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Foto: Burkhardt+Weber
Das Bearbeitungszentrum MCX 1250 A sorgt bei Masévon in Hardenberg, Niederlande, für eine höhere Stufe der Genauigkeit. 

Werkzeugmaschinen

Eine höhere Stufe der Genauigkeit erreicht

Auf Basis des rollengeführten Bearbeitungszentrums MCX hat Burkhardt+Weber eine Maschine entwickelt, die eine höhere Stufe der Genauigkeit erreicht.

Mit dem Bearbeitungszentrum MCX von Burkhardt+Weber erreicht Masévon eine höhere Stufe der Genauigkeit. Doch der Reihe nach. Die Masévon-Gruppe ist ein Hightech-Systemlieferant, der Märkte wie die Halbleiterindustrie und Medizintechnik bedient, und seinen Hauptsitz in Hardenberg, Niederlande, hat. Mit insgesamt fünf Unternehmen und 200 Mitarbeitern erzielte die Gruppe im vergangenen Jahr einen Umsatz von 50 Mio. Euro. „Unsere Welt verändert sich und wird immer komplexer“, sagt COO Björn Wesselink. „Deshalb haben wir vor kurzem Masévon Advanced Systems gegründet, um komplexe Systeme unter ultrasauberen Bedingungen zu produzieren. Zu diesem Zweck haben wir einen Neubau in Angriff genommen, denn an unseren bestehenden Standorten konnten wir nicht mehr wachsen.“

Fräsen sehr komplexer Aluminiumteile

Die Kunden waren sofort begeistert von diesen Plänen, obwohl das neue Gebäude noch in der Planungsphase war. Masévon beschloss daher, mit dem Fräsen sehr komplexer Aluminiumteile zu beginnen, unter der Aufsicht von Henk Spalink, Gruppenleiter Zerspanung bei Masévon Advanced Systems, und Gert Dijk von Dijk Consult. Dieser erklärt: „Mit meiner unabhängigen Mess- und Beratungsfirma unterstütze ich Kunden bei der Anschaffung und Überholung von Werkzeugmaschinen. Es ist wichtig, dass sich die Unternehmen im Vorfeld genau orientieren, denn Probleme wie überfällige Inbetriebnahmen oder sofortige Reparaturen sind das Ergebnis unklarer Vereinbarungen zwischen Maschinenlieferant und Kunde.“

Bei Masévon steigen die Anforderungen an die Produkte stetig und waren mit den bisher verfügbaren Maschinen nicht realisierbar. “Damit begann unsere Suche nach der richtigen Fräsmaschine“, berichtet Wesselink. „Wir haben gemeinsam eine Ausschreibung erstellt – eine zukunftsorientierte Maschine sollte es sein und eine, die man flexibel an künftige Markttendenzen anpassen kann. Mit dieser Anfrage haben wir die üblichen Verdächtigen besucht, aber diese Maschinenbauer haben die Tür verschlossen gelassen und uns keinen Blick hinter die Kulissen gewährt.“

Rollengeführtes Bearbeitungszentren als Basis

Schließlich besuchte Masévon auch Burkhardt+Weber (BW) in Reutlingen. Dazu der COO: „Wir hatten dort sofort ein gutes Gefühl, auch weil wir ungefähr die gleiche Unternehmensgröße haben.“ BW hat sich auf die Herstellung großer, präziser und vor allem hochindividueller Bearbeitungszentren spezialisiert. „Wir wollen die ständig steigenden Erwartungen und Anforderungen der Kunden erfüllen und dafür Automatisierung und Digitalisierung optimal nutzen“, sagt Burkhardt+Weber-Geschäftsführer Olaf Furtmeier. Daher waren wir auf der Suche nach einem Partner, der diese agile Transformation mit uns durchläuft. Mit Masévon haben wir ihn gefunden und gegenseitig profitiert.“

Knut Weller technischer Sales Manager bei BW, ergänzt: „Als Basismaschine haben wir die MCX genommen, die ultradynamische Version unserer Serie von rollengeführten Bearbeitungszentren, mit Modifikationen an den Achsen, vor allem im Hinblick auf die hohen Geschwindigkeiten, die für die Aluminiumbearbeitung erforderlich sind. Über die Genauigkeitsausführung haben wir mehrfach diskutiert. Schließlich haben wir ein Protokoll erstellt, was bei der Vor- und Endabnahme erfüllt werden musste. Das war ein Schlüsselereignis, denn durch diesen Prozess haben wir alle gelernt.“

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Foto: Burkhardt+Weber
Burkhardt+Weber-Geschäftsführer Olaf Furtmeier (li.) und Technical Sales Manager Knut Weller konnten den Kunden von der BW-Philosophie überzeugen.

Gemeinsam wurden Messungen von Teilen angesehen, sowie dynamische und thermische Stabilitätstests an Maschinen. „Wir haben diskutiert, was vernünftig machbar ist und ab wann die geforderten Ansprüche zwar umsetzbar wären, aber Grenzen eines maßvollen Budgets überschreiten“, sagt Wesselink. „Schlussendlich haben wir eine optimale Balance gefunden. Diese Herangehensweise haben wir konsequent bei insgesamt 30 bis 40 Parametern durchgezogen. Das hat uns sehr viel Vertrauen in das Verhalten der Maschine und die zu erreichende Produktqualität gegeben.“

Höhere Stufe der Genauigkeit erreicht und Anforderungen übertroffen

Bei BW war man fest überzeugt, dass es nicht nötig ist, dass Masévon ein Bearbeitungszentrum mit höchstem Genauigkeitspaket bestellt. „Denn diese Maschine wäre deutlich kostspieliger gewesen“, verdeutlicht Marcos Ahorn, Area Sales Manager bei BW. „Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Kunden dieses neue Kontrollprotokoll entwickelt. Die Erfahrungswerte aus vergangenen ähnlichen Projekten haben uns gezeigt, dass es sinnvoll ist, Bewegungen von mehreren Achsen in Kombination zu setzen, um Genauigkeiten zu definieren, anstatt die Achsen nur einzeln zu betrachten. Inzwischen übertrifft Masévon sogar ihre eigenen Genauigkeitsanforderungen aufgrund der nahezu perfekten Umgebungsbedingungen und eines sehr stabilen Maschinenfundaments“.

Als das BW-Bearbeitungszentrum dann in Hardenberg eintraf, war das Fundament bereits seit einem Jahr vorhanden. Dijk: „Wenn eine Maschine nach einem Monat installiert wird, ist das Fundament noch nicht trocken und stabil. Dann kann der Maschinenbauer niemals die Spezifikationen erreichen, da sich das Fundament noch setzt. Deshalb hat Masévon ein Jahr gewartet und die Ingenieure von BW konnten die Maschine ordnungsgemäß installieren und in Betrieb nehmen.“

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Foto: Burkhardt+Weber
Die MCX verfügt über einen stabilen Maschinentisch. 

Laut Weller ist die Maschine für Masévon eine der genauesten, die BW je entwickelt hat. „Erst recht in einer 5-Achs-Version und mit diesen hohen Drehzahlen.“ Und Furtmeier scherzt: „Tatsächlich ist es eine große Messmaschine, die auch bearbeiten kann.“ Die Genauigkeit liegt bei 10 bis 20 µm innerhalb dem Raumvolumen eines Kubikmeters, und das ohne volumetrische Kompensation. Dank der A-Achse ist die flexible Bearbeitung verschiedener Werkstücke möglich − geringe Umrüstzeiten und hohe Produktivität sind die Folge. Dies ist besonders wichtig in einem dynamischen Markt wie der Halbleiterindustrie, die zwar nicht von vielen Playern geprägt ist, aber dafür von einem harten Preiskampf.

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Foto: Burkhardt+Weber
Gabelkopf für vielseitige Einsatzmöglichkeiten. 

Dijk betont, dass die Präzision der BW-Maschine rein mechanischer Natur sei. „Heutzutage ist es möglich, Fehler bei CNC-Maschinen so zu korrigieren, dass eine schlechte Maschine dank Softwareoptimierung gute Ergebnisse liefern kann. Aber das ist nicht das, was Masévon will“, bekräftigt Wesselink. „Wenn wir wissen, dass die Maschine thermisch stabil ist und keine Softwarekompensation erforderlich ist, dann können wir das Verhalten der Maschine vorhersagen.“

Die Maschine ist State of the Art

Die Maschine ist sowohl was den automatischen Produkt- und Werkzeugwechsel angeht als auch die Steuerung mit CNC-Programmen, die umfangreichen Messprogramme und die Datenerfassung zur Datenanalyse State of the Art. Furtmeier: „Nicht nur die Maschine selbst, sondern auch die Umgebungsbedingungen wie die Klimatisierung und das Fundament sind auf dem neuesten Stand der Technik. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Bediener trotz der umfangreichen Automatisierung die Maschine versteht.“ Dafür hat Dijk ein umfangreiches Trainingsprogramm für die Bediener aufgesetzt. „Wenn sie das Zusammenspiel zwischen Maschinengeometrie und Produktgenauigkeit nicht verstehen, holt man nicht das Beste aus der Maschine heraus.“

„Die fortschrittliche Maschine ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit“, so Wesselink. Furtmeier freut sich über dieses Feedback. „Auf der Basis unserer neuen Unternehmensvision, die mitunter von Agilität und Kundennähe geprägt ist, haben wir gut mit Masévon zusammenarbeiten können. Sie sind den deutschen Maschinenbauern in ihrer agilen Arbeitsweise mehrere Jahre voraus. Wir sind in einer Nische tätig und brauchen diese besonderen Herausforderungen, um unsere Stärken demonstrieren zu können. Dank dem Projekt mit Masévon waren wir in der Lage, in einer der anspruchsvollsten Branchen hinsichtlich Genauigkeit Maßstäbe zu setzen und das Thema Präzision intern neu zu definieren.“

Hans van Eerden/rk