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Foto: DMG Mori

Messen

Nachwuchs finden – aber wie?

Die Branche braucht Nachwuchs. Den zu bekommen ist nicht so einfach. Lesen Sie hier, was sich einige Unternehmen deshalb einfallen lassen.

„Unternehmen werden durch die veränderte Situation auf dem Arbeitsmarkt vor die Herausforderung gestellt, aktiver auf Bewerber zuzugehen“, fasst Kathrin Haimer, Personalverantwortliche bei Haimer, Systemlieferanten rund um Zerspanungsprozesse, die Situation zusammen. So pflegt das Unternehmen aus Igenhausen zwei Schulpartnerschaften und organisiert zweimal im Jahr „Berufsfindungstage“. Diese regionalen Job-Messen richten sich gezielt an Schüler und Schülerinnen. „Um für Technik und unsere Industrie zu begeistern, stellen wir außerdem Mittel für Schulprojekte zur Verfügung und berichten regelmäßig über die Chancen und das Entwicklungspotenzial, das eine duale Berufsausbildung in einem innovativen Unternehmen mit sich bringt“, berichtet Haimer weiter.

AMB als Plattform für Nachwuchsfindung

Haimer nutzt für die Nachwuchsförderung auch die AMB als Plattform. Die eigenen Auszubildenden besuchen gemeinsam die AMB, um „die Bindung zum Unternehmen und zur Branche zu stärken.“ Es gilt, ein Technik-Quiz zu lösen, indem sie sich auf der Messe informieren. Die Schweiz hat ähnliche Probleme wie Deutschland.

1.200 Teinehmer bei 'Fraisa ToolChampions'

In Bellach sitzt der Hersteller für Präzisionswerkzeuge Fraisa. Er fährt mehrgleisig, um auf attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze aufmerksam zu machen. Über 1.200 Lernende nehmen jährlich am landesweiten Wettbewerb „Fraisa ToolChampions“ teil. Und das lohnt sich: Neben Ruhm und Ehre gibt es Preisgelder in Höhe von insgesamt 60.000 Franken zu gewinnen. Im Großraum Solothurn wirbt das Unternehmen außerdem mit einer lokalen Berufsmesse, an der sich eine Reihe weiterer lokaler Unternehmen beteiligen. Das Besondere: Die Veranstaltung findet nicht in einer Messehalle statt, sondern in den Fertigungshallen. Etwa 2.500 Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 10 erhalten hier von den Auszubildenden des Unternehmens aus erster Hand Einblicke in die angebotenen Berufe.

Fachkräftemangel ist ein Innovationshemmnis

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) meldeten kürzlich „Ingenieurberufe: Engpässe werden zum Wachstums- und Innovationshemmnis“. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres standen über 80.000 offenen Stellen gerade einmal 24.000 Arbeitsuchende gegenüber. Dem mochte Präzisionswerkzeuge-Hersteller Walter nicht länger tatenlos zusehen, schon gar nicht im Hinblick auf neue Herausforderungen durch Industrie 4.0.

Duales Studium bei Walter

Für das Tübinger Unternehmen ist die digitale Transformation derzeit eines der wichtigsten Unternehmensziele. Gemeinsam mit der dualen Hochschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen bietet man ab Herbst 2018 ein dreijähriges duales Wirtschaftsinformatikstudium zum Bachelor of Science an. Es verbindet ein wissenschaftliches Studium mit den praktischen Erfahrungen in einem Unternehmen der Werkzeugindustrie: Im Dreimonatsrhythmus wechseln die Studentinnen und Studenten zwischen Hochschule und Praxis. Sie erwerben dadurch gleichermaßen Wissen, Berufserfahrung und sogenannte „Soft Skills“. Die Studierenden beziehen über die komplette Studienzeit ein festes Gehalt. Sie genießen darüber hinaus die Privilegien aller Mitarbeiter. Die Praxiseinsätze sind inhaltlich so abwechslungsreich, wie es der Beruf später einmal sein wird. Auch ein mehrwöchiges Auslandspraktikum in einer der Walter Tochtergesellschaften steht auf dem Plan und steigert die Attraktivität des Arbeitgebers.

Digitalisierungsexperten gesucht

Gestandene Praktiker als Digitalisierungsexperten sucht auch Jürgen Widmannn, Geschäftsführer EVO Informationssysteme in Durlangen, einem Software- und Beratungshaus. Noch immer sei der beste Weg die Weiterempfehlung. Aber auch der Nachwuchs müsse früh gewonnen werden. Weshalb Widmann aktiv die Nachwuchsstiftung Maschinenbau des VDW unterstützt. EVO stellt Digitalisierungslösungen für papierlose Fertigung zur Verfügung, „um die Attraktivität der Berufsausbildung, beispielsweise als Zerspanungsmechaniker, aufzuzeigen“. Konkret werden in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg Berufsschulen und Hochschulen mit EVO-Software ausgestattet, die anderen Bundesländer sollen folgen. Widmann: „So kann bereits während der Ausbildung die Anwendung modernster Lösungen zur Umsetzung digitaler Fertigungsprozesse und Industrie 4.0 vermittelt werden.“ Jugendliche lassen sich am ehesten von anderen Jugendlichen überzeugen.

Azubis auf der AMB

„Die Attraktivität unserer Ausbildungsberufe muss gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und dem Trend zur Akademisierung deutlich hervorgehoben und somit für Schüler und Schülerinnen besser sichtbar gemacht werden“, ist Jan Scharffenberg, Manager Konzernausbildung bei DMG Mori, überzeugt. Der Werkzeugmaschinenhersteller bindet daher einen Großteil der Auszubildenden als Standpersonal für die „Sonderschau Jugend“ der Nachwuchsstiftung Maschinenbau ein, die im Atrium (Eingang Ost) stattfindet. Jan Scharffenberg: „Interessierte Jugendliche erleben nicht nur Technik live und hautnah, sondern können sich im direkten Kontakt mit unseren Auszubildenden über die Vielfältigkeit unserer Ausbildungsberufe informieren.“

CNC-Meisterschaft auf der AMB

Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen schon seit zehn Jahren die WorldSkills auf internationaler Ebene und bei den Deutschen CNC-Meisterschaften auf der AMB. Dort stellt man vier Hightech-CNC-Drehmaschinen sowie Jury-Experten und koordiniert den gesamten Wettbewerbsablauf inklusive Vorentscheiden, Schulungen und kostenfreier Software für die teilnehmenden Auszubildenden. Jörg Harings, Head of Training der DMG Mori Academy: „Berufliche Wettbewerbe mit jungen Menschen vermitteln zusätzliche fachliche Inhalte, animieren zu Höchstleistungen und regen in den Ausbildungsbetrieben das kontinuierliche Überdenken bestehender Ausbildungsinhalte mit an.“ Jörg Harings macht auf eine weitere Herausforderung in der Berufsausbildung aufmerksam: die Digitalisierung. „Wir haben zur AMB viele technische Bildungsinstitute eingeladen, um über das Thema zu informieren und über Lösungsansätze zu diskutieren.“ Für ihn bietet die AMB eine perfekte Plattform für Informationen zum digitalen Wandel auch in der Berufsausbildung. Er ist sich sicher: „In den nächsten Jahren wird sich die Attraktivität der klassischen Metallberufe durch eine Vielzahl von neuen zusätzlichen digitalen Themen enorm erhöhen.“

Nachwuchsstiftung Maschinenbau berät auf der AMB

Die Nachwuchsstiftung Maschinenbau des VDW hat seit März in Tübingen eine zweite Heimat im Süden Deutschlands gefunden. Auf 250 Quadratmetern werden Maschinenbauunternehmen in Süddeutschland in Sachen Ausbildung kompetent beraten. Standortleiter ist Michael Mühlegg: „Außerdem sind unsere Berater in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz in den Unternehmen unterwegs und geben Hilfestellung rund um das Thema Duale Ausbildung.“ Einen Schwerpunkt bildet dabei eine mobile, digitale Lernplattform, die von der Nachwuchsstiftung entwickelt wurde und die Betriebe unterstützt, eine Industrie-4.0-gerechte Ausbildung zu realisieren. Damit will man auch das Image der Ausbildung verbessern, um den dringend benötigten Nachwuchs an Fachkräften zu gewinnen. Genau in diese Richtung geht auch die Sonderschau Jugend auf der AMB. „Auf etwa 600 Quadratmetern empfangen wir täglich um die 750 Schüler der Klassen 7 bis 10 und begeistern sie zusammen mit unseren Partnerunternehmen für Technik und Ausbildungsberufe im Bereich Metall und Elektro“, so Mühlegg. Gleichzeitig können sich Ausbilder und Lehrer aus der Region und darüber hinaus über das Angebot der Stiftung und zu aktuelle Themen informieren.

Die Besten fahren zur WM

„Die AMB bietet durch die zentrale Lage natürlich die beste Voraussetzung, um möglichst direkt unsere Zielgruppe zu erreichen und die Nachwuchsstiftung zu präsentieren. Dabei können wir auch optimal unseren neuen Standort vorstellen.“ In direkter Nachbarschaft finden die „WorldSkills Germany“ in den Zerspanungsberufen Drehen und Fräsen für junge Fachkräfte bis 22 Jahren statt. Und das bereits zum zehnten Mal auf der AMB! Gegründet wurde der Verein WorldSkills Germany 2006. Mit der Ausrichtung nationaler und internationaler Berufswettbewerbe schafft er Plattformen für den beruflichen Erfolg junger Menschen. Die Sieger aus den während der AMB ausgetragenen beiden Disziplinen werden an der Berufsweltmeisterschaft 2019 in Kazan teilnehmen.

gm