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Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, in der von Biesinger eingeladenen Runde in Haigerloch.
Foto: Biesinger
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, in der von Biesinger eingeladenen Runde in Haigerloch.

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Mehr Sensibilität: Cybersicherheit für KMU

„Die kriminelle Energie ist so hoch wie nie“. Der Werkzeug- und Formenbauer Biesinger initiierte einen Vortrag zum Thema Cybersicherheit für KMU. 

Cyberangriffe: ein Thema, das für Firmen in Deutschland längst zum Alltag gehört. Konzerne, auch kleine und mittelständische Unternehmen sind regelmäßig Hackerattacken ausgesetzt. „In unserer Region gab es in letzter Zeit eine ganze Welle - bei größeren Firmen, aber auch gegen eine Gemeindeverwaltung“, sagt Ingo Biesinger, Geschäftsführer von der Biesinger GmbH in Haigerloch im Zollernalbkreis. Deshalb initiierte das Werkzeug- und Formenbau-Unternehmen Anfang März einen Vortrag, um mehr Sensibilität für Cybersicherheit zu schaffen. Teilgenommen haben Firmenvertreter verschiedener Branchen aus der Region und Persönlichkeiten aus der Politik und von Verbänden.

203 Mrd. EUR Schaden für gesamte deutsche Wirtschaft in 2022

Die drei Geschäftsführer Gregor, Ingo und Jörg Biesinger bekam kurz vor dem Vortrag die Relevanz des Themas im eigenen Unternehmen zu spüren: „Wir haben massive Angriffe auf unsere Firewall festgestellt. Zum Glück hat sie gehalten und es ist nichts weiter passiert“, sagen die Unternehmer im Nachhinein. Wie Prof. Dr. Markus Schäffter, Professor für Datenschutz und Informationssicherheit an der TH Ulm, und Reinhold Hepp, Polizeivizepräsident a.D., in ihrem Vortrag „Cybersicherheit bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland“ aufzeigten, kommen andere Firmen nicht immer so glimpflich davon: Laut einer HDI-Studie von 2022 war über ein Drittel der befragten Unternehmen im Untersuchungszeitraum von erfolgreichen Cyberangriffen betroffen. Allein in den Jahren 2019 bis 2021 stieg der durch Ransomware verursachte Schaden von 5,3 Mrd. auf 24,3 Mrd. EUR. Für die gesamte deutsche Wirtschaft ging man 2022 von einem durch Spionage, Sabotage und Datendiebstahl verursachten Verlust von 203 Mrd. EUR aus. „Dafür zu sensibilisieren, ist enorm wichtig“, so Ingo Biesinger. Neben Unternehmensvertretern besuchten den Vortrag deshalb unter anderem Ralf Dürrwächter, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF), Heiko Lebherz, Bürgermeister von Haigerloch, sowie die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, die hier in ihrem Wahlkreis Balingen ein Heimspiel hatte.

Verantwortung entlang der Prozesskette

Als Hersteller von Qualitätswerkzeugen ist es die Biesinger GmbH gewohnt, Verantwortung für verschiedene Stufen der Fertigungskette zu übernehmen. Dies gilt nicht nur aus technologischer Sicht in Bezug auf die gefertigten Werkzeuge sowie die vor- und nachgelagerten Prozesse, sondern auch für übergeordnete Themenfelder: „Indem wir mit einem solchen Vortrag die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Cybersicherheit lenken, möchten wir unsere Lieferanten, Kunden und Partner zu einem gewissen Grad schützen – letztlich ziehen wir schließlich alle an einem Strang“, sagt Ingo Biesinger. „Kriminalität im Netz ist ein ‚Riesenthema‘ – viele Unternehmen legen hier aktuell noch zu wenig Wert auf Sicherheit und sind entsprechend gefährdet“, erklärt die Wirtschaftsministerin - und Ingo Biesinger ergänzt: „Deswegen war es uns wichtig, mit dem VDWF einen Verband mit ins Boot zu holen, um die wichtige Thematik über die Grenzen der Region hinaus zu kommunizieren.“

Für die Leitung von Biesinger war der Vortrag ein willkommener Anlass, die Strukturen im eigenen Unternehmen noch einmal unter die Lupe zu nehmen: „Natürlich waren alle Mitarbeitenden, die am Computer arbeiten, beim Vortrag anwesend und wurden entsprechend aufgeklärt“, so Ingo Biesinger. Auch die Einführung eines zusätzlichen Rechners, der nicht mit dem Firmennetzwerk verknüpft ist, um nicht sicher scheinende Mails zu öffnen, wird zurzeit projektiert.

Cybersicherheit benötigt mehr öffentliche Aufmerksamkeit

Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage wünscht sich Ingo Biesinger nicht nur mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit für das Thema, sondern auch konkrete Maßnahmen seitens der Politik: „Um in der Energiekrise zu bestehen, gab es geförderte Beratungsangebote für Unternehmen. Eine entsprechende Anlaufstelle auch für den Bereich Cybersicherheit würde vielen helfen“, dessen ist er sich sicher. „Welches kleine Unternehmen kann schon einschätzen, wie gut der eigene EDVler ist? Da wäre ein objektiver Blick von außen hilfreich“, fügt der Unternehmer hinzu.

Dass sich die Zahl der Softwareschwachstellen in Unternehmen seit dem Jahr 2000 bis heute um etwa das Zwanzigfache erhöht hat, zeigt noch einmal mehr die Brisanz: „Und im privaten Bereich dürfte es wohl ähnlich aussehen: Wer kennt sie nicht, die Junkmails, die versuchen, Kontodaten abzugreifen“, gibt Ingo Biesinger zu bedenken. Klar ist für ihn jedenfalls: „Die kriminelle Energie in diesem Bereich ist derzeit so hoch wie nie.“ ak