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EVO-Gründer Jürgen Widmann: „Für die Zukunft planen wir stärker denn je die Automatisierung von Prozessen, autonome Steuerungen der Produktion und Kommunikation mit Robotern.“
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EVO-Gründer Jürgen Widmann: „Für die Zukunft planen wir stärker denn je die Automatisierung von Prozessen, autonome Steuerungen der Produktion und Kommunikation mit Robotern.“

Steuerungen + Software

„Mein Ziel war immer, vielen Unternehmen zu helfen“

25 Jahre EVO Informationssysteme. Gründer Jürgen Widmann erklärt seine Ziele und die Vision von 1997 – und wie daraus das einzigartige Baukastensystem entstand.

Herr Widmann, wussten Sie schon bei der Gründung der EVO Informationssysteme vor 25 Jahren wohin die Reise Sie führen wird? Als Inhalt für Ihr Unternehmen hatten Sie ins Handelsregister die ‚Entwicklung von Computerprogrammen‘ eintragen lassen. Aber eigentlich machen Sie doch zumindest heute etwas ganz anderes.

Jürgen Widmann: Ja. Wir entwickeln heute ein Fabrikbetriebssystem konsequent weiter. Über die Jahrzehnte ist wirklich ein durchgängiges System entstanden, das vom Geschäftspartner bis zur Maschine im Shopfloor alles digital verbindet und einbindet: eben auf Wunsch sämtliche Daten erfasst, analysiert, auswertet und daraus echte Entscheidungsgrundlagen für das Tagesgeschäft, aber auch für die strategische Ausrichtung eines Unternehmens liefert – und das direkt auf dem Bildschirm visualisiert.

Das klingt mächtig. Ist das tatsächlich noch die Software, mit der der junge Maschinenbauingenieur 1997 den KMUs helfen wollte oder sind Sie heute manchmal selbst überrascht von den Dimensionen und der Leistungsfähigkeit, die Ihr EVO-System angenommen hat?

Jürgen Widmann: In einem umgebauten Carport hatte ich 1997 auch noch nicht so weitreichend gedacht und „nur“ an ein ERP-System mit integrierter Produktionsplanung und Betriebsdatenerfassung betrachtet. Das war zu seiner Zeit auch weit voraus gedacht. Mein Traum war mit dem zu entwickelnden „Industriestandard“ in jedem Ort in Deutschland unsere Kunden mit EVO-Software zu versorgen. An eine internationale Ausrichtung habe ich nicht gedacht, was auch das lange Wort „Informationssysteme“ in der Firmierung verrät.

Welche Probleme mussten Sie 1997 zuerst lösen?

Jürgen Widmann: Da kann ich mich noch gut erinnern. Das Problem war auch bei der EVO-Gründung: die Finanzen, wenig finanzielle Mittel. Aber grundsätzlich müssen Sie als Start-Up auch schon 1997 ein bisschen Glück haben, nein, viel Glück haben, sonst gehören Sie zu den 80 % der Start-Ups in Deutschland, die bereits nach wenigen Jahren wieder aufhören müssen. Wir haben anfangs größere Unternehmen in punkto Software beraten und Softwareprojekte betreut. Damit haben wir uns über Wasser gehalten und parallel das EVO-System entwickelt.

Was waren die ersten Schritte mit EVO?

Jürgen Widmann: Wir sind 1997 gestartet mit einer komplett neu entwickelten ERP-Software mit PPS-System und integrierter Betriebsdatenerfassung (BDE) für die KMUs der verarbeitenden Industrie.

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EVO startete 1997 mit der Entwicklung von Computerprogrammen. Die Software-Entwickler planen jetzt schon weit in die Zukunft mit den Themen Automatisierung, autonome Steuerungen und Integration von Robotern.
Foto: EVO Informationssysteme
EVO startete 1997 mit der Entwicklung von Computerprogrammen. Die Software-Entwickler planen jetzt schon weit in die Zukunft mit den Themen Automatisierung, autonome Steuerungen und Integration von Robotern.

Wie sah das früher aus?

Jürgen Widmann: Im Prinzip hatten wir das brandneue Windows 3.11 mit Fenstertechnik genutzt um den Nutzern eine übersichtlichere Software Auftragsabwicklung zu bieten. Die Optik und die Bedienung war neuartig und mit der Maus viel einfacher zu bedienen, als die Software von anderen Softwareanbietern. Die Daten wurden in einer zukunftsweisenden SQL-Datenbank gespeichert, die schnelle Datenzugriffe und große Datenmengen verarbeiten konnte.

Das hört sich relativ experimentell an. Das waren aber schon sattelfeste Systeme?

Jürgen Widmann: Natürlich. Eine unserer obersten Prämissen war von Beginn an: Wir entwickeln, kundenunabhängig eine Software erst komplett fertig – und dann verkaufen wir das Produkt. Das ist bis heute so. Denn die vielfach verbreitete Branchenpraxis unreife Software zu liefern und Unzulänglichkeiten durch zusätzliche Individualprogrammierung zu beheben – lässt, glaube ich, wirklich viele Anwender oft verzweifeln – spätestens bei einem Update. Und das widerspricht unserer Maxime: EVO will seine Kunden nicht nur zufrieden sehen, sondern jeden Kunden begeistern. Und das schaffen Sie nicht mit der landläufigen Entwicklermentalität, sondern nur mit dem Anspruch mit dem EVO-Standard die beste Lösung für die Kunden bieten zu können.

So vollmundig klangen tatsächlich auch die EVO-Presseinformationen in der NCFertigung: Bereits 2010 versprach EVO den vollen Durchblick, effizientere Produktion und Bestellungen ohne Umwege. 2013 propagierten Sie das erste Produkt-Cockpit und bereits Industrie 4.0 sowie die 2. Generation mobiler Anwendungen. 2015 machten wir zusammen die erste Reportage beim innovativen Lohnfertiger Steinmetzer unter dem Fokus ‚Papierlos gut‘. 2015 folgte EVOworkforce für das Management der personellen Ressourcen. In 2022 liefern Sie nun die fünfte App-Generation aus in Verbindung mit der neuen Desktop-Oberfläche 4.0 für die Mitarbeiter im Büro. Gab es auch mal Momente, an denen Sie am EVO-System gezweifelt haben?

Jürgen Widmann: Ganz klar nein. Die Richtigkeit der EVO-Philosophie einer schrittweisen Integration der EVO-Softwarebausteine hat sich immer wieder bestätigt. Nur manchmal ist es schwierig das Verständnis für einen ganzheitlichen Ansatz den Anwendern zu vermitteln. Heute wählt man keine Software nach Funktionen aus, sondern wählt einen Digitalisierungspartner auf Augenhöhe. Unsere Kunden sind es von uns gewohnt, dass wir unsere Ideen und Visionen umsetzen. Diese Auswahlkriterien bei der Anbieterauswahl verstehen eben noch nicht alle Unternehmen, die auf der Suche nach neuer Software sind.

Liest man die Pressemeldungen, haben Sie bis 2013 sehr anwendungsorientiert gearbeitet. Ab 2013 setzten die großen Technologiesprünge ein. Welche Entwicklungsschritte waren aber aus Ihrer Sicht am schwierigsten?

Jürgen Widmann: Kann man so gar nicht sagen. Wir folgen immer noch dem gleichen Evolutionsprinzip: EVO entwickelt tatsächlich kundenübergreifend evolutionär und visionär weiter – auch wenn das jetzt unglaublich klingt. Wir machen das tatsächlich. Wir greifen technologische Chancen, die sich neu ergeben auf. So hat EVO 2010, als die iPads auf den Markt kamen, bereits die passenden Apps für das iPad entwickelt. Das können Sie in Ihrer Liste der EVO-Erscheinungen in NCFertigung nachlesen (Red.: Ausgabe 11-2012, News, S.14: Lagerverwaltung mit iPad&Co.).  

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Die EVO-Welt: Der schwäbische Software-Hersteller deckt mit seiner kompletten Suite den Software-Bedarf von Fertigungsunternehmen ganzheitlich ab.
Foto: EVO Informationssysteme
Die EVO-Welt: Der schwäbische Software-Hersteller deckt mit seiner kompletten Suite den Software-Bedarf von Fertigungsunternehmen ganzheitlich ab.

Wann wussten Sie, dass Sie mit EVO wirklich etwas Großes erreichen können und dann erreicht haben?

Jürgen Widmann: Das hat sich so entwickelt. Wir überzeugen immer noch unsere Kunden mit dem evolutionären Ansatz und unserem wirklich einmaligen USP: der möglichen Durchgängigkeit und der vertikalen Integration bis in die Werkzeugmaschinen. Soweit ich das überblicke, ist das bis heute wirklich absolut einmalig in Europa. Keiner anderer kann eine schüsselfertiges Fabrik-Betriebssystem innerhalb von ein bis drei Tagen betriebsbereit aufsetzen.

Aber die Sparte Software bewegt sich ja wie kaum eine andere auf ‚ganz dünnem Eis‘. Was tun Sie, damit EVO auch morgen noch im Geschäft bleibt?

Jürgen Widmann: Für die Zukunft planen wir stärker denn je die Automatisierung von Prozessen, autonome Steuerungen der Produktion und Kommunikation mit Robotern – und nicht zuletzt durch Vertriebs-Kooperationen in den europäischen Ländern, um unseren Kundenstamm auf über 5.000 Unternehmen zu erweitern. Mit der Konzentration auf die KMUs in der Metallbearbeitung bietet sich eine große und stabile Kundenbasis, die noch vieles möglich machen wird.

Brauchen KMUs tatsächlich den maximal möglichen Digital- und Technologieschub?

Jürgen Widmann: Aus meiner Sicht führt da kein Weg dran vorbei. Der Mangel an Arbeits- und Fachkräften wir sich noch dramatisieren. Die Zahl der Arbeitnehmer wir von 48 Millionen auf 40 Millionen Menschen in Deutschland zurückgehen. Die Digitalisierung, Automatisierung von Prozessen und die Robotik sind die einzig verbleibenden Möglichkeiten noch Rationalisierungspotenziale zu erschließen. Vieles geht mit der richtigen Software vor allem einfacher und zeitsparender. Ohne Priorisierung dieser Technologien werden die meisten KMUs bald nicht mehr konkurrenzfähig arbeiten können. EVO bietet für die allermeisten Themenstellungen die passgenauen Lösungen. 

Was macht EVO anders?

Jürgen Widmann: Unser Anspruch ist eine perfekte Software zu entwickeln. Wir setzen uns kein Budget für die Entwicklung für ein Softwareprodukt, oder einen neuen Softwarebaustein. In der Softwareentwicklung machen wir keine „halbe Sachen“ und wagen auch keine Experimente, um damit Kosten zu sparen. Wir gehen den mühsameren Weg um wirklich gute Software liefern zu können.

Neue Wege, das lässt KI vermuten. Wie wird Jürgen Widmann künftig die künstliche Intelligenz interpretieren?

Jürgen Widmann: Wir sind bei KI schon mittendrin. Die Erfassung sämtlicher Einflussfaktoren für einen Prozess ist die wesentliche Basis, um tatsächlich einen sich selbst überwachenden und steuernden Prozess zu realisieren. Dann müssen die passenden Algorithmen für die Daten angewandt werden, um Zukunftsprognose mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit ermitteln zu können. Andere Softwarelösungen im Maschinenumfeld (MES) löschen einfach die gesammelten Daten oft nach wenigen Wochen oder Monaten, weil Sie die großen Datenmengen nicht vorhalten können. Wir haben Kunden, die heute noch auf Daten von 25 Jahren zurückgreifen können. So können wir auch auf Millionen von Datensätzen aus Werkzeugwechseln in Maschinen bei Kunden zurückgreifen und auswerten. Das ist dann schon eindrucksvoll.

Und das EVO-System hat diese Daten gesammelt?

Jürgen Widmann: Ganz genau. Das funktioniert, wobei alle historischen Daten mit jedem Programmupdate auf den neuen Softwarestand übernommen werden. Die Grundlage für eine weitreichende Datenanalyse und Prognose.

Das stelle ich mir mit den zurückliegenden Hardware-Technologiesprüngen sehr anspruchsvoll vor. Haben Sie nicht doch schon mal in den letzten 25 Jahren ans Aufhören gedacht?

Jürgen Widmann: Nie. Ich wollte und will nach wie vor meinen Teil dazu beitragen, die Unternehmenswelt digital zu optimieren und damit die Zukunft der Unternehmen und deren Beschäftigte zu sichern. Die Firmen müssen sich auf den Wandel der Gesellschaft einstellen und eben evolutionär weiterdenken.

Evolutionär denken – klingt super. Aber wie praktiziert EVO tatsächlich das Evolutionäre?

Jürgen Widmann: EVO entwickelt stets seine Visionen weiter. Von der strategischen Produktentwicklung über mehrere Jahre, bis hin zur Entwicklungsplanung in Quartalen werden die Entwicklungsschritte vorausgedacht. Aktuell liefern wir die EVO-Systeme in der neuen Optik in der Version 4.0, selbstverständlich auch schon für das neueste Betriebssystem Windows 11. Unsere Apps sind seit diesem Jahr auf einer neuen Plattform in der 5. Generation verfügbar. Alles noch schöner und besser als je zuvor. Für unsere Kunden läuft der Umstieg unbemerkt mit der nächsten Softwareaktualisierung. Die Automatisierte Installation der Software dauert für den Anwender nur wenige Minuten. Unsere Kunden freuen sich auf ein Update, welches immer wieder Neuerungen beinhält und das Arbeiten noch leichter und schneller macht. Und das ist einfach evo-lutionär gut.