Image
Foto: Rüdiger Kroh

Thema der Woche 22/2019

Soraluce baut große Portalmaschinen jetzt in Serie

Portalmaschinen als Baureihe und das zugehörige Werk im spanischen Bergara: Mit seiner Portal-Serie reagiert Soraluce auf die steigende Nachfrage aus dem Markt.

Neu und doch kein Neuland: Mit einer Baureihe von Portal-Fräs- und Bohrzentren erweitert Soraluce sein Maschinenprogramm und bietet seinen Kunden jetzt alle Maschinenkonzepte für die Großteilfertigung. „Wir bauen schon lange Portalmaschinen und haben die erste Anlage bereits 1997 an die Firma Voith geliefert“, berichtet Andreas Lindner, geschäftsführender Gesellschafter der Bimatec Soraluce Zerspanungstechnologie GmbH. „Doch bislang waren es immer Projektmaschinen, jetzt bieten wir die Portale als Serie an. Dadurch haben wir mehr Gleichteile und können die Maschinen zu einem günstigeren Preis auf den Markt bringen.“

Portal-Werk im spanischen Bergara eröffnet

Vorgestellt wurden die aus den vier Modellen PM, PMG, PRG und PXG bestehende Portal-Baureihe anlässlich des Soraluce Summit 2019. Beim dreitägigen Open House, zu dem rund 750 Besucher, knapp 50 davon auch aus Deutschland, an den Firmensitz im spanischen Bergara gekommen waren, wurde auch das neue Portal-Werk eröffnet. „Dieses Werk 5 ist unser neues Prunkstück, das mit einer Investition von rund 9 Mio. Euro für die Montage und Fertigung unserer Portal-Fräs-, Dreh- und Bohrzentren umgebaut wurde“, so Lindner. Denn das Gebäude gehörte schon vorher zur Muttergesellschaft, der Danobat-Gruppe, und wurde jetzt von Soraluce übernommen. Die Halle ist 140 m lang und 35 m breit. Somit verfügt sie über eine Produktionsfläche von 4.900 m². Mit einer Höhe von 17 m und einer Krankapazität von 80 t eignet sie sich optimal für das Handhaben der riesigen Bauteile. Pro Jahr werden etwa 20 bis 25 Portalmaschinen gebaut.

Steigender Bedarf im Bereich der Großteilbearbeitung

Das Werk ist ausschließlich auf die Portal-Serie ausgerichtet und umfasst den gesamten Produktionsprozess, sowie die Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Für Soraluce ist es ein Meilenstein im Strategieplan 2017-2020 und ein sehr wichtiger Schritt in die Zukunft. „Wir reagieren damit auf den ständig steigenden Bedarf im Bereich der Großteilbearbeitung“, erläutert Lindner. „Im vergangenen Jahr war die Anfrage nach Portalen größer als die nach Fahrständermaschinen und wir haben bei Bimatec Soraluce acht Gantry- und zwei Tischportale verkauft.“ Der Grund dafür seien die zunehmenden Genauigkeitsanforderungen, die sich mit Portalen durch das Bearbeiten in Einbaulage besser erfüllen ließen.

Gantry-Maschinen sind am Markt gefragt

Der Trend zur Gantry-Bauweise liege am geringeren Platzbedarf und der möglichen Pendelbearbeitung, das heißt die Spindellaufzeit und damit die Produktivität sind höher. Im Fokus hat das spanische Unternehmen die großen Portalmaschinen für den Schwermaschinenbau sowie den Werkzeug- und Formenbau. „Kleine Portale und das Billigsegment sind nicht unsere Zielsetzung“, so der Geschäftsführer.

Die neuen Portal-Fräs- und Bohrzentren gibt es mit verfahrbarem Tisch sowie in Gantry-Bauweise und mit einem Durchlass zwischen den Maschinenständern von 3 bis 9 m. Auf Wunsch können sie mit festem oder verfahrbarem Querbalken sowie Multitask-Funktionen ausgestattet werden. Zudem stehen eine große Anzahl an Fräsköpfen und Automationsausstattungen zur Verfügung. Die Portale zeichnen sich durch eine Gusskonstruktion und spielfreie Linearmotoren aus. Der symmetrische Aufbau sorgt für Thermostabilität.

Der gute Service war ein wichtiges Argument

Gleich fünf Kundenmaschinen bekamen die Besucher bei der Veranstaltung im neuen Werk zu sehen. Zukünftig wird bei der Lenser Präzisionstechnik GmbH & Co. KG in Senden an der Iller bei Ulm ein Gantry-Fräscenter PMG 6000 mit 6 m X- und 4,5 m Y-Verfahrweg stehen. Der Hersteller von Heiz- und Kühlplatten für hydraulische Pressen, die in der holzverarbeitenden Industrie eingesetzt werden, fertigt damit 5,5 m × 2,5 m große Pressplatten bei einer Bearbeitungszeit zwischen 30 und 40 Stunden pro Bauteil. „Die Platzverhältnisse in unserer Produktion waren dafür ausschlaggebend, dass wir uns für die Gantry-Bauweise entschieden haben“, erklärt Geschäftsführer Markus Prosser-Breimaier im Gespräch mit NCFertigung.

Für Lenser ist dies bereits die fünfte Soraluce-Maschine und es wird nicht die letzte sein. „Der gute Service war ein wichtiges Argument für uns.“ So ist das zweite Portal bereits bestellt und fällt mit 10 m Längsachse noch eine Nummer größer aus. Es soll im November ausgeliefert werden. Und auch die nächste Investition ist schon geplant. „Es wird noch eine baugleiche PMG 6000 folgen, die wir hinter die erste Maschine stellen, sodass ein Werker beide Portale bedienen und über ein Kamerasystem überwachen kann“, so Prosser-Breimaier.

Portal für höhere Genauigkeitsanforderungen

Ebenfalls für eine PMG 6000 entschieden hat sich die Weiß Metallbau GmbH aus Neuenstadt-Stein in der Nähe von Heilbronn. Die Maschine ist mit zwei Fräsköpfen sowie einer Wechselstation ausgerüstet und hat eine Spindelleistung von 60 kW bei einem Drehmoment von 2.000 Nm. Es ist bereits die zehnte Soraluce-Anlage für Weiß, wobei es bislang ausschließlich Fahrständer- und Bettfräsmaschinen waren. „Jetzt wollte der Kunde aufgrund von höheren Genauigkeitsanforderungen mit dem Portal in Einbaulage bearbeiten“, erläutert Andreas Lindner.

Die Fräsköpfe sind der Schlüssel zum Erfolg

Als den Schlüssel des Erfolgs von Soraluce bezeichnete der Geschäftsführer den Fräskopf. Rund 240 Köpfe baut das spanische Unternehmen pro Jahr in ihrem Werk in Bergara unter klimatisierten Bedingungen und mit einer maximalen Toleranz von 5 µm. Jeder Fräskopf durchläuft einen 72-Stunden-Dauertest mit unterschiedlichen Drehzahlen, ehe noch Fräsversuche folgen. Standardmäßig gibt es zwei Bauformen: den Universal- und den Orthogonalkopf „In der Fräskopffertigung liegt unser Erfolgsgeheimnis“, so Lindner weiter. „Die Anbindung an den Frässchieber ist immer gleich und die Konstruktion erlaubt es, dass jeder Fräskopf an jede unserer Maschinen passt, egal ob Fahrständer-, Bettfräs- oder Portalmaschinen.“ Am deutschen Standort in Limburg stehen für die Kunden 64 Austausch- und Leihfräsköpfe zur Verfügung.

Produktionskapazität für rund 135 Maschinen

Die hohe Fertigungstiefe ist ein weiteres Merkmal von Soraluce und hier profitiert man, genauso wie in der Forschung und Entwicklung mit dem gruppeneignen Technologiezentrum Ideko, von den Möglichkeiten der Danobat-Gruppe. Mit Goimek gibt es eine auf die Komponentenfertigung spezialisierte Firma, die sämtliche Gussteile bearbeitet. Eine der Besonderheiten ist das hochgenaue Führungsbahnschleifen bis zu einer Länge von 12 m. Um die Kapazitäten auszulasten, fertigt das Unternehmen im Lohnauftrag auch Windkraftteile für externe Kunden.

Mit einer Gesamtkapazität von derzeit etwa 135 Maschinen pro Jahr ist der spanische Werkzeugmaschinenhersteller für die Zukunft gut gerüstet. Die deutsche Gesellschaft, die auch die Märkte in Österreich, Schweiz, die Niederlande und Osteuropa betreut, konnte 2018 seinen Umsatz weiter steigern auf rund 52 Mio. Euro und erzielte damit 53 % des weltweiten Umsatzes von Soraluce. „Besonders positiv ist, dass wir für das laufende Jahr bereits einen Auftragsbestand von 32 Mio. Euro haben“, blickt Lindner zuversichtlich voraus.