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Blick in den Arbeitsraum des Dreh-Fräszentrum Nakamura-Tome SC-100X²: Das Maschinenkonzept mit der Gegenspindel sowie dem zusätzlichen Werkzeugträger erlaubt simultane Bearbeitungen. 
Foto: Rüdiger Kroh
Blick in den Arbeitsraum des Dreh-Fräszentrum Nakamura-Tome SC-100X²: Das Maschinenkonzept mit der Gegenspindel sowie dem zusätzlichen Werkzeugträger erlaubt simultane Bearbeitungen. 

THEMA DER WOCHE 03/2022

Simultane Bearbeitungsmöglichkeiten verkürzen Taktzeit

Mit in X-Richtung verfahrbarer Gegenspindel und zusätzlichem Werkzeugträger kann das Dreh-Fräszentrum SC-100X² simultan bearbeiten und so die Taktzeit verkürzen.

Geschwindigkeit lautet die Eigenschaft, die beim neuen Dreh-Fräszentrum Nakamura-Tome SC-100X² im Vordergrund steht. Die Maschine des japanischen Herstellers wurde kürzlich vom langjährigen Vertriebspartner, der Hommel GmbH, als Deutschlandpremiere am Standort in Ingelheim vorgestellt. „Der Slogan ´born to be fast´ beschreibt die SC-100X² sehr treffend“, sagt Gisbert Krause, Geschäftsführer der Hommel-Gruppe. „Denn mit der Gegenspindel sowie dem zusätzlichen Werkzeugträger und der daraus resultierenden Möglichkeit zur Parallelbearbeitung ist die Maschine sehr schnell. Im Vergleich zur Basisversion SC 100 sind die Zykluszeiten um bis zu 41 % kürzer.“ Der Kunde bekomme somit den Einstieg in die Komplettbearbeitung ohne in eine teurere 2-Revolvermaschine investieren zu müssen und das bei einer kompakten Baugröße von 6 m2.

Um bis zu 41 % kürzere Taktzeit

Bei der SC-100X² hat Nakamura erstmals ein Maschinenkonzept mit einer X-Achsenbewegung der Gegenspindel und einem zusätzlichen Werkzeugträger umgesetzt. Daraus erklärt sich auch das X² in der Typbezeichnung. Das Dreh-Fräszentrum verfügt somit über die Hauptspindel, eine 2-achsige Gegenspindel mit X/Z-Verfahrbewegung sowie einen oberen Revolver und einen unteren Werkzeugträger, wobei der obere Revolver in X-, Y- und Z-Richtung verfahren kann. Diese Achs-Anordnung ermöglicht einen Überlagerungsprozess, bei dem die Rückseite eines Werkstücks zeitparallel zur Vorderseite mit nur einem Revolver bearbeitet werden kann. Nakamura-Experte Arben Imeraj beschreibt den Vorgang: „Der obere Revolver arbeitet zeitgleich mit zwei verschiedenen Werkzeugen an der Haupt- und der Gegenspindel. Dazu ist am Revolver auf der gleichen Werkzeugposition ein zweites Werkzeug für die Rückseitenbearbeitung montiert. Zudem ist durch die in X-Richtung verfahrbare Gegenspindel eine Parallelbearbeitung am unteren Werkzeugträger möglich. Diese beiden simultanen Bearbeitungsmöglichkeiten verbessern die Taktzeit.“

Maschinenkonzept ermöglicht simultanes bearbeiten

Mit dem Polygondrehen bietet die Multitasking-Maschine einen weiteren Pluspunkt. „Dieses auch Mehrkantschlagen genannte Verfahren lässt sich für 2- bis 8-Kantflächen einsetzen und resultiert ebenfalls aus der in X/Z-Bewegung der Gegenspindel“, erklärt Imeraj. Für einen sicheren Spanbruch bei langspanenden Werkstoffen soll die oszillierende Bearbeitung sorgen. Dabei werden die Verfahrwege durch eine Schwingung überlagert, deren Frequenz und Amplitude sich einstellen lässt. „Aktiviert werden kann diese Funktion für die X- und Z-Achsen und gewährleistet einen prozesssicheren Spanbruch“, so der Nakamura-Experte. Ein integrierter Werkzeuggreifer mit Abfuhrband am unteren Werkzeugträger ermöglicht ein schnelles Entnehmen der fertigen Bauteile.

Von den technischen Daten zielt das Dreh-Fräszentrum auf die Komplettbearbeitung von komplexen Bauteilen ab. Insgesamt stehen 33 Werkzeugstationen für bis zu 57 Werkzeuge zur Verfügung, wobei der obere Revolver 24 und der untere Werkzeugträger neun Stationen bietet. Außerdem lassen sich oben angetriebene Werkzeuge einsetzen, die zusammen mit der um ± 40 mm verfahrbaren Y-Achse komplexe Fräs- und Bohrbearbeitungen ermöglichen. Der untere Werkzeugträger ist stationär ohne die Möglichkeit für angetriebene Werkzeuge. Die Nakamura SC-100X² ist für einen maximalen Bauteildurchmesser von 195 mm bei einer Drehlänge von maximal 400 mm ausgelegt. Die Hauptspindel mit einem Stangendurchlass von 51 mm leistet 11 kW bei 6.000 min-1, die Gegenspindel 7,5 kW.

Erste Maschine wurde direkt verkauft

Angesiedelt ist dieses neue Maschinenkonzept mit ihrer Ausstattung zwischen der SC-Baureihe und der WT-Baureihe von Nakamura-Tome. Imeraj ordnet ein: „Die SC-100X² soll nicht unsere WT-Maschinen ersetzen, die technologisch noch viel mehr zu bieten haben, dafür aber auch einen höheren Invest erfordern.“ Die Einsatzfelder sind sehr vielfältig mit Schwerpunkt auf Medizintechnik und Automobilindustrie. Dabei eignet sich die SC-100X² sowohl für mittlere als auch für große Serien. Derzeit gibt es das Dreh-Fräszentrum nur in der Baugröße 100, doch Geschäftsführer Krause könnte sich durchaus vorstellen, dass Nakamura bei entsprechenden Interesse die neue Serie ausbaut. Und der erste Erfolg hat sich bereits eingestellt. „Direkt einen Tag nach unserer Präsentation haben wir die erste Nakamura SC-100X² verkauft.“