabei sieht er bei den Universalmaschinen noch deutliches Potenzial. Dort liegt der Fokus derzeit auf der Weiter- und Neuentwicklung von Systemen zur automatischen Be- und Entladung von Werkstücken und Werkzeugen. Dafür stehen Roboterzellen und Palettenspeichersysteme zur Verfügung, die bei Bedarf mit fahrerlosen Transportsystemen komplettiert werden können. „Wir haben eine deutliche Steigerung bei den Automationslösungen zu verzeichnen“, konstatierte Müller. „Bei den Universalmaschinen liefern wir inzwischen einen Anteil von 60 % mit Automation aus und 90 % haben eine Automationsvorbereitung.“

Zudem bietet das Mindelheimer Unternehmen für die Automobil- und deren Zuliefererindustrie neue Bearbeitungszentren zur Zerspanung von großvolumigen Bauteilen an. Diese Systemmaschinen sind speziell für den rasanten Zuwachs an Projekten zur Bearbeitung von Rahmenstrukturbauteilen und großen Batteriewannen aus dünnwandigem Aluminium-Druckguss konzipiert. Beispielhaft wurde bei der Hausmesse die G520F der 2. Generation präsentiert. Das Kreuzschlittenkonzept sorgt bei den Maschinen der F-Serie laut Angaben für eine ausgeprägte Dynamik. Und die Produktpalette wird noch erweitert. „So bringen wir in diesem Jahr mit der G920F ein noch größeres Bearbeitungszentrum auf den Markt. Diese Maschine wird es in einer 2- und 4-spindlichen Ausführung geben, mit einem möglichen Bauteil-Störkreisdurchmesser von über 2.000 mm“, informierte Wankmiller. Insgesamt hat Grob die Transformation in der Automobilindustrie erfolgreich bewältigt. „Derzeit liegt unser Produktionsmix bei 28 % Systemmaschinen, 49 % E-Mobilität, 14 % Universalmaschinen und 9 % After Sales“, berichtete der Vertriebsgeschäftsführer.

Auftragseingang auf Rekordniveau

Im Geschäftsjahr 2022/23, das im Februar zu Ende gegangen ist, hat die Grob-Gruppe eine Leistung von knapp 1,6 Mrd. Euro erzielt. „Dies ist eine Steigerung von über 30 % gegenüber dem Vorjahr“, erklärte CFO Weber. Die Leistung verteilt sich dabei relativ gleichmäßig auf die drei großen Vertriebsregionen Amerika, Europa und Asien. Bei den Business Units liegt die Elektromobilität mit einem Anteil von etwa 40 % knapp vor den Zerspanungssystemen, die allerdings bereits mit über einem Drittel ebenfalls in die E-Mobilität liefern. Der Auftragseingang erreichte ein Rekordniveau von insgesamt 1,81 Mrd. Euro. Nachdem im abgelaufenen Geschäftsjahr gut 60 Mio. Euro investiert wurden, sind für das Geschäftsjahr 2023/24 Investitionen von etwa 50 Mio. Euro geplant. Darunter fällt insbesondere die Hallenerweiterung in Mindelheim mit einem Investitionsvolumen von über 20 Mio. Euro. Mit Blick in die Zukunft sagte Weber: „Wir streben ein jährliches Wachstum von 10 bis 15 % an.“