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Foto: Rüdiger Kroh

Werkzeugschleifen

Mit dem Fokus auf Metall weiter wachsen

Mit dem Bau des neues Werkes auf der grünen Wiese und der zukünftigen Ausrichtung auf den Metallbereich hat Vollmer die Weichen für die Zukunft gestellt.

Sie liegen nur rund 30 km voneinander entfernt: Biberach und Balzheim. In dem einen Ort fertigt Vollmer Maschinen, im anderen Ceratizit Zerspanungswerkzeuge. Beste Voraussetzungen für eine partnerschaftliche Geschäftsbeziehung, die im Jahr 2016 mit der Auslieferung der ersten V-Grind 160 begann. „Inzwischen haben wir 14 Vollmer- Schleifmaschinen der V-Grind-Baureihe in unserer Standardfertigung im Einsatz“, berichtete Dr. Georg Lamers, Geschäftsführer der Ceratizit Balzheim GmbH & Co. KG, auf den Vollmer-Branchentagen V-Days 2019.

Kompetenzzentrum für Vollhartmetallwerkzeuge

Den Kauf der Schleifmaschinen begründet er so: „Die entscheidenden Kriterien waren das Preis-Leistungs-Verhältnis, die regionale Nähe und das Know-how.“ Dabei spreche die Reproduzierbarkeit der Bearbeitungsergebnisse für die Maschinen und auch der Service der Biberacher Schärfspezialisten sei sehr gut. Ceratizit Balzheim ist aus dem Zusammenschluss der der vorherigen Unternehmen Günther Wirth und Klenk entstanden. Innerhalb der internationalen Ceratizit-Gruppe mit weltweit mehr als 30 Produktionsstandorten ist Balzheim das Kompetenzzentrum für Vollhartmetallwerkzeuge. Dort sind über 470 Mitarbeiter beschäftigt, die vor allem Bohrer, Fräser, Reibahlen oder Senker mit Durchmessern von unter 1 mm bis über 25 mm fertigen. 2018 wurden etwa 200.000 Standardwerkzeuge produziert und für dieses Jahr ist laut Lamers ein Plus von 10 % geplant. „Darüber hinaus entwickeln wir für unsere Aerospace-Kunden auch sehr viele Sonderwerkzeuge. Dieses Segment trägt etwa 20 % zu unserem Umsatz bei und wächst derzeit stärker als der Standardbereich“, so der Geschäftsführer.

Vertikale Doppelspindel

Die Vollmer-Maschinen werden in erster Linie für die Großserienfertigung eingesetzt. Die Schleifmaschinen V-Grind 160 und das Nachfolgemodell V-Grind 360 eignen sich dank ihrer Kinematik für die Bearbeitung komplexer Geometrien von Vollhartmetall- oder Hartmetallwerkzeugen. Die Doppelspindel bei der V-Grind ist vertikal angeordnet, wodurch sich eine Mehrebenen-Bearbeitung realisieren lässt, betont der Hersteller. Genaue Ergebnisse erzielt Ceratizit zudem, weil die Werkstücke in der Maschine immer nur an der Festlagerseite eines Schleifscheibensatzes bearbeitet werden. Des weiteren befindet sich der Schleifscheibensatz stets im Drehpunkt der C-Achse. Mit fünf CNC-gesteuerten Achsen erzielt die V-Grind 360 eine perfekte Interpolation mit kurzen Fahrwegen der Linearachsen und Schwenkbereichen, heißt es weiter. Durch die Reduzierung von Nebenzeiten der Schärfprozesse kann die ge-samte Bearbeitungszeit gesenkt werden, weil sich die beiden Schleifspindeln mit unterschiedlichen Werkzeugen be-stücken lassen. Außer in Balzheim schleift Ceratizit auch an den Produktionsstandorten in Indien, USA, Frankreich und Italien mit neun weiteren V-Grind-Maschinen seine Präzisionswerkzeuge für den internationalen Markt.

Digitale Vernetzung

Im Mittelpunkt der V-Days 2019, zu denen über 450 Besucher aus 22 Ländern nach Biberach gekommen waren, stand die digitale Vernetzung von Mensch und Maschine in der Fertigung. So präsentierte Vollmer seine Digitalstrategie „V@dison“, mit der die Schleif- und Erodiermaschinen in ein IoT-Umfeld (Internet of Things) integriert werden können, um Werkzeugherstellern einen sukzessiven und praktikablen Einstieg in das Thema Industrie 4.0 zu ermöglichen. „Das Ziel sind durchgängige Datentransfers über die gesamte Wertschöpfung hinweg, um von der Schärfmaschine bis hin zur Metallzerspanung Daten zu erfassen und sie für die Prozessoptimierung zu nutzen“, erläutert Dr.-Ing. Stefan Brand, Geschäftsführer der Vollmer Gruppe. Auf diesem Wege soll eine maximale Transparenz im Prozess erreicht werden, um vorausschauende Wartung von Maschinen zu betreiben oder digitale Services bereitzustellen. In vier Bereichen bietet „V@dison“ zukünftig Lösungen und Tools. Über „V@ screen“ lassen sich Daten sichtbar machen und Prozesse visualisieren. „V@ check“ ermöglicht das Sammeln von Erfahrungen und das Verbessern von Werkzeugen. Mit „V@ boost“ sollen Potenziale voll genutzt werden und „V@ guide“ dient dem vorausschauenden Erkennen von Fehlern. „In fünf Jahren werden wir keine Maschine mehr verkaufen ohne digitale Ausrüstung“, ist sich Brand sicher.

Fokus auf den Metallbereich

Grundlage für die Zukunft des Unternehmens ist die Strategie 2020 plus. Danach liegt der Fokus zukünftig verstärkt auf Bearbeitungsmaschinen für den Metallbereich und dort auf rotierenden Schaftwerkzeugen. „In diesem Segment erzielen wir bereits 60 % unseres Umsatzes, sehen aber noch weitere Wachstumschancen“, so der Geschäftsführer. Trotz der Blickrichtung Metall wolle man aber den Holzbereich nicht vernachlässigen. Beim Umsatz konnte die Vollmer-Gruppe 2018 um 8 % auf 147,3 Mio. Euro zulegen, bei einem Exportanteil von 85 %. Für das laufende Jahr rech-net Brand zwar mit einem weiteren Umsatzplus über dem Marktdurchschnitt, aber mit einem rückläufigen Auftragseingang.

Neubau auf der grünen Wiese

Ein Meilenstein innerhalb der Zukunftsstrategie wird der geplante Neubau sein. „Wir haben im Gewerbegebiet von Biberach ein Grundstück mit 100.000 m², auf dem wir das komplett neue Werk auf der grünen Wiese errichten“, blickt der Geschäftsführer voraus. Genutzt wird eine Fläche von 46.000 m² – am alten Standort hat Vollmer derzeit 36.000 m² zur Verfügung. „Baubeginn soll Ende 2019 sein und Anfang 2023 wollen wir komplett in der neuen Fabrik sein.“ Beim Ausblick auf zu erwartende neue Maschinen äußerte sich Brand auch zum Thema Laser. „Ich sehe die Lasermaschine bei uns schon arbeiten und auf der Messe Grindtec im März 2020 in Augsburg werden wir sie präsentieren“, kündigte er die Erweiterung des Produktspektrums an. Schon vorher auf der EMO 2019 in Hannover will Vollmer eine Hybridmaschine zum Schleifen und Erodieren vorstellen. „Alle drei Verfahren werden auch zukünftig am Markt benötigt.“