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Foto: Chiron Group
Das Führungsteam der Chiron Group SE (v.li.): Bernd Hilgarth (CSO), Vanessa Hellwing (CFO), Carsten Liske (CEO) und Dr. Claus Eppler (CTO). 

Thema der Woche 29/2021

Chiron baut Produktportfolio weiter aus

Die Chiron Group geht zuversichtlich in die Zukunft. Beim Open House Online wurde das Produktportfolio mit zwei Weltpremieren weiter ausgebaut.

Seine Neuausrichtung hat die Chiron Group erfolgreich abgeschlossen und dabei auch sein Produktportfolio ausgebaut. „Wir haben die Krise gut genutzt für die Restrukturierung und konsequent weiter in Produkte und Digitalisierung investiert“, sagte CEO Carsten Liske anlässlich des Open House Online 2021. Mit dem Verkauf von Scherer Feinbau, der Integration von Stama und der Verschmelzung der deutschen Einheiten in die Chiron Group SE wurden schlankere Strukturen und effizientere Prozesse geschaffen. Zudem wurde durch die Akquisition der Schweizer Mecatis SA im August 2020 das Spektrum um präzise Bearbeitungszentrum für die Hochgeschwindigkeitszerspanung mikrotechnischer Komponenten erweitert. „Wir konnten unsere Marktposition in der Krise ausbauen und gehen mit dem stärksten Produktportfolio an den Start, das Chiron je hatte“, urteilte Liske. Entsprechend zuversichtlich schaute er nach vorne. „Wir sind aus der Kurzarbeit direkt in die Vollauslastung der Produktion in Tuttlingen und Neuhausen ob Eck gestartet. Die Marktentwicklung ist positiv und die Nachfrage auf einem guten Niveau.“

Chiron sieht Aufschwung auf breiter Basis

Und so war der Start in das laufende Jahr vielversprechend. „In den ersten fünf Monaten 2021 sind wir beim Auftragseingang sogar schon wieder um Einiges über dem Wert von 2019“, berichtete CSO Bernd Hilgarth. „Auch bis Ende des Jahres rechnen wir damit, insgesamt über 2019 abzuschließen.“ Der aktuelle Aufschwung gestaltet sich dabei relativ breit. Sowohl die Elektromobilität als auch die Medizintechnik und der allgemeine Maschinenbau ziehen laut Hilgarth an. Selbst die konventionelle Automobilindustrie habe zugelegt, sei aber noch nicht auf dem Niveau von 2018.

Im vergangenen Jahr blieb auch Chiron nicht von einem deutlichen Rückgang beim Auftragseingang verschont. Dieser hatte eine Veränderung im Branchenmix zur Folge. Während der konventionelle Automobilbau 2020 von 47 auf 30 % einbrach, konnte sich die Elektromobilität mit einem Anteil von 9 % fast konstant halten. Abgemildert wurden die Rückgänge durch die Zuwächse im Maschinenbau von 14 auf 19 % sowie in der Präzisions- und Medizintechnik von 12 auf 17 %.

Das Produktportfolio weiter ausgebaut

Beim Maschinenprogramm wurden im Zuge der Neuausrichtung bisherige Überlappungen der Marken Stama und Chiron bereinigt. „Somit haben wir jetzt für eine spezifische Arbeitsraumgröße nur eine Lösung am Start“, erklärte CTO Dr. Claus Eppler. Im Kernbereich der Chiron Group mit den Baureihen 08 bis 22 ist der integrierte Werkstückwechseltisch das zentrale Element des Baukastensystems. Bei den größeren Maschinen ist man den Schritt weg vom Werkstückwechsler und hin zum Palettenwechsler gegangen, weil große Werkstücke wie Getriebe- oder Elektromotorengehäuse idealerweise über Paletten zugeführt werden.

Zwei Weltpremieren beim Open House Online

In diesem Segment feierte die Baureihe 28 mit einem Spindelabstand von 1.200 mm auf dem Open House Online ihre Weltpremiere. Sie wurde laut Chiron für die dynamische und gleichzeitig präzise Komplettbearbeitung großvolumiger, komplexer Strukturbauteile in der Automobilindustrie und der Luftfahrt konzipiert. Das doppelspindlige Bearbeitungszentrum ist in zwei Varianten verfügbar: Als DZ 28 P five axis mit Palettenwechsler für hohe Stückzahlen mit kurzen Taktzeiten und als DZ 28 S five axis zum Direktbeladen. Das Bedienen und Beladen kann auf getrennten Seiten erfolgen, sodass der Maschinenbediener optimalen Zugang zum Arbeitsraum und eine gute Einsicht in den Bearbeitungsprozess hat, so der Hersteller weiter. Darüber hinaus verfügt die DZ 28 über komplett unabhängig in Z- und X-Richtung verfahrbare Spindeln und ein Werkzeugmagazin mit 60 Plätzen. „In der Baureihe 28 haben wir Dynamik mit einem steifen Maschinenaufbau gepaart“, resümiert Eppler.

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Foto: Chiron Group
Das Produktspektrum nach oben erweitert: Bei der DZ 28 sind die Spindeln komplett unabhängig verfahrbar und ermöglichen damit eine hohe Flexibilität bei der Bearbeitung von großvolumigen Bauteilen.

Für die Stangen- und Profilbearbeitung

Die zweite Weltneuheit war die Baureihe 715 für das autonome Bearbeiten aller sechs Seiten. Sie wurde entwickelt auf Basis der Fertigungszentren für die Stangenbearbeitung, der Chiron FZ 08 S mill turn precision+ und der Stama MT 733. Die beiden Maschinentypen MT 715 und MP 715 ‒ dabei steht MT für Mill Turn und MP für Multi Profile − umfassen insgesamt vier Ausbaustufen für Fräs- und Drehoperationen in beliebiger Abfolge. „Die Maschinen können vom Stangenlader bestückt werden und verfügen über ein integriertes Werkstückhandling, mit dem auch Profile zugeführt werden können“, erläutert der CTO. „Damit eignet sich die Baureihe 715 für die Komplettbearbeitung an sechs Seiten, beispielsweise in den Branchen Medizintechnik, Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt oder Automobilindustrie.“

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Foto: Chiron Group
Die Baureihe 715 ermöglicht kurze Durchlaufzeiten und hohe Autonomie durch die 6-Seiten-Komplettbearbeitung.

Neben den Werkzeugmaschinen liegt bei der Chiron Group ein Hauptaugenmerk auf Automatisierung und Digitalisierung. Dazu Eppler: „Wir sind überzeugt, dass digitale Systeme, Datenhandling und datengetriebener Service zum Endkunden zukünftig den Unterschied ausmachen werden. Dafür haben wir unser Smartline-Produktportfolio weiter ausgebaut und wollen damit die Produktivität beim Kunden steigern.“ Die digitalen Systeme von Smartline schaffen die Voraussetzungen, um Informationen aus Bearbeitungszentren auszuwerten und so Potenziale in der Fertigung gezielt erschließen zu können.

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Foto: Chiron Group
Ausgestattet mit einem direkt angetriebenen Torque-Schwenkkopf ist die Baureihe 715 optimiert für die 5-Achs-Simultanbearbeitung.