Image
Foto: Fraunhofer IVV

Reinigung

Reinigungsprozesse abstimmen und kontrollieren

Reinigungsprozesse sind in allen Industriebereichen ein wesentlicher Baustein für eine hohe Produktqualität. Parts2Clean in Stuttgart startet.

Klar definierte Angaben für eine ausreichende Bauteilsauberkeit mit Soll- und Grenzwerten sind für Reinigungsprozesse unverzichtbar. Sie zu erfüllen, setzt eine detaillierte Analyse der Prozesskette, einen abgestimmten Reinigungsprozess und kontinuierliche Kontrollen voraus.

Ein qualitätsrelevanter Fertigungsschritt

Unternehmen sehen die Bauteilreinigung zunehmend als wertschöpfenden und qualitätsrelevanten Fertigungsschritt. Dabei rücken neben partikulären Verunreinigungen, die über Jahre die Sauberkeitsthemen dominiert haben, filmisch-chemische Kontaminationen zunehmend in den Vordergrund. Ziel ist in jedem Fall, die für die Weiterverarbeitung beziehungsweise den Einsatz des Produktes ausreichende Sauberkeit sicherzustellen. Eingesetzt werden dafür nach wie vor überwiegend nasschemische Reinigungsverfahren. Sie erfordern nicht nur einen optimal ausgelegten Reinigungsprozess und eine stabile Prozessqualität, sondern auch die Betrachtung der vorgelagerten Fertigungsschritte.

Die Eingangsverschmutzung im Auge haben

Bei allen klassischen Herstellungsverfahren kommen Betriebs- und Hilfsstoffe, beispielsweise Kühlschmiermittel, Zieh- und Umformöle sowie Trennmittel, zum Einsatz. Sie hinterlassen ebenso wie die Bearbeitung selbst Rückstände auf der Oberfläche – die abzureinigende Verschmutzung. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, diese Stoffe unter Reinigungsaspekten unter die Lupe zu nehmen. Einerseits um deren Abreinigbarkeit zu überprüfen. Andererseits um festzustellen, ob eine Vermischung unterschiedlicher Betriebs- und Hilfsstoffe zu einem erhöhten Aufwand bei der Reinigung führen kann. Idealerweise wird versucht, schwierig zu entfernende Stoffe durch eine Prozessoptimierung der Fertigung zu eliminieren sowie die Zahl und Menge der eingesetzten Betriebs- und Hilfsstoffe möglichst zu begrenzen. Beachtenswert ist dabei auch, dass ein Wechsel von Betriebs- und Hilfsstoffen ebenso wie eine Veränderung der Rezeptur deren Abreinigbarkeit beeinträchtigen kann. Eine Information darüber sollte daher stets der „Reinigung“ mitgeteilt werden.

Menge der Verschmutzung spielt eine Rolle

Neben der Art spielt die Menge der Verschmutzung eine wichtige Rolle für einen stabilen Reinigungsprozess. Im Gegensatz zur Überwachung der erzielten Sauberkeit sind Verschmutzungseingangskontrollen in der Praxis bisher die Ausnahme. Dies liegt einerseits daran, dass es dafür bisher nur wenig geeignete Messtechnik gibt, andererseits am vergleichsweise großen Aufwand.

Rückschlüsse auf den Eingangszustand

Ein Ansatz, um zumindest gewisse Informationen über die Eingangsverschmutzung zu erhalten, ist die Überwachung des Verbrauchs von Betriebs- und Hilfsstoffen, der in Relation zur Anzahl der gefertigten Bauteile gesetzt werden kann. Ergänzend liefern Daten, die mit der Oberflächentextur zusammenhängen wie beispielsweise Werkzeugstandzeiten und Vorschubgeschwindigkeiten sowie aus der Logistikkette – wie lange wurde das Bauteil vor der Reinigung gelagert – Informationen, die Rückschlüsse auf den Eingangszustand ermöglichen.

Nasschemische Reinigungsprozesse richtig auslegen

Eine Grundvoraussetzung, um die Prozessqualität der nasschemischen Reinigung technisch und wirtschaftlich zu sichern, ist die optimale Auslegung auf die jeweilige Reinigungsaufgabe. Wesentliche Faktoren dabei sind Material, Größe und Geometrie der Bauteile, Art und Menge der Verunreinigung, Durchsatzanforderungen, erforderliche Flexibilität sowie die Spezifikationen hinsichtlich partikulärer und filmisch-chemische Sauberkeit. Letztere ergeben sich aus den Anforderungen des nachfolgenden Prozesses, beispielsweise Verkleben, Abdichten, Beschichten, Wärmebehandlung, Montage oder der Endanwendung.

Kombination verschiedener Verfahren

Basierend darauf erfolgen die Auswahl der material- und verunreinigungsspezifischen Chemie sowie der geeigneten Anlagen- und Verfahrenstechnik, beispielsweise Spritz-, Tauch-, Ultraschall-, Druckumflutreinigung sowie die zyklische Nukleation (CNp). Häufig sind hier auch Lösungen, die aus einer Kombination unterschiedlicher Verfahren bestehen. Im nächsten Schritt werden die Prozessparameter festgelegt. Eine wichtige Rolle spielen darüber hinaus eine an geometrie- und sauberkeitsspezifischen Anforderungen angepasste Trocknung sowie ein entsprechendes Umfeld. Dies kann die Einrichtung einer Sauberzone, eines Sauber- oder Reinraums beinhalten.

Klare Vorgaben zu Soll- und Grenzwerten

Während der Reinigungsprozesse kommt es verfahrensbedingt zu Veränderungen der Prozessmedien durch die verbrauchsbedingte Verringerung der Reinigerkonzentration, veränderte Eingangsverschmutzung und Abweichungen bei den technischen Parametern der Anlage. Dies kann dazu führen, dass die geforderte Bauteilsauberkeit und damit Produktqualität nicht mehr zuverlässig erreicht wird. Die Definition von Prozessfenstern, also von Soll- und Grenzwerten, ist daher unverzichtbar. Sie werden üblicherweise durch Sauberkeitskontrollen an definiert angeschmutzten Musterbauteilen mit geeigneten Messverfahren ermittelt. Mit Hilfe entsprechender Probereihen lässt sich so feststellen, ab welcher Restverschmutzung Störungen im Folgeprozess auftreten, zum Beispiel eine Beeinträchtigung der Haftfestigkeit einer Verklebung oder Beschichtung. Eine alternative Möglichkeit eröffnet die Digitalisierung durch ein Tracking von Bauteilen beziehungsweise Chargen mit einem System zur ganzheitlichen Prozessdatenerfassung. Dabei verknüpfen modulare Lösungen die mittels digitaler und analoger Schnittstellen übertragenen Prozesswerte der Reinigung eindeutig mit dem jeweiligen Bauteil innerhalb eines Prozessschrittes. Dadurch kann jederzeit nachvollzogen werden, bei welchen Parametern das Teil gereinigt wurde, so dass bei Störungen im Folgeprozess Rückschlüsse auf die verursachenden Parameter sowie für die Ableitung von Sollwerten möglich sind.

Maximal erlaubte Partikelzahl als Grenzwert

Die Grenzwerte können als zulässige Restverschmutzung, beispielsweise durch die maximal erlaubte Partikelzahl in gewissen Größenklassen festgelegt werden. Zulässige filmisch-chemische Restsverschmutzungen sollten sinnvollerweise – unter Berücksichtigung des Messverfahrens – auf die Art oder bestimmte Gruppen der Verunreinigungen bezogen werden, beispielsweise bei Einsatz von Fluoreszenzmesstechnik die Menge der fluoreszierenden Verschmutzungen. Dabei ist zu beachten, dass nicht-fluoreszierende Stoffe wie Silikonöle und Anorganika nicht erfasst und daher bei der Grenzwertangage explizit ausgeklammert werden sollten.

Kontinuierliche Prozessüberwachung und -steuerung

Insbesondere bei der wässrigen Reinigung sind die kontinuierliche Überwachung und Aufrechterhaltung der Prozessfähigkeit entscheidend für ein gleichbleibendes Ergebnis und eine wirtschaftliche Reinigung. Wässrige Reiniger bestehen aus den Komponenten Builder und Tensid, die sich in ihrer Reinigungswirkung ergänzen. Sie stehen kombiniert als Vollreiniger oder als modulare Reinigersysteme zur Verfügung. Im Reinigungsprozess werden beide Komponenten unterschiedlich stark verbraucht. Für eine zuverlässige Reinigungsleistung ist es daher erforderlich, beide Komponenten stabil im vorgegebenen Konzentrationsbereich zu halten, diese also verbrauchsabhängig manuell oder automatisiert nachzudosieren. Möglich machen dies die modularen Reinigersysteme. Um die Konzentration von Tensid und Builder zu messen, kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Dazu zählen beispielsweise die Titration und Leitfähigkeitsmessung sowie für Builder die Messung der Schallgeschwindigkeit. Die Blasendrucktensiometrie wird für Tenside eingesetzt.

Praktikable und automatisierbare Lösungen

Für die kontinuierliche Überwachung der Qualität von Reinigungs- und Spülbädern stehen ebenfalls praktikable und automatisierbare Lösungen zur Verfügung. So lässt sich fluoreszierende Organik beispielsweise mit der Fluoreszenzmesstechnik nachweisen. Darüber hinaus ist speziell für Reinigungsprozesse entwickelte Messtechnik verfügbar, mit der sich die die Badbelastung durch partikuläre sowie organische Verunreinigungen erfassen und dokumentieren lässt.

Medien müssen aufbereitet werden

Die Aufbereitung der Medien durch Filtration und Ölabscheidung ist ebenfalls ein wichtiger Schritt für eine qualitätssichernde und effiziente Prozessführung. Um partikuläre und filmische Kontaminationen zu entfernen, stehen verschiedene Lösungen zur Verfügung. Welche die richtige ist, hängt von den Sauberkeitsanforderungen, der Art und Menge der einbrachten Verunreinigen sowie vom eingesetzten Reinigungsmedium ab.

Neben die technischen Maßnahmen und Möglichkeiten, die zu stabilen Reinigungsprozessen führen, beeinflusst das Personal die Qualität der Reinigung entscheidend. Nur wenn die Mitarbeiter über die Zeit und Qualifikation verfügen, um definierte Prozessführungs- und Wartungsmaßnahmen durchzuführen, lässt sich das Ziel auch erreichen.

Parts2Clean – internationale Leitmesse für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung

Mit welchen Maßnahmen lassen sich Prozessqualität und Wirtschaftlichkeit von Reinigungsprozessen erhöhen? Welche Lösungen stehen für die Überwachung und Steuerung von Reinigungsprozessen zur Verfügung? Wie können Grenzwerte sinnvoll festgelegt werden? Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um die industrielle Teilereinigung bietet die parts2clean. Die internationale Leitmesse für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung wird vom 22. bis 24. Oktober 2019 auf dem Stuttgarter Messegelände (Germany) durchgeführt. Sie ermöglicht umfassende Informationen über Reinigungssysteme, alternative Reinigungstechniken, Reinigungsmedien, Reinraumtechnik Qualitätssicherungs- und Prüfverfahren, Reinigungs- und Transportbehältnisse, Entsorgung und Wiederaufbereitung von Prozessmedien, Handling und Automation, Dienstleistung, Beratung, Forschung und Fachliteratur. Viel Know-how über unterschiedliche Themen zur Reinigung vermitteln auch das dreitägige Fachforum sowie Sonderschauen und die Guided Tours

cd