Image
Foto: Index

Drehmaschinen

Index geht verstärkt auf internationale Pfade

Index will globaler werden und hat dabei vor allem die Märkte in China und den USA im Visier. Zur Strategie 2020 gehören auch ein eigenes digitales Konzept und technische Innovationen.

von Rüdiger Kroh

Mit ihrer Strategie 2020 will sich die Index-Gruppe für eine erfolgreiche Zukunft positionieren. Ein Fokus liegt auf einer stärkeren Internationalisierung. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, globaler zu werden. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei den Märkten Asien und Amerika“, betont Dr. Dirk Prust, Sprecher der Geschäftsführung der Index-Werke GmbH & Co. KG. Traditionell ist Deutschland der stärkste Markt von Index. Im vergangenen Jahr wurden dort mit 243 Mio. Euro 52 % des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. „Wir wollen in unserem Heimatmarkt nicht verlieren und in Asien und USA überproportional wachsen“, ergänzt Reiner Hammerl, Geschäftsführer Vertrieb.

In China Applikationskompetenz aufbauen

Die Konzentration in Asien liege dabei auf China. „Dort handelt es sich technologisch nicht mehr um einen Markt zweiter Klasse. Unsere Erfolge erzielen wir in China mit Mehrspindlern und nicht mit Low-Cost-Maschinen“, so Hammerl. Daher wolle man mittelfristig auch in China Applikationskompetenz aufbauen, um aus Lagermaschinen kundenspezifische Maschinen zu machen. „Für unsere Wachstumsziele benötigen wir Unterstützung in Sachen Spanntechnik und Automatisierung.“ Derzeit fährt der Drehmaschinenhersteller in China zweigleisig mit dem Joint Venture Index Dalian Machine Tool und einer 100-prozentigen Vertriebstochter in Shanghai.

Umsatzplus von 12 % erwartet

Erste Erfolge der internationalen Ausrichtung wurden schon im vergangenen Jahr erzielt. In Asien konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 69 % auf 13 Mio. Euro steigern, in Amerika um 22 % auf 50 Mio Euro. „Dieses überproportionale Wachstum wollen wir in den nächsten Jahren fortsetzen“, sagt Prust, und Harald Klaiber, Geschäftsführer Finanzen, fügt hinzu: „Das gute Jahr 2017 mit einem Umsatzplus von 13,8 Prozent auf 470 Millionen Euro gibt uns Rückenwind für 2018. Wir erwarten einen weiteren Anstieg der Umsätze um 12 Prozent auf 525 Millionen Euro.“

Medizintechnikmarkt wird wachsen

Nach Branchen hat die Automobilindustrie bei der Marke Index einen Umsatzanteil von 53 %, bei den Traub-Maschinen liegt er bei 22 %. Wichtigster Abnehmer der Marke Traub ist die Medizintechnik mit einem Anteil von 29 %. Dazu Hammerl: „In den nächsten Jahren wird der Medizintechnikmarkt zweistellig wachsen. Daher wollen wir dort auch mit Index-Maschinen Fuß fassen, für die bislang die Medizintechnik nur 3 % der Umsätze ausmachte.“ Weiteres Wachstumspotenzial sieht er in der Luftfahrtindustrie, wo der Anteil von bisher 7 % gesteigert werden soll.

Rund 1.700 Besucher beim Open House

Beim diesjährigen Open House präsentierte Index den rund 1.700 Besucher im Werk Reichenbach den weltweit ersten CNC-Mehrspindeldrehautomat MS22-L, der auch langdrehen kann. Dabei wurde auf die bewährte MS22 eine Langdreheinheit aufgesetzt, mit der alle typischen Vorteile der Index-Mehrspindler erhalten bleiben, wird betont. Somit kann das Werkstück in einer Spindellage gleichzeitig vor- und fertiggedreht werden. Mehrspindler sind bei vielen Anwendungen die effizienteste Lösung. Das galt allerdings bislang nicht für lange und schmale Drehteile, bei denen ein ungünstiges Verhältnis von Länge zu Durchmesser eine stabile oder genaue Bearbeitung unmöglich machte, heißt es von Seiten des Herstellers. Dann blieb den Anwendern bei hohen Stückzahlen nur die Möglichkeit mehrerer einspindliger Langdrehmaschinen.

Langdreheinheit mit aufgesetztem Führungsblock

Mit der neuentwickelten Langdreheinrichtung sollen diese Einschränkungen der Vergangenheit angehören. Damit können Bauteile bis zu einer Länge von 200 mm und einem Stangendurchmesser von 5 bis 22 mm bearbeitet werden. Profitieren dürften von der MS22-L laut Index vor allem Hersteller von Serienteilen wie Einspritzdüsen für Ver-brennungsmotoren oder Düsen und Kolben in der Fluidtechnik sowie Implantate in der Dentaltechnik. In näherer Zukunft aber auch Produzenten von Elektroantrieben, denen damit ein hochproduktives Betriebsmittel für das Herstellen unterschiedlicher Wellen zur Verfügung gestellt wird.

Herzstück der Langdreheinheit ist der mittig auf die Spindeltrommel aufgesetzte Führungsblock, an dem die sechs Langdrehbuchsen verfahren werden. Die kugelgelagerte Führungsbuchseneinheit ist mit einer Doppelkonus-Führungszange ausgestattet. Um bei den unterschiedlichen Bearbeitungen optimale Ergebnisse zu erzielen, kann die Führungsbuchse mit verschiedenen Führungsdrücken programmiert werden. Zur Fräsbearbeitung wird die Füh-rungszange fest auf dem Stangenmaterial geklemmt. Integriert ist zudem eine Schwenk-

synchronspindel, die nicht nur eine beschädigungsfreie Abführung der fertig bearbeiteten Bauteile sicherstellt, sondern auch eine rückseitige Bearbeitung mit drei Werkzeugen ermöglicht.

Bei der Mehrspindeldrehmaschine können bei einer 6-spindligen Langdrehbearbeitung zwei Werkzeugträger pro Spindellage gleichzeitig eingesetzt werden, hebt Index hervor. Mit den damit möglichen zwölf im Einsatz befindlichen Werkzeugen sei eine hohe Produktivität sichergestellt. Zudem sorgen die Gleitführungen an Führungs- wie Bearbei-tungsschlitten für hohe Steifigkeit und daraus resultierend für ein Plus an Präzision. Bis auf die Langdreheinrichtung ist die L-Variante identisch mit einer Original MS22, sodass zum einen alle Werkzeuge verwendet und zum anderen sämtliche Peripherie-Geräte der Basismaschine übernommen werden können.

Passende Lösungen mit Automatisierung

Der Langdrehautomat Traub TNL20 wurde auf der Hausausstellung mit der optional integrierbaren Roboterzelle „iXcenter“ gezeigt. „Damit präsentiert sich Index als Systemlieferant, der seinen Kunden applikationsspezifisch auto-matisierte Zerspanungssysteme bereitstellt“, erläutert Dr. Prust. „Und diese Automatisierungszelle mit Roboter wird nicht die einzige bleiben, denn es ist eine strategische Entscheidung, dass wir als Lösungsanbieter auftreten wollen.“

Beim Thema Digitalisierung will Index eigene Akzente setzen. „Bei diesem Top-Thema sehen wir uns mit unserer ei-genen Plattform iXworld in einer Vorreiterrolle. Denn dieses Konzept reicht über technische Funktionen hinaus in den Service- und Organisationsbereich hinein und ermöglicht dem Anwender, schnell wirtschaftliche Vorteile zu realisieren“, urteilt der Sprecher der Geschäftsführung. Für die Cloud-basierte Plattform gibt es derzeit vier Portale, die eine einheitliche Benutzeroberfläche haben. „Dort sind alle digitalen Interaktionen zwischen dem Kunden und Index abgebildet“, betont Dr. Prust.

Vier digitale Portale

Das Portal „iXplore“ bietet alle wichtigen Informationen zum Unternehmen, zu dessen Produkten und Dienstleistungen. Dazu gehören technische Informationen zu den Maschinen und zukünftig auch deren Konfiguration im Web, heißt es von Unternehmensseite.

Der „iXshop“ löst den bisherigen Infoshop ab und dient der Beschaffung aller Produkte – auch Ersatzteile und Dienst-leistungen – rund um die Maschine. Das Modul „iXservices“ ist ein Serviceportal, mit dem sich alle Kundenmaschinen, auch von Drittanbietern, verwalten lassen. Es bietet ein Störungs- und Wartungsmanagement.

„iX4.0“ ist schließlich die IoT-Plattform, mit der die Produktionsmaschinen in die digitale Welt eingebunden werden. Sie liefert dem Anwender Zustandsdaten der Maschine für weitergehende Analysen.