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Haben rechtzeitig die Weichen für die Transformation hin zur E-Mobilität gestellt und sehen zuversichtlich in die Zukunft: Christian Grob (li.), Aufsichtsratsvorsitzender der Grob-Werke GmbH & Co. KG, und CEO German Wankmiller. 
Foto: Rüdiger Kroh
Haben rechtzeitig die Weichen für die Transformation hin zur E-Mobilität gestellt und sehen zuversichtlich in die Zukunft: Christian Grob (li.), Aufsichtsratsvorsitzender der Grob-Werke GmbH & Co. KG, und CEO German Wankmiller. 

THEMA DER WOCHE 29/2022

Erfolgreicher Wandel in Richtung E-Mobilität

Bei Grob wurde in den vergangenen Jahren der Wandel in Richtung E-Mobilität erfolgreich bewältigt. Die Basis soll aber auch in Zukunft die Zerspanung bleiben.

Erfolgreich umgesetzt hat Grob den Wandel vom Verbrennungs- zum Elektromotor und sich neu positioniert. „Vor knapp sechs Jahren haben wir die Weichen für die Transformation hin zur E-Mobilität gestellt“, sagte Christian Grob, Aufsichtsratsvorsitzender der Grob-Werke GmbH & Co. KG, auf der Pressekonferenz während der Hausmesse. „Der Einsatz und Aufwand haben sich gelohnt, denn heute sind wir Marktführer in der Produktion von Fertigungsanlagen für Statoren eines Elektromotors. Gleichzeitig haben wir uns strategisch so aufgestellt, dass wir zukünftig Technologien für den kompletten Antriebsstrang von einem Elektrofahrzeug anbieten können. Angefangen vom E-Motor über Batteriemodul bis zur Batteriezelle.“ German Wankmiller, Vorsitzender der Geschäftsführung & CEO ergänzte: „Grob ist mit 60 % Marktanteil bei Hairpin-Statorlinien Marktführer für Elektroantriebe in der Autoindustrie.“

Technologien für den kompletten Antriebsstrang des E-Fahrzeugs

Für den konsequenten Ausbau der Elektromobilitäts-Aktivitäten wurden auch Maschinen und Anlagen für die Rotortechnik, die Nadelwickeltechnik und die Imprägniertechnik entwickelt und bereits erfolgreich in den Markt eingeführt. Vor drei Jahren sei man zudem in den schnell wachsenden Markt zur Herstellung von Großanlagen für die Batteriemontage eingestiegen. „Wir haben Maschinen, Prozessketten und standardisierte Montageabläufe für Großprojekte in der Batteriemodul- und der Batteriepackmontage entwickelt und diese bereits an die Automobilindustrie ausgeliefert“, berichtete Wankmiller. „Ein nächster, sehr wesentlicher Schritt für das Familienunternehmen Grob wird der Markteintritt mit Maschinen und Anlagen in der Batteriezellenproduktion sein. Bereits dieses Jahr erwarten wir einen ersten Großauftrag in sogenannten Giga-Factories.“

Die Zerspanung bleibt das Rückgrat

Doch bei Grob wollte man bewusst nicht nur auf E-Mobilität setzen, wie der CEO hervorhob. „Es war uns wichtig, dass die Zerspanung nicht hinten runterfällt, denn langfristig bleibt sie das Rückgrat der Firma.“ Daher wurde parallel zum Ausbau der Elektromobilitäts-Aktivitäten die Produktpalette im Systemgeschäft und bei den Universalmaschinen stark erweitert. Dazu erklärte CSO Christian Müller: „Im angestammten Systemgeschäft wachsen wir weiter mit den unterschiedlichen Maschinen der F-Serie. Dabei ist der Zuliefermarkt zu unserem wichtigsten Kunden geworden, der weiterhin in Anlagen zur Fertigung von Komponenten für E-Fahrzeuge wie Batteriewannen, Subframes oder Rahmenstrukturteilen investiert.“

Die Maschinen der F-Serie seien die passende Lösung für diese Bauteile in Leichtbauweise. Die A-/B-Achskombination im Tisch garantiert dabei einen freien Spänefall und besten Wärmeabtransport, der sich ideal für die MMS-Bearbeitung eignet. Bei der G520F handelt es sich um eine zweispindlige Maschine zur parallelen Bearbeitung von zwei Werkstücken. Sie besitzt einen Störkreisdurchmesser bis 1.200 mm in der B‘-Achse und 1.200 mm in der A‘-Achse (ohne Einschränkung), bei einer maximalen Werkstücklänge bis 1.500 mm (bei eingeschränktem B‘-Achsen-Schwenkbereich).

Angebot an Automatisierungslösungen vergrößert

„Bei den Universalmaschinen konnten 2021 mit einem Wachstum von fast 50 % im Vergleich zum Vorjahr selbst die Verkaufsziele um mehr als 20 % übertroffen werden“, konstatierte Müller. Die Gründe dafür seien einmal die Einführung der neuen 4-Achs-Maschinenbaureihe, der Ausbau des 5-Achs-Portfolios um die kleine G150 und auch die in diesem Bereich sehr wichtigen Automationslösungen. „Wir haben heute deutlich mehr Varianten für die Automation im Angebot und oft kann man sagen, dass wir zur Automationslösung noch eine Maschine verkaufen.“ Erweitert wurde das Angebot an Automationslösungen beispielsweise um das variable Palettenturmspeichersystem PSS-T300 für die 5-Achs-Maschinengrößen G150 und G350. Es ermöglicht die Anbindung von bis zu zwei Maschinen sowie zwei Rüstplätzen. Dabei können Paletten unterschiedlicher Größen kombiniert und gehandelt werden. Das PSS-T300 lässt sich zudem modular konfigurieren, unabhängig ob für ein oder zwei Maschinen sowie für ein oder zwei Be- und Entladestationen und auch unabhängig von der Anzahl und Größe unterschiedlicher Paletten und Regalebenen. Darüber hinaus verfügt das System laut Angaben über eine intuitive, übergeordnete Leitsoftware, die dank bildgesteuerter Piktogramme auch ohne intensive Schulung einfach zu bedienen ist.

Einstieg in die additive Fertigung

In das neue Segment der additiven Fertigung steigt Grob mit der GMP300 ein. Die Liquid-Metal-Printing-Anlage (LMP) wurde erstmals auf der Hausmesse vorgestellt. Die Maschine mit einer 3-Achsen-Kinematik hat einen Arbeitsraum mit Abmessungen von 300 mm x 300 mm x 300 mm. Die maximale Achsgeschwindigkeit liegt bei 30 m/min. Das aktuell im Metallbereich meistverbreitete additive Verfahren ist den Angaben des Mindelheimer Unternehmens zufolge das Powder-Bed-Fusion-Verfahren unter Einsatz einer Laserstrahlquelle. Es weise allerdings auch einige kritische Aspekte auf, wie die hohen Kosten für das Ausgangsmaterial verbunden mit dem Aufwand rund um die Pulverhandhabung, die geringen Aufbauraten vieler Anlagen und den damit hohen Prozesszeiten sowie den hohen Aufwand für die notwendigen Post-Processing-Schritte. So müssen, wie bei jedem anderen Verfahren in der additiven Fertigung auch, die Funktionsflächen nachbearbeitet werden.

Liquid Metal Printing arbeitet mit Draht statt Pulver 

Vor diesem Hintergrund wurde das flexible Fertigungsverfahren Liquid Metal Printing (LMP) entwickelt, das sich für die Herstellung endkonturnaher Bauteile und für die Einzel- und Kleinserienfertigung eignet. „Wir sehen einige Vorteile unserer Liquid-Technik gegenüber dem Pulververfahren“, urteilte CEO Wankmiller. „So sind wir beispielsweise dreimal schneller und unser Ausgangsmaterial ist nicht gesundheitsgefährdend.“ Denn im Gegensatz zum Pulverbettverfahren wird bei LMP-Prozess Draht als Ausgangsmaterial verwendet. Dadurch könnten nicht nur die Materialkosten reduziert werden, sondern es bestehe auch keine Gesundheits- oder Explosionsgefahr, sodass die persönliche Schutzausrüstung vereinfacht werde und zusätzliche Arbeitsschritte wie das Entpulvern des Bauteils sowie das Sieben und Aufbereiten des Pulvers entfallen könnten. Zudem handelt es sich beim LMP-Verfahren um einen Mikrogieß- und nicht um einen Schweißprozess, mit keinem oder nur geringem thermischen Verzug. Dadurch können nicht-schweißbare Legierungen verarbeitet werden, heißt es weiter.

Als weitere Vorteile des LMP-Verfahrens nennt das Unternehmen die hohe Flexibilität und Produktivität. Die Flexibilität werde erreicht durch die Möglichkeit eines schnellen Materialwechsels ohne hohen Reinigungsaufwand, durch die hohe Variabilität des Tropfendurchmessers und dadurch, dass sich Druckkopf und Düse während des Aufbauprozesses wechseln lassen. Die hohe Produktivität entstehe in erster Linie durch die erreichbaren hohen Aufbauraten und durch den reduzierten Nachbearbeitungsaufwand. Zu den Marktaussichten sagte Vertriebschef Müller: „Rund 90 % der AM-Anlagen im Markt sind derzeit Pulveranlagen, daher wird es sicher zu Verdrängung kommen. Aber die Stückzahlen werden auch noch zunehmen, sodass wir genügend Potenzial für unsere LMP-Anlage sehen.“

Ausbau der Produktionsflächen

Um dem enormen Zuwachs an Projekten in der E-Mobilität und dem konstanten Wachstum in den Zerspannungstechnologien gerecht werden zu können, benötigt Grob kontinuierlich mehr Fläche für Produktion, Montage und Inbetriebnahme. „Deshalb erweitern wir unsere Werke in Mindelheim, im chinesischen Dalian und im amerikanischen Bluffton“, informierte Wankmiller. „Darüber hinaus investieren wir erstmals in Indien in der Nähe von Bangalore in eine Montagehalle, wo wir Ende dieses Jahres mit der Produktion von Maschinen starten.“ Die Baumaßnahmen umfassen in Mindelheim die neue Montagehalle 14 mit 16.000 m², im chinesischen Werk eine Erweiterung von 45.000 m², in den USA zusätzliche 10.000 m² und in Indien ein Montagewerk mit etwa 5.000 m². Die Investionen für diesen Ausbau der Produktionsflächen belaufen sich im neuen Geschäftsjahr in der Grob-Gruppe auf über 60 Mio. EUR. Auch auf der Mitarbeiterseite wächst das Unternehmen. „Wir suchen an allen Standorten Mitarbeiter, allein in Mindelheim rund 400“, berichtete Wolfram Weber, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung und CFO. „Wir rechnen damit, dass wir zum Jahresende in Mindelheim etwa 5.200 Mitarbeiter beschäftigen und weltweit bei über 8.000 liegen werden.“

Mit Wandel zur E-Mobilität das Unternehmen zukunftssicher aufgestellt

Im Geschäftsjahr 2021/22, das im Februar 2022 zu Ende gegangen ist, hat die Grob-Gruppe eine Gesamtleistung von knapp 1,2 Mrd. EUR erreicht und fast 50 Mio. EUR in Neuentwicklungen investiert. „In den kommenden drei Jahren rechnen wir beim Umsatz mit jährlichen Wachstumsraten von 10 bis 15 %“, so Weber. Der Auftragseingang hat in der zweiten Hälfte 2021 stark angezogen und in den vergangen zwölf Monaten konnte Grob laut CSO Müller ein Wachstum von 35 % zum Vorjahr verzeichnen. „Unser Auftragseingang verteilt sich in diesem Zeitraum dabei mit knapp 30 % auf Nordamerika, 30 % auf Asien und etwas über 40 % auf Europa. Derzeit liegt unser Produktionsmix bei 37 % Zerspanung, 37 % E-Mobilität, 14 % Universalmaschinen und 12 % After Sales.“ Und so fällt auch der Ausblick von Christian Grob positiv aus: „Wir haben das Unternehmen zukunftssicher aufgestellt und sind weiter auf Wachstum gepolt.“

Die Zerspanung soll auch in Zukunft die Basis bei Grob sein: Im Bild ein Peltonrad auf einer G550T. 
Bei Fertigungsanlagen für die Produktion von Statoren für Elektromotoren in der Automobilindustrie ist Grob Marktführer. 
Für die Fertigung von Strukturbauteilen und Fahrgestellkomponenten bietet Grob die passenden Maschinen. 
Die zweispindlige G520F eignet sich für die Bearbeitung von Leichtbauteilen.
Das 5-achsige Bearbeitungszentrum G150 ergänzt die Baureihe nach unten. 
Grob-CEO German Wankmiller erklärt die Vorteile der neuen additiven Maschine. 
Mit dem Liquid-Metal-Printing-Verfahren hergestellte Bauteile. 
Die Liquid-Metal-Printing-Anlage GMP300 wurde erstmals auf der Hausmesse vorgestellt.
Blick in den Arbeitsraum der neuen additiven Maschine, die mit einem Mikrogießprozess arbeitet. 
Haben das Familienunternehmen Grob zukunftssicher aufgestellt: Der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Grob (re.) und sein Sohn Florian.