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Foto: Chiron

Thema der Woche 35/2020

Kennen Sie das Multitalent unter den 3D-Metalldruckern?

Der Chiron-AM-Cube ist das Multitalent unter den 3D-Metalldruckern. Mit der Maschine will der Hersteller seinen Footprint vergrößern.

Mit dem AM Cube hat die Chiron Group jetzt erstmals einen 3D-Metalldrucker für die Fertigung großer und komplexer Bauteile entwickelt. Er eignet sich für die Beschichtung und Reparatur von Werkstücken sowie für die endkonturnahe Fertigung von Halbzeugen. Damit ergänzt das Tuttlinger Unternehmen seine Kernkompetenzen in der Metallbearbeitung und Automation, um die additive Fertigung. Im Interview erklärt Axel Boi, Head of Additive Manufacturing bei der Chiron Group, Hintergründe und Ziele.

Herr Boi, was waren die Beweggründe für die Chiron Group ihr Portfolio um einen 3D-Metalldrucker zu erweitern, obwohl Sie damit jetzt ein Nachzügler in einem eher kleinen Markt sind?

Additive Manufacturing von Metall ist ein stark wachsender Markt, mit dem wir von Anfang an mitwachsen wollen. Die Chiron Group will mit dem 3D-Metalldrucker ihren Footprint vergrößern und ihr Produktprogramm erweitern. Dabei ergänzen sich additive und subtraktive Verfahren. Chiron zielt darauf ab, attraktive Komplettlösungen aus einer Hand anzubieten, die auch dieses neue, dynamisch wachsende Marktumfeld umfassen. Und von „Nachzügler“ würde ich bei Laser Metal Deposition nicht sprechen. Aus meiner Sicht gehören wir zu den ersten Unternehmen, die eine industrielle Anlage anbieten.

Was sind die technischen Highlights des AM Cube, mit denen Sie sich vom Wettbewerb abheben wollen?

Der AM Cube bietet in mehrfacher Hinsicht eine hohe Flexibilität. Der automatische Kopfwechsel ermöglicht den Einsatz verschiedener Auftragsköpfe während des laufenden Fertigungsprozesses für unterschiedliche Anforderungen, zum Beispiel gute Oberfläche, hohe Auftragsrate oder die Kombination von unterschiedlichen Materialien. Zudem können Draht und Pulver als Auftragsmaterial in einer Anlage verwendet werden und die Anlage lässt sich schnell von einer vierachsigen auf fünfachsige Bearbeitung umrüsten. Ein weitere Besonderheit fällt unter den Begriff „Easy to use“: So kann der Bediener den Auftragskopf innerhalb eines dreiachsigen, kartesischen Koordinatensystems bewegen wie ein Bearbeitungszentrum. Somit ist ein einfaches Programmieren in DIN ISO an der Anlage möglich, genauso wie das Programmieren mit einem CAM-System. Außerdem können reaktive Materialien durch eine integrale Schutzgasatmosphäre geschweißt werden.

Foto: Chiron
Der 3D-Metalldrucker verfügt über zwei Auftragsköpfe, einer ist in Parkposition.

Wie wurde die Verwendung von Draht und Pulver als Auftragsmaterial technisch realisiert und welche Vorteile bringt es dem Kunden, beide Verfahren in einer Maschine einsetzen zu können?

Der automatische Wechsel des Auftragskopfes macht es möglich, Draht und Pulver zu verwenden. Dabei hat jedes Schweißmaterial seine Vorteile. Bei Draht werden 100 % des Schweißguts in Materialaufbau umgesetzt, die Auftragsraten sind höher und es besteht eine höhere Arbeitssicherheit, da kein Overspray wie bei Pulver anfällt. Mit Pulver werden gradierte sowie dünnere Schichten erreicht und es ist eine Innenbeschichtung möglich.

Das Marktpotenzial von 3D-Metalldruckern

Welche neuen Geschäftsfelder und Anwendungen wollen Sie mit dem AM Cube erschließen?

Wie in unserem Kerngeschäft liegt der Fokus auf dem Maschinenvertrieb, der eng mit dem Projektgeschäft gekoppelt ist. Der AM Cube eignet sich für die Beschichtung und Reparatur von Bauteilen sowie für die endkonturnahe Fertigung von Halbzeugen. Die Anlage ist für die Fertigung größerer Bauteile mit langen Beschaffungszeiten und hohen Materialpreisen ausgelegt. lm Maschinenbau, in der Werkzeugherstellung, in der Energieerzeugung oder im Aerospace-Sektor kann diese Technologie erfolgreich eingesetzt werden. Allesamt wichtige Zielbranchen der Chiron Group.

Welches Marktpotenzial sehen Sie für den neuen 3D-Metalldrucker und wie viele Maschinen wollen Sie jährlich verkaufen?

Wir wollen langsam anfangen und uns dann zu ganz vielen Maschinen steigern.

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Beim AM Cube kann der Auftragskopf während des laufenden Fertigungsprozesses gewechselt werden.

Wird es in naher Zukunft auch eine Hybridmaschine für die additive und spanende Fertigung von Chiron geben?

Nein. Hybrid verbietet sich aufgrund der stark unterschiedlichen Prozessgeschwindigkeiten. Außerdem soll subtraktiv die Genauigkeit erzeugt werden. Das ist mit einem warmen Bauteil nach dem Auftragsschweißen nur begrenzt bis gar nicht möglich. Außerdem sind Optik, Kühlschmiermittel und Pulver nicht kompatibel.