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Foto: WBA
Prof. Wolfgang Boos, geschäftsführender Gesellschafter der WBA richtet einen Appell an die Branche und fordert beim diesjährigen Halbjahrestreffen gezielte strategische Ausrichtungen für einen zukunftsfähigen Werkzeugbau.

Unternehmen

Halbjahrestreffen: WBA richtet Appell an Branche

Die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie tagt beim Halbjahrestreffen 2021 digital, stellt vier neue Mitglieder vor und richtet einen Appell an die Branche. 

Beim digitalen Halbjahrestreffen 2021 der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie stellt die WBA gleich vier neue Mitglieder vor und richtet einen Appell an die Branche: Eine Strategie, um zukünftig die eigene Effizienz und Resilienz im Vergleich zum Wettbewerb zu erhöhen, muss es bereits heute geben. Globale Megatrends, wie Globalisierung, demografischer Wandel, New Mobility, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, beschäftigen die Branche Werkzeugbau schon seit einigen Jahren. Die Auswirkungen, die diese Trends auf die Branche und ihre Kunden haben, werden immer spürbarer. Werkzeugbaubetriebe müssen sich daher mehr denn je die Frage stellen, wie eine zukunftsfähige Positionierung aussieht, um auch im kommenden Jahrzehnt wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit ebendieser Frage beschäftigte sich auch das diesjährige Halbjahrestreffen der WBA am 06. Mai 2021. „Die systematische Entwicklung von Zukunftsszenarien zum Werkzeugbau 2030 bildet die Grundlage zur strategischen Wettbewerbspositionierung“, so Prof. Wolfgang Boos, geschäftsführender Gesellschafter der WBA, in seinem Vortrag. „Unabhängig von unseren vier Zukunftsszenarien – in denen ein Werkzeugbaubetrieb als Produktivitätsbefähiger, hochautomatisierter Werkzeughersteller, Engineer und Reifmacher oder reiner Instandhalter auftritt – existieren verschiedene Erfolgsfaktoren für den Werkzeugbau 2030, die entsprechend dem jeweiligen Zukunftsszenario unterschiedlich stark Berücksichtigung finden müssen.“

Appell an Branche zukunftsfähige Strategien voranzutreiben

Die zentrale Herausforderung sei dabei vor allem, solche Faktoren – wie digitale Vernetzung, datenbasierte Geschäftsmodelle, nachhaltige Wertschöpfung, kollaborative Arbeit und innovative Fertigungstechnologien – als Strategie für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit schon heute voranzutreiben. „Auch, wenn die Branche durch Corona und die aktuelle Transformation in der Automobilindustrie immer noch vor großen Herausforderungen steht, gibt es vielversprechende Anzeichen für ein gesamtwirtschaftlich positives Wachstum und die Erholung der Preise. Aus Erfahrung vergangener Krisen wissen wir, dass wir nicht nur im Krisenmodus operieren dürfen, sondern strategische Weitsicht gerade jetzt wichtig ist, um in der Folgezeit nicht überrollt zu werden“, so Boos.

Blitzumfrage zum Werkzeugbau 2030  

Im Zuge seines Vortrags nahm die WBA-Community an einer Blitzumfrage zur eigenen zukünftigen Ausrichtung teil. Das Ergebnis: Die meisten Unternehmen erachten die Szenarien des hochautomatisierten Werkzeugherstellers und des Engineers und Reifmachers für den eigenen Betrieb als am realistischsten. Digitale Vernetzung stach noch vor innovativen Fertigungstechnologien als wichtigster Erfolgsfaktor aus den Umfrageergebnissen heraus. Um zukünftig effizient und vor allem resilient zu bleiben, setzen die meisten Teilnehmer der Umfrage auf eine stärkere Integration der Prozesse ihrer Kunden und auf eine vollständige Digitalisierung ihres Werkzeugbaus. Weitere – wenn auch deutlich weniger – Teilnehmer der Umfrage gaben an, ihren Werkzeugbau großflächig automatisieren oder mit anderen Werkzeugbaubetrieben und Partnern kollaborieren zu wollen. Entwicklung einer „WBA-Cloud“ als Grundlage für eine kontinuierliche Verbesserung der Fertigung Auch die WBA selbst arbeitet an zukunftsfähigen Dienstleistungen. Daher treibt sie vor allem die Entwicklung digitaler Lösungen in ihrem eigenen Demonstrationswerkzeugbau voran. „Auf unserem Shopfloor sowie in der gesamten Prozesskette sammeln wir zurzeit alle vorhandenen Daten, um sie im Anschluss in einer zentralen Plattform zusammenzustellen. Hierzu arbeiten wir nicht mehr lediglich auf der konzeptionellen, sondern auf der operativen Ebene, auf der wir gerade alle verfügbaren Systeme verknüpfen“, erklärte Jan Wiese, Leiter Digitale Lösungen & Innovation der WBA. Im Fokus stehe die Vernetzung von Maschinen und Software als Basis für die echtzeitnahe Datenübertragung in eine virtuelle, private „WBA-Cloud“. „Durch die digitale Vernetzung aller vorhandenen Ressourcen und Systeme wird in der WBA die Grundlage für eine kontinuierliche Verbesserung der Fertigung sowie die Weiterentwicklung von Industrie 4.0-Lösungen anhand verschiedener Use Cases geschaffen. All das mit Fokus auf den Aufwand-Nutzen-Faktor, den wir in unserem Demonstrations-werkzeugbau testen. So können unsere Mitglieder und Kunden die WBA-Cloud im Anschluss erfolgreich einsetzen und ihren eigenen Werkzeugherstellungsprozess optimieren.“ Die echtzeitnahe Darstellung der drei Module Visualisierung der Informationen, Prognose und Optimierung ist über ein eigens entwickeltes und an die WBA-Cloud angeschlossenes, zentrales Dashboard abrufbar. „Die Ergebnisse der heutigen Blitzumfrage zeigen deutlich, dass eine vollständige Digitalisierung des Werkzeugbaus noch stärker vorangetrieben werden muss,“ resümierte Wiese. Mit der Entwicklung der WBA-Cloud geht auch der Ausbau des Demonstrationswerkzeugbaus einher: Um sich strategisch und operativ optimal auf die Fertigungsmöglichkeiten und -kompetenzen zu fokussieren, solle die Anzahl der Mitarbeitenden weiter steigen und in neue Maschinen investiert werden. „Wir wollen stärker in Richtung der Standardisierung schreiten. Wir haben uns in den letzten Jahren kontinuierlich zum innovativen Lohndienstleister entwickelt, sodass wir jetzt den nächsten Schritt gehen können. Daher agieren wir in der momentanen Krise auch antizyklisch und investieren in spannende Themen,“ berichtete Boos. Auch die Poten-ziale des 3D-Drucks für den Werkzeugbau wolle man im eigenen Demonstrationswerkzeugbau weiter erschließen.

Neue Studien zu relevanten Themen für den Werkzeugbau

Wie eine strategische und operative Weiterentwicklung des Werkzeugbaus aussehen kann, hat die WBA in drei neuen Studien erarbeitet. Die Studie Wettbewerbsfaktor Resilienz beleuchtet Ansätze und Handlungs-felder für eine krisensichere Ausrichtung von Werkzeugbaubetrieben und beantwortet die Frage, wie diese nach einem unvorhersehbaren Ereignis schnell wieder in einen robusten Prozesszustand gelangen können. Die Studie Datenbasierte Dienstleistungen für den Werkzeugbau unterstützt dabei, das Bewusstsein für datenbasierte Dienstleistungen innerhalb der Branche zu steigern und Aufgaben zu beschreiben, die für die Umsetzung zwingend erforderlich sind. Die Studie Erfolgreich Senkerodieren im Werkzeugbau beleuchtet den Status quo sowie derzeitige Herausforderungen und Entwicklungen, wie zum Beispiel variierende Bearbeitungsdauern, im Bereich der Senkerosion. „Ich kann Ihnen den kostenfreien Download der Studien nur ans Herz legen, da sie spannende Themen beleuchten und eine Orientierung für einen zukunftsfähigen Werkzeugbau geben,“ so Boos.

Kennzahlenvergleiche und CO2-Werkzeugpass

Weiterentwicklung, das wird während des Halbjahrestreffens mehr als einmal deutlich, bildet auch das eigene Leistungsportfolio der WBA ab. Auf die Nachfrage der Mitglieder und Kunden habe man reagiert. „Eine ausführliche Analyse des eigenen Werkzeugbaus im Rahmen unserer großen Benchmarking- und bilateralen Beratungsprojekte bleibt weiterhin möglich. Wir erweitern aber unser Angebot so, dass ein Kennzahlenvergleich nun auch in einzelnen Bereichen des Werkzeugbaus durchführbar ist,“ kündigte Boos an. Auch das Thema Zukunftsfähigkeit der Branche nimmt die WBA ernst und bietet Werkzeugbauunternehmen mit dem im eigenen Haus entwickelten CO2-Werkzeugpass die Möglichkeit, Emissionen während der Werkzeugherstellung messen und kalkulieren zu können. Mehrere WBA-Mitglieder und externe Unternehmen beteiligen sich bereits an dem Projekt, durch das das eigene nachhaltige Handeln für Kunden und Stakeholder sichtbar wird. „Das Thema Nachhaltigkeit ist bereits jetzt ein wichtiger Erfolgsfaktor. Mit dem CO2-Werkzeugpass möchten wir das Thema normativ in der Werkzeugbaubranche positionieren und prägen“, betonte Boos.

Neue Mitglieder in der WBA-Community

Im immer noch krisengebeutelten Jahr 2021 zählt die WBA weiterhin auf ein stabiles Community-Netzwerk – und wächst. Im Zuge des Halbjahrestreffens wurden gleich vier neue Mitglieder vorgestellt. Auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit der Voss Automotive GmbH, der Weißer + Grießhaber GmbH als Basis- sowie dem Kunststoff-Cluster und der Wianco Ott Robotics GmbH als Kooperationsmitglieder freue man sich.

Weiterbildung im Werkzeugbau mit neuem Kompaktkurs

Seit Januar läuft darüber hinaus das WBA-Weitebildungsprogramm 2021. In einstündigen Web-Seminaren werden Fakten und Trends sowie Strategien und Lösungen zu organisatorischen und technologischen Themenstellungen rund um den industriellen und digital vernetzten Werkzeugbau vermittelt. In ein- bis mehrtägigen Kompakt- und Intensivkursen können die Inhalte dann vertieft werden. Hinsichtlich eines wettbewerbsfähigen und resilienten Werkzeugbaus der Zukunft, hob Boos vor allem den neuen Kompaktkurs Nachhaltigkeit im Werkzeugbau als systematischen Einstieg in diesen entscheidenden Erfolgsfaktor für die Branche hervor. Der Kurs findet am 7. und 8. Juli 2021 statt. Anmeldung und Einblick in das vollständige Weiterbildungsprogramm sind auf der Homepage der WBA möglich.

Digitales Halbjahrestreffen 2021 – 2022 wieder physisch?

Mit einer Live-Schalte zum Managing Director des WBA-Mitglieds Harting Applied Technologies GmbH, Dr.-Ing. Volker Franke, schloss die WBA ihr erneut digitales Zusammenkommen ab. Das Unternehmen, das 2020 im Zuge des Wettbewerbs „Excellence in Production“ als Gesamtsieger zum Werkzeugbau des Jahres ausgezeichnet wurde, sollte der eigentliche Gastgeber der Veranstaltung sein. „Da eine Präsenzveranstaltung bei Harting auch in diesem Frühling nicht möglich war, mussten wir unser Treffen erneut in ein digitales Format überführen. Wenn die Rahmenbedingungen es zulassen, werden wir nächstes Jahr ganz sicher bei Harting zusammenkommen,“ versprach Boos. Die Hotelzimmer seien bereits angefragt, bekräftigte auch Franke, der zum Abschluss einen kurzen Einblick in die Fertigungstiefe des eigenen Werkzeugbaus gab.

ak

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Foto: WBA
Dashboard der WBA-Cloud – der kontinuierlichen Verbesserung in der Fertigung dient die zunehmende Digitalisierung des eigenen Demonstrationswerkzeugbaus.