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Foto: Harald Klieber

Werkzeug + Formenbau

Kennen Sie das WF-Netzwerk?

Branchentreff am Bodensee. Das waren die 2. Werkzeug- und Formenbautage des Werkstatt-Ausrüsters Meusburger, die viel Technologie, Themen und Praxistipps brachten.

Für Meusburger-Bereichsleiter und Moderator Andreas Sutter waren die 2. WF-Tage ein voller Erfolg: wegen des mittlerweile beeindruckenden Formenbau-Netzwerkes mit 44 Ausstellern, über 340 Besuchern und hochkarätigen Vorträgen. Vier Highlights hatte der zweite Tag zu bieten. „Schon mit diesen 2. Werkzeug- und Formenbautagen setzt Meusburger ein deutliches Zeichen“, unterstrich Professor Dr.-Ing. Thomas Seul die gelungene Veranstaltung. Der VDWF-Präsident und Professor der Hochschule Schmalkalden informierte die über 200 Fachbesucher über Chancen und Risiken der Additiven Fertigung im Werkzeug- und Formenbau. Additiv würde momentan fast alle Fertigungsprozesse in Frage stellen. Anders als mit dem Rapid Prototyping könnten nicht nur annähernd fertige Bauteile erstellt werden, sondern sehr schnell additive Prototypen zum Anfassen und Ausprobieren erzeugt und letztlich auch auf Herzen und Nieren geprüft werden, bis sie kaputt sind. Ob die Additive Fertigung allerdings Werkzeugmaschinen ersetzen wird, machte Prof. Seul von der Wirtschaftlichkeit abhängig und davon, wie einsetzbar die Additive Fertigung für den jeweiligen Anwendungsfall bereits ist. „Denn nur mit ‚erwachsenden Technologien‘, also mit absolut funktionierenden Maschinen lässt sich letztlich auch Geld verdienen. Das gilt auch für neue Verfahren, mit denen sich unterm Strich ein Mehrwert generieren lassen muss.“ Größtes technisches Problem, so Prof. Seul, sei momentan vor allem die Datendurchgängigkeit entlang des Additiven Prozesses, um letztlich wirklich vollautomatisch fertigen zu können.

Neuer Studiengang Additive Fertigung in Schmalkalden

Lukrativ sei die Additive Fertigung aber alle mal. Große Vorteile würden auf der additiven Seite stehen: werkzeuglose Fertigung, maximale Freiheitsgrade bei der Formgebung, gut realisierbarer struktureller Leichtbau, Funktionsintegration bis zur kostengünstigen Einzelteilfertigung. Dem entgegen steht vor allem das bis dato überschaubare Materialspektrum, eine zu verbessernde Oberflächenqualität, die vielfach Nacharbeit erfordert, und die geringe Prozessgeschwindigkeit. Ein wesentlicher Punkt, so Thomas Seul, sei natürlich auch das Umdenken im Gestaltungs- und Konstruktionsprozess. Echtes Expertenwissen sei für Additiv nötig. „Nicht zuletzt deshalb hat die Hochschule Schmalkalden jetzt den ersten Studiengang Additive Fertigung etabliert, der in zwei Semestern Grundwissen und Praxisanwendungen vermittelt. Denn Deutschland und der Formenbau müssen sich fit machen für die Additive Technologie – sonst machen es andere“, betont Thomas Seul.

Bessere digitale Prozesse mit Segoni-Software – bessere Spritzgießbauteile mit dem Polyman

Im Anschluss zeigte Segoni-Geschäftsführer Roland Schmid, wie sich durch seine Software transparente, digitale Abläufe mit erheblichen Effizienzsteigerungen für Fertigungsunternehmen realisieren lassen. Prof. Dr.-Ing. Steffen Ritter von der Hochschule Reutlingen schilderte unterdessen mit seinem zur Moulding Expo 2017 ins Leben gerufenen Polyman-Projekt, wie wichtig Ausbildung ist. „Polyman ist nicht nur eine gelungene Konstruktionsreferenz für spritzgießgerechte Formteilgestaltung. Polyman ist vor allem ein schönes Didaktik-Bauteil geworden, das ohne die Unterstützung der 12 Industriepartner nicht möglich gewesen wäre.“ Der große Pluspunkt daran ist nach Erfahrung von Steffen Ritter der Vergleich zwischen der zwar konstruktiv nicht falschen, blauen Seite mit der optimierten roten Seite. „Das Didaktik-Bauteil zeigt ganz gut, dass wir das Werkzeug verstehen müssen. Alle im Prozess Beteiligten, auch Einkäufer und Konstrukteure soll der Polyman erinnern, möglichst rechtzeitig nochmal mit dem Werkzeugmacher zu sprechen“, betont Steffen Ritter.

Der erste Schrägschieber – und der Düsen-Konfigurator

Weitere konstruktiv neue Ideen für den Formenbau zeigte unterdessen Meusburger-Vertriebsgebietsleiter Manfred Faßnacht auf. Er stellte viel praktisches Rüstzeug für den Formenbauer vor: wie die FW-Wechselformen in 7 verschiedenen Formgrößen und 3 Einsatzstärken; die FB-Backenformen, die Meusburger in neun verschiedenen Größen bereits funktionsfertig liefert; oder die jetzt auch serienmäßig ab Lager verfügbaren neuen Schrägauswerfereinheiten E3270, die nicht nur sämtliche Nuten integriert haben, sondern auch mit das Knickmoment erheblich reduzieren. „Sehr viel Arbeit sparen Sie sich übrigens auch mit unseren seit heute auf Lager verfügbaren Heißkanal-Einzeldüsen, die Meusburger wie gewohnt binnen 24 h zuliefert.“ Passend dazu empfiehlt Manfred Faßnacht auch den Düsen-Konfigurator, mit dem sich die Düsen online schnell konfigurieren und bestellen lassen.

Die nächsten, die 3. Werkzeug- und Formenbautage sind bereits geplant für den 10. und 11.10.2019.

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