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Foto: VDW
Dr. Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des VDW, rechnet für die deutsche Werkzeugmaschinenbranche mit einem langsamen Aufschwung. 

Thema der Woche 9/2021

Mit 6 % Produktionsplus in einen langsamen Aufschwung

Der VDW erwartet für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie in 2021 ein Produktionswachstum von 6 % und damit den Start in einen langsamen Aufschwung.

Ein Produktionszuwachs von 6 % auf rund 12,6 Mrd. EUR erwartet der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie im laufenden Jahr und damit einen langsamen Aufschwung. Die bessere Stimmung in der Wirtschaft sorgt auch beim Verband für eine gewisse Zuversicht. „Die Weltwirtschaft und damit auch unsere Branche schauen mit großen Hoffnungen auf das laufende Jahr“, sagte der VDW-Vorsitzende Dr. Heinz-Jürgen Prokop auf der Jahrespressekonferenz.

Langsamer Aufschwung auf dem Weg zum Vor-Corona-Niveau

Oxford Economics, Prognosepartner des VDW, stellt für 2021 einen kräftigen Auftragszuwachs von 35 % in Aussicht, der sich umsatzwirksam allerdings im laufenden Jahr nicht im gleichen Maße bemerkbar mache. Treiber sei das Ausland mit fast 40 % Plus, und dabei vor allem China und Asien insgesamt. „Gleichwohl haben wir einen schwierigen Weg bis zum Vor-Corona-Niveau vor uns“, weiß Prokop. Dass es zu keinem steilen Aufschwung kommt, wie etwa nach der Finanzkrise 2008/2009, hänge auch damit zusammen, dass die Werkzeugmaschinenindustrie nicht nur durch Corona gebeutelt sei. Bereits zuvor habe ihr die Abkühlung der Weltwirtschaft, der Transformationsprozess beim wichtigsten Abnehmer Automobil- und Automobilzulieferindustrie sowie der Handelskrieg zwischen den USA und China deutlich zu schaffen gemacht.

Für die Weltwirtschaft prognostiziert Oxford Economics für 2021 ein Wachstum von 5 %. Es sei zu beobachten, dass wichtige Märkte anziehen, allen voran China. Das Land übernehme aktuell die Rolle des Wachstumstreibers mit einem Plus von 8,1 %. Nach dem Wahlsieg von US-Präsident Biden könne man auch wieder mit den USA rechnen. Das geplante Konjunkturpaket von 2 Bio. USD und eine verlässlichere Handelspolitik sollten zu einem Wachstum von 4,2 % führen. Deutschland sei nach wie vor durch das Coronavirus stark beeinträchtigt. Daher rechnet Oxford Economics lediglich mit einem Anstieg von 3,8 %.

Die Produktion lag 2020 um 31 % im Minus

Im vergangenen Jahr sind laut Angaben des VDW alle Kennzahlen der Branche tief ins Minus gerutscht. Die Aufträge haben bedingt durch die Corona-Krise einen Rückgang von 30 % verzeichnet, die Produktion lag um 31 % im Minus, der Export sank um 29 % und der Inlandsabsatz ist um 33 % gefallen. Das Produktionsvolumen betrug 2020 noch 11,8 Mrd. Euro. Dabei betraf der Rückgang Umformung und Zerspanung ebenso wie Maschinen und Dienstleistungen in etwa gleicher Größenordnung zwischen 30 und 32 %.

Trotz der hohen Verluste haben sich die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller im internationalen Wettbewerb gut geschlagen. Im Produktionsranking belegt man mit einem Anteil von 16 % den zweiten Platz hinter China mit fast 30 %. Auf Platz drei folgt Japan mit einem Anteil von rund 14 %. „Auch im Krisenjahr verteidigte Deutschland mit einem Anteil von fast 20 % den Titel des Exportweltmeisters mit einem Vorsprung von 2,5 Prozentpunkten vor Japan“, konstatierte Prokop. Auf Platz drei liegt China mit einem Weltanteil von 11,1 %.

Euro-7-Norm wäre das Aus für den Verbrennungsmotor

Mit der Euro-7-Norm plant die EU-Kommission, den Grenzwert für Emissionen von Pkw und Lkw bis 2025 auf null zu setzen. Für den VDW kommt sie zu einer denkbar ungünstigen Zeit und würde vielen Unternehmen der Branche stark zusetzen. „Damit verbietet die EU quasi den Verbrennungsmotor und setzt voll auf Elektromobilität. Der Verbrenner wird nach Einschätzung von Experten bis 2025 technisch kein Zero-Emission-Ergebnis erzielen oder nur unter sehr hohen Kosten“, kommentierte Prokop das Vorhaben.

Tatsächlich seien moderne Verbrennungsmotoren mittelfristig unverzichtbar, um die Klimaziele zu erreichen. Nach aktuellen Untersuchungen gewährleisten sie bereits heute Emissionswerte, die 50 % unter den geltenden Vorgaben liegen. „Ein abruptes Ende des Verbrennungsmotors würde den technischen Fortschritt für diese Antriebstechnologie ausbremsen, weil mit Euro 7 niemand mehr in die Entwicklung von Verbrennungsmotoren investieren wird“, erläuterte Prokop. Käme das Aus für den Verbrenner, befürchten Experten, dass eine halbe Million Arbeitsplätze allein in Deutschland gefährdet wären.

Der VDW-Vorsitzende weiter: „Der VDMA hat in diesen Tagen ein Positionspapier veröffentlicht, in dem er Alternativen zur geplanten Euro-7-Regulierung vorschlägt, denen wir uns anschließen.“ Ziel sei es, gemeinsam mit der Industrie Klimaneutralität zu erreichen und die Stärken der Unternehmen bei der Entwicklung neuer Technologien zu fördern. „Deshalb sollten Abgas- und CO2-Emissionen nach unserer Auffassung durch verschiedene Technologien reduziert werden.“

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Foto: Rüdiger Kroh
In einer Online-Pressekonferenz präsentierte der VDW die Zahlen für die Branche. 
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Foto: VDW
Wachstumstreiber China: Sowohl bei Produktion als auch bei Verbrauch von Werkzeugmaschinen liegt China an der Spitze.