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Blickten für die Werkzeugmaschinenbranche optimistisch in das Jahr 2023: Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW (li.), und Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer VDW. 
Foto: Rüdiger Kroh
Blickten für die Werkzeugmaschinenbranche optimistisch in das Jahr 2023: Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW (li.), und Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer VDW. 

Unternehmen

Mit vollen Auftragsbüchern zu Produktionswachstum

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie erwartet für 2023 einen Zuwachs der Produktion um 9 %. Im steigenden Fachkräftemangel sieht der VDW die größte Herausforderung.

Es war ein positiver Ausblick, den der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) auf seiner Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main verkündete. „Für die Werkzeugmaschinenindustrie erwartet unser Prognosepartner Oxford Economics für 2023 einen weiteren Anstieg der Produktion um 9 % auf ein Volumen von dann 15,5 Mrd. Euro“, sagte der VDW-Vorsitzende Franz-Xaver Bernhard. Das liegt nominal nur noch ein Zehntel unter dem Rekordergebnis von 2018.

Auftragseingang hat nochmals zugelegt

„Wir haben die Auswirkungen der Coronakrise weitgehend überwunden“, so Bernhard, der als weiteres Plus den deutlichen Auftragsüberhang anführte, mit dem die Branche in das laufende Jahr geht. Dieser resultiert aus einem Anstieg im Auftragseingang von nochmals 18 % im Jahr 2022, der gleichermaßen aus dem Inland wie dem Ausland kommt. Das Statistische Bundesamt meldet für die Werkzeugmaschinenindustrie derzeit einen Auftragsbestand von zwölf Monaten. Die Kapazitätsauslastung steige kontinuierlich an und lag im Januar wieder bei 91,1 %. Entsprechend schauen 45 % der Werkzeugmaschinenhersteller vorsichtig optimistisch in das laufende Jahr, so das Ergebnis der letzten VDMA-Blitzumfrage von Anfang Dezember.

Auch makroökonomisch wird diese Prognose laut VDW durch unterschiedliche Annahmen gestützt. So sei davon auszugehen, dass die Inflation ihren Höhepunkt überschritten sowie die Energie- und Rohstoffpreise ihre Höchststände hinter sich gelassen haben. Zudem würde die Aufhebung der Covid-Restriktionen im größten Markt China die Geschäfte stimulieren. Weltweit sollen die Investitionen zum dritten Mal in Folge steigen, wenn auch weniger dynamisch als in den beiden vergangenen Jahren. Davon würde der internationale Werkzeugmaschinenverbrauch profitieren.

Die Kundenstruktur stärker diversifiziert

Auch in Deutschland sollen die Investitionen nach drei Jahren Flaute wieder ins Plus drehen. Die Kaufzurückhaltung der Automobilindustrie und den dortigen Transformationsprozess hat die Werkzeugmaschinenindustrie für sich genutzt und ihre Kundenstruktur stärker diversifiziert. „Der Anteil der Automobilisten sank gemäß unserer Kundenstrukturerhebung von fast 43 % im Jahr 2019 auf rund 31 % im Jahr 2021“, erläuterte der VDW-Vorsitzende. Zugelegt haben demgegenüber der Maschinenbau und die Herstellung von Metallerzeugnissen.

Die Werkzeugmaschinenproduktion ist nach Schätzungen des VDW im vergangenen Jahr um 10 % gewachsen. Das entspricht einem realen Plus von 3 % und einem Volumen von rund 14,1 Mrd. Euro. „Endlich können mehr Maschinen fertiggestellt und ausgeliefert werden, denn bei vielen Metallkomponenten hat sich die Zuliefersituation verbessert“, betonte Bernhard. Elektronikkomponenten bleiben jedoch weiterhin ein Engpass.

Deutschland bleibt knapp Exportweltmeister

Der Inlandsabsatz ist 2022 nach einem schwachen Vorjahr mit 16 % mehr als doppelt so stark gewachsen wie der Export, der lediglich um 7 % zulegte. Innerhalb der Triade bildete laut Verbandsangaben Europa mit minus 3 % das Schlusslicht. Besonders schwach schnitt Osteuropa ab, weil der Handel mit Russland weitgehend zusammengebrochen ist. Die Ausfuhren nach Asien zogen um 11 % an. Insbesondere die Exporte nach Thailand, Indien, Japan und Südkorea sind kräftig gewachsen. Während China im Jahr zuvor noch der Treiber war, erschwerte 2022 die Null-Covid-Politik die Auslieferungen von Maschinen. Einiges wurde durch die Produktion vor Ort ersetzt, so der VDW. Amerika schließlich war mit 24 % Anstieg das Zugpferd, getrieben von Brasilien, den USA und Mexiko. Als zweitgrößter Markt gewinnen die USA an Bedeutung und rücken mit einem Exportanteil von 14,7 % näher an China heran, das für 18,7 % steht.

Weltweit ist die Werkzeugmaschinenindustrie im vergangenen Jahr gemäß VDW-Schätzung mit 8 % ohne Teile und Zubehör auf fast 77 Mrd. Euro gewachsen und liegt nur noch wenig unter dem Spitzenwert von 2018 mit 78,8 Mrd. Euro. Deutschland bleibt sehr knapp Exportweltmeister vor Japan und China und behält die Bronzemedaille im Import. In der Werkzeugmaschinenproduktion und im Verbrauch musste Deutschland jedoch Federn lassen. In der Produktion ist Wettbewerber Japan mit 0,4 Prozentpunkten Vorsprung vorbeigezogen und belegt jetzt Position zwei nach China. Im Verbrauch platzierten sich die Deutschen nun auf Platz vier mit großem Abstand zu China auf Platz eins.

Fachkräftemangel droht Dauerthema zu bleiben

Der gravierende Fachkräftemangel stellt zunehmend eine ernsthafte Herausforderung dar, wie 31 % der Werkzeugmaschinenhersteller in der VDMA-Blitzumfrage berichteten. Für weitere 50 Prozent ist sie bereits ein spürbares Problem. „Der Fachkräftemangel wird voraussichtlich ein Dauerthema bleiben, weil er mit dem demographischen Wandel eine strukturelle Ursache hat“, sagte VDW-Vorsitzender Bernhard. Die Zahl der offenen Stellen im Maschinenbau steige im Verhältnis zum gesamten Personalaufbau rasant, ein Plus von 20 % versus 1,3 %. Gut die Hälfte der Maschinenbauer plane ihre Belegschaften aufzustocken. Im Ausbildungsjahr 2021/2022 blieben über 11.000 von 97.000 angebotenen Ausbildungsplätzen in maschinenbau-relevanten Berufen unbesetzt.

Bildungsexpertinnen und -experten raten, die Ausbildung zu stärken sowie vorhandene Fachkräfte länger auf ihren Arbeitsstellen zu halten und sie bestmöglich weiterzubilden. Die Nachwuchsstiftung Maschinenbau arbeitet seit vielen Jahren daran, eine qualifizierte technische Ausbildung zu ermöglichen. „Nachhaltig gegen den demografischen Wandel anzukommen, erfordert einen langen Atem. Zur Weiterbildung müssen kreative Wege der Nachwuchsgewinnung kommen, damit junge Menschen die Chance haben, Begeisterung für die Berufe des Maschinen- und Anlagenbaus zu entwickeln. Da sind wir alle gefragt“, sagte Bernhard abschließend.

 

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Für die Werkzeugmaschinenproduktion in Deutschland rechnet der VDW  2023 mit einem weiteren Anstieg. 
Foto: VDW
Für die Werkzeugmaschinenproduktion in Deutschland rechnet der VDW  2023 mit einem weiteren Anstieg.