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Foto: Hedelius

Bearbeitungszentren

So fräst die Acura 85 in Leipzig

Die Features des neuen 5-Achs-BAZ von Hedelius weisen eindeutig Richtung Werkzeug- und Formenbau. In Leipzig demonstriert die Acura 85 ihr Können an einer Spannpyramide.

Große Verfahrwege, hochpräziser Dreh-Schwenktisch, 80-fach-Magazin, 1 t Aufspanngewicht. Die neue Acura 85 stellte der Werkzeugmaschinenhersteller Hedelius im November in Meppen vor. „Aber auch in Leipzig werden wir die Leistungsfähigkeit der neuen Acura 85 demonstrieren. Mit der 85 ist uns wirklich ein großer Wurf gelungen. Die Maschine hat alle Features einer echten Formenbau-Maschine“, betonte Hedelius-CEO Matthias Funk die konzeptionelle Ausrichtung der neuesten Acura-Version. Die 85 sei nun die kompakteste Maschine in der Acura-Baureihe, weil sie zwar größer als die 55 und 65 baut, aber mit ihren großen Verfahrwegen von 900 x 850 x 700 mm trotzdem nur jeweils einen halben Meter tiefer und breiter ist.

Highlight beiseitig gelagerter Aufspanntisch

„Natürlich hat die Acura 85 standardmäßig ein 80-fach-Werkzeugmagazin, wählbare Hauptspindeln mit Maximaldrehzahlen von 12.000 bis 24.000 Umdrehungen und bis zu 183 Nm. Highlight ist aber der nochmal optimierte, beidseitig gelagerte Aufspanntisch, dessen Aufspannfläche deutlich nach vorne verlegt wurde.“ Gegenüber der kleineren Acura 65 könnten damit nach Angaben von Matthias Funk nicht nur 500 kg aufgespannt werden, sondern rund 1 t. In Kombination mit dem zusammen mit den Türen auffahrbaren Kabinendach könnten so auch schwere Teile sicher per Kran auf dem Maschinentisch platziert werden. „Auf solche Features – gerade mit großen Verfahrwegen und Fahrständer – scheint der Markt gewartet zu haben. Die Nachfrage ist jetzt schon deutlich zu spüren.“ Weiteres großes Verkaufsargument ist nach Erfahrung von Matthias Funk die Frontbeladung der Teile und Werkzeuge, mit der sich auch die Acura 85 problemlos und sehr nah an eine Hallenwand und in Reihe stellen lässt. Bauteile können so trotzdem per Kran im Arbeitsraum aufgesetzt werden und Werkzeuge durch die mittlerweile bei Hedelius standardisierte Klappe neben der Steuerung einfach dem Werkzeugmagazin übergeben und entnommen werden.

14 Werkzeuge beweisen Positionier- und Führungsgenauigkeit

Was die Acura 85 leistet, demonstrierte Hedelius anhand eines gut 32 kg schweren Stahlklotzes (1.7131), der zwar die Tragfähigkeit des Bearbeitungszentrums nicht herausforderte, aber dafür die Leistungsfähigkeit des Werkzeug-Programms von Ingersoll unter Beweis stellte. 14 Ingersoll-Werkzeuge schruppten und schlichteten in gut einer Stunde rund 70% des Rohlings in den Spänewagen. Es entstand ein Sensorgehäuse. Highlights beim Fräsen waren der 50-mm-Goldtrio-Eckfräser mit fünf Platten zum Schruppen des Zapfens (220 m/min vc, 0,14 mm fz bei 1.400 min-1, 5 mm ap, 30 mm ae); der fünfschneidige Hochvorschubfräser Hi-Feed-Mini mit Einschraubanschluss zum Vorschruppen der Planflächen (242 vc, 0,91 fz bei 2.200 min-1, 0,8 ap, 28 ae); der überlange, vierschneidige VHM-HPC-Fräser mit ungleicher Teilung und ungleichem Spiralwinkel zum trochoidalen Ausräumen und Schlichten der großen Taschen (383 vc, 0,14 fz bei 6.100 min-1, 29,6 ap, 2 ae); sowie der dreischneidige Kegelfräser aus dem Chip-Surfer-Wechselkopfsystem zum Schlichten der Taschenwände (301 vc, 0,08 fz bei 6.000 min-1, 1,5 ap, 0,2 ae).

Einmalige Fahrständerkonstruktion für massive Zug-/Druck- und Tangentialkräfte

„Mit diesen Werkzeugen konnten wir die Leistungsfähigkeit der Acura 85 wunderbar vorführen: Nicht nur unsere einmalige Fahrständerkonstruktion, sondern natürlich auch die nach unserem Made-in-Germany-Konzept zugekauften und verbauten Kessler-Spindeln hielten den massiven Zug-/Druck- und Tangentialkräften beim Schruppen und Hochvorschubfräsen stand. Und die Oberflächen beim Schlichten mit dem Kreissegmentfräser unterstreichen die Positionier- und Führungsgenauigkeit des Maschinenkonzeptes“, betont Matthias Funk.

Familiärer Charakter sehr wichtig

Neben der Acura 85 sorgten im November auf der Hausausstellung auch weitere Hedelius-Maschinen mit unterschiedlichsten Bearbeitungen für Aufsehen: vom Motorblock aus Stahl auf einer Tiltenta 6-2300 bis hin zur Bearbeitung eines 500 x 400 mm großen Aluminiumblocks mit Profilstößel und Schnelllauf-Spindel bis 40.000 min-1 auf einer Forte 65 Single 1320 konnten unterschiedlichste Bearbeitungsverfahren und Materialien betrachtet werden. Zusätzlich informierten 32 Mitaussteller aus den Bereichen CAM-Software, Werkzeuge, Kühl- und Schmierstoffe, Spannmittel, Mess- und Prüftechnik, Werkstattausrüstung, Steuerungstechnik und Automation mit Fachvorträgen und Anschauungsobjekten. „Auf unserer Hausausstellung konnten sich die Besucher einen Eindruck vom vielfältigen Hedelius-Maschinenprogramm und dessen Leistungsspektrum machen. Darüber hinaus war ein reger Austausch mit den unterschiedlichsten Mitausstellern möglich. Jeder konnte seine individuellen Fragestellungen klären. Dieser familiäre Charakter der Hedelius Hausausstellung ist für uns sehr wichtig und hat auch in diesem Jahr wieder annähernd so viele Besucher nach Meppen gelockt wie im vergangenen Jahr“, berichtet Hedelius-Geschäftsführer Dennis Hempelmann.

Stark im deutschen Markt – Hybridmaschinen sind interessant

Dass Hedelius weiter wächst, war auch während des angebotenen Rundgangs durch die Montage- und Fertigungshallen deutlich zu sehen. „Erst kürzlich haben wir eine neue Lagerhalle für Blech- und Gussteile mit rund 1.500 m2 bezogen.“ Die damit freigewordenen Flächen, erklärt Marketingmanager Falco Wittpoth, könnten nun für die Montage der neuen und zukünftigen Maschinentypen und die wachsende Produktion genutzt werden. Allerdings, so Matthias Funk, erwartet Hedelius für 2019 ein schwierigeres Marktumfeld, dem der norddeutsche Maschinenhersteller aber mit weiteren Baureihen-Erweiterungen begegnen will. Die Integration neuer Technologien, wie dem additiven Laser, oder auch das Streben nach noch höherer Präzision sind nach Angaben von Matthias Funk derzeit keine Themen bei Hedelius. „Hybridmaschinen sind interessant. Mehr aber noch nicht. Wir bleiben bei der jetzigen Ausrichtung. Unsere Maschinen sind bereits superpräzise.“ Beschäftigen würde man sich in Meppen vor allem mit dem europäischen Markt. Dabei würde der Inlandsanteil von rund 65% zwar die Stärke im deutschen Markt unterstreichen, aber der Exportanteil von 35% eben auch noch viel Potenzial signalisieren.

Nächster regionaler Gratmesser in Leipzig

Als nächsten, zumindest regionalen Gratmesser vor der wichtigen EMO in Hannover sieht Matthias Funk die Fachmesse Intec. „In Leipzig werden wir auch die Acura 85 ausstellen.“ Zwar wird nicht das Sensorgehäuse gefräst. Matthias Funk verspricht aber eine Acura 85, die auf jeden Fall ordentliche Späne produziert und damit demonstriert, dass es sich absolut lohnt, in neue Maschinen zu investieren und modernste Bearbeitungstechnologien zu nutzen.

kb