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Foto: Rüdiger Kroh

Spanntechnik

Haimer als Systemanbieter erfolgreich

In den vergangenen Jahren hat sich Haimer konsequent zum Systemanbieter rund um das Werkzeugmanagement weiterentwickelt. Jetzt will man die Internationalisierung weiter vorantreiben und dem Wuchten eine größere Bedeutung geben. In den nächsten fünf Jahren soll so der Umsatz verdoppelt werden.

von Rüdiger Kroh

Ganz im Zeichen des 40-jährigen Bestehens der Haimer GmbH stand das dreitägige Open House am Hauptsitz in Igenhausen. Den über 800 Besuchern präsentierte sich das Familienunternehmen als Systemanbieter rund um das Werkzeugmanagement und stellte sein gesamtes Produktspektrum vor. Das umfasst inzwischen Werkzeugaufnahmen, Vollhartmetall-Fräswerkzeuge, 3D-Messgeräte, Maschinen für die Schrumpf- und Auswuchttechnik sowie neuerdings Werkzeug-Voreinstellgeräte.

Als Lohnfertigungsbetrieb gegründet

Der Weg dorthin begann am 1. März 1977, als Claudia und Franz Haimer das Unternehmen als klassischen Lohnfertigungsbetrieb gründeten. 1980 entstand am jetzigen Standort die erste Fertigungshalle und sieben Jahre später folgte die zweite. Das Produktprogramm wurde stetig ausgebaut, beispielsweise 1989 mit Werkzeugaufnahmen, 1996 mit der Markteinführung der ersten Tool-Dynamic-Auswuchtmaschine oder 1999 mit den Power-Clamp-Schrumpfmaschinen. Seine Produktionskapazitäten erweiterte das Unternehmen dann 2007 durch den Bau von zwei neuen Produktionshallen. Im Jahr 2013 stieg man mit einem eigenen Sortiment in den Bereich der Vollhartmetall-Werkzeuge ein. „Dies ist für uns ein zäher Markt, der sich langsam aber gut entwickelt“, urteilt Geschäftsführer Andreas Haimer aus aktueller Sicht.

Werkzeug-Voreinstellgeräte runden Produktspektrum ab

Der vorerst letzte Schritt der Produkterweiterung war die Übernahme der Microset GmbH von DMG Mori am 1. Januar 2017. Am Standort in Bielefeld baut Microset mehr als 750 Werkzeug-Voreinstellgeräte pro Jahr und macht etwa 10 Mio. Euro Umsatz. „Damit können wir die gesamte Prozesskette rund um die Werkzeugmaschine aus einer Hand anbieten“, betont Haimer. Der nun zweite Produktionsstandort für das Unternehmen soll mit Softwarekompetenz weiter ausgebaut werden.

Wachstum um 20%

Heute beschäftigt Haimer weltweit rund 700 Mitarbeiter und hat eine tägliche Fertigungskapazität von etwa 2.000 Werkzeugaufnahmen. Im laufenden Jahr wird das Unternehmen organisch voraussichtlich um 20 % wachsen, mit Berücksichtigung von Microset sind es sogar 30 % . „In den nächsten fünf Jahren wollen wir organisch unseren Umsatz verdoppeln“, nennt der Geschäftsführer den Plan. Dabei sieht Andreas Haimer in den vorhandenen Produktfeldern noch reichlich Potenzial. „Wir sind noch kein Global Player. Während wir in Deutschland einen Marktanteil von 15% in unserem Segment haben, sind es in den USA beispielsweise nur 3 bis 5 %.“ Daher ist die weitere Inter-nationalisierung eine der anstehenden Aufgaben.

Das Wuchten wird in vielen Betrieben unterschätzt

Aber auch die Produkte selbst bieten noch Wachstumschancen. So hat Haimer das Wuchten als ein in der Industrie vernachlässigtes Thema ausgemacht. „Von den rund 20.000 Zerspanungsbetrieben in Deutschland haben nur etwa 10 % eine Wuchtmaschine, aber 80 bis 90 % ein Werkzeug-Voreinstellgerät.“ Dabei gehört für den Geschäftsführer in jeden Werkzeug-Voreinstellraum auch eine Wuchtmaschine. Jeder ungeplante Werkzeugwechsel habe zusätzliche Rüst- und Stillstandszeiten zur Folge und diese ließen sich durch Auswuchten deutlich reduzieren. So hätten Untersuchungen bei einem US-amerikanischen Automobilhersteller ergeben, dass durch Wuchten die Anzahl der ungeplanten Werkzeugwechsel von 67 auf 7 % gesenkt werden konnte. Es gelte nun, die Kunden von diesen Vorteilen zu überzeugen. „Dann wird das Wuchten in 15 Jahren genauso bedeutsam sein wie das Voreinstellen“, ist sich Haimer sicher und sieht eine Verbreitung in den Betrieben von 80 bis 90 % als realistisches Ziel.